Konvertiten und ihre Erfahrungen

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Antworten
Benutzeravatar
Sparta
Beiträge: 25
Registriert: 14.03.2009, 22:09

Konvertiten und ihre Erfahrungen

Beitrag von Sparta »

Hallo liebe Brüder und Schwestern!

Ich bin römisch-katholisch und möchte orthodox werden. Ich hatte schon Gespräche mit dem Pfarrer und besuche die Liturgien in der orthodoxen Kirche. Nun ist es so, dass es in meinem Umfeld geteilte Meinungen über diese Entscheidung, die ich getroffen habe, gibt.
Sämtliche Familienmitglieder sind katholisch und haben für die Orhodoxie nicht viel übrig. Ich habe herausgefunden, dass viele diesen Begriff überhaupt nicht kennen und der Meinung sind, Orthodoxe seien eine Sekte oder so. Die wenigsten wissen, dass diese zu den Christen gehören. Jedenfalls ist meine Mutter der Meinung, es sei Sünde aus der katholischen Kirche auszutreten. Andere wiederum schütteln darüber nur den Kopf wie eine Italienerin sich nur einer Ostkirche anschließen kann. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr damit umgegagen?
Diese ständigen Rechtfertigungen gehen mir auf den Keks, ist doch meine Sache!

Liebe Grüße
Sparta
Aleks

Beitrag von Aleks »

Liebe Schwester,

Der Weg zu Christus ist steinig da der Feind (Teufel) sich bemüht mit schiltzohrigen Tricks dein Leben schwer zu machen, durch die unvorstellbarsten Versuchungen, durch Enttäuschungen, durch Verrat von Leuten von denen du es am allerwenigsten erwartet hast und anderen Sachen, also wundere dich nicht und sei auch nicht enttäuscht, bete zu Christus und sei geduldig er wird dir schon helfen.
Am besten ist es nicht mit deinen Eltern/Bekannten/Verwandten über deine Entscheidung Orthodox zu sein, zu reden. Sie verstehen das nicht und es ergibt keinen Nutzen für dich, es kommt eher zu Rechtfertigung die dir schon am Keks gehen oder vielleicht auch zu streitereien :) .

LG,
Aleks
Zuletzt geändert von Aleks am 03.05.2010, 23:41, insgesamt 2-mal geändert.
stefan1800
Beiträge: 262
Registriert: 16.12.2008, 13:35
Religionszugehörigkeit: römisch-katholisch

Beitrag von stefan1800 »

Liebe Sparta,
ich erwäge dasselbe zu tun wie Du ! Ich habe aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Ich war eine Zeit lang bei der römischen Tradition, die Erfahrungen dort waren aber eher gemischt. Bei mir ist es nur sekundär eine Frage der Liturgie, da tridentinische Messen auch sehr erhaben sind. Es ist die Suche nach der Wahrheit. Ich habe das Buch "Erzählungen eines russischen Pilgers" gelesen. Außerdem beschäftigt mich die Frage nach dem "Filioque" und nach der Erkennbarkeit Gottes mit Hilfe der Vernunft (Thomismus, Scholastik). Seit über einem Jahr kenne ich das Forum hier und habe hier schon einige Leute auch persönlich kennenlernen dürfen.
Meine Familie und meine frühere tridentinische Gemeinde wissen nicht, daß die orthodoxe Kirche eins ist. Die denken, da gäbe es eine Zersplitterung je nach Nation ! Meine Familie und meine Freunde haben überhaupt kein Verständnis und haben Vorurteile gegenüber den Orthodoxen, sei es gegenüber der Konfession oder gegenüber den einzelnen orthodoxen Völkern. Man warnt mich eindringlich, diesen Schritt zu tun. Zu einer möglichen Konversion wird niemand kommen. Meine besten Freunde liegen mir ständig mit neuen Dingen im Ohr, auch mit der Moralkeule, siehe orthodoxes Eheverständnis, wenn sie mich dogmatisch nicht mehr überzeugen können. Mein Bruder ist modern-katholisch im Sinne von Vatikanum II, mein Vater ebenso. Mein Bruder ist aber sehr kultur-konservativ und von Vorurteilen den Orthodoxen gegenüber geprägt. Meine Mutter ist lutherisch, warnt aber eindringlich davor, ich solle mich nicht "umtaufen" lassen.

LG, Stefan
Benutzeravatar
Mary
Beiträge: 449
Registriert: 27.01.2009, 13:28
Religionszugehörigkeit: orthodox

Beitrag von Mary »

Liebe Sparta, lieber Stefan :),

ich bin im Oktober 08 in die orthodoxe Kirche aufgenommen worden und bin vorher von Kind an römisch-katholisch gewesen.
Was ihr beschreibt, kenne ich aus eigenem Erleben gut, sowohl das Unwissen der anderen (ehrlich gesagt, wusste ich bis vor nun bald zwei Jahren genauso wenig) und auch das Unverständnis, der meinem Schritt entgegengebracht wird/wurde.

