Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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songul
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von songul »

Sinaitis hat geschrieben:und wie denkt Ihr dann über die Liturgie auf Neugriechisch oder Russisch?
Gute Frage, Pater, sind doch diese beiden Sprachen mit dem Georgischen noch in der Liturgie in alter Sprachform in Verwendung und gerade da verwehrt man sich aufs Äusserste von kirchl. Seite gegen die Einführung der neusprachlichen Form.
Aber eigentlich muss uns das doch nicht allzusehr kümmern; das ist doch vor allem Sache der Russen, Griechen und Georgier ob und wann sie das ändern. Ich denke die Völker die es betrifft, sollen doch in erster Linie wissen, ob sie das wollen.
Alle anderen orthodoxen Völker und Volksangehörige haben das schon gemacht, sich von alten Sprachformen getrennt und so können in den dortigen Liturgien die Menschen auch alles wirklich verstehen.
Das wir uns immer wieder wegen der Sprache uneins sind ist mal wieder typisch deutsch.
Wer meint, nur auf einen slawischen Gottesdienst abfahren zu können - von mir aus; aber er soll nicht behaupten nur so sei die göttliche Liturgie in richtiger Weise vollzogen. Die Liturgie ist neben der Eucharistie vor allem auch Katechese und die geht nur in einer Sprache die man auch versteht. Es ist aber auch vor allem die Aufgabe der Deutschen sich darum zu kümmern, nicht der anderen.
Andromachi
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Andromachi »

Jetzt muss ich als in Griechenland ansässige Griechin meine Meinung sagen. Denn es ist etwas anderes, ob man eine veraltete Sprache durch eine modernere Fassung ersetzt, oder die altgriechische Sprache durch irgendeine andere. Und ich sage das aus folgendem Grund. Im Moment gibt es ein Volk, das eine Sprache spricht, die es ihm ermöglicht, die ursprüngliche Sprache der Evangelien und der Altväter mit wenig extra Mühe im Original zu verstehen. Ist es nicht schade, wenn dieser ganze "Schatz" verlorengeht und nur für einige Hunderte Gelehrte zugänglich bleibt?

Außerdem: Die Troparia im Altgriechischen passen zum Gesang. Es wird nicht möglich sein, Tempus und Melodie mit neuen Ausdrücken in Einklang zu bringen. Ich gebe ein Beispiel. In der Akolouthie der Gedenkfeier für die Verstorbenen hören wir: "και την Ποθεινην Πατρίδα Παράσχου μοι, Παραδείσου Πάλιν Ποιών Πολίτην με". Sie werden die Alliteration des P-Lauts bemerkt haben. All das würde verlorengehen.

Aber ich sage auch etwas anderes: Ich war im Oktober in Bulgarien und, da der Sonntag kam, ging ich in die Kirche. Ich versichere euch, ich habe alles in der Liturgie verstanden. Ich wußte nämlich alles auswendig, wie ihr bestimmt auch. Ich wußte, wann der Priester rasukommt und wann er "Ειρήνη πάσιν" (Friede allen) ausrufen wird, wann das Evangelium kommt usw. Es versteht sich, das gilt nur für die Liturgie, die wir mindestens einmal die Woche hören. Schon der Orthros ist eine andere Sache, denn dort kommt jeden Tag etwas anderes. Ich versuche mit dem Monatsbuch (Mineon) hinzugehen und da kann ich mitlesen und freue mich auf die wunderbaren Texte.

Es würde mir also wirklich leid tun, wenn man das Altgriechische in der Kirche abschaffen würde, denn ich bin damit aufgewachsen und affektiv damit verbunden. Wer das tut, macht nicht allein einen Fehler, sondern führt einen Plan durch.
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Elias
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Elias »

