Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

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Evagrios Pontikos
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Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Liebe Freunde der Orthodoxie!

Da ich noch nicht allzu viele orthodoxe Gläubige näher kenne, habe ich eine Frage: Welche Bedeutung hat das Jesusgebet (Herzensgebet) für die "normalen" Gläubigen? Dass es von den Mönchen und Nonnen wohl eifrig gepflegt wird, ist mir bekannt. Wie ist es aber mit Christen, die "in der Welt" leben?

Im Buch "Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers" (das ja nun auch schon ca. 150 Jahre alt ist und nur die Situation des vorrevolutionären Russlands beschreibt) scheint das Jesusgebet die Übung einer kleinen Minderheit zu sein. Ist das auch heute so? Und wenn ja: in allen orthodoxen Kirchen?

Andererseits spielt die Philokalie für viele orthodoxe Gläubige ja offenbar eine doch recht bedeutende Rolle. Bischof Kallistos Ware übersetzt sie ja sukzessive ins Englische. Im Deutschen gibt es Gott sei Dank seit wenigen Jahren endlich eine vollständige Übersetzung. Ähnlich ist es ja auch in anderen Sprachen, denke ich. Ist dies auch Zeugnis einer im 20. Jahrhundert mehr und mehr wachsenden Bedeutung des Jesusgebets auch für den normalen Gläubigen?

Ich freue mich schon auf Eure Antworten!
Zuletzt geändert von Evagrios Pontikos am 15.01.2010, 12:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Evagrios Pontikos

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Nassos
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Nassos »

Ich habe nicht den Gesamtüberblick, aber ich sehe - zumindest bei den Griechen - immer mehr Leute mit dem komboschoini/tchotki herumlaufen.
Ich gehe davon aus, dass mal ein gewisser Teil für das Jesusgebet auch entsprechend sensibilisiert ist. Wenn ich einen jungen Menschen sehe, den ich kenne, und er trägt eins, dann spreche ich ihn darauf an. Meistens kommt da sehr großes Interesse zurück.

Die Bedeutung - schon durch das Mönchtum herkommend - ist gewiss nicht klein. Seit "Ostrov" bete ich das Jesusgebet manchmal auch in Russisch, zum Teil auch in Deutsch.

Zur Philokalie kann ich nicht viel sagen, da ich das Buch nicht kenne. Da Du, lieber Evagrios, aber sehr angetan zu sein scheinst, bitte ich Dich hier oder im Strang "Bücher" doch nochmal die Daten zum Buch zu geben. Schön wäre auch eine kurze Inhaltsangabe.

Gruß,
Nassos
ElvisVrinic
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von ElvisVrinic »

Liebe Brüder und Schwestern im glauben,

so wie ich es mitbekommen habe gibt es mehrere Arten das Jesusgebet zu praktizieren.

Da wäre zu einem das formelle sprechen des Gebetes:

(Herr) Jesus Christus, sohn gottes, erbarme dich über mir sünder

zusätze sind auch möglich wie zum Beispiel. (das Herr sollte man glaube ich im Heiligen geiste beten, daher habe ich es umklammert)

(Herr) Jesus Christus, sohn gottes, um die Fürbitten deiner allreinen Mutter und aller Gotttragenden heilige Väter und aller heiligen willen, erbarme dich über mir sünder

Dieses kannst du an einer Gebetsschnur (Komboskini, Tschotki, Brojanica, Metanie usw.) abzählen. Es wäre hierfür empfehlenswert wenn nicht sogar nötig sich diese Schnur nicht einfach zu "kaufen" sondern von einen Geistlichen geschenk zu bekommen bzw. den segen vom Beichtvater.

Ansonsten kannst es frei sagen wann, wo du willst. Die Gebetsschnur ist nicht zwingend erforderlich kann aber eine gute Hilfe sein wenn du es "formell" sprechen willst.

Zu anderem wäre da auch das Geistliche rezitieren.

In dieser (Stufe glaube ich) wird dir dieses Gebet wie aus dem nichts kommen. Von deinen Herzen hin zum gedanken. Du machst es Automatisch.

Zu anderen kommt da auch die höchse form des Jesus-gebets das Herzensgebet.

In dieser Stufe spricht man dieses gebet im Rhytmus von Herzschlag und atmung. Es ist die höchste form die nur wenige beherrschen (vorwiegend mönche die in askese leben) glaube ich.

Das wären die formen. Für uns Normalos ist das mündliche rezitieren genug.

ich möchte aber noch warnen: wer versucht das Herzensgebet OHNE Starez (russisch) bzw. einen geistlichen vater, der es kann zu erlernen, dem kann das gegenteil passieren. sprich: psychische schäden oder ähnliches. Daher wird davon abgeraten.
Daher reicht das mündliche rezitieren, für uns weltliche Christen, vollkommen aus.

