@Ilija. Ich bedanke mich auch für dein "Outing"hier.
So oder ähnlich ist es in fast allen ausländischen Kirchen hier (am Besten geht's einem immer noch bei den Russen - Rok(a) und Exarchat - und bei den Georgiern) ist halt so.
Das ist was Joseph aus Canada nicht hat akzeptieren wollen, dass bei uns eine Migranten-Szene herrscht und meistens keine Emigranten kommen.
Das ist der springende Punkt.
Die Mehrheit lebt mit Herz und Hirn immer noch in der Heimat und die heisst nicht Deutschland. So versucht man auch seinen Nachwuchs zu erziehen. Dass das in jeder Hinsicht nicht wirklich gut ist, erkennt man langsam hier.
Im Falle von Europäern ist das, ausser in unserem orthodoxen Fall (wenn es um uns Deutsche geht) nicht weiters schlimm, die Leute integrieren sich ja in der Regel; eine Rolle spielt es nur bei den Muselmännern und -frauen.
Ich bin mir sicher, dass es nicht wenige gibt, die sich so fühlen wie Ilija, nur wer macht schon den Mund auf?
Ich hab einmal einen solchen Falle erlebt, da haben sich welche erhoben und sich mehr deutschsprachige Gottesdienste gewünscht (immerhin hatten Deutsche vor der Wende und der Öffnung der Sowjetunion in erster Linie das Gemeindeleben aufrechterhalten; es gab ja nur wenig Russen), dann nach Wende und Öffnung kamen schnell viele Menschen aus Russland zu uns und haben sich alles vereinnahmt was zuvor meist Deutsche getan oder aufgebaut hatten. Gegenwehr war schwer möglich, schliesslich war's eine russische Gemeinde und viele der Gläubigen die nun aus Russland da waren haben auch ihre anti-deutsche Haltung mitgebracht, und was sollten die Leute tun...
Im Interesse der Kinder die orthodox getauft und auch so aufwachsen sollten haben sich dann einige getraut einen Brief an den Bischof zu schreiben...was soll ich sagen...die wehementesten Gegner dieses Begehrens waren wiederum selbst Deutsche die in ihrer Russophylität schon so weit gingen, hinter vorgehaltener Hand die Leute als verkappte Nazis darzustellen.
Fazit...die Leute haben nicht aufgeben, der Bischof hat schliesslich seinen Segen gespendet und sogar die Erlaubnis den neuen Kalender verwenden zu dürfen...die Gemeinde gibt es bis heute.
Fast jeder deutsche Priester ist in Diensten in einer dieser Kirchen und eben dann auch verpflichtet - was konsequent und richtig ist.(man will es sich ja nicht mit seinem Dienstherrn verderben)
Es gibt allerdings ein paar die haben sich zurück gezogen und treten nur noch am Rande in Erscheinung.
Mops hat geschrieben:speziell die Serbische Kirche kenne ich nicht so ... dennoch kann ich dir nicht zustimmen. Ich verweise nochmals auf die Tiefe des Alt-Griechisch. Mein neukalendarischer orthodoxer Bruder hat mir da einige Beispiele gegeben und mir erklärt wie wichtig der Erhalt dessen ist.
Niemand bezweifelt die Tiefe der griech. Sprache und auch nicht die Notwendigkeit zu deren Erhalt; nur das ist nicht unsere Sorge, sondern die der Griechen oder ein paar Altphylologen von mir aus.
Unsere deutsche Sprache ist auch tief wenn man sie richtig kann und anwendet.
Mops hat geschrieben:Bezüglich der deutschen Sprache, viele kommen wegen der Schönheit der Liturgie in die Kirche.
Hab ich jetzt nicht ganz verstanden, wie du das meinst....
Mops hat geschrieben:Um auch nochmal auf den Sinai und das Katharinenkloster zurückzukommen, ich habe von keinen Menschen dort, egal ob Grieche, Amerikaner, Deutscher oder oder...oder... gehört, dass man unbedingt in deren Landessprache zelebrieren muss.
Auch der Verweis auf den Athos sei gestattet.
Warum sollten Ausländer - Griechen sowieso nicht - dort verlangen wollen, dass da eine arabisch-sprachige Liturgie stattfinden soll...? Der Sinai, sprich: das Katharinenkloster ist ganz klar eine griechische Enklave dort, schon immer gewesen und auch schon immer von allen so respektiert. Insofern... In Palästina und der übrigen arabischen Levante haben sich die dortigen Orthodoxe schon lange von der griechischen Dominanz befreit, die es ihnen nur gestattete aus den eigenen Reihen den niederen Klerus zu rekrutieren; Bischöfe wurden immer aus Griechenland gesandt oder aus den griech. Gebieten Kleinasiens und für die musste auch immer alles auf griechisch sein - von den Voruteilen will ich nicht weiters reden...
