Priester Alexej hat geschrieben:Ist doch nicht dein Ernst, oder? Sollte es bei der Wahl der Kirche nicht eher um die Wahl des Beichtvaters gehen?
Mein Ernst ist das insofern, als das es jedem frei steht, die Jurisdiktion wählen zu können, in der er sich wohl fühlt. In der Regel kommt dann erst der Beichtvater (der dann meist in derselben ist)
Niemand hat das Recht seine Jurisdiktion über die andere zu erheben; jede kanonische orth. Kirche ist gleichwertig.
Wer das nicht so sieht ist hochmütig....
Priester Alexej hat geschrieben:Ich habe meine Ansichten zu dem Thema ja schon geäußert. Allgemein gefasst finde ich es doch sehr problematisch, wenn Traditionen auf solch eine Art und Weise zerpflückt und breitgeredet, und, letzten Endes, aufgegeben werden. Da gibt es viele Beispiele - Bänke in den Kirchen, Beichte vor der Kommunion, Kommunion in Unreinheit, extrem verkürzte Gottesdienste, Kopftücher und allgemein angemessene Kleidung, Porofin statt Wachs, lockerung der Faßtenregeln bis hin zum Abschaffen des Fillipusfasten, Mädchen als Altardiener, Metanien, Privates Gebet usw
Du findest es problematisch und das ist dein gutes Recht. Es ist aber nicht recht, anderen orthodoxen Kirchen in denen das, in der Regel auch nur im Rahmen der Orthodoxie, gelockert oder erweitert wird, nur weil es einem nicht passt oder man halt selbst in einer Kirche Mitglied ist wo es nicht so ist, dann gar die Rechtgläubigkeit oder ähnliches abzusprechen. Genauso geht es nicht, Gläubigen aus diesen Kirchen dann Dinge zu verwehren weil man es selber anders macht...
Natürlich gibt es unter den von dir genannten Zuständen welche die wirklich problematisch sind - aber wohl auch nur wenn es übertrieben ist. Der Glauben, die Frömmigkeit liegt sicherlich nicht in den Kopftücher, Bänken, Beichtzwang vor der Kommunion, Paraffin statt Wachs oder noch schlimmer: elektrische Kerzen etc.
Priester Alexej hat geschrieben:...lockerung der Faßtenregeln bis hin zum Abschaffen des Fillipusfasten, Mädchen als Altardiener, Metanien, Privates Gebet usw. Bei all diesen Fragen wird zuerst aufgezeigt, dass sie keinen Einfluss auf unseren Glauben haben, und dann werden die oder jene Argumente genannt, warum wir es heute anders machen können oder sollen.
Niemand zeigt auf dass sie Einfluss auf unsere Frömmigkeit hätten oder keinen Einfluss... Sie haben ohnehin nur Einfluss auf unsere Frömmigkeit wenn sie mit dem Herzen konform gehen. Das endlose herunterbeten von Gebeten macht einen nicht heiliger. Mädchen als Altardienerinnen: du und andere haben nur dann ein Problem damit, wenn sie in Kirchen sind in denen sie ein absolutes No go sind und sonst eben nicht. Verurteilen steht dir nicht zu, Kritik schon aber die geschieht halt auch nur weil du in deiner Kirche bist....wärst du bei den anderen wäre es wohl egal.
Ist doch schön wenn jemand nach fast jedem Wort eines Gebet eine Metanie macht - milimetergenau und im rechten Winkel - und der andere bekreuzigt sich im Hauch; kannst du in deren Herzen schauen wie um der Frömmigkeit wirklich bestellt ist? Wohl kaum. Und Gott könnte es durchaus egal sein....
Priester Alexej hat geschrieben:All diese Regeln und Traditionen haben sich aus der jahrhundertealten Erfahrung herausgebildet, sie tragen dazu bei, dass der Mensch sich sammelt und geistlich reift.
Der Mensch sammelt sich und reift geistlich wenn er dazu bereit ist und nicht durch Befastung oder Bebetung nach Vorschrift. Und das die Zeiten sich ändern und mit ihnen die Menschen ist auch nichts besonderes und muss auch nicht bekämpft werden; was ist falsch daran dass man heutzutage die Menschen mit Argumenten, Liebe und Ehrlichkeit für die Kirche gewinnt und nicht nur mit Regeln und Traditionen?
Das zeigt lediglich, dass unsere Zeiten (bei allem was einem nicht gefällt) eben mehr von den Kirchen verlangen als nur Gebote und die (oft praktizierte) Einschüchterung und das kann nur gut sein.
Priester Alexej hat geschrieben: Und wenn man zu viel und ohne Bedarf an diesen Traditionen rüttelt, verändert sich zwar der Glaube der Menschen nicht, wohl aber ihre Frömmigkeit.
Wenn du diesen Bedarf nicht einsehen kannst oder willst - alles wunderbar. Die Frömmigkeit eines Menschen kann nur Gott wissen und beurteilen.
Nur wie der Bedarf in anderen Völkern und deren Kirchen (orthodoxen meine natürlich) ist, ist der Beurteilung durch deren Kirchenoberen zu sehen und nicht durch uns...
Alle orthodoxen Kirchen sind gleichwertig und gleichberechtigt; wem was in der anderen nicht passt: ok, aber verurteilen hat keiner das Recht dazu.