Lieber Mirjanin,
danke für den Beitrag mit den Fragestellungen, die bestimmt fast alle von uns hier berühren.
Mirjanin hat geschrieben:"Dafür hab ich jetzt keinen Nerv" ...
Diese Antwort habe ich mittlerweile schon drei Mal von unterschiedlichen Personen im Familien- und Bekanntenkreis bekommen, wenn ich auf das Thema Christentum & Gott zu sprechen kam. Ich fand es fast erheiternd, denn es wirkt wie abgesprochen.
[…]
Wie reagiert ihr in dieser Situation? Was antwortet ihr? Habt ihr selbst die Erfahrung gemacht?
Ich denke, dass Du schon eine erste Antwort auf die Ursache nach der Verwendung dieser Phrase gegeben hast; sie ist einfach eine Ausflucht dafür, das Wort Gottes und den Glauben anzunehmen. Wir brauchen uns darüber eigentlich nicht zu wundern, denkt an das Gleichnis vom Sämann, das Christi selbst seinen Jüngern nahebrachte:
Mt 13.1-41
Wir können nur Samenkörner des Glaubens auslegen, aber dass dieses Korn dann auch bei jemandem sich zur Pflanze entwickelt, hängt nur wenig von uns selbst ab, sondern in erster Linie von ihm/ihr selbst.
„Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen.“ (Mt 13.19)
Dies ist leider oftmals der Fall. Manchmal dauert es aber auch nur eine gewisse Zeit, bis dann doch der Samen aufgeht.
Eigenes Beispiel: Ich selbst habe mich auch in jungen Jahren widersetzt und erst dann, als Gott durch „leichten Druck von oben“ mir sehr deutlich machte, dass ich mich auf dem falschen Weg befand, kam ich zum Glauben.
Des weiteren sagte schon zur damaligen Zeit Christi.
„Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden und mit ihren Ohren hören sie nur schwer und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.“ (Mt 13.15)
Das ist leider auch wahr. Damit zur zweiten Frage: Was tun?
Andromachi hat geschrieben: Das machte mir zu schaffen, und ich fragte meinen Beichtvater danach, was ich mit ihnen tun sollte. Er antwortete, ich soll mich von ihnen entfernen. Und als ich fragte, ob das nicht gegen die christliche Liebe ist, sagte er, auch Christus hat nicht versucht, die Pharisäer umzustimmen. Und vielleicht würde eben dieses Entfenen von mir sie umstimmen, so dass sie umdenken.
Ob das sich Entfernen, wie von Andromachi angeführt, das Einzig richtige ist – ich weiß nicht. Ich würde es eher mit dem Hl. Seraphim von Sarow halten, er sagte einmal:
„Erwerbe einen friedlichen Geist, und um Dich herum werden tausende gerettet.“.
Wenn ein Mensch Vorbild im Glauben für die anderen ist (seine Lebensweise, seine Eigenschaften und Tugenden etc.), dann beeinflusst er automatisch die ihn Umgebenden. Das kann letztendlich auch dazu führen, dass letztendlich der/die eine oder andere zum Glauben findet. Letztendlich hat der Spruch, den Joseph hier im Forum an anderer Stelle brachte, schon seinen Sinn:
„Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber man kann es nicht zum trinken zwingen.“
Noch ein paar Worte zur Mission im Allgemeinen.
songul hat geschrieben: Die orthodoxe Bischofkonferenz hierzulande sollte halt einfach mal den Mut haben die Mission und vor allem die Landessprache (ich meine damit Deutsch
) mehr zu forcieren in Kirchen und Liturgie.
Immer nur sich zurück zu halten, um sich mögliche Tantiemen nicht zu verspielen, bei den Landeskirchen, ist nicht im christlichen Auftrag.
Grundsätzlich ja. Erste Schritte (deutsche Liturgie) werden gerade gegangen. Ich denke, dass es (auch und insbesondere für einen Bischof) nicht leicht ist, immer die richtigen Entscheidungen zur rechten Zeit zu treffen. Die Verantwortung ist groß, da muss schon mit Augenmaß vorgegangen werden. Ich sehe hier doch eher den persönlichen Aspekt bei der Mission, wie oben mit dem Zitat des Hl. Seraphim von Sarow angedeutet.
Hermann hat geschrieben: Ich seh's einmal wie es Vater Alexander Schmemann in seinen Aufzeichnungen gesagt hat angesichts der Lage der Orthodoxie in Nordamerika zu seiner Zeit: "Man muss viel beten für die Kirche".
Genau, das müssen wir!
christodoulos hat geschrieben:Ich kann mich ich auch erinnern, dass Bekannte von mir sogar abgwiesen wurden. In der griechischen Kirche in Wien hatte man sie nicht aufgenommen - sie sollten in ihrer Kirche (RKK) bleiben - so hieß es. Sie wurden dann in einer anderen aufgenommen.
An so einer Stelle sollten wir zuerst ansetzen, wobei im vorliegenden Fall zu untersuchen wäre, was die Gründe für das Abweisen waren.
Abschließend: Ich würde mich freuen, wenn wir von denen, die auf der
Limburger Veranstaltung zum Thema „Mission“ dabei waren, einige Infos zu den Inhalten des Vorgetragenen und Diskutierten bekommen würden – das würde ganz gut hier passen.
In Christo
Igor