Ich glaube, dass Rechtfertigungen keinen Sinn haben, ausser dem, dass man in den Gesprächen selbst dazu gebracht wird, sich wirklich eingehend zu beschäftigen mit der neuen Heimat. Die Verwandten und Freunde können den Schritt nicht verstehen und nicht gutheissen, wenn doch, müssten sie genauso handeln. Wenn ihr Glück habt, gesteht man euch zu, "euren Weg" gefunden zu haben und freut sich mit euch oder lässt euch zumindest in Ruhe.

Den Weg der Entscheidung, dem Ruf der Heiligen Geistes in die Kirche zu entsprechen, geht letztlich jeder für sich allein. Schön ist es, wenn, wie in meinem Fall, ganz viel Unterstützung und Verständnis und Liebe von den "real existierenden" neuen Glaubensgeschwistern kommt.
Ich musste sehr viele Beziehungen und Freundschaften loslassen, und das war auch mit viel Angst und Trauer verbunden, dennoch war ich mir ganz sicher und habe auch nach der Aufnahme in die Kirche keinen Augenblick lang ernsthaft an der Richtigkeit dieses Schrittes gezweifelt.

Ich wünsche Euch beiden bestärkende Begleiter auf dem Weg und die Nähe zu Christus, der allein Hilfe ist. Ich mag gerne per pn mehr von meinen Erfahrungen berichten und die persönlicheren Fragen beantworten, wenn ihr möchtet.

Liebe Grüsse
Maria
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
Benutzeravatar
Ieseanul
Beiträge: 112
Registriert: 12.01.2009, 06:17
Religionszugehörigkeit: evangelikal
Wohnort: Nähe Frankfurt (Main)

Beitrag von Ieseanul »

stefan1800 hat geschrieben: Man warnt mich eindringlich, diesen Schritt zu tun. Zu einer möglichen Konversion wird niemand kommen. Meine besten Freunde liegen mir ständig mit neuen Dingen im Ohr, auch mit der Moralkeule, siehe orthodoxes Eheverständnis, wenn sie mich dogmatisch nicht mehr überzeugen können. Mein Bruder ist modern-katholisch im Sinne von Vatikanum II, mein Vater ebenso. Mein Bruder ist aber sehr kultur-konservativ und von Vorurteilen den Orthodoxen gegenüber geprägt. Meine Mutter ist lutherisch, warnt aber eindringlich davor, ich solle mich nicht "umtaufen" lassen.

LG, Stefan
Lieber Stefan,
an den ganzen Begriffen, den Deine Familie offensichtlich verwendet, ist unschwer zu erkennen, dass sie im Prinzip keine Ahnung haben, um was es eigentlich geht und was in Dir vorgeht.

Eine "Umtaufe" gibt es nicht, weder theologisch noch biblisch. Wir sind ja hier nicht beim Autolackierer :mrgreen: . Es gibt (für mich) nur eine Taufe, mit anderen Konzepten in diese Richtung kann ich mich nicht anfreunden

Als Protestant war meine erste direkte Konfrontation mit der Orthodoxie in Rumänien vor mittlerweile schon fast 15 Jahren auch nicht von sehr großer Offenheit geprägt. Inhaltlich haben wir es hier schon häufiger ausgebreitet, Protestanten verstehen die Heilige Tradition grundsätzlich erstmal gar nicht, weil der Glaubensansatz ein ganz anderer ist, woran es bei den Katholiken liegt, dass sie Vorurteile den Orthodoxen gegenüber haben, kann ich persönlich gar nicht sagen.
Natürlich solltest Du transparent sein, immerhin ist (und bleibt) es ja Deine Familie, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Familie dann offener wird, wenn sie (nach deiner Konvertierung) merken, dass es Dein geistliches Leben erfüllt und erneuert hat.

Ich habe in Frankfurt einen lieben Bruder kennengelernt, der war letztes Jahr konvertiert. Seine ersten Kontakte zur Orthodoxen Kirche liegen jetzt schon 30 Jahre zurück. Er war sogar mal evangelischer Pfarrer und beschreibt seine Konvertierung als "endlich heimgekehrt".
Das war für ihn nicht immer einfach, auch vieles theologisch auf die Reihe zu bekommen, als Protestant glaubt man ja von Haus aus nicht an die Gottesmutter und die Heiligen.

Man sollte für sich Gewissheit haben, dass Gott einen führt. Dann kannst Du das auch nach außen vertreten. Ich halte meine Familie auch über meine Kontakte und mein Interesse an der Orthodoxen Kirche auf dem Laufenden. Meine Mutter reagiert auch eher verhalten, aber mir ist wichtig, dass ich weiß, was ich mache und dann kann ich es auch vertreten.