songul hat geschrieben:
Sinaitis hat geschrieben:und wie denkt Ihr dann über die Liturgie auf Neugriechisch oder Russisch?
Gute Frage, Pater, sind doch diese beiden Sprachen mit dem Georgischen noch in der Liturgie in alter Sprachform in Verwendung und gerade da verwehrt man sich aufs Äusserste von kirchl. Seite gegen die Einführung der neusprachlichen Form.
Aber eigentlich muss uns das doch nicht allzusehr kümmern; das ist doch vor allem Sache der Russen, Griechen und Georgier ob und wann sie das ändern. Ich denke die Völker die es betrifft, sollen doch in erster Linie wissen, ob sie das wollen.
Alle anderen orthodoxen Völker und Volksangehörige haben das schon gemacht, sich von alten Sprachformen getrennt und so können in den dortigen Liturgien die Menschen auch alles wirklich verstehen.
Das wir uns immer wieder wegen der Sprache uneins sind ist mal wieder typisch deutsch.
Wer meint, nur auf einen slawischen Gottesdienst abfahren zu können - von mir aus; aber er soll nicht behaupten nur so sei die göttliche Liturgie in richtiger Weise vollzogen. Die Liturgie ist neben der Eucharistie vor allem auch Katechese und die geht nur in einer Sprache die man auch versteht. Es ist aber auch vor allem die Aufgabe der Deutschen sich darum zu kümmern, nicht der anderen.
Genau richtig! Die Georgier wollen das nicht ändern, denn Altgeorgisch ist nicht weit enfernt vom Neugeorgischen! Ich möchte meine Meinung aber mal so sagen, gäbe es eine altdeutsche Liturgiesprache in einer deutschsprachigen Orthodoxie würde ich auch nix ändern wollen! Ein Russischer Priester, denn ich sehr schätze sagte mir mal vor kurzen das er bedauert das die Bulgarien und die Serben das Kirchenslavische abgelegt haben. Er Fragte mich, weiß du warum wir das Kirchenslavische immer noch benutzen? Die Nationale Zugehörigkeit ist nicht wichtig aber das Kirchenslavisch hat eine Verbindene Funktion gehabt. Das Nationale hat in den anderen Ländern die Oberhand gewonnen! Ist hier aber auch nicht Thema sondern, wie die Orthodoxie hier in Deutschland in 20 Jahren aussehen kann. Die Kirche muss ein Spagat schaffen zwischen den einheimischen Orthodoxen und den paar Hansis, die langsam aber Sicher nachdrängen und auch Verstehen wollen. Das Potential ist da wenn wir lernen das in richtige Bahnen zu lenken. Das vieles mit den vielen Vätern noch nicht geht weiß ich, aber die Zeiten werden sich weiter ändern, denn es hat sich in den letzten Jahren schon eine Menge geändert. Wie gesagt in Bremen ändert sich auch langsam etwas, weil aber auch der Bedarf da ist! In der dortigen russischen Gemeinde gibt es schon eine stattliche Anzahl von Deutschen und darum wird die Liturgie oft Zweisprachig gehalten und das finde ich sehr Positiv. Demnächst sogar einmal im Monat ganz in Deutsch! Was für ein Fortschritt, zwar wird diese Liturgie ersmal samstag abgehalten aber das ist denoch ein Fortschritt. In Frankfurt wird dies ja auch so gemacht und das ist gut so! Ich finde mann sollte die Bedenken der Deutschen Gläubigen schon ernster nehmen und nicht sagen das die Sprache nicht wichtig sei, nur in seiner Muttersprache kann man richtig Beten! Sie wollen genaus daselbe wie die anderen Gläubigen auch: Praktisch Glauben ohne jetzt an der Uni ein Sprachkurse absolviert zu haben um die Lesungen und die Predigt zu verstehen. Ein Gläubiger soll doch geistlich Wachsen, aber wenn er nicht Versteht was der Priester vorne macht dann geht dann wird das nicht so einfach! ....Das hat nix mit Deutschtümmelei zu tun und es geht auch nicht darum die Gemeinden zu Germanisieren, sondern um in Deutschland auf eine gemeinsamme Sprache zu kommen die auch der Mission dienlich sein wird. Dies ist aber ein Prozess, in der wir schon mittendrin sind und die natürlich noch nicht abgeschlossen ist.

