Kalenderfrage

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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talitaNeu
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Re: Bibel- Änderung der Zeiten

Beitrag von talitaNeu »

BratIvan hat geschrieben:
Liebe Alexandra,

Das Heilige Feuer ist in der Tat ein großes Zeichen von oben. Dabei spielt stellt sich folgende Frage:

Lässt der HERR das Osterfeuer zum bekannten Zeitpunkt herabkommen
a) weil er den alten Kalender ehren will, oder
b) weil alle Orthodoxen Kirchen Ostern nach dem alten Kalender feiern, oder
c) weil das Patriarchat von Jerusalem den alten Kalender feiert?
Lieber Bruder Johannes,

Entschuldigung für die verspätete Antwort. Ich wollte frech sein :oops: ;-) und mit Gegenfragen antworten, wenn es ok ist.
Es steht geschrieben, dass man Gott nicht prüfen soll. Wäre es nicht prüfen, wenn man von Gott verlangen würde, dass Er uns Sein Zeichen, das Er uns über Jahrunderte gibt an einem von uns gewählten Datum gibt?
Ist auch nicht ein größeres Zeichen für die Orthodoxie als begnadete Nachfolger Christus, dass einzig an dem Tag, an dem die Orthodoxie die Auferstehung Christus feiert, Gott uns Licht (Die Bekundung Jesus als Seinen Sohn und dem Licht der Welt) als Zeichen schenkt?

Persönlich bin ich gegen eine Änderung der Kalender. Wenn es aber doch nötig ist, was durch aus sein kann - bin nicht sehr belesen, muß ich zugeben-, dann würde ich viel beten und um Führung bitten, denn es ist eine Heilige Sache, die man da Verrücken will.....
Mein Zuhause

Herr Gott mein Vater, (Psalm 61. V.5)
ich m?chte weilen in deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Fl?gel.
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BratIvan
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Beitrag von BratIvan »

Liebe Alexandra,
Wäre es nicht prüfen, wenn man von Gott verlangen würde, dass Er uns Sein Zeichen, das Er uns über Jahrunderte gibt an einem von uns gewählten Datum gibt?
Die Kirche hat bereits auf dem 1. Ökum. Konzil gezeigt, dass sie durch ein vom Hl. Geist geleitetes Konzil durchaus Entscheidungen von der besagten Tragweite schließen kann. Sie hat damals den Kalender und die Ostertermin-Berechnung vereinheitlicht (In Kleinasien gab es z.B. einen anderen Brauch) und bestimmte den Patr. von Alexandrien dazu, jährlich den Ostertermin nach seiner Berechnung den übrigen Patr. durch ein Sendschreiben mitzuteilen. Auf dem 7. Ökum. Konzil ? glaube ich ? wurden nochmals Feinheiten der Berechnung festgelegt, die es ermöglichten, dass jede Kirche selbständig den Termin errechnen kann.
Also siehst Du, dass der Kalender eine Sache der Menschen ist, die jedoch von der Gemeinschaft der Kirche in ihrer höhsten Ausdrucksform, dem Bischofskonzil, behütet und verwaltet wird.

Eine Versuchung Gottes wäre es tatsächlich, wenn das Patriarchat von Jerusalem 1923 den anderen "griechischen Patriarchaten" gefolgt wäre und ohne ein gültiges Konzil und ohne Einmütigkeit unter den Kirchen den gregorianischen Kalender und womöglich noch den römischen Ostertermin eingeführt hätte.
Es gab tatsächlich historische Fälle, in denen das Hl. Feuer nicht ohne Probleme herabkam, z.B. als die Armenier versuchten, die Orthodoxen zu verdrängen und das Hl. Feuer zu empfangen. Es kam dann durch eine Säule am Eingang der Hl. Grabeskirche, wo die Orthodoxen, aus der Kirche ausgesperrt, beteten.

Was will ich damit sagen? Meine Frage von Oben ist also noch offen für die Debatte...

Alles Gute
Novize Johannes
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Br. Johannes,

ich denke das unser Gott mit dem Zeichen des Herabkommens des Hl. Feuers am orthodoxen Ostertermin, uns zu denken geben möchte was eigentlich die Rechtgläubigkeit ausmacht. Es ist sicher nicht der Kalender an sich :)

Ich hoffe das Thema steht somit immer noch zur Debatte.