Die mönche die dieses Gebet als Herzensgebet praktizieren verwenden die Gebetsschnur nur als konzentrantionshilfe um im Rhytmus zu beten (soviel ich weiss).
Es wird bei den Brüdern nur als Zählmittel verwendet wenn sie nicht an dem Stundengebet teilnehmen können. Um eine gewisse anzahl von Jesusgebeten beten zu können

Es gibt auch gute Literatur hierfür. Siehe: Emmanuel Jungclausen - Unterweisung im Herzensgebet.

Ausserdem ist es nicht nur bei den Griechen so. Ich habe genügend serben gesehen die einen Brojanica tragen. Ob diese jetzt über das Jesusgebet bescheidwissen weis ich nicht. Es gibt aber auch genügend mönche und nonnen des lateinischen ritus die dieses gebet sprechen bzw. lernen. Sie verkaufen auch solche Gebetsschnüre.
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

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Evagrios Pontikos
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Vielen Dank für die Hinweise. Das Buch von Jungclaussen kenne ich schon. Es ist, mit seinem mit Kallistos Ware zusammen verfassten Buch "Hinführung zum Herzensgebet", eine sehr gute Hilfe zur Einführung.
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Evagrios Pontikos

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Ieseanul
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Ieseanul »

ElvisVrinic hat geschrieben:Für uns Normalos ist das mündliche rezitieren genug.

ich möchte aber noch warnen: wer versucht das Herzensgebet OHNE Starez (russisch) bzw. einen geistlichen vater, der es kann zu erlernen, dem kann das gegenteil passieren. sprich: psychische schäden oder ähnliches. Daher wird davon abgeraten.
Daher reicht das mündliche rezitieren, für uns weltliche Christen, vollkommen aus.
Ich habe das Buch von Jungclaussen auch gelesen, es gibt auch einige Erfahrungsberichte (alles orthodoxe Autoren) z.B. von Dan Siluan "Jesus hinter Gittern" und auch ein Buch des Deutschen Klaus Kenneth, der auch ein bewegendes Buch über seine jahrelange Reise zu Gott geschrieben hat und von seinem geistlichen Vater (Abt Sofronie) das Jesusgebet vermittelt bekam. Auch das Buch über den russischen Pilger "Aufrichtige Bekenntnisse eines russischen Pilgers" ist sehr wertvoll und sehr gut zu lesen.

Ich glaube, dass die "Gefahr" eher dort zu suchen ist, wo Esotheriker den Versuch unternehmen, das Jesus-Gebet für ihre Zwecke zu missbrauchen. Auch im Internet kann man u.a. lesen, dass man die Gebetsformel "wie ein Mantra" gebraucht. Das ist natürlich völliger Blödsinn, ein Mantra ist der Name eines buddistischen Götzen, der immer wieder ausgesprochen wird, im Jesus-Gebet geht es ja um das "Beten ohne Unterlass" (Luk. 21,36).
Man sollte sich gerade auch im Internet die "hilfreichen" Seiten zum Thema auch mal genauer anschauen, manche Sachen hören sich gut an und enden dann schlussendlich doch in einem esoterisch-pseudochristlichen Misch-Masch.

In allen Büchern, die ich bis jetzt zu dem Thema gelesen habe, schreiben die Autoren über eine unbeschreibliche Liebe, die sie Gott gegenüber empfinden. Gerade in dem Buch von dem russischen Pilger (das sich eigentlich um das Jesus-Gebet dreht) kommt das sehr klar heraus.
Das Jesus-Gebet ist ein Gebet und eine ständige Gebets-Verbindung mit Gott. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen.
Was den geistlichen Vater angeht, will ich dir nicht widersprechen, alle genannten Autoren bekamen das Jesus-Gebet vermittelt. Ein Gesetz würde ich trotzdem nicht ableiten.
Was mir aber unverständlich ist, ist Deine Aussage, der "falsche Gebrauch" des Jesus-Gebets könne zu psychischen Schäden führen. Seitwann führen Gebete, selbst bei Anfängern, zu psychischen Schäden ? Das würde das Jesus-Gebet ja fast in die Nähe von irgendwelchen Zaubersprüchen rücken. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.
Im schlimmsten Falle kommt gar nichts bei raus - außer Frust. Natürlich kann es Leute geben, die aus den unterschiedlichsten Gründen psychisch labil sind. Aber die suchen doch häufig eher den schnellen geistlichen "Erfolg". Das Jesus-Gebet wird von allen Autoren, von denen ich bisher was dazu las, als "Reise" beschrieben. Und für eine Reise braucht man Zeit und Geduld, labile Leute (so meine Beobachtung) haben oft eben aufgrund ihres Leidensdrucks keine Geduld.

