Also ganz der Frage entziehen kann man sich nicht immer. Besonders wenn man selbst mit Katholiken häufiger ins Gespräch kommt oder in Foren ließt, die politisch und teils christlich bis tief katholisch sind.
Als ich mich entschlossen habe, orthodox zu werden, geschah dies über den Weg der katholischen Kirche - schließlich lag es für mich als Deutschen und aus einer schwarz-katholischen Gegend kommend näher, Katholik zu werden als so ein orthodoxer Exot (was bei Ersterem im Osten der Republik nicht weniger exotisch ist....
). Daher will ich auch gar nicht auf die Frage des Papsttums aus (M)einer orthodoxen Sicht auf speziell diesen Papst eingehen, sondern tatsächlich aus Sicht "theologisch-kultureller" Aspekte: Gerade in Deutschland erlebe ich von Seiten einiger konservativer Katholiken eine Form der Aufbruchstimmung. Zum einen wegen Papst Benedikt XVI., der in einigen Kreisen als letzter wahrer Katholik gesehen wird, der sich vor allem um die geistliche Ausrichtung der Kirche gekümmert habe - im Gegensatz zu den liberalen und als links bezeichneten Würdenträgern in Deutschland und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Hier höre ich den Vorwurf, dass Teile der öffentlichen Kirche eine weltliche und politische Ausrichtung im Stile der evagelischen Kirchen oder dem grünen Parteiprogramm hätten. Zum anderen wird in diesen Kreisen eben diese Liberalität auch auf Franziskus projeziert, der damit quasi ein gegenentwurf zu Benedikt XVI darstellt. Das kommt dann vor allem zu tragen, wenn es um die "Willkommenspolitik" geht, wo den örtlichen Würdenträgern schon fast Verrat vorgeworfen wird, in dem Sinne, dass ihnen Muslime wichtiger seien, als Christen, oder der Papst ausschließlich muslimische Flüchtlinge aus Lampedusa mit seiner Maschine mitnimmt. Kulturell wird es vor allem dann, als das einige die europäische Kultur und künftige Herausforderungen gerade in einer Transzendenz erkennen, die den Europäern einst zu eigen gewesen sei und die sich eben aus dem Christentum gespeist habe und die sie wieder herstellen wollen. So habe ich in letzter Zeit einige Strukturen und Foren kennengelernt, aber auch bei Einzelpersonen ein Bekenntnis zu eben diesem Verständnis feststellen können (dort eben der Aufbruch). Dieses Thema finde ich daher so interessant, als ich auf meiner Suche diesen
missing link in der orthodoxen Spiritualität entdeckt habe - lang bevor ich durch diese begreifen konnte, was mit einem transzendenten Christentum geimeint sein könnte. Insofern sind diese "konservativen Forderungen" ... interessant. Auch interessant, dass in Rom seit langem zum ersten Mal Kritik am Papst aufkommt, in Form von Plakaten und Postern, die es wohl so länger nicht mehr gegeben hat:
„A France'“ – was so viel heißt wie „He Franz“ –, beginnen die anonymen Autoren der Plakate ihre Botschaft, „du hast die Kongregationen unter Aufsicht gestellt, Priester entfernt, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert ... aber wo ist deine Barmherzigkeit?“
Quelle:
http://www.focus.de/politik/ausland/in- ... 00187.html
Auf Seite von Franziskus fand ich den Ausruf des Jahres der Barmherzigkeit zur Beichte interessant, da sie wohl immer mehr in den Hintergrung geraten sei, den Dialog mit den Ostkirchen, seine Praxisnähe und eben die Sicht in seinem Schreiben "amoris laetitia" - aber aus orthodoxer Sicht nicht eigenartig, geschweige denn revolutionär, liberal, progressiv oder watweesick wat für Begriffe gesponnen werden können.
Eine frohe Fastenzeit allen!
Ich finde es daher schon Bedenklich, dass sich Gräben in Unterschieden da auftun, wo sie eigentlich nicht sein müssten. Zumal ich schon hoffe, dass eine geistige Katholizität wieder mehr an Einfluss gewinnt und den Menschen in Deutschland einen Ort der Geistigkeit und eine Alternative zum politisch-materiellen Glauben wieder zurückgibt. Nur allein, mir fehlt der Glaube daran - und ich habe den Eindruck, dass sich Liberale und Medien mit diesem Papst so arrangieren, dass er eher als Spalter denn als Einiger wirkt.
Es bleibt also interessant, zumal immer noch knapp 29 Prozent aller Deutschen katholisch sind und ich ein natürliches Interesse daran habe, dass dieses Land möglichst christlich bleibt.