Gedenke meiner,

dein sündiger br. milo
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Hallo milo,

und noch Zeichen zu setzen in unserer Welt, in der man an die Wunder des Herrn nicht mehr zu glauben scheint. Ein Zeugnis für den Glauben :!:

L.G. René
Ehre sei Dir oh Herr

Re: Bibel- Änderung der Zeiten

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

BratIvan hat geschrieben: Das Heilige Feuer ist in der Tat ein großes Zeichen von oben. Dabei spielt stellt sich folgende Frage:

Lässt der HERR das Osterfeuer zum bekannten Zeitpunkt herabkommen
a) weil er den alten Kalender ehren will, oder
b) weil alle Orthodoxen Kirchen Ostern nach dem alten Kalender feiern, oder
c) weil das Patriarchat von Jerusalem den alten Kalender feiert?

Diese Frage geht an Alle
Gottes Segen
?N.J.
Lieber Bruder Johannes,

in dem Bericht, der im Bereich "Wunder" angegeben ist heißt es u.a.:

"Das Wunder bewegt mich jedes Jahr aufs neue tief. Jedes mal bedeutet es einen weiteren Schritt zu meiner Bekehrung. Fur mich personlich ist es ein großer Trost, Christus Treue zu uns zu erleben, die Er dadurch beweist, dass Er uns das Licht jedes Jahr trotz unserer Schwachen und Versagen wieder sendet. Wir erleben viele Wunder in unsere Kirche, und Wunder sind nichts Fremdes fur uns. Es passiert oft, dass Ikonen weinen, wenn der Himmel uns zeigen will das er uns nahe ist; wir haben auch Heilige, denen Gott viele geistige Gaben schenkt. Keines dieser Wunder hat jedoch so eine durchdringende und symbolische Bedeutung fur uns, wie das Wunder des Heiligen Lichtes. Das Wunder ist beinahe wie ein Sakrament. Es vergegenwartigt die Auferstehung Christi, als ob sie nur vor ein paar Jahre n geschehen ware."

Wahrend der Patriarch in der Kapelle vor dem Grab kniet, ist es zwar stockdunkel draußen, aber deswegen herrscht noch lange keine Stille. Man hort ein lautes Murmeln, die Atmosphare ist sehr gespannt. Wenn der Patriarch mit den zwei brennenden Kerzen hervortritt, die die Dunkelheit erhellen, hallt ein lautes Jubeln in der Kirche wieder, vergleichbar mit dem Torschrei bei einem Fußballspiel.

Das Wunder führt zum Glauben.."

Dies ist, glaube ich, einer der Punkte, die man als Begründung sehen könnte. Das Wunder geschehen, auch oder gerade in unserer rationalistischen und materialistischen Welt. Das "der Himmel" oder besser unser Herr uns nahe ist und nur auf uns wartet. Darauf das wir uns Ihm zuwenden. Mit ganzer Seele, mit ganzem Sinn, mit unserem ganzen Gemüt und Ihn in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen,
nicht die täglichen Banalitäten, das Geld, den Ruhm, die Sünden...., denn - wie es geschrieben steht - wir können mit all unserer Sorge unserem Leben nicht einen einzigen Tag hinzufügen...

Vielleicht, so Gott will, kommen wir auch einmal in den Genuss dieses Wunder erleben zu dürfen.

Herzliche Grüße
René
peter
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Wunder der Zeit

Beitrag von peter »

Lieber René,

wollte Dich zwischendurch darauf aufmerksam machen, daß Du den 1000.ten
Aufruf zur Kalenderfrage getätigt hast, welchem ich den 1001.ten folgen lassen möchte (wer fühlt sich nicht von der deutschen Kinderstube an die unchristlichen Wunder aus tausendundeine Nacht erinnert).