Deutsch habe ich leider nur ein paarmal gehört und das war meist Zweisprachig in Hannover und es war einerseits befremdend für mich obwohl Muttersprache aber andererseits auch wieder sehr schön. Es war etwas sehr verbindenes für mich. Da bekam das persönliche Einswerden in Christus eine ganz besondere Bedeutung für mich. Ich war kein Exot in diesem Moment in der Kirche...
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Mops »

Nur dem Modernismus hinterherzurennen, Hauptsache alles neu und alles verändern... nein...
Mit dem Altgriechischen hat es schon seine besondere Bewandnis, wie hier schon angedeutet wurde!
Der Sinn bleibt nicht immer der selbe. Beispiel wenn man die russische Sprache ansieht, es gibt so manche Wörter, wo mir meine Frau schon oft sagte, man kann das Wort nicht direkt übersetzen, es gibt kein deutsches Wort dafür. Sie ist Dolmetscherin und Übersetzerin und da habe ich schon das Vertrauen... aber daruaf kommt es hier nicht an. Ich will nur darauf hinweisen, dass dieses erst recht die Alt-Griechisch oder Kirchenslawisch gilt. Ein griechischer Bruder hat mir das kürzlich erst wieder sehr verdeutlicht.

In diesem Zusammenhang ist auch die Formulierung "Wer meint, nur auf einen slawischen Gottesdienst abfahren zu können" etwas sehr unpassend. Ich will da besser nicht weiter drauf eingehen...
Natürlich ist niemand "orthodoxer" oder "besser", wenn er die Liturgie z.B. bei den russischen Brüdern und Schwestern mitfeiert anstatt bei den Griechen oder Rumänen. Darüber braucht man wohl nicht zu reden, aber wenn das persönliche Befinden des Menschen ihm den Zugang dort leichter macht, ist das seine rein persönliche Sache.
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Igor
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Igor »

Hallo noch mal,

ich denke auch, dass es eher die kleinen Schritte sind, die hier zum Ziel führen. Das Bremener Beispiel ist sehr löblich (und es gibt in ganz Deutschland noch mehr davon - wie den vielen Beiträgen hier zu entnehmen ist).

Momentan ist der Gottesdienst bei uns überwiegend in Russisch/Kirchenslawisch. In unserer Gemeinde halten wir es derzeit so, dass in der Regel die Apostellesung, das Evangelium, das Glaubensbekenntnis und das „Vater unser“ sowohl in Russisch/Kirchenslawisch als auch in Deutsch gelesen bzw. gebetet werden. Es sind zumeist einige - wenn auch nicht sehr viele - Deutsche anwesend, manche singen sogar im Chor mit. Deshalb ist es auch notwendig, dass auch sie wichtige Momente des Gottesdienstes in ihrer Muttersprache mitverfolgen können. Auch die Predigt wird zumeist parallel ins Deutsche übersetzt und eines der beiden Stundengebete vor der Liturgie (3. oder 6. Stunde) wird in Deutsch gelesen.

Wir haben in unserer Gemeinde auch in Planung, derartige deutsche Gottesdienste zumindest einmal monatlich anzubieten. Das geht aber nicht „von jetzt auf gleich“. Dazu müssen sowohl Priester, Chor und Lektoren sich auch entsprechend vorbereiten. Davon hängt wirklich viel ab, es muss auch die Bereitschaft bei allen dazu gegeben sein, in der für sie i.d.R. „fremden“ Sprache dies zu tun. Vor allem für den Chor ist es nicht einfach, die entsprechenden deutschen Gesänge einzustudieren.

Zwanzig Jahre sind aber eine reale Perspektive :wink:.

In Christo
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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songul
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von songul »