Ich selbst glaube, dass die Liebe zu Gott mich antreibt, zu beten. Druck oder was-weiß-ich-was führen nicht zum Ziel. Ich praktiziere das Jesus-Gebet nicht, würde es aber gerne praktizieren. Mein Alltag hingegen nimmt täglich so von mir Besitz, dass ich tagsüber wenig Zeit habe, zu beten.
Ich habe auch schon gelesen, dass es für den Anfang reicht, nur einige Minuten das Jesus-Gebet zu beten. Das kann dann im Laufe der Zeit gesteigert werden. Wenn ich beten will, wird mir das auch gelingen, davon bin ich überzeugt. Aber vor allem meine Haltung Gott gegenüber und dem Gebet gegenüber müssen stimmen. Will ich beten oder suche ich letztendlich doch nur meinen eigenen geistlichen Erfolg ? Bin ich mit Gott oder mit meinen eigenen Wünschen verbunden ? Diese Frage würde ich mir stellen, wenn ich mich dem Jesus-Gebet nähern würde.

Gottes Segen !
Mathias
"Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft."
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Evagrios Pontikos
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Ieseanul hat geschrieben:...Was mir aber unverständlich ist, ist Deine Aussage, der "falsche Gebrauch" des Jesus-Gebets könne zu psychischen Schäden führen. Seitwann führen Gebete, selbst bei Anfängern, zu psychischen Schäden ? Das würde das Jesus-Gebet ja fast in die Nähe von irgendwelchen Zaubersprüchen rücken. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen....
In der Philokalie werden gegen Ende ein paar "Techniken" zum Jesusgebet empfohlen, die die Atmung und den Herzschlag betreffen. Bischof Theophan der Klausner schreibt, dass diese Techniken nur unter Anleitung eines erfahrenen Meisters geübt werden dürfen und dass sie im Übrigen nicht wichtig sind für das Gebet. Etliche hätten, schreibt er, sich ihre Gesundheit durch diese Techniken ruiniert. Deshalb rät er davon dringend ab.

Außerdem ist das Jesusgebet dann missbraucht, wenn jemand in seinen Sünden bleibt und nicht aus der Buße leben will. In diesem Fall, so schreibt Theophan, könne das Jesusgebet zu seelischen Schäden bis hin zu Geisteskrankheiten führen.

Ich denke, dass Elvis Vrinic dies meint.

Bischof Theophan (und in seiner Tradition stehen Bischof Kallistos Ware und Emmanuel Jungclaussen) vertritt eine ganz ungezwungene Herangehensweise, die mir sehr sympathisch ist. Er empfiehlt z.B., dreimal am Tag das Gebet förmlich zu üben, jeweils 30 Gebete langsam und konzentriert. Daneben kann man das Gebet immer dann sprechen, wenn einem danach der Sinn steht. Wichtig ist die Sammlung und die Echtheit der Motivation.
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Evagrios Pontikos

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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen h

Beitrag von Michael »

Also, ich habe hier wieder was gefunden was hier her passt ihr Lieben.
Und zwar schreibt der Starez Siluan in seinem Buch was über das Gebet:

...Im Anfang aber brauchen wir einen geistlichen Führer, denn bevor die Seele die Gnade des Heiligen Geistes empfangen hat, steht sie im besonderen Kampf mit dem Widersacher, und ihm, der ihr seine Verlockungen darbringt, vermag sie allein nicht zu entrinnen.
Beginne darum das Gebetsleben nicht ohne geistlichen Vater, denke in deinem Stolz nicht, daß du es nur aus Büchern erlernen kannst. Wer so denkt, wird der Versuchung erliegen, ja, er ist ihr zum Teil schon erlegen. Einem Demütigen aber hilft Gott. Und wenn du keinen erfahrenen Starez finden kannst, solltest du deinen Beichtvater um Rat fragen - wie dieser auch sein mag -, dann wird dich der Herr selbst schützen, deiner Demut wegen.