Für mich hängt das jährliche, österliche Wunder in Jerusalem eng mit dem Wunder der Zeit zusammen, in welche das Göttliche Licht sehr präzise eintritt (obwohl hin und wieder, leicht verzögert, auf den Gang der "Zeit", also auf das Gesamtereignis unserer konkreten Geschichte bezogen). Deshalb oft die unbegründete Furcht, jenes Licht könnte ausbleiben. So wie das Taborlicht
ein Gnadenerweis an die drei Jünger war, so stehen wir hier als orthodoxe Gläubige in der Gnade Gottes. Mögen die Konfessionen diesen "Erweis" abtun, sofern sie davon überhaupt Kenntnis haben. Wir besitzen hierin sozusagen den Zeitkompaß auf Nullmeridian vorgegeben, wogegen die Kalendererneuerer, welche den heiligen Kirchenkalender auf Weltzeit eichen möchten, vergeblich Sturm laufen werden. Es wird ihnen nichts nützen, weil die Welteinheitskirche auf Sand gebaut ist, die Kirche Gottes aber auf den Felsen unseres Glaubens. Das Wunder der Zeit ist mit dem unerschaffenen Licht der Ewigkeit auf unerforschliche Weise verbunden.
Das heilige Feuer von Jerusalem ist wie das Nadelöhr. Hier gilt wieder das Kierkegaard'sche "Entweder Oder", um einen Zeitzeugen zu zitieren.

Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner, des Sünders

Peter
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
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BratIvan
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Beitrag von BratIvan »

Liebe Brüder,
auf wunderbare Weise habt ihr meine Frage gelöst! Offenbar hat sie sich als fruchtbar erwiesen. Ja, über die Wunder Gottes kann man nur staunen! Vielen Dank euch allen.

S.N.J.
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Hallo, Ihr Lieben,

wenn ich also die gegen den NK sprechenden Argumente zusammenfasse, ergeben sich folgende Meinungen:

Die Apostel trafen sich mit ihren unterschiedlichen Standpunkten zu einem Konzil zusammen und legten ein Prinzip fest, welches die Kirche leiten sollte. Es wurden Regeln verkündet und Kanones erstellt, die das Siegel des heiligen Geistes trugen.

Die Schrift stellt eindeutig fest, dass die Auferstehung des Herrn nach dem jüdischen Passah stattfand.
Also darf man Ostern auch nicht vor oder zusammen mit dem Pessachfest feiern. Dies kann man aber nach neuem Kalender nicht gewährleisten.
Verschiedene russisch orthodoxe Konzile (ich bin orthodoxer Christ der Russischen Kirche) beschlossen auch, dass ?die alten Gebräuche siegreich bleiben? sollen.

Der Neue Kalender bringt nicht nur Ostern durcheinander sondern auch andere Fixpunkte. Der wichtigste ist das Apostelfasten. Ich wurde von einem Bruder im Herrn auch gerade auf das Apostelfasten hingewiesen. Dieses beginnt am Montag nach Allerheiligen, also dem Sonntag nach Pfingsten und dauert bis zum Fest der Apostel am 29. Juni AK. In den Kirchen, die den NK eingeführt haben, gibt es daher bei einem späten Ostertermin nicht nur kein Apostelfasten, sondern sogar "minus 8 Tage". Das Apostelfasten hört bei denen also 8 Tage vor seinem Anfang bereits auf. Ein solches Absurdum für eine der wichtigen Fastenzeiten im Kirchenjahr zeigt wohl deutlich, wie wenig der NK akzeptabel ist.

Apostolischer Kanon VII - "Wenn irgendein Bischof, Priester oder Diakon das Osterfest vor dem Frühlingsäquinoktium zusammen mit den Juden begeht, der sei seines Amtes enthoben."

"Es sollen die alten Gebräuche siegreich bleiben" - Kanon VI, Erstes Ökumenisches Konzil

"insofern der Brauch und die alte Tradition siegreich geblieben sind..."
Kanon VII, Erstes Ökumenisches Konzil

"...gemäß den Kanones der Heiligen Väter und dem alten Brauch..." - Kanon VIII, Drittes Ökumenisches Konzil

Nach dem Beschluss des Konzils von Nicäa 325 ist der Ostertemin

1. nach dem ersten Frühlingsvollmond und

2. nach dem jüdischen Pessachfest zu setzen.

Davon ausgehend ist der österliche Festzyklus IN JEDEM FALL an den "alten Stil" gebunden - selbstverständlich bezieht sich dies dann auch auf das Apostelfasten.

