Re: Unterschiede Östliche Orthodoxie - Baptismus
Verfasst: 24.04.2012, 11:35
Christus ist auferstanden!
Lieber Florian-Klaus,
natürlich muss man auch theologische Antworten auf Fragen geben können, allein nicht jeder Gläubige kann es (das bezieht sich jetzt allgemein auf die Gemeinschaft der Gläubigen, nicht auf die hier vorausgegangene Diskussion) und es ist auch ganz nebenbei bemerkt überhaupt nicht die Aufgabe von Christen gelehrige Disputationen zu führen, sondern durch unser Leben Zeugnis abzulegen, was aber auch bedeutet, dass man seine gesammelte Aufmerksamkeit eben genau darauf verwendet. Es ist eine Lebensaufgabe Christ zu sein im Sinne Christ zu leben – Bücherwissen hat damit nun mal nix zu tun. Ganz im Gegenteil, diese Diskussionen sind i.d.R. höchst unfruchtbar: Sie führen dazu, dass regelrecht gestritten wird (als ob durch Zorn oder Druck, je jemand ernstlich die Wahrheit gefunden/erkannt hätte!), dass völlig vermessener Hochmut entsteht (mei, was bin ich für ein gelehriger Mann/Frau) und man genau im Gegenteil landet – man gibt eben KEIN Zeugnis ab. Selbst die Starzen, zu den die Menschen mit ihren Fragen kamen, haben sich nicht mit klugen Vorträgen an die Menschheit gewandt, und theologische Disputationen geführt, sondern ganz einfache Antworten gegeben – ihr Wissen hatten sie nicht aus Büchern sondern aus dem Erleben und Vorleben. Der Glaube ist keine Wissenschaft, er ist eine Lebenshaltung und Lebensform – die muss erfahren, nicht sezieren und zu Tode erklären. Das Christentum zeichnet sich doch dadurch aus, das es eine Lebenshaltung/-form ist, kein Regelkanon und keine Aneinanderreihung von philosophischen Abhandlungen. Theosis erlangt man eben nicht, wenn man täglich a, b, c und d erfüllt hat und sein Häkchen dahinter machen kann – diese Regeln sollen dir ja nur Geländer und Stütze sein, damit du von dir selbst (Ego-zentrik) wegkommst (die eigentliche und höchst schwierige Aufgabe) und tiefer vordringen kannst in das, was eigentlich Leben ist, sein soll und philosophische Gedankenexperimente führen überall hin, hauptsächlich aber zu netten Luftschlössern, die in meinem konkreten Leben i.d.R. keinen Niederschlag finden.
Warum wir immer wieder auf das „Komm und sieh“ verweisen liegt nicht daran, dass wir faul wären und auch nicht, dass wir einfach nur dumm und ungebildet sind (keine Sorge, diesen Gedanken unterstelle ich dir nicht). Zum einen entziehen sich manche „Gegenstände“ einem Gespräch. Man muss sie erleben, durchleben um sie zu verstehen, um sie zu erfahren. Sakramente/Mysterien kann man nicht erklären. Im Grunde entziehen sie sich schon per definitionem einer Erklärung. Jede Erklärung bleibt in der Beschreibung äußerlicher Abläufe und sobald es um das Eigentliche geht wird es unmöglich und höchst ungenügend. Man muss sich ihnen langsam annähern und sie erleben und erfahren. Ebenso ist es mit dem Glauben an sich. Als reine gedankliche Erkenntnis ist er nur eine Philosophie – man muss ihn erleben. Jeder der schon einmal eine evangelikale Gemeinde konkret erlebt hat und sich dann ebenso konkret in das Erleben einer orthodoxen Gemeinschaft eingelassen hat, wird sofort wissen was ich meine.
Bsp: Peter und Paul sind beide Männer, beide groß, sportlich, braunhaarig, braunäugig usw. Beide sind humorvoll, intelligent, haben ähnliche Interessen… Dennoch fühle ich mich bei Paul wohl, bekomme einen echten Kontakt, fühle mich nach den Gesprächen anders, werde in meiner Person berührt, die Gespräche erlangen eine ganz andere Tiefe und Bedeutung. Ich kann mit Peter die gleichen Gespräche und äußeren Erlebnisse teilen und dennoch verläuft die Begegnung in ihrer Intensität gänzlich anders, sie bleibt oberflächlicher und auch wenn wir dennoch gemeinsam Freude und Spaß erleben so erreicht es nicht die gleiche Tiefe, berührt und erfasst mich nicht wie es bei Paul ist. So. Und nun erklär das mal.
Manches muss man eben erleben.
Lieben Gruß
Stephanie
P.S.: Wenn ich mich für etwas oder jemanden interessiere, so muss ich mich auf denjenigen oder dasjenige einlassen. Wenn ich Fragen stelle um mit Gegensicht oder meiner vorgefassten Meinung zu antworten, wird jedes Gespräch unweigerlich zu einem schnellen Ende gelangen. Echtes Interesse und Sicheinlassen um sich dann später (!) eine eigene Meinung zu bilden ist schon die Voraussetzung - andernfalls fühlt sich das Gegenüber nicht ernst genommen. Und meiner Meinung hat das dann auch nichts mehr mit Interesse zu tun sondern das Ziel ist ein Streitgespräch. Eine Battle of arguments hat ja nichts mit Interesse zu tun, sondern ist ein Kräftemessen und damit wären wir dann wieder beim Hochmut, bei der Egozentrik von uns Menschen.
