An Jerena - dein Beitrag ist interssant, nur schade...

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Antworten
Jerena
Beiträge: 1
Registriert: 09.05.2015, 09:43

Nächstenliebe?

Beitrag von Jerena »

Guten Tag,

ich habe lange überlegt wie und ob ich diese Frage stellen kann/darf. Ich selbst bin nie getauft worden. Seit 6 Jahren habe ich einen griechischen Freund. Er ist griechisch-orthodox und natürlich kommt nach dieser langen Zeit die Frage auf ob wir nicht heiraten wollen. Ich war in der Katechese, in der Kirche, habe versucht griechisch zu lernen, die Familie unterstützt wenn ich es konnte. Ohne mich in ein falsches Licht stellen zu wollen, so glaube ich doch selbst von mir, dass ich ein guter, ein moralischer Mensch bin - der zu jeder Zeit versucht sein bestes zu geben und gutes zu tun. Natürlich bin auch ich nur ein Mensch und mache Fehler.
Leider fällt es mir schwer mich zu einer Kirche/Religion zu bekennen. Wenn ich mich in dieser Welt umschaue sehe ich so viele verschiedene Menschen mit den verschiedensten Eigenschaften und darunter auch all diese Menschen wie mich die - alle auf ihre Weise - versuchen im Leben ihr bestes zu geben und gut zu sein. Daran erfreue ich mich unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion.
Wie könnte ich mich für eine dieser Religionen entscheiden wenn ich moralisch doch für diese vielen glauben will, das jeder dieser Menschen - ob Katholik, Jude, Evangele... egal wer - auf das Paradies - auf Erlösung hoffen kann?
Es macht mich traurig zu sehen wie man sich voneinander abgrenzt - selbst wenn doch die Nächstenliebe eines der höchsten Güter ist.
Eine kirchliche Heirat ist für uns wohl nicht möglich. Für ihn kommt es nicht in Frage nur gesetzlich zu heiraten. Das kann ich verstehen, denn sein Glaube ist stark und ich habe kein Interesse daran ihn in seinem Glauben zu behindern oder beeinflussen oder ihm den Glauben zu nehmen. Ich bin froh darüber, dass er etwas hat das ihm so viel Kraft im Leben schenkt und schenken wird.
Ich hingegen bin ein einfacher Mensch der noch nicht alle Antworten auf alle Fragen gefunden hat. Ich möchte einem Glauben angehören der den Respekt den ich jener Religion und jenen Menschen gegenüber versuche zu erbringen auch für jemanden "wie mich" übrig hat.

Und manchmal dann frage mich wie Jesus war, was er darüber gedacht hätte und ob diese Grenzen zwischen den Menschen - ob es das war was er gewollt hätte und warum die Menschen sich selbst diese Grenzen auferlegen. Wäre ich geächtet worden weil ich nicht getauft bin? Würde ich zu keiner Familie gehören dürfen?
Ich nehme es hin wie es kommt und werde nicht darüber verbittern, denn das kann nicht der Sinn sein und wäre undankbar.

Ich hoffe, dass sich durch meine Fragen niemand verletzt oder angegriffen fühlt. Es sind ernst gemeinte Fragen die ich mir stelle und ich hoffe Sie können mir helfen eine Antwort zu finden.

Vielen Dank.
Shawnee
Benutzeravatar
MariaM
Beiträge: 388
Registriert: 30.11.2013, 19:59
Religionszugehörigkeit: christlich-orthodox

An Jerena - dein Beitrag ist interssant, nur schade...

Beitrag von MariaM »

... dass du ihn nicht in eine andere Unterrubrik gestellt hast. Dann könnten nämlich auch andere Leute antworten und nicht nur Priester! Ich denke, so einige hier hätten zu deinen Überlegungen, Zweifeln und Fragen etwas zu sagen - können aber nicht, da du in das Priester-Unterforum geschrieben hast. Und die Priester wiederum haben vielleicht nicht viel Zeit und kommen erst nach längerer Zeit zum Antworten... (Ich gehe von meiner eigenen Erfahrung aus, da auch mein geistlicher Vater oft viele Pflichten und wenig Zeit hat, und Antworten/Gesprächsgelegenheiten mitunter auf sich warten lassen).

Ich verstehe deine Erwägungen teilweise. Ähnlich wie du es beschreibst, denkt ein bisschen mein Mann (z.B. im Sinne "Warum sollte man sich ausgerechnet für die Orthodoxie entscheiden, wenn es doch diese und jene Religionen "zur Auswahl" ist und viele etwas haben, was man vielleicht interessant oder sympatisch findet? Man könnte doch von allem ein bisschen nehmen, oder auch gar nichts und eher so einen gemeinsamen Nenner... Und überhaupt, man kann doch nicht behaupten, nur man selbst hätte recht und die anderen wären alle auf dem falschen Weg." etc.).
Ich habe früher auch so ähnlich gedacht - aber jetzt, nachdem ich angefangen habe, das orthodoxe Christentum mehr und mehr zu entdecken (war ganz früher protestantisch und später dann "nichts"" - war inzwischen ausgetreten), hat sich das geändert. Meine Logik ist eine andere geworden, manche Dinge erlebt man, es ist nicht nur ein abstraktes Vergleichen verschiedener Theorien, bei dem man über den Dingen steht. Man spürt das irgendwie anders. Versuch dich doch vielleicht ein bisschen mehr auf deinen Mann und seine "Logik" einzulassen...

Und es sagt ja niemand, dass die Orthodoxie der absolut einzige Weg sei - sondern "nur", dass sie sozusagen der sicherste und gangbarste ist, der zum Seelenheil führt! Andere finden evtl. auf verschiedenen steinigen Umwegen zu Gott, klettern - bildlich gesprochen - über gefährliche Felsen, jederzeit vom Absturz bedroht... aber auch das ist möglich. Wobei das geht uns eigentlich nicht wirklich etwas an, bzw.ist nicht unsere Sache, Gott wird allen Menschen und ihren Weg schon richtig beurteilen. Und ER zieht bestimmt auch in Betracht, dass jemand z.B. gar keine Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen (weil es im betreffenden Land vielleicht gar keine Christen gibt etc.)...

Begreif doch die Beziehung (und hoffentlich baldige Ehe :-)) mit deinem Mann als Chance, quasi als wundersames Angebot, das orthodoxe Christentum kennenzulernen! Du musst ja nichts überstürzen, sondern kannst langsam alles kennenlernen und darin eintauchen - und so erleben, was es bedeutet.

Viele Grüsse und alles Gute, M.
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: An Jerena - dein Beitrag ist interssant, nur schade...

Beitrag von Nassos »

Shawnee, siehe pn.
Antworten