3. Ostern ist zu feiern nach dem Frühlingsäqiunoktium
4. Christen feiern nicht am selben Tag wie Juden (14. Nisan)
5. Ostern wird immer am Sonntag gefeiert (den 8. Tag- Tag der Auferstehung)

Warum hat die gesamte Kirche nach diesem Konzil (325) immer nach dem jüdischem Pesah Ostern gefeiert, und nicht vorher!? War nicht die Priorität der Beschließung dass alle Christen am gleichen Tag Ostern feiern? Das beweisen die anderen Beschlüsse danach, welche diejenigen die an einem anderen Tag oder zusammen mit den Juden das Ostern feiern, mit der Excommunio drohen.

Der Herr ist doch am Freitag den 14. Nisan, also jüdischen Pesah gekreuzigt worden.
Am dritten Tage auferstanden, das war ein Sonntag!
In den ersten Jahrhunderten war es terminlich ungeregelt, aber man hielt sich am 14. Nisan fest da man das geschichtlich sicher wusste.
Bereits Ap. Paulus sträubt sich das man am gleichen Tag mit denen Feiert die das "Blut des Herrn an ihren Händen kleben haben".
Die "Schwammigkeit" bzgl. des Ostertermins, dem größten Fest der Kirche, wollte man endlich durch ein Konzil regeln.
Punkt 2 und Punkt 4 des oben rekonstruierten Beschlusses, ergeben das es immer nach dem 14.Nisan ist, und wenn dieser selbst an Sonntag fällt, dann wird das Osterfest eine Woche später stattfinden.
Typologisch gesehen kann das neutestamentliche Neue Pesah nur nach dem alttestamentlichen Pesah kommen!

Der Papst hat gegen diese allgemein gültigen Konzilbeschlüsse der Kirche verstoßen, in dem er durch eigenhändige Kalenderreform den Feiertagstermin wider zersplittet hat, und somit die Mühe der heiligen Konzilteilnehmer verspottet. Jetzt feiert er wie es ihm beliebt, mal vorher, mal gleich, mal nach den Juden.
Aber was sage ich da, er hat ja schon vorher oft genug eigenhändig Sachen im Namen der "Kirche" beschlossen, und die andern sind die "wahren Shismatiker"!

Es gab und gibt in Wahrheit nur den "Kirchenkalender", entworfen und beschlossen zum einheitlichen kirchlichen Gebrauch vom Nicänum I, dann bis zur unheiligen
Reform des Papstes Gregor XIII. Ende des 16. Jahrhunderts mehr als tausend Jahre in Kraft, bis zum 20. Jahrhundert einheitliche Grundlage bei der Orthodoxen Kirche, bis die unseligen Reformen des griechischen Freimaurers und Patriarchen Metaxakis auch hier die Spaltung einleiteten.
Bedenkt doch bitte, was sind die achtzig Jahre der Anpassung an den
"Weltkalender" gegen die 1700 Jahre kirchlicher Praxis. Heiligen wir uns in der liturgischen Zeit, statt dem ach so modernen Zeitgeist hinterherzulaufen.

D.h., typisch neukalendarisch ist die Argumentation, dass die ganze Sache mit der Genauigkeit der Zeit etwas zu tun; gerade das ist es eben nicht. Als Pfeiler gelten die Beschlüsse des ersten Ökumenischen Konzils von Nicäa im Jahre 325, wo es um die Berechnung des Osterdatums geht (nie vor und zusammen mit dem Pascha der Juden). Die Panorthodoxen Synoden des 16. Jahrhunderts unter der Führung des Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. (Tranos) haben dies bestätigt und die Befolger des neuen päpstlichen Kalenders mit dem Ausschluss aus der Orthodoxen Kirche belegt. Dies gilt selbstverständlich auch für die Befolger des sog. "gemischten Kalenders", der zwar das Osterdatum nach dem alten kirchlichen Kalender berechnet, aber sonst, was das Menologion anbetrifft, mit dem neuen geht.

