Wenn ein Kind fragt....

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Nassos
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Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nassos »

Hallo Leute,

ich war heute auf einem Ausstand eines Kollegen eingeladen. Es war bemerkenswert, denn der Kollege - Protestant - ist tief gläubig und in der Abschiedskarte haben ihm seine Kollegen den 23. Psalm eingeschrieben.
Ich fand das mal sehr schön und auch die Gewichtung der Gespräche zum christlichen Glauben war sehr gut.

In einem dieser Gespräch erzählte ein Kollege, wie er sich manchmal schwer tut, auf Fragen seiner Kinder zu antworten, so zum Beispiel warum Jesus am Kreuz gestorben ist.
Ich fragte ihn, ob er es denn einem Erwachsenen erzählen könnte und da passte er. Daher war es auch nicht möglich, es einem Kind zu erklären.

Das brachte mich nun auf die Idee, diesen Strang zu öffnen, um speziell auf Fragestellungen von Kindern einzugehen.

Also: wie erklären wir einem Kind den Kreuzestod Christi?

Lieben Gruß,
Nassos
Nikolaj
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nikolaj »

Ich habe zwar keine Kinder und kann da sicherlich nicht so gut helfen. Aber, denkt ihr nicht man koennte es einfach sagen wie es ist. "Wir Menschen suendigen viel und um uns loszukaufen hat er sich selbst dahingegeben."
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Priester Alexej
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Priester Alexej »

Auf der einen Seite ist es sehr wichtig, dass die Kinder die Kirche ernstnehmen. Die Erzählungen aus der Bibel dürfen wir nicht wie Fabeln und Mythen erzählen. Die Kinder müssen spüren, dass es wirklich passiert ist. Auch bei der Kommunion dürfen wir nicht soetwas wie "komm, der Onkel gibt dir etwas Leckeres" sagen.

Auf der anderen Seite dürfen wir Kinder nicht mit einem zu starken Realismus konfrontieren. Es gab Fälle, bei den in der Sonntagschule gesagt wurde, die Kommunion ist Fleisch und Blut Christi, und die Kinder weigerten sich danach, die Kommunion zu empfangen. So etwas wie - in der Kommunion verbinden wir uns mit Christus, sein Leben vermindet sich mit unserem Leben reicht den Kinder schon.
Apostolischer Kanon 39 (32): Priester und Diakonen sollen ohne Wissen und Willen des Bischofs Nichts thun: denn dieser ist's, welchem das Volk des Herrn anvertraut worden, und von welchem Rechenschaft über ihre Seelen gefordert werden wird.
Nassos
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nassos »

Hm, ich denke es geht nicht um das Entstellen oder Verniedlichen. Nein, es geht darum etwas in kindergerechten Sprache wiederzugeben und es unkompliziert zu halten.
rafaella
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von rafaella »

Christos Anesti!

Vielleicht sollte man nicht die Tragik, sondern das Erfreuliche hervorheben.
Man kann die Liebe Gottes zu den Menschen hervorheben. Und betonen, das Christus auferstanden ist.

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Math. 18,3

ich glaube, die verstehen das sogar viel besser als wir. sie analysieren nicht alles tot.
"Liebet ihr Mich, so werdet ihr Meine Gebote halten", Jo 14,15
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Mary
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Mary »

Nassos hat geschrieben:
Also: wie erklären wir einem Kind den Kreuzestod Christi?

Lieben Gruß,
Nassos
Boah, Nassos,

musst Du gerade mit dem Schwersten anfangen?

Ich gebe Dir mal die Antwort der Frau, die unsere Kinderkatechese macht:
Jesus Christus ist gestorben, damit er auferstehen konnte.

Ich war ziemlich baff, weil ich auf diese Antwort von selbst nicht gekommen wäre, sondern eher mit Entfremdung und Sünden gekommen wäre, was ja auch richtig ist...... aber je länger ich über den Satz nachdenke, desto besser gefällt er mir.

Lg Maria
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
Nassos
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nassos »

Rafailia, wie Recht Du hast. Und wir sollen sie ja auch zu Ihm kommen lassen. Superbeitrag! Du hast Recht, manchmal ist "weniger" eben mehr.

Liebe Mary, ich fange mit dieser Frage an, weil das die Frage ist, die ein Kind tatsächlich gefragt hatte. Ja, Er ist gestorben um aufzuerstehen - und er ist wahrlich auferstanden - aber Du kannst Dir ja denken, welche Frage als nächstes kommt.

Na ja, vielleicht werde ich in den nächsten Jahren noch selber Erfahrungen sammeln (ähem, nicht als Fragender :mrgreen: ). Und hoffe, dass es eine Katechese gibt. Unser Priester ist ja auch Lehrer.

Hat denn sonst keiner Erfahrungen gemacht mit solchen Fragen?

Lieben Gruß,
Nassos
danadoina
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von danadoina »

Nassos hat geschrieben:Hm, ich denke es geht nicht um das Entstellen oder Verniedlichen. Nein, es geht darum etwas in kindergerechten Sprache wiederzugeben und es unkompliziert zu halten.

vorschläge...