Lieber Florian-Klaus,
natürlich muss man auch theologische Antworten auf Fragen geben können, allein nicht jeder Gläubige kann es (das bezieht sich jetzt allgemein auf die Gemeinschaft der Gläubigen, nicht auf die hier vorausgegangene Diskussion) und es ist auch ganz nebenbei bemerkt überhaupt nicht die Aufgabe von Christen gelehrige Disputationen zu führen, sondern durch unser Leben Zeugnis abzulegen, was aber auch bedeutet, dass man seine gesammelte Aufmerksamkeit eben genau darauf verwendet. Es ist eine Lebensaufgabe Christ zu sein im Sinne Christ zu leben – Bücherwissen hat damit nun mal nix zu tun. Ganz im Gegenteil, diese Diskussionen sind i.d.R. höchst unfruchtbar: Sie führen dazu, dass regelrecht gestritten wird (als ob durch Zorn oder Druck, je jemand ernstlich die Wahrheit gefunden/erkannt hätte!), dass völlig vermessener Hochmut entsteht (mei, was bin ich für ein gelehriger Mann/Frau) und man genau im Gegenteil landet – man gibt eben KEIN Zeugnis ab. Selbst die Starzen, zu den die Menschen mit ihren Fragen kamen, haben sich nicht mit klugen Vorträgen an die Menschheit gewandt, und theologische Disputationen geführt, sondern ganz einfache Antworten gegeben – ihr Wissen hatten sie nicht aus Büchern sondern aus dem Erleben und Vorleben. Der Glaube ist keine Wissenschaft, er ist eine Lebenshaltung und Lebensform – die muss erfahren, nicht sezieren und zu Tode erklären. Das Christentum zeichnet sich doch dadurch aus, das es eine Lebenshaltung/-form ist, kein Regelkanon und keine Aneinanderreihung von philosophischen Abhandlungen. Theosis erlangt man eben nicht, wenn man täglich a, b, c und d erfüllt hat und sein Häkchen dahinter machen kann – diese Regeln sollen dir ja nur Geländer und Stütze sein, damit du von dir selbst (Ego-zentrik) wegkommst (die eigentliche und höchst schwierige Aufgabe) und tiefer vordringen kannst in das, was eigentlich Leben ist, sein soll und philosophische Gedankenexperimente führen überall hin, hauptsächlich aber zu netten Luftschlössern, die in meinem konkreten Leben i.d.R. keinen Niederschlag finden.
Warum wir immer wieder auf das „Komm und sieh“ verweisen liegt nicht daran, dass wir faul wären und auch nicht, dass wir einfach nur dumm und ungebildet sind (keine Sorge, diesen Gedanken unterstelle ich dir nicht). Zum einen entziehen sich manche „Gegenstände“ einem Gespräch. Man muss sie erleben, durchleben um sie zu verstehen, um sie zu erfahren. Sakramente/Mysterien kann man nicht erklären. Im Grunde entziehen sie sich schon per definitionem einer Erklärung. Jede Erklärung bleibt in der Beschreibung äußerlicher Abläufe und sobald es um das Eigentliche geht wird es unmöglich und höchst ungenügend. Man muss sich ihnen langsam annähern und sie erleben und erfahren. Ebenso ist es mit dem Glauben an sich. Als reine gedankliche Erkenntnis ist er nur eine Philosophie – man muss ihn erleben. Jeder der schon einmal eine evangelikale Gemeinde konkret erlebt hat und sich dann ebenso konkret in das Erleben einer orthodoxen Gemeinschaft eingelassen hat, wird sofort wissen was ich meine.
Bsp: Peter und Paul sind beide Männer, beide groß, sportlich, braunhaarig, braunäugig usw. Beide sind humorvoll, intelligent, haben ähnliche Interessen… Dennoch fühle ich mich bei Paul wohl, bekomme einen echten Kontakt, fühle mich nach den Gesprächen anders, werde in meiner Person berührt, die Gespräche erlangen eine ganz andere Tiefe und Bedeutung. Ich kann mit Peter die gleichen Gespräche und äußeren Erlebnisse teilen und dennoch verläuft die Begegnung in ihrer Intensität gänzlich anders, sie bleibt oberflächlicher und auch wenn wir dennoch gemeinsam Freude und Spaß erleben so erreicht es nicht die gleiche Tiefe, berührt und erfasst mich nicht wie es bei Paul ist. So. Und nun erklär das mal.
Manches muss man eben erleben.
Lieben Gruß
Stephanie
P.S.: Wenn ich mich für etwas oder jemanden interessiere, so muss ich mich auf denjenigen oder dasjenige einlassen. Wenn ich Fragen stelle um mit Gegensicht oder meiner vorgefassten Meinung zu antworten, wird jedes Gespräch unweigerlich zu einem schnellen Ende gelangen. Echtes Interesse und Sicheinlassen um sich dann später (!) eine eigene Meinung zu bilden ist schon die Voraussetzung - andernfalls fühlt sich das Gegenüber nicht ernst genommen. Und meiner Meinung hat das dann auch nichts mehr mit Interesse zu tun sondern das Ziel ist ein Streitgespräch. Eine Battle of arguments hat ja nichts mit Interesse zu tun, sondern ist ein Kräftemessen und damit wären wir dann wieder beim Hochmut, bei der Egozentrik von uns Menschen.