Nach der Entscheidung des Ersten Ökumenischen Konzils müssen zur Zelebration des Pas?cha (Ostern) folgende vier Punkte eingehalten sein (Pedalion, S. 9, s. u.): a) Frühlingstagundnachtgleiche,
b) erster Vollmond nach der Frühlingstagundnachtgleiche, c) nach dem jüdischen Pessach, d) der erste Sonntag nach a) bis c). Was nun das jüdische Pessachfest betrifft, so soll dies am 14./15. Tag des ersten Monats (Nissan) gefeiert
werden (Ex 12 bzw. Lev 3,4-8). Ob die (heutigen) Juden noch nach ihrer eigenen Regel leben, ist dabei völlig belanglos, denn die Hl. Väter der Konzile haben ihre Regel natürlich unabhängig von irgendwelchen anderen Bedingungen aufgestellt.
D.h. selbst wenn es überhaupt keine Juden mehr gäbe, gilt immer noch die Regel, die sich auf das jüdische Gesetz bezieht. Oder anders gesagt, selbst wenn alle vom Gesetz abweichen, bleibt dieses doch bestehen.
Und an diesem, orthodoxen Ostertermin erscheint ja auch jedes Jahr das unstoffliche Licht in der Auferstehungskirche zu Jerusalem.


So lange es kein Gesamtorthodoxes Konzil gibt, wo von Allen beschlossen wird, nach einem anderen Kalender zu feiern als einst verfügt wurde, bleibt alles andere eine unzulässige Abweichung von den Traditionen.

Schon der Apostel Paulus schrieb: "Nun wohl, Brüder, stehet fest und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder brieflich von uns empfangen habt."

Es ist doch eigentlich ganz einfach, so sehe ich das jedenfalls.
Unser Herr gründete die Kirche. Er suchte sich die Apostel aus, welche vom Heiligen Geist erfüllt sein Werk fortsetzten. Da sie unterschiedliche Standpunkte hatten, versammelten sie sich zu einem Konzil und legten ein Prinzip fest, das die Kirche leiten soll.
In den sieben ök. Konzilien hat man also siebenmal Regeln und Dogmen erstellt, die das Siegel des Heiligen Geistes trugen.
Diese haben bis heute Gültigkeit und wie schon angemerkt, gab es kein Gesamtorthodoxes Konzil, das etwas anderes beschloss.

Ich hoffe, nichts Wesentliches übersehen zu haben.

Euer René
Konstantin_3
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Registriert: 30.01.2007, 10:02

Re: Kalenderfrage

Beitrag von Konstantin_3 »

administrator hat geschrieben:Liebe Brüder und Schwestern,

alle wissen hoffentlich :roll: das es den "alten" und den "neuen" Kalender gibt, und das die Kirchen diese verschieden benutzen.
Was meint ihr, sollten wir "altkalendarier" unseren ändern damit wir endlich alle auf der Welt gemeinsam am gleichen Tag die Feiertage feiern?

Grüße,

altkalendarier
Hallo,

habe mich erst vor kurzem in diesem Forum angemeldet und lese nach und nach alles durch.

Die oben gestellt Frage interessiert mich und da möchte ich auch etwas zu schreiben.

Da nun mal der alte Kalender der richtige ist und der neue Kalender die heiligen Tage natürlich deswegen alleine zu einem falschen Datum ausweist, ist es meiner Meinung nach falsch den neuen an zu nehmen.

Das einzige Fest was nicht vom Datum her verfälscht werden konnte, ist ja bekanntlich das Osterfest, da das heilige Feuer in Jerusalem halt immer zum gleichen Datum auf die Erde niederkommt.

Einheitlich unter Christen zusammen zu feiern ist ein guter Gedanke.
Doch sollten nicht dafür wissentlich falsche Tage ausgewählt werden oder verschiedene Glaubensrichtungen deswegen vermixt werden.

Lieben Gruss

Konstantin
Milo
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Re: Kalenderfrage

Beitrag von Milo »

Konstantin hat geschrieben:
Einheitlich unter Christen zusammen zu feiern ist ein guter Gedanke.
Doch sollten nicht dafür wissentlich falsche Tage ausgewählt werden oder verschiedene Glaubensrichtungen deswegen vermixt werden.

Lieben Gruss

Konstantin
Lieber Konstantin,

danke das Du die Frage nochmal aufgreifst.