1. damit Jesus uns zeigt dass Er der Herr ist und macht hat über leben und tod, er hat an unsere stelle den tod besiegt
2. dass wir wenn wir mit ihm leben mit ihm auch auferstehen werden
Andromachi
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Andromachi »

Ich glaube, dass es auch theologisch richtig ist, bei der Auferstehung zu beginnen. Denn als die ersten Menschen fielen, versprach uns Gott, uns vom Tod zu befreien (das erste Evangelium: Gen 3, 15: Er wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in seine Ferse beißen).
Christus ist der erste Mensch - πρωτότοκος - der von den Toten auferstanden ist (Κol 1, 15). Er ist der erste Mensch, der den Tod besiegt hat, sein Leiden und Tod ist eben dieser beschriebene "Biss in die Ferse".
Nassos
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nassos »

Ich sehe schon,dass es am besten ist, sich zuerst mal mehr Zeit zu nehmen.
Dann muss man bei der Schöpfung anfangen, den Fall des Menschen, die Geburt Gottes, der Tod und die Auferstehung. Die message muss sein, dass ALLES - vom Anfang bis zum Ende - eingehüllt ist von der Liebe Gottes zu seiner Schöpfung, seinen Kindern.

Das Schlusswort: "... und das alles geschieht, weil Gott seine Kinder liebt; dies zeigt sich darin, dass ich Dich, mein Kind, über alles liebe (und mich für dich selbstverständlich auch opfern würde)".

Ah, wenn wir uns schon vorher Gedanken machen, können wir unseren Kindern wirklich gute Antworten geben.
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Filip
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Filip »

Also: wie erklären wir einem Kind den Kreuzestod Christi?

Lieben Gruß,
Nassos
der kreuztod war die schlimmste strafform damals und das alles zeigt wie sehr uns Gott liebt, dass Er seinen Sohn für uns so hingibt...die ganze Anwesenheit Gottes damals war eine Opferung für die Menschen...wo wurde Christus geboren? in einer höhle wo tiere gelebt haben wo es sicher nicht gut gerochen hat wo es kalt war usw usw usw und dann die flucht nach ägypten usw zeigt nur wie sehr die Liebe Gottes für die Menschen groß ist.....
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Filip
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Filip »

eine frage die ich mal gehört habe wo ich keine konkrete antwort gefunden hab....

"wie soll man im himmel glücklich sein wenn freunde,familienangehörige etc in der hölle sind und leiden"?
Krst na vrhu Srbije
Anastasis+
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Anastasis+ »

Filip hat geschrieben:eine frage die ich mal gehört habe wo ich keine konkrete antwort gefunden hab....

"wie soll man im himmel glücklich sein wenn freunde,familienangehörige etc in der hölle sind und leiden"?
Lieber Filip,

ich würde zuerst über die Hölle reden. Was ist die Hölle? Ist es ein topologischer Ort? Ist es ein Zustand? Kann es einen Ort geben, an dem Gott abwesend ist? Ist die Hölle das Unvermögen Gott mit seinen geistigen Augen wahrzunehmen, weil man während seines Lebens Gott nicht gefunden hat oder sich von ihm abgewandt hat? Ist die Hölle die Strafe Gottes? Straft uns Gott? Ist Gottes Strafe seine Liebe zu uns Menschen? Du siehst Fragen über Fragen...
Meine Hoffnung ist der Vater,
meine Zuflucht der Sohn,
mein Schutz der Heilige Geist.
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Andromachi »

Ich habe gehört, dass die im Paradies die in der Hölle nicht werden sehen können. Umgekehrt, die in der Hölle werden sehr wohl ihre Bekannten oder Verwandten im Paradies sehen und darunter leiden. Wir haben einen schönen Ausdruck im Griechischen, wenn man seine Taten bereut. Wir sagen, er stößt mit dem Kopf an die Wand, so bitter ist seine Bereuung. Gott verhüte!
Ich stelle es mir so vor, dass man so hingerissen sein wird von der Schönheit Christi und von der Süße Seiner Anwesenheit, dass man sich für nichts andere interessieren wird.
Nassos
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Re: Wenn ein Kind fragt....

Beitrag von Nassos »

Anastasis+ hat geschrieben:
Filip hat geschrieben:eine frage die ich mal gehört habe wo ich keine konkrete antwort gefunden hab....

"wie soll man im himmel glücklich sein wenn freunde,familienangehörige etc in der hölle sind und leiden"?
Lieber Filip,

ich würde zuerst über die Hölle reden. Was ist die Hölle? Ist es ein topologischer Ort? Ist es ein Zustand? Kann es einen Ort geben, an dem Gott abwesend ist? Ist die Hölle das Unvermögen Gott mit seinen geistigen Augen wahrzunehmen, weil man während seines Lebens Gott nicht gefunden hat oder sich von ihm abgewandt hat? Ist die Hölle die Strafe Gottes? Straft uns Gott? Ist Gottes Strafe seine Liebe zu uns Menschen? Du siehst Fragen über Fragen...
Lieber Anastasis,

Christos anesti!

Ich würde diese durchaus berechtigten Fragen bei einem Kind vielleicht vorerst mal außen vor lassen.

Vielleicht sollten wir uns darauf einigen, von welchem Alter wir hier sprechen. Sollen wir sagen zwischen 8 und 12 Jahre?

Vielen Dank und Gruß,
Nassos
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