Heutzutage ist das nicht mehr so, alles ist in Hocharabisch und gerade weil das so ist, geniessen sie, Gott sei Dank, noch den besten Respekt in der islamischen Umwelt dort und das will, angesichts der immer bedrohlicher werdenden Situation der Christen in der Region, was heissen. Und jetzt komm mir nicht gleich wieder einer mit der "Tiefe" - Arabisch als semitische Sprache hat genau dieselbe Tiefe wie Aramäisch...sprach nicht Christus Aramäisch...?!
Allerdings was es mit deinem Verweis auf den Athos auf sich hat in dem Kontext weiss ich nicht.
Mops hat geschrieben:Migrantenkirche, nein, das machen wir hier draus.
Machen wir nicht...das machen die Migranten schon selbst und das können sie doch auch, nur uns muss das nicht belangen. Einzige Ausnahme: die russische Kirche des Auslands, die ist die einzige Emigrantenkirche hier in unserem Land und das schon in vierter, fünfter Generation und zu der gehörst ja auch du und deshalb - so schätze ich mal - empfindest du auch anders.
Mops hat geschrieben:Du kennst sicher die kleine Geschichte mit dem großen Saal und den 2 Türen, über der einen steht "zum Reich Gottes" - wo viele Russen hindrängen - und über der anderen "Gespräche über Gott", dort stellten sich viele Deutsche an... (ich bin natürlich selbst einer, trotzdem finde ich das manchmal sehr passend)...
Mag eventuell für die Russen der Auslandskirche und andere so stimmen, aber sicher nicht für die des Moskauer Patriachats; von dort kommen zur Zeit die besten Impulse und Theologen die die Orthodoxie zu bieten hat...man gibt sich wirklich die allergrösste Mühe für alle Probleme der heutigen Zeit, die hüben wie drüben immer ähnlicher werden, Lösungen oder Antworten zu finden. Ohne "Gespräche über Gott" und den Glauben geht das nicht.
Mops hat geschrieben:nein, ich denke, zum einen sollten wir manchmal weniger drüber reden, als es einfach zu tun... man kann auch viel zerreden...
zum anderen besteht ja die Mission im Feiern der Liturgie, solche Missionierungen wie die RKK es lange tat, sind nicht unser Weg.
Wer möchte, bitte! Komm und sieh! Wer nicht, kann man nichts tun, aber den Menschen etwas aufzudrängeln ist auch falsch, denke ich.
In einem zunehmend gottloser und unchristlicher werdenden Europa kann man es sich einfach nicht mehr erlauben nur zu denken: sollen die Leute doch kommen...hätten unsere heiligen Apostel solches getan, wäre das Christentum eine kleine jüdische Sekte im römischen Reich geblieben. Hinaus sind sie gezogen, nach Rom, in die germanischen Lande - bis nach Indien hin und haben jede Unbill und Gefahr auf sich genommen und so haben es alle Missionare nach ihnen getan; ihrem Beispiel gemäss, waren es römisch-katholische, protestantische oder orthodoxe Missionare die in alle Welt den christlichen Glauben verbreitet haben und Greueltaten haben die wenigsten von ihnen vollbracht. Das waren immer die Machthaber die ihnen gefolgt sind oder die sie dahin geschickt haben.
So auch seinerzeit die Zaren; die haben die russischen Missionare nach Alaska und auf die Aleuten geschickt und in deren Gefolge kamen immer auch die Pelzhändler und Landnehmer die dann die Eingeborenen versklavt und ausgebeutet haben. Die russischen Geistlichen dort haben alles nur mögliche getan um die Menschen zu schützen. Sie haben sie getauft, ihnen Kraft durch den Glauben gegeben alles zu ertragen und was hat ihnen am meisten dabei geholfen? Das Übersetzen der Texte in die jeweiligen Eingeborenensprachen; alles: die Bibel, die Liturgie und die Gebete, auf dass sie die Botschaft
verstünden, nicht einfach nur das glauben und tun was man ihnen vorsagte. Was für eine Heldentat, denn nicht immer war die russische Regierung damit einverstanden und die russ. Kolonisatoren sowieso nicht; für die waren die Ureinwohner nicht besser als Tiere. Dahingehend haben die sich nicht von den Amerikanern und deren Umgang mit den Indianern unterschieden.
Der orthodoxe Glaube ist bis heute dort vorhanden, unter den Eingeborenen dort, wohlgemerkt, denn die Russen sind gegangen,nachdem das Gebiet an die Vereinigten Staaten ging.
Die einheimischen Priester haben den Glauben aufrecht erhalten, was wohl ohne die Möglichkeit des Gebrauchs der eigenen Sprache nicht geschehen wäre.
Du siehst, ohne Mission geht's nicht.Und ohne Sprache schon gar nicht.
Und Mission muss nicht aggressiv oder dominierend sein, aber schliesslich heisst es: gehet hin in alle Welt...Deutschland gehört auch dazu.