Hallo Pascal,
Quellenangaben für meine Behauptungen gibt es,nur war ich zu faul, diese wieder im Internet rauszusuchen und hier zu verlinken. Das was ich geschrieben habe, ist ja nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ist das Ergebnis diverser Studien zur Religiösität und Teilnahme am kirchlichen Leben, die von den großen Kirchen selbst im Laufe der Jahre immer wieder in Auftrag gegeben wurden. D.h. die großen Kirchen (die EKD und die Katholische Kirche) wissen sehr wohl, wie es um den Glauben in Deutschland und Westeuropa steht. Etwas unternehmen tun die Kirchenoberen gegen diese Entwicklung in Deutschland - und mittlerweile in ganz Europa - aber nichts. Es ist ja nicht so, dass es nur in Deutschland mit dem christlichen Glauben bergab geht, in ganz Europa findet diese Entwicklung statt. In Deutschland, Frankreich und England ist diese Entwicklung nur am weitesten fortgeschritten.
Die so genannten Volkskirchen in Deutschland sind im Grunde nur noch politisch-caritativ-tätige Institutionen, mit tausenden Kirchengebäuden, Immobilien, Kulturgütern, caritativen Verbänden und zusammen gehören sie auch mit zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Sie nehmen jedes Jahr zig Milliarden Euro durch Kirchensteuer und andere Subventionen des Staates ein, betreiben Krankenhäuser, deren Kosten aber zu 90 Prozent vom Staat oder dem jeweiligen Bundesland getragen wird, während alle Gewinne daraus als auch die Aufsicht unter Kontrolle der Kirchen fällt. Der religiöse Betrieb, also Heilige Messen, Beichten etc. sind da nur noch Randerscheinungen und religiöse Folklore, um den Anschein zu waren. So sehe ich das zumindest.
Was die 8-9 Prozent regelmäßiger Gottesdienstbesucher angeht, diese Zahlen stammen selber von den Kirchen. Die beiden großen Kirchen führen jedes Jahr eine große Zählung sowie zu den wirklich wichtigen Feiertagen weitere Zählungen durch, um zu sehen, in welche Richtung sich das kirchliche Leben in Deutschland entwickelt. Ich würde dir gerne die Quellen dafür nennen, aber das sind alles Sachen, die ich vor Jahren in Zeitungen und im Internet gelesen habe und momentan habe ich einfach nicht die Zeit, um mich mal wieder auf große Internetrecherche zu machen.
Bei der Evangelischen Kirche Deutschlands z.B. ist es sogar noch viel schlimmer. Bei der EKD gehen noch knapp 5-7 Prozent (abhängig von der Region) aller Protestanten überhaupt noch regelmäßig zum Gottesdienst und die meisten davon sind schon im Rentenalter. In den 90er Jahren gingen immerhin noch mehr als 12 Prozent aller Katholiken regelmäßig zum Gottesdienst. Im Laufe der letzten 15-20 Jahre ist diese Zahl um fast 30 Prozent auf die heutigen 8-9 Prozent gefallen. Auch die jährlichen Kirchenaustritte, die in die hunderttausende gehen, sprechen eine klare Sprache, dass es mit dem christlichen Glauben in Deutschland bergab geht. Aber auch im Rest von Europa findet die gleiche Entwicklung statt. Deutschland ist kein Einzelfall.
Nimm z.B. das katholische Polen, meine Heimat: 92-95 Prozent aller Polen sind Katholiken. 70 Prozent der polnischen Jugendlichen gehen überhaupt nicht mehr zum Gottesdienst. Auf dem Land gehen noch 39 Prozent aller Polen regelmäßig zum Gottesdienst (1-2 mal pro Monat). In den polnischen Großstädten gehen nur noch 20-25 Prozent aller Katholiken regelmäßig zum Gottesdienst. Die Zahl der Beichten sinkt in Polen dramatisch. Die meisten Katholiken gehen selbst in Polen nur noch ein mal pro Jahr zur Beichte. Die Zahl der Priesterberufungen in Polen sinkt von Jahr zu Jahr und dies prozentual sogar schneller als in Deutschland. Die Zahl der zivil geschlossenen Ehen steigt während die Zahl kirchlicher Trauungen rapide abnimmt. Auch die Zahl der Scheidungen in Polen hat schon längst westliches (deutsches) Niveau erreicht. Fast alle Polen hatten vor der Ehe Sex gehabt und das Durchschnittsalter, in dem die meisten polnischen Mädels das erste Mal Sex haben, liegt zwischen dem 15.-17. Lebensjahr. Die Zahl der Abtreibungen steigt von Jahr zu Jahr, während die Geburtenrate mit 1,4 pro Frau genauso niedrig ist, wie in Deutschland. Wie du siehst gibt es selbst in Polen kaum noch Unterschiede zu Deutschland. Diese Zahlen über die polnische Kirche stammen übrigens aus dem polnischen Fernsehen, das jedes Jahr neue "Hiobsbotschaften" über die Entwicklung des katholischen Glaubens in Polen veröffentlicht.
Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, das ja angeblich so religiös und christlich sein soll, geht die Entwicklung in die gleiche Richtung. Die Zahl der Menschen, die sich als Christen bezeichnen, fiel von 85 Prozent (1990) auf 76 Prozent (2008). Zwischen 25-30 Prozent aller Amerikaner bezeichnen sich seit 2015 als Atheisten, Agnostiker, sogenannte "Nones" oder als "religious unaffiliated". 70-88 Prozent aller amerikanischen Jugendlichen kehren den Freikirchen und evangelikalen Kirchen den Rücken, sobald sie aufs College oder die Universität kommen. 63 Prozent aller christlichen Jugendlichen in den USA glaubt nicht mehr, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. 51 Prozent aller christlichen Jugendlichen glaubt auch nicht, dass Jesus leibhaftig von den Toten auferstanden ist. 68 Prozent von ihnen glauben auch nicht, dass es sowas wie den Heiligen Geist gibt. 65 Prozent der christlichen Jugendlichen glaubt auch nicht, dass es den Teufel wirklich gibt. 58 Prozent von ihnen glaubt, dass egal ist, welcher Religion man angehört. 25 Prozent aller Lehrer in den USA bezeichnen sich als Atheisten oder Agnostiker. Nur 6 Prozent aller U.S.-Lehrer glaubt, dass die Bibel das "Wort Gottes" ist. 50 Prozent der U.S.-Lehrer hält die Bibel für ein großes Märchenbuch. 75 Prozent der amerikanischen Schul- und Universitäts-Lehrer glaubt, dass Religion Privatsache und im öffentlich-politischen Leben nichts verloren hat. Quelle für diese Zahlen aus Amerika findest du auf der folgenden Webseite
HIER.
Zurück nach Deutschland. Dass das Sakrament der Beichte so gut wie gar nicht mehr in Anspruch genommen wird, ist ein offenes Geheimnis in der katholischen Kirche. Das Gleiche gilt auch bei den Lutheranern. Selbst die meisten Polen in Deutschand beichten nur noch 1 mal pro Jahr vor der Weihnachtsmesse und das war's dann auch schon. Ich bin selbst kein Moralapostel und habe selbst schon oft genug Fehler in meinem Leben begangen und sehe ständig, wie die Menschen in meinem Umfeld miteinander umgehen. Daher kann mir keiner erzählen, dass er/sie es schafft, fast ein ganzes Jahr ohne schwere Sünde zu leben, so dass die Beichte nur einmal pro Jahr nötig wäre und dass man - ohne zwischendurch zu beichten - immer sich moralisch in einem Zustand befindet, so dass man würdig die heilige Kommunion empfangen kann. Das glaubst auch sicher du nicht, lieber Pascal. Das glaubt keiner!
Was die Sonntagspflicht angeht, sicher kann man am Samstag die Vorabendmesse besuchen und so seine "Pflicht" erfüllen, aber bei der Sache mit dem Besuch einer orthodoxen Liturgie anstelle eines katholischen Gottesdienstes, falls keine katholische Kirche erreichbar ist, halt ich für so nicht richtig. Katholiken können zwar einen orthodoxen Gottesdienst besuchen, da hat kein orthodoxer Christ was dagegen, aber die heilige Kommunion können sie in der orthodoxen Kirche nicht empfangen - auch nicht in den orthodoxen Kirchen, die mit der Römisch-Katholischen Kirche uniert sind. Da die orthodoxen Gottesdienste in der jeweiligen Landessprache gehalten werden und auch andere Traditionen und die orthodoxe Liturgie selbst einen komplett anderen Ablauf hat, als ein katholischer Gottesdienst, wären Katholiken dabei nur Zuschauer, weil sie ohnehin fast nichts verstehen würden. Wie soll ein Katholik unter diesen Bedingungen behaupten können, er habe am orthodoxen Gottesdienst aktiv teilgenommen, und so seine Sonntagspflicht erfüllt? Dass mit der Teilnahme an orthodoxen Gottesdiensten gilt ja ohnehin nur für diejenigen orthodoxen Kirchen, die mit der Römisch-Katholischen Kirche uniert sind, und den Papst als obersten Bischof anerkennen. Für alle anderen orthodoxen Kirchen gilt das nicht.