Mops hat geschrieben:Nur dem Modernismus hinterherzurennen, Hauptsache alles neu und alles verändern... nein...
Wer hängt denn hier dem Modernismus nach..!? Nur weil man Gottesdienste in er eigenen Sprache möchte...Es gibt keine heiligen Sprachen in der Orthodoxie/Christentum!
Und auch die griechische Sprache ist kein Mysterium dem man sich nur in ehrfürchtiger Weise nähern soll.
Die griech. Kirche ist in Ländern der dritten Welt missionarisch am erfolgreichsten und auch gerade deshalb weil sie die Liturgien so schnell wie möglich in die jeweiligen Landessprachen oder sogar Stammessprachen übersetzt und nicht noch die Menschen mit der "Heiligkeit der altgriech. Sprache" belangt.
Gott möge die Menschen die sich da in die Übersetzungsarbeit reinknien belohnen!
Es muss einfach schwerer sein, die Bedeutung der göttlichen Liturgie z.B. in eine Bantusprache zu übertragen die von Struktur und Ausdrucksweise einfach um Äonen weiter entfernt ist als es die deutsche Sprache zum Griechischen/Altslawischen ist; zumal alle drei Sprachen dem gemeinsamen indogermanischen Stamm entstammen.
Geht aber und findet statt und die Mission ist gerade auch dadurch erfolgreich.
Bei uns spielen die Rolle die Latein und Griechisch Jahrhunderte in Europa bei Literatur, Theologie und Wissenschaft gespielt haben und immer noch spielen, einen wesentlichen Faktor in der Diskussion um die Sprache in der Liturgie.
Ist aber meiner Meinung der falsche Ansatz und auch nicht mehr Zeitgemäss; gute Übersetzungen/Übertragungen ins Deutsche sind durchaus möglich und lediglich persönliche Ansichten einzelner Übersetzer machen das Ganze zu einer Affäre.
Mops hat geschrieben:In diesem Zusammenhang ist auch die Formulierung "Wer meint, nur auf einen slawischen Gottesdienst abfahren zu können" etwas sehr unpassend.
Nicht böse sein, lieber Mops, ich kennen halt solche Leute - Orthodoxe wie Nicht-Orthodoxe - die felsenfest der Meinung sind, nur durch den Vollzug der göttlichen Liturgie in der kirchensl. Sprache können man zum Glauben gelangen oder richtig singen.
Darauf meine Anspielung...
Andromachi hat geschrieben:Aber ich sage auch etwas anderes: Ich war im Oktober in Bulgarien und, da der Sonntag kam, ging ich in die Kirche. Ich versichere euch, ich habe alles in der Liturgie verstanden. Ich wußte nämlich alles auswendig, wie ihr bestimmt auch. Ich wußte, wann der Priester rasukommt und wann er "Ειρήνη πάσιν" (Friede allen) ausrufen wird, wann das Evangelium kommt usw. Es versteht sich, das gilt nur für die Liturgie, die wir mindestens einmal die Woche hören. Schon der Orthros ist eine andere Sache, denn dort kommt jeden Tag etwas anderes. Ich versuche mit dem Monatsbuch (Mineon) hinzugehen und da kann ich mitlesen und freue mich auf die wunderbaren Texte.
Genau; ich war auch mal einige Monate regelmässig in der georgischen Liturgie und wer die georgische Sprache kennt, weiss das da aber auch gar kein Wort aus irgendeiner anderen Kirchensprache vorhanden ist (wie ham die das nur geschafft ohne griech. Krücken?) und man wirklich darauf angewiesen ist, die Liturgie/Stundengebete in Aufbau und Vollzug gut zu kennen. Dann kann man mittels Intonation und Ablauf während des Gottesdienstes auch mitkommen.
Aber wer kann das schon, nur wenige und Unwissende stehen dann hilflos da.
Nur hier in dieser Diskussion geht es gerade um Deutsch in Deutschland und nicht um das Beiwohnen der Liturgie im Ausland; abgesehen davon ist auch eine japanische/chinesische Liturgie genauso gut wie eine in Kirchenslawisch, denn die Liturgie ist immer dieselbe.
Wie gesagt: Griechen und Slawen mögen selbst entscheiden was für sie gut ist, unsere Ausgangsbasis ist eine andere, und so sollten wir auch anders damit umgehen.
Lazzaro
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Lazzaro »

Sinaitis hat geschrieben:
und wie denkt Ihr dann über die Liturgie auf Neugriechisch oder Russisch?
Wie Igor schon feststellte, Kirchenslavisch ist als verbindenen Element wichtig.
Als Nichtrusse bin ich aber gegen modernes Russisch. Die postsovietische Vulgärprache meiner Kollegen tut mir echt in den Ohren weh. Ganz im Gegensatz zu altslavisch und sauberen Schriftrussisch.
Abgesehen davon haber ich ernsthafteste Zweifel, daß die einfachen Leute überhaubt die Synodalübersetzung der Bibel verstehen. Ostern vor zwei Jahren hörte ich in der Kirche auf deusch den Satz:" Ich habe es auch nicht verstanden, es war so hochrussisch!" :?: :!: Und dabei hat der Pfarrer blos die Ordnung der Osterprozession bekanntgegeben. Selbst ich ohne Russischkenntnisse habe verstanden worum es geht.
In so einem Fall halte ich es für unerläßlich die Lesungen auf auch auf Deutsch zu lesen.

