Hallo warenplanet!
warenplanet hat geschrieben:Guten Tag und vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort. Das war mehr als hilfreich für mich. Ich hoffe es ist nicht schlimm wegen den Forenregeln, dass ich die beiden Ikonen (und noch weitere) auf ebay laufen habe? Leider kann ich den Wert nur schwer einschätzen. Ich habe mal den Startpreis i.H.v. 499,- Euro gewählt. Finden Sie es angemessen? Und nochmals vielen vielen Dank, liebe Grüße Warenplanet
Ich habe mir lange überlegt, was ich darauf antworten soll. Der Grund dafür ist, dass sich der Zugang zu einer Ikone für einen orthodoxen Gläubigen doch stark von dem eher materialistisch geprägten unterscheidet, der in der Sicht auf die Ikonen als „Kunstgegenstand“ zu Grunde liegt. Nun, zum letzteren hat Songul schon ein wenig ausgeführt, das dürfte auch die eingangs gestellte Frage beantworten.
Ich möchte jedoch noch einen anderen Aspekt, den aus meiner Sicht zentralen, kurz anschneiden: Was ist denn für uns Gläubige eine Ikone? In der
Orthpedia habe ich folgende schöne Zusammenfassung gefunden:
Geistliche Bedeutung
Allein wegen ihrer Bestimmung kann man Ikonen nicht wie Bilder betrachten. Raum und Zeit der Ereignisse sind auf den Ikonen mystisch und zweisinnig dargestellt. In ihnen werden sichtbare und fühlbare Ereignisse vereinigt mit Symbolen von unsichtbaren und nicht fühlbaren Ereignissen, die nur durch die Offenbarung bekannt werden. Die Ikone ist ein „Fenster“ in eine Welt mit einer anderen Natur, wo Gott – eine bekannte Realität ist, ungeachtet seiner Unerfassbarkeit und Unzugänglichkeit. Ein „Fenster“ in eine Welt von Engeln und Heiligen, in eine Welt, in der uns der göttliche Wille und die göttliche Gnade offenbar werden. Ein „Fenster“ nicht nur zu Gott, sondern auch von Gott zu uns, die die Ikone betrachten. Das ist nicht weniger wichtig für das verstehen von Gott, der Ikone, uns selbst und des eigenen Lebens.
Ich habe mir daraufhin die Frage gestellt: Was wäre denn demjenigen, aus dessen Nachlass die Ikonen stammen, diese „wert“ gewesen?
Vermutlich mehr als der materielle „Marktwert“ der Ikonen. Ihr Wert wäre sicherlich im wahrsten Sinne des Wortes „unschätzbar“ gewesen – was kostet ein „Fenster in das himmlische Königtum“?
Dann stellte sich mir als nächstes die Frage: Was wäre denn dann in Sinne dieses Menschen gewesen?
Bestimmt, diese Ikonen primär ihrer Bestimmung gemäß für das Gebet zu benutzen oder sie denen zu überlassen, dies dieses tun würden: Gläubige, Kirchengemeinden etc. (und vermutlich eher nicht: zu verkaufen oder gar zu versteigern).
Soweit ein paar Gedanken von meiner Seite dazu mit dem Versuch, eine etwas andere Sichtweise auf die Ikonen, als die als auf einen Kunstgegenstand aufzuzeigen.
In Christo
Igor
PS Für diejenigen, die russisch beherrschen, noch ein interessanter Artikel auf bogoslov.ru:
Иконопочитание истинное и ложное (Richtige und falsche Ikonenverehrung)