Ich hatte hier nicht vor zu propagieren, das wir alle die wir uns selbst Christen nennen (sprich alle Konfessionen) am gleichen Tag feiern sollen. Das wäre zwar erstmalig der Nebeneffekt, aber nicht der Grund!

Mir ging es darum das was zerrissen ist, nähmlich das meine orthodoxen Geschwister im Glauben noch Fasten während ich neben ihnen schon mich am Festessen labe und um mich grüße: Christus ist geboren!
Oder auch umgekehrt gesehen.

Also was war die Lösung in der Vergangenheit der Kirche für solche Fälle?
Denken wir an das Problem der Datierung des Osterfestes in Rom und in Antiochia...
Ich meine das, und nur das kann auch die Lösung in dieser unseligen Kalenderfrage sein!

Herzliche Grüße,

Milo
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theofan
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Registriert: 19.02.2009, 11:54

Beitrag von theofan »

Ehre sei Dir oh Herr hat geschrieben:Hallo, Ihr Lieben,

...
Ich hoffe, nichts Wesentliches übersehen zu haben.

Euer René
Lieber René,

wesentlich ist, die Kalenderfrage (AK-NK) von der Osterterminfrage zu trennen, weil es sonst sehr durcheinander geht.

1. Zum Ostertermin:
Die Intention der Konzilsväter war es gewiss, die Bestimmung des jährlichen Ostertermins von der Festlegung des Pessachtermins durch die Juden abzulösen - man wollte nicht abhängig sein, und die Eigenständigkeit unseres Osterfestes verdeutlichen.
Problem:
Wie vielleicht bekannt, hat der jüdische, am Mond orientierte Kalender Monate mit 28 Tagen, die häufiger das Einschieben ganzer Schaltmonate erfordern. Das Pessach, eigentlich auch an die Frühjahrs-Tag-und.-Nacht-Gleiche gebunden, wandert vom Termin her erheblich. Man kann also nicht einerseits typologisch den Frühlingsanbruch zugrundelegen wollen (erster Sonntag nach Frühlingsvollmond) und gleichzeitig ebenfalls typologisch zeitlich nach dem Pessachfest feiern wollen (14.Nissan ist halt nur selten = 1. Frühlingsvollmond).

Folgt man dem Buchstaben des Konzils, muss man den 14. Nissan abwarten.
Folgt man dagegen der m.E. vom Konzil angestrebten Nacht-Tag-Wende-Typologie, ist die römische Bestimmung des Ostertermins nicht unbedingt verwerflich: Man wartet die Tag-und-Nacht-Gleiche ab, wartet den ersten Frühlingsvollmond ab (der 14. Nissan symbolisch!) und man wartet den Sonntag ab: man ist unabhängig von den Juden.

2. Der Neue Kalender
Wir reden hier vom Jahreskreis der Hoch- und Heiligenfeste, wie sie in den Menäen beschrieben sind, gleichzeitig von den Fastenzeiten, soweit sie an Kalenderdaten anknüpfen. Typologisch wäre es richtig, Weihnacht (das Zentrum dieses Teils des Kirchenkalenders) am Datum der Wintersonnenwende zu feiern. Dies tun weder die Römer noch die AK-Orthodoxen. Beide Kalendersysteme sind typologisch falsch.
Problem der Orthodoxen: Irgendwann ist Weihnachten nach Ostern. Ich weiß, das ist nicht das Problem unserer Generation, es wird sich evtl. auch durch vorherige zweite Ankunft des Herrn von selbst erledigen. Dennoch: wir machen gewollt oder nicht schon längst viele Schaltsekunden (!) mit, vermittels derer die Wissenschaft den gregorianischen Kalender im (drei Tage abweichenden) Lot hält. Auch ein Schalttag mehr oder weniger alle vierhundert Jahre kann unser Seelenheil nicht wirklich gefährden.

Bei gleichzeitiger Korrektur zu 1. und 2. wäre übrigens das Apostelfasten gerettet - tut man dagegen gar nichts, werden wir in wenigen tausen Jahren (nur ein Augenblick bei Gott!) übergangslos vom Adventsfasten in die Großen Fasten übergehen.