Besonders gefällt mir das Serbische Systhem: Alle gesprochenen Texte werden auf serbisch gelesen, alle gesungenen auf slavisch gesungen. Das ist also nicht die Aufgabe der alten Liturgiesprache, sondern eine kontinuierliche Weiterentwicklung wegen der pastoralen Bedürfnisse. Einerseits bleibt die sprachliche und emotionale Kontinuität bewahrt, anderseits wird die Liturgie verständlicher.Ich kann mir vorstellen das es auch für die Griechen (Alt-& Neugriechisch) attraktiv sein kann.
In Italien haben wir das auch so gemacht. Dort war es aus der Not geboren: Der Pfarrer konnte kein slavisch und der Chorleiter hatte keine Italienischen Noten.

Kirchenslavisch - deutsch? Lassen wir die Fakten sprechen(entschuldigt die lat. Buchstaben):
Erste Antiphon:
Molivami Bogorodice Sase, spasi nas.
Gut ist es dem Herrn zu Preisen, und zu singen Deinem namen, o Höchster.
Molivami Bogorodice Sase, spasi nas
Zu künden am Morgen Dein Erbarmen und in der Nacht Deine Wahrheit.
Molivami Bogorodice Sase, spasi nas.
Denn gerecht ist der Herr, mein Gott, und nichts Ungerechtes findet sich in Ihm.
Molivami Bogorodice Sase, spasi nas
Ehre: Jetzt:
Molivami Bogorodice Sase, spasi nas
Fur Griechisch gilt vergleichbares.
Igor sagte:
Wir haben in unserer Gemeinde auch in Planung, derartige deutsche Gottesdienste zumindest einmal monatlich anzubieten. Das geht aber nicht „von jetzt auf gleich“. Dazu müssen sowohl Priester, Chor und Lektoren sich auch entsprechend vorbereiten. Davon hängt wirklich viel ab, es muss auch die Bereitschaft bei allen dazu gegeben sein, in der für sie i.d.R. „fremden“ Sprache dies zu tun. Vor allem für den Chor ist es nicht einfach, die entsprechenden deutschen Gesänge einzustudieren.
Du hast recht. Ich kann mich noch erinnern, wieviel Mühe ich hatte die slav. Seeligpreisungen zu lernen. Ihr Russen habt es schon einfacher, da Ihr hierzulande mehr oder weniger Deutschvorkenntnisse habt.
Ihr könntet ja immer erst einnen Gesang üben und den dann in der slavischen Liturgie singen (immer nur einen, aber abwechselnd), bis der Chor große Teile der deutschen Liturgei einstudiert hat.
Dafällt mir etwas anderes ein: Ich war mal in einer Kirche, in der man die Tagestropare nach dem Einzug auf slav. und wärend der Priesterkomunion als "Lückenfüller" auf dt. gesungen hat, auch recht sinnvoll.
Lazzaro
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Lazzaro »

Songul hat gesagt:
Die griech. Kirche ist in Ländern der dritten Welt missionarisch am erfolgreichsten und auch gerade deshalb weil sie die Liturgien so schnell wie möglich in die jeweiligen Landessprachen oder sogar Stammessprachen übersetzt und nicht noch die Menschen mit der "Heiligkeit der altgriech. Sprache" belangt.
Gott möge die Menschen die sich da in die Übersetzungsarbeit reinknien belohnen! ...
Geht aber und findet statt und die Mission ist gerade auch dadurch erfolgreich.
Und weils so schön war noch einmal:
Geht aber und findet statt und die Mission ist gerade auch dadurch erfolgreich.
Und wie sieht es hierzulande aus?
Ich möchte missioniert werden und keiner macht es. :bigtongue:
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Hermann
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Hermann »

