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Wallfahrt nach Grabarka zum Fest Christi Verklärung

Verfasst: 29.05.2007, 11:02
von Buecherwurm
Liebe Forumleser,

anläßlich des Festes Christi Verklärung (19. August) gedenke ich, zusammen mit einem Freund und orthodoxen Theologen aus Geilnau eine Wallfahrt nach Grabarka, dem orthodoxen Nationalheiligtum von Polen, zu unternehmen. Wir wollen mit dem Zug von Wolfsburg aus etwa bis Bialystok fahren, anschließend uns irgendwo dort einer Pilgergruppe anschließen und die Strecke bis zum "Hügel der Büßer" zu Fuß zurücklegen (etw drei Tage Fußmarsch). Eine gute Einstimmung vermittelt der zwar schon ein paar Jahre alte, aber nichtsdestoweniger nicht veraltete, Bericht aus dem Weltspiegel, der unten zitiert ist, wo man sich auch ein interessantes Video ansehen kann. Auch in dem Dokumentarfilm "Der stille Bug" wird über diese Wallfahrt berichtet. Nun meine Frage: Hat vielleicht jemand Interesse, mitzufahren? Meldet Euch dann bitte per PN bei mir.

Polnisch- oder Russischkenntnisse sind zwar hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich (selbst bringe ich auch keine mit).

Herzliche Grüße

Joseph


http://149.219.195.51/tv/weltspiegel/20 ... polen.html
Es ist eine seltsame Fracht, die mit dem alten Floss heute über den Bug gebracht wird - auf jeden Fall eine heilige. Orthodoxe Pilger sind es, die mit ihrer Ikone bereits über 100 km zu Fuss hinter sich gebracht haben.
Auf der anderen Seite angekommen ist es jetzt nur noch ein Tagesmarsch bis zum Ziel. Die Kreuze tragen sie nach Grabarka, zum heiligen Berg der Orthodoxen in Polen.
Hier beginnt, wenn sie morgen nach tagelangem Fussmarsch hier ankommen werden, das höchste Pilgerfest des Jahres. Auf Grabarka, dem heiligen Berg, auf dem weit weg von jeder Zivilisation ein Nonnenkloster liegt inmitten eines Waldes von 1000en von Kreuzen. Jedes Kreuz ? ein Dank, eine Bitte eine Hoffnung eines Pilgers.
Der Metropolit, das Oberhaupt der polnisch-orthodoxen Kirche ist bereits da und lässt sich zeigen, wo er die Messen abhalten soll, die eine ganze Nacht dauern werden.
Aber noch ist es nicht so weit. Die Pilgergruppe hat hinter dem Fluss inzwischen eine Pause eingelegt ? noch 15 km. Ela und Radek studieren in Warschau ? wollen aber hierhin, in den Osten zurück.
"Ja, denn hier ist die einzige Gegend, wo wir unseren Glauben wirklich praktizieren können ? überall sonst in diesem Polen hat man katholisch zu sein, und wir Orthodoxe werden als Aussenseiter behandelt. Ich habe mich zum Beispiel lange nicht dazu bekannt, es verheimlicht, obwohl ich seit ich 12 bin, wusste, dass ich Priester werden wollte."
Zwei Kilometer weiter wartet bereits seit Stunden das ganze Dorf auf die Pilger, um mit ihnen weiterzuziehen - mit Gesang, mit Salz und Brot. Der Priester, Vater Jan, hat eine Abkürzung mit dem Auto genommen, weil er sich den Fuss verstaucht hat und wird erst hier zu seiner Gruppe stossen, um zumindest die letzten Kilometer mit zu marschieren.
"Für uns ist die Situation trotz allem heute viel besser als früher, denn vor der Wende - zu kommunistischer Zeit durften wir gar nicht so offen pilgern, heute können die Jungen sogar wieder überall orthodoxe Theologie lernen ? ja und unsere Gemeinden wachsen tatsächlich - gerade die Jungen hier sind wieder auf der Suche nach Religion und Werten."
Und da kommen sie schliesslich am späten Nachmittag - geduldig erwartet ? vom Dorf - begrüsst man sich, Brot und Salz werden überreicht, die Gruppe zieht weiter...
Bis auf Anna, die zu alt ist und vor ihrer Scheune zurückbleibt ? nachdem aber zumindest ihr Brot und ihr Salz auf dem Weg nach Grabarka sind. "Das tut richtig weh, nicht mitzukönnen. Mein ganzes Leben habe ich mich danach gesehnt und solange ich jung war, ging es ja nie, war verboten und wenn, dann nur heimlich und in kleinen Gruppen und davor hatte ich Angst ? aber heute gehen sie alle - und jedes Jahr wird es ein grösseres und feierlicheres Fest."
Und tatsächlich: Am Vorabend der Zeremonie sind bereits Zehntausende hier eingetroffen ? unten am Berg waschen sie sich in einer Quelle, die als heilig gilt, deren Wasser vor Krankheiten schützen soll - mit Tüchern, die alles Böse und Kranke aufnehmen, und die sie deshalb anschliessend in den Bäumen hängen lassen. Die Nonnen werden sie verbrennen, sobald die Nacht vorbei ist.
Auch Radek, der zukünftige Priester ist mit seiner Gruppe jetzt angekommen ? dreimal umrunden sie singend und betend auf Knien die Kirche ? dreimal um der Dreifaltigkeit die Ehre zu erweisen - um rein zu werden für die Zeremonien in der Nacht.
Übernachten müssen die Pilger in Zelten ? Hotels gibt es nicht auf dem heiligen Berg. Radek ist ausgewählt worden, bei der Messe zu singen ? eine ganz besondere Ehre, auf die er sich seit Monaten freut.
"Das ist schwer zu beschreiben, was das bedeutet, die Lieder sind selbst Gebete, das ist anders als bei den Katholiken...die Musik bei uns Orthodoxen ist viel wichtiger, hat eine ganz andere innerliche Bedeutung - da geht es darum, sich zu verlieren, um Gott ganz nahe zu sein."
Und dann beginnt sie, die heilige Nacht ? die bis zum Morgen dauern wird. Zunächst wird das Brot gesegnet ? das Brot, das später bei der Kommunion in Wein aufgeweicht wird. Radek und der Chor, sie singen durch bis in die Nacht ? nach streng festgelegten Regeln. Denn die Kommunion, sie beginnt erst mit Einbruch der Dunkelheit - die Messen, sie dauern die ganze Nacht ? während die Pilger trotz Kälte, Erschöpfung und Dunkelheit vor ihren Kreuzen beten.
Es ist ein anderes Polen, das der Orthodoxen hier in Grabarka, ein Ort an dem man spürt, das Polen auch ein Land zwischen Europa und Russland ist.