Vielleicht passt das hier gerade so rein... :?
Gott Segne euch bei dem erlernen dieses Gebets!
Zuletzt geändert von Michael am 12.05.2010, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Sinaitis »

Liebe Freunde,
kein Gebet kann "gelingen", wenn wir nicht zuvor zum Heiligen Geist beten, daß er in uns betet. Wenn wir die Haltung der Demut und Liebe haben, wird der Heilige Geist in uns das Gebet entfachen. Zunächst also sollten wir beten, wie wir es auch vor JEDEM Gottesdienst tun: Himmlischer König, Geist der Wahrheit ... komm und nimm Wohnung in uns ...
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Mops »

Lieber Michael,

das Zitat ist gut, zeigt aber auch ein Problem auf.
Man muss erstmal einen geistlichen Vater finden. Einem Vater, dem man auch sein Herz ausbreiten kann, dem man jede Herzensregung mitteilen kann, einem Vater, Freund und Bruder zugleich.
Auch Vater Theodor wies damals darauf hin, dass man das "Jesusgebet" nicht ohne einen erfahrenen geistlichen Vater intensiv beten soll.

Ich werde aber durch den Hinweis von P. Martinos mich auch verstärkt bemühen, zuerst bewußt dieses Gebet zu beten, bevor ich mit Gebeten beginne.
L.G. Georg
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen h

Beitrag von Michael »

Okay dann viel Erfolg. :)
Zuletzt geändert von Michael am 12.05.2010, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Sinaitis »

Lieber Mops,
aha, ein neuer Name?
Du weißt ja, daß das, was ich geschrieben habe, auch Vr. Moisis und Vr. Pamphylos gesagt haben.
Grüße an Deinen Mops. Hat er Dich vermißt?
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songul
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von songul »

Ich denke und glaube das auch so schon gelesen/gehört zu haben, dass es sich bei dem Rat der Väter in erster Linie darum handelt, wenn man das Jesusgebet intesiv und in grossem Umfang - gleich den Mönchen - beten möchte.
Als Stossgebet oder als Anrufung sollte doch ein solches Gebet mit dieser wahrhaft essenziellen Bedeutung keinen Schaden anrichten. Das ist doch kein Zauberspruch.
Ich finde allerdings, dass man hier im Westen von nichtorthodoxer Seite allzuviel und vor allem in eigenmächtiger Weise dieses Gebet für sich vereinnahmt hat und das kann dann unter Umständen wirklich Schaden anrichten; wobei ich mir nicht im klaren bin, welcher das sein könnte.

Vielleicht können die Verfechter der "Vätertheorie" (mir fällt jeztz keine andere Bezeichnung ein - soll keine Lächerlichmachung sein) einen näheren Hinweis geben auf die Auswirkungen.

LG Songul
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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von ElvisVrinic »

songul hat geschrieben:Ich denke und glaube das auch so schon gelesen/gehört zu haben, dass es sich bei dem Rat der Väter in erster Linie darum handelt, wenn man das Jesusgebet intesiv und in grossem Umfang - gleich den Mönchen - beten möchte.
Als Stossgebet oder als Anrufung sollte doch ein solches Gebet mit dieser wahrhaft essenziellen Bedeutung keinen Schaden anrichten. Das ist doch kein Zauberspruch.

Lieber songul,

dazu stimme ich dir vollkommen zu.

das mündliche sprechen (auch öfter) sollen wir sogar machen. (Ist gut wenn man arbeitet oder was macht).

Was ich aber meine ist, wer es als Herzensgebet erlernen will das heisst das Beten im takt von Atem und Herz also mit dem Körper (dem Tempel), der brauch unbedingt einen geistlichen Vater der dieses beherscht. Da es sonst in die :censored: gehen kann. Mann bekommt nicht die erfüllung die man nach dem Beten verspürt. Und es kann sogar zu psychischen oder physichen schäden kommen (was es genau für welche sind weiss ich nicht, habe ich gelesen)

Daher soll man schon das Jesusgebet beten, aber bitte, ohne hilfe eines geistlichen Vaters, nicht im takt mit dem Herzen und atmung.

der HERR schütze euch
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Ieseanul »

Evagrios Pontikos hat geschrieben:Etliche hätten, schreibt er, sich ihre Gesundheit durch diese Techniken ruiniert. Deshalb rät er davon dringend ab.

Außerdem ist das Jesusgebet dann missbraucht, wenn jemand in seinen Sünden bleibt und nicht aus der Buße leben will. In diesem Fall, so schreibt Theophan, könne das Jesusgebet zu seelischen Schäden bis hin zu Geisteskrankheiten führen.
In der Frage um Schäden und Missbrauch kam mir auch die Stelle aus der Bibel in den Sinn (2.Mo 20,7), wo im Zweiten Gebot davor gewarnt wird, den Namen Gottes zu missbrauchen.
Wenn der Beter, der das Jesus-Gebet praktiziert, betet:
"Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner", dann ist er (das unterstelle ich erstmal jedem Beter) sich bewusst, was er tut, ich persönlich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass ein Nicht-Gläubiger diesen Satz ständig betet und wiederholt.