Lazzaro hat geschrieben:Ich möchte missioniert werden und keiner macht es.
Ein wichtiger Aspekt für eine im deutschen Sprachraum missionarische Kirche ist für mich auch die Kalenderfrage, besonders im Hinblick auf eine zu erwartende Zunahme von gemischtkonfessionellen Familien. Während die anderen den Weihnachtsbraten verspeisen muss einer fasten, selbst Milch- und Eiprodukte darf man ja nicht zu sich nehmen. So habe ich es zumindest im "Kleinen Gebetsbuch für orthodoxe Christen" gelesen. Da wo ich wohne gibt es aber weit und breit keine neukalendarische Gemeinde und auf eine solche Weise in der Familie die Feste feiern zu müssen wäre für mich ein Grund, der eine möglich Konversion zusätzlich erschweren würde.
Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugeschenkt.
Mops
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Mops »

ja, lieber Hermann, das hoffen wir alle, dass unsere orthodoxen Hierarchen geleitet vom Hl. Geist eine Lösung finden und so oder so keine neuen Schismen daraus entstehen. Damit ich endlich mit all meinen orthodoxen Brüdern und Schwestern zusammen feiern kann und gemeinsam "Christus ist auferstanden" rufen kann...
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Elias
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Elias »

songul hat geschrieben:
Mops hat geschrieben:Nur dem Modernismus hinterherzurennen, Hauptsache alles neu und alles verändern... nein...
Ehrlich gesagt, habe ich mich über diesen Satz auch geärgert! Es geht hier nur um Sprache im Gottesdienst und nicht um irgendeine Neuerung! Unser Thema ist hier eigentlich Mission und wenn ich IN DEUTSCHLAND die DEUTSCHE Sprache nicht etwas mehr anwende oder Ignoriere dann wird das nix und die Orthodoxie wird immer nur eine Migrantenkirche bleiben. Mehr Deutsche werden in die Kirche kommen, wenn auch etwas mehr Deutsche angeboten wird. Hier in der bremer serbischen Kirche haben die Gläubigen eine Allergie gegen die Deutsche Sprache. Dies hat aber eher NAtionalistische Gründe. Sie kommen in die Kirche, feiern Slava gehen fast nie zur Kommunion, Fasten fast nie (Meist nur eine Woche vor Ostern) und machen dies nur weil sie gute Serben sein wollen. Sie lehnen guten Religionsunterricht ab, weil dieser nicht in Serbisch sondern nur in Deutsch abgehalten werden kann (Gebete wurden aber auf Serbisch gelernt). Sie wollen nicht das ihre Kinder gute Christen werden sondern sie wolen das sie Serben werden und wie kann mann ein Kroaten, einen Bosnier und einen Serben unterscheiden? Na, durch deren Religionszugehörigkeit. Sie kommen einmal zu Ostern mit einen Dicken Kreuz um den Hals und wollen dir Erzählen was richtig und Falsch ist in der Kirche und und und....!Und wärend der Fastenzeiten sitzen sie Abends im serbischen Club und essen Braten. Einmal haben sie mich und unseren Priester sogar gefragt ob wir auch ein Braten haben wollen? Ich war so Ärgerlich und Antwortet ihm: Junge, wir haben Fastenzeit!" Dann er, achja, ihr MÜSST ja Fasten...Der Priester schüttelte nur mit dem Kopf und sagte zu mir:"Komm, lass uns gehen..!" Die serbische Lehrerin der Gemeinde sagte mir mal das ALLES im Gottesdienst auf Serbisch statt finden muss weil es immer so war und nix verändert werden darf (Hallo Mops... 8) )Ich sagte zu ihr, aber dir ist schon klar das bis vor Zwanzig Jahren die Liturgie noch Komplett auf Kirchenslavisch stattgefunden hat und Anfangs sogar auf Griechisch! In meinem alten serbischen Gebetsbuch (1990) steht noch alles in Kirchenslavisch! An normalen Sonntagen sind wir mehr Georgier, Russen, Griechen, Deutsche als Serben. Es war keine Seltenheit das der Priester sogar der einzige anwesende Serbe war. In der kirche halfen bis vor kurzem nur Georgier und ein Deutscher (ich) in der kirche. Kein Serbe hat mitgeholfen im Chor oder im Altarraum aber sie ärgern sich, wenn die lesungen auf Deutsch statt finden oder gehen sogar dann Raus. Diese leute kommen dreimal im Jahr in die Kirche und wir sind jede Woche da. Kommunionsgebete haben wir in Deutsch, Georgisch und Serbisch gelesen, eigentlich nur für uns selber. Wir nichtserben sind aber auch Gemeindemitglieder und diese Gemeinde ist auch unser Zuhause und wir bringen uns auch ein aber Dieser Nationalismus in den Kirchen frustriert mich. Ich hasse Nationalismus, denn die haben keinen Glauben. Die Nation steht vor dem Glauben aber gerade umgekehrt muss es sein! Ich entschuldige mich für meinen langen und frustrierten Text aber nach meinem einmonatigen Georgien Urlaub und Gespräch mit meinem geistlichen Vater werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen...
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von holzi »