Soviel zur Theorie, praktisch bleibe ich aber dabei: alles was uns Orthodoxe selber spaltet, gehört in Liebe geregelt. So, dass es uns nicht noch mehr spaltet.

Einen gesegneten Tag wünscht
Hans-Peter
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Hallo Hans - Peter !

Für deinen sachlichen und hoffentlich auch aufschlussreichen (ich lernte jedenfalls wieder etwas) möchte ich dir danken!

St.
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theofan
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Beitrag von theofan »

Lieber Sebastian,

das Thema ist ja so schön... und ganz besonders interessant wird es in der Liturgik: die Griechen wussten bereits, dass sich ein Mondkreis alle 19 Jahre wiederholt (d.h. für alle Tage dieses Zeitraums gilt: die Mondphase an einem beliebigen Datum ist die gleiche wie an dem selben datum vor 19 Jahren). Außerdem wussten sie, dass ein "Sonnenkreis" 28 Jahre dauert (alle 7 Jahre wäre die Sonnenwende montags, dazu kommt aber noch der vierjährliche Schalttag, so dass eine komplette Periode, nach der sich alles wiederholt, 7 x 4 = 28 Jahre dauert).
Dies alles in schöner Ordnung vollzogen, bedeutet, dass sich nach 19 x 28 = 532 Jahren "alles wiederholt".
Für jeden Tag in diesem Zeitraum, den die Griechen das Große Indiktion nannten, kann man behaupten, dass am gleichen Datum in 532 Jahren - auch liturgisch - alles wieder genauso ist: alle Tropare, Stichiren, Lesungen, Fastenregeln, Kirchenfeste. Sowie Sonnen- und Mondphase. Demm Typikon (ustav), der die Grundregeln für unseren Kirchenkalender enthält, liegt dieses Indiktion zugrunde.

Und diese schöne Ordnung, die vollkommene Schwingung des Alls, den Urklang der Schöpfung, hat Gregor zerstört, indem er eine neue "Periode" in das System einführte, nämlich den Wegfall eines Schalttages alle paar hundert Jahre, wodurch sich ein Indiktion nunmehr über unsägliche 1,1 Mio Jahre erstrecken würde.

Die Erkenntnis, dass ein reales Jahr 11 min kürzer ist als 365 und 1/4 Tag, hatte man vorher nicht, vermutlich hätte man sie auch ignoriert, der Harmonie des Ganzen zuliebe. Waren nicht auch die Tonintervalle in der Musik damals noch schön ordentlich?

Die Weltsicht der Griechen ist auch heute noch atemberaubend, aber um die Tatsache, dass unsere Welt nur "fast" harmonisch ist, werden wir uns nicht drücken können. Schade!

Gute Nacht
HP
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Pavle
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Orthodox Weihnachten am 24.?

Beitrag von Pavle »

Grüß Gott,


Wieso feiert die Griechisch Orthodoxe Kirche am 24.Dezember Weihnachten und nicht am 7.Januar?


Gruß
Pavle
Nikolaj
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Registriert: 08.03.2011, 09:17

Re: Orthodox Weihnachten am 24.?

Beitrag von Nikolaj »

Lieber Pavle,
die Griechisch-Orthodoxe Kirche feiert Weihnachten am 25. Dezember, genauso wie alle anderen orthodoxen Kirchen. Die Frage ist, auf welchen Tag der 25. Dezember fällt. Hierbei unterscheidet man den alten und neuen Stil.

Der neue Stil ist ein reformierter (möglicherweise genauerer Kalender), es ist der Stil, den die weltlichen Kalender und die westlichen Konfessionen verwenden. Dieser ist dem alten Kalender um 13 Tage voraus. Der neue Kalender, genannt Gregorianischer Kalender wurde durch den Past Gregor XIII eingeführt und nach ihm benannt, ist eine Reform des alten Julianischen Kalenders (nach Julius Caesar). Wichtig zu bedenken ist, dass das Datum 25. Dezember höchstwahrscheinlich nicht der exakte Tag der Geburt Jesu Christi ist, sondern der Tag, an dem die Kirche die Geburt Jesu Christi feiert.
Wir wissen leider nicht genau, an welchem Tag Christus geboren wurde, da die Evangelisten von keinem Datum berichten.

Gruß
Nikolaj
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