Die Esoteriker reden ja eher vom "Herzensgebet", wie in der Esoterik nunmal üblich wird bei aller häufig anzutreffenden "Pseudo-Christlichkeit" bestimmt nicht der Name des HERRN ständig gebetet und gepriesen. Das kann nicht funktionieren. Ich glaube eher, dass die eigentliche Tiefe des Jesus-Gebets durch esoterische Uminterpretierungen verwässert werden soll. Ihre "Offenheit" bezieht sich eher auf das Sammeln spiritueller Erfahrungen, Jesus Christus als Erlöser und Sohn Gottes erkennen die Esoteriker ja nicht an. Ich sehe deswegen die "Missbrauchsgefahr" eher darin, dass am Glauben und Gebet interessierte gerade im Internet durch pseudochristliche Angebote mit esoterischem Inhalt von der Wahrheit weggeführt werden (sollen). Die Esoterik ist ja keine Spielwiese sondern eine geistliche Realität mit Auswirkungen, die nichts mit dem Christentum zu tun hat.

Was Sünde angeht, sie trennt uns immer von Gott und kann auch Krankheiten begünstigen bzw. verursachen.
Ich kann mir aber, wie gesagt, nicht vorstellen, dass jemand, der nicht wirklich glaubt, das Jesus-Gebet überhaupt praktizieren könnte bzw. möchte.
Es geht ja nicht um eine Technik an sich, sondern um ein unablässiges Gebet. Und Gebet funktioniert nunmal nach geistlichen Prinzipien.
In der Apostelgeschichte (Kap 8,14-22) begegnen die Apostel Petrus und Johannes dem Zauberer Simon. Dieser sieht in dem Händeauflegen der Apostel eine Art "Technik", die man seiner Ansicht nach wohl mit Geld kaufen kann:
"18 Da aber Simon sah, daß der Heilige Geist gegeben ward, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an 19 und sprach: Gebt mir auch die Macht, daß, so ich jemand die Hände auflege, derselbe den Heiligen Geist empfange."
Der Zauberer wird von den Aposteln scharf zurechtgewiesen, zur Buße aufgerufen, auch werden ihm die Konsequenzen vor Augen geführt, wenn an dieser Stelle in seinem Leben keine Umkehr stattfindet.

Grundsätzlich sehe ich in Bezug auf das Jesus-Gebet hier Parallelen, das Jesus-Gebet ist keine "Technik", die "erlernt" werden kann und dann automatisch irgendwelche Resultate abwirft. Das ist zumindest meine Überzeugung. Es ist ein Gebet und bleibt ein Gebet. Alles was dem Beter hilft, da hineinzukommen, sei es Atemübungen oder Gebetsketten sind sinnvolle Hilfsmittel (sie werden ja auch in den Büchern beschrieben), aber sie haben isoliert vom Gebet gesehen keinen Nutzen.
Wer in der Haltung des Zauberers Simon an das Jesus-Gebet heran ginge und versuchen würde, ohne wirklich ernst zu nehmen, was er da tut, sich Dinge anzueignen, würde damit bestimmt Schiffbruch erleiden. So gesehen, würden die Warnungen in den Büchern für mich Sinn machen. Vielleicht ist das auch gemeint.

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Re: Bedeutung des Jesusgebets für die orthodoxen Gläubigen heute

Beitrag von Mops »

Sinaitis hat geschrieben:Lieber Mops,
aha, ein neuer Name?
Du weißt ja, daß das, was ich geschrieben habe, auch Vr. Moisis und Vr. Pamphylos gesagt haben.
Grüße an Deinen Mops. Hat er Dich vermißt?

Lieber Pater Martinos,

der Namenswechsel lag wohl ehr an meinem Unvermögen :mrgreen:
hat hier mit dem Einloggen nicht geklappt. Da habe ich halt neu gestartet.

Gebet, ja mir klingen besonders noch die Worte von Vater Pamphylos im Ohr. Die Reise war in jeglicher Hinsicht sehr bereichernd!!!

Über den neuen Avatar bin ich sehr entzückt :lol:
Habe das Foto mit Vater Johannes, mir Dir und unserem "Donnerschtoch" jetzt als Desktophintergrund :)

Liebe Brüder und Schwestern, schließt doch bitte die Bruderschaft des Sinai Klosters der Hl. Katarina in euer Gebet mit ein. Danke!
herzlichst Georg
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