Danke für diesen langen Text. Ich bin ja bekanntermaßen (immer noch ;) ) katholisch und somit nur ab und zu Gast in orthodoxen Kirchen, aber derartige Tendenzen sind mir auch schon aufgefallen. Die Serben hier in Regensburg sondern sich am stärksten ab, die Rumänen nicht so schlimm, bei den Bulgaren und Griechen war ich noch nicht. Am gastfreundlichsten waren für mich die Russen (Roka), dort war zwar nur die Apostellesung auf Deutsch, aber ein sehr netter älterer Herr hat mir das wichtigste übersetzt.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Mops »

speziell die Serbische Kirche kenne ich nicht so ... dennoch kann ich dir nicht zustimmen. Ich verweise nochmals auf die Tiefe des Alt-Griechisch. Mein neukalendarischer orthodoxer Bruder hat mir da einige Beispiele gegeben und mir erklärt wie wichtig der Erhalt dessen ist.

Bezüglich der deutschen Sprache, viele kommen wegen der Schönheit der Liturgie in die Kirche.
Um auch nochmal auf den Sinai und das Katharinenkloster zurückzukommen, ich habe von keinen Menschen dort, egal ob Grieche, Amerikaner, Deutscher oder oder...oder... gehört, dass man unbedingt in deren Landessprache zelebrieren muss.
Auch der Verweis auf den Athos sei gestattet. Migrantenkirche, nein, das machen wir hier draus. Dennoch, es gab eine gemeinsam ausgearbeitete deutsche Übersetzung, die natürlich unterwandert wurde.
Wir sollten endlich versuchen auch orthodox zu leben und nicht nur drüber zu reden, dann kommt alles Gott Gewollte von selbst.
Du kennst sicher die kleine Geschichte mit dem großen Saal und den 2 Türen, über der einen steht "zum Reich Gottes" - wo viele Russen hindrängen - und über der anderen "Gespräche über Gott", dort stellten sich viele Deutsche an... (ich bin natürlich selbst einer, trotzdem finde ich das manchmal sehr passend)...
ElvisVrinic
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von ElvisVrinic »

tja das liegt wohl leider and diesen eckelhaften nationalstolz - ich schäm mich echt für die :(
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

IC XC
NI KA
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Re: Orthodoxie in Deutschland in 20 Jahren?

Beitrag von Mops »

nein, ich denke, zum einen sollten wir manchmal weniger drüber reden, als es einfach zu tun... man kann auch viel zerreden...
zum anderen besteht ja die Mission im Feiern der Liturgie, solche Missionierungen wie die RKK es lange tat, sind nicht unser Weg.
Wer möchte, bitte! Komm und sieh! Wer nicht, kann man nichts tun, aber den Menschen etwas aufzudrängeln ist auch falsch, denke ich.

Wobei man auch sagen muss, dass ohne die vielen ehrenamtlichen ev. und r.k. Helfer unser Sozialsystem ziemlich mau aussehen würde.
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