Gottes Segen Dir !!
Mathias
"Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft."
(Hl. Johannes Chrysostomus)
"Cartea Cărţilor se aseamănă cu un izvor care curge in continuu şi care cu atât mai bogat va curge, cu cât cineva va lua din el ."
(Sf. Ioan Gură de Aur)
Benutzeravatar
Filip
Beiträge: 285
Registriert: 30.11.2008, 18:12
Religionszugehörigkeit: orthodox
Wohnort: Wien

Beitrag von Filip »

Ich würde liebe sparte an deiner stelle kontakt aufbauen mit ital. orthodoxen christen

http://www.chiesaortodossa.it/
Krst na vrhu Srbije
Benutzeravatar
Ieseanul
Beiträge: 112
Registriert: 12.01.2009, 06:17
Religionszugehörigkeit: evangelikal
Wohnort: Nähe Frankfurt (Main)

Beitrag von Ieseanul »

Das kann man ja außerdem tun, aber ich vermute mal, dass unsere Schwester hier im deutschsprachigen Raum wohnt. Trotzdem ist es aber bestimmt wohltuend zu wissen, dass nicht jeder Italiener katholisch ist, sondern sich auch der Orthodoxe Glaube im Land wiederfindet.
"Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft."
(Hl. Johannes Chrysostomus)
"Cartea Cărţilor se aseamănă cu un izvor care curge in continuu şi care cu atât mai bogat va curge, cu cât cineva va lua din el ."
(Sf. Ioan Gură de Aur)
Benutzeravatar
Sparta
Beiträge: 25
Registriert: 14.03.2009, 22:09

Beitrag von Sparta »

In der Tat. Ich wohne in Deutschland. Bin hier geboren und aufgewachsen, aber trotzdem 100% Italian ^^
Kenne keinen einzigen orthodoxen Italiener. Verwunderlich ist das bei einem schwer katholisch geprägten Land wohl kaum. Schade eigentlich.
Benutzeravatar
Elias
Diakon
Beiträge: 711
Registriert: 17.12.2008, 18:08
Religionszugehörigkeit: Orthodox
Wohnort: Stuhr

Beitrag von Elias »

Sind die It. Orthodoxen Kanonisch und wenn ja zu welcher Jurisdikation gehören sie? Weiß das jemand?

LG
Sinaitis
Priester
Beiträge: 462
Registriert: 16.12.2008, 19:00

Beitrag von Sinaitis »

Lieber Ilija,
es ist in bella Italia wie in Old Germany, verschiedene kanonische ! orthodoxe Jurisdiktionen betreuen ihre Leute. Für die Griechen sitzt Erzbischof Gennadios in Venedig. Die Russen haben in Mailand, Bari, auf Sizilien und sonstwo Bischöfe, Priester usw. Die Italiener schließen sich meist den Griechen an, in Süditalien waren sie ja früher griechisch: "Magna Graeca" war nicht etwa Hellas, sondern der antike Name für Sizilien.
Es gibt auch (mindestens) zwei griechische Klöster, mit Italiener drin.
Zuletzt geändert von Sinaitis am 18.03.2009, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Sparta
Beiträge: 25
Registriert: 14.03.2009, 22:09

Beitrag von Sparta »

Und da ich aus Süditalien komme und wir in der Geschichte lange Zeit byzantinisch geprägt waren, hab ich mich ( oder bin zumindest dabei ) der griechischen Kirche angeschlossen. Was noch hinzu kam, war der Umstand, dass es auch deutschsprachige Liturgien gibt, aber nächsten Sonntag besuche ich eine griechische...bin schon ganz aufgeregt :)
Naja, zurück zum Thema...es gibt sogar einige Leute die das mit der Konversion richtig interessiert und viele Fragen stellen. Aber meistens bekomme ich zu hören, dass das sowieso alles dasselbe ist und Religion total out ist...warum mir das so wichtig ist etc...
Aber es sollte mir egal sein, ich ziehs durch, fühl mich jetzt schon pudelwohl...
Mops
Beiträge: 735
Registriert: 02.12.2008, 12:27
Religionszugehörigkeit: christlich orthodox
Kontaktdaten:

Beitrag von Mops »

die Reliquien des Hl. Nikolaus liegen ja auch quasi um die Ecke :D
Jedenfalls freut es mich sehr, liebe Sparta, dich in unserer Runde begrüßen zu dürfen :D
Benutzeravatar
Sparta
Beiträge: 25
Registriert: 14.03.2009, 22:09

Beitrag von Sparta »

Danke, ich freu mich auch wie ein Schnitzel :-D
Zur Orthodoxie bin ich eigentlich durch meinen Ex-Freund gekommen. Der kommt aus Serbien.
Ach, Ex-Freunde sind doch zu etwas gut...
Benutzeravatar
Elias
Diakon
Beiträge: 711
Registriert: 17.12.2008, 18:08
Religionszugehörigkeit: Orthodox
Wohnort: Stuhr

Beitrag von Elias »

Jaja, die Serben.....Danke lieber Vater Martinos...:)


LG Ilija

p.s Vergisst bitte nicht fast immer das i in meinem Namen:)
Antworten