autokephale abendl?ndische OK - wann und wie?

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Liebe Freunde der gepflegten christlichen Diskussion! ;)

wie denkt ihr über eine autokephale "Kirche" Deutschlands? (oder Österreich ;) ) . Wäre die Zeit reif dafür? In -vor allem- "russischen" Gemeinden finden hierzulande zum Teil, bzw ausschließlich Gottesdienste auf deutsch statt.
Mag sein, dass die Frage am Rande bereits auftauchte ich möchte sie dennoch bewusst erneut stellen, da es mich sehr interessiert.

Von welchen Faktoren wäre eine eigenständige Kirche abhängig?

Wenn ich nach Polen blicke, so stelle ich fest, dass dort die Orthodoxie eine sehr deutliche Minderheit darstellt und dennoch hat die Orthodoxe Kirche in Polen einen autokephalen Status. (Ja, ich weiss es hat sicherlich auch historische Gründe) Mitgliederzahlen alleine können meiner Meinung jedoch nicht einzige Prämisse sein.

Wie bekäme - rein theoretisch - die Kirche in Deutschland einen eigenen Eigenständigkeitstatus? Läge die Beschlussfassung darüber bei einem gesamtorthodoxen Konzil?

Könnte durch eine gewisse Eigenständigkeit der abendländischen Orthodoxie, das Bild und somit der Sendungsauftrag der Kirche deutlicher werden?
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Hallo Sebastian,

na, zu Deinem letzten Absatz möchte ich meine persönlichen Zweifel melden.
Natürlich bin ich kein Theologe, aber es liegt ja in der Natur der Sache, dass die Menschen, die hierzulande zur Orthodoxie stossen, zumeist aus den "abendländischen" Konfessionen, wenn ich das mal so sagen darf, also aus römisch katholischem oder evangelischen Lager kommen. Da liegt zumindest der Gedanke sehr nahe, gewissen Gewohnheiten und Tendenzen mit hinüberzubringen und praktizieren zu wollen. Die schon öfter angesprochenen liberalen Tendenzen könnten hier sehr schnell zu "eigenen" Wegen führen.

herzlichst René
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Danke René für deine Meinung.
Was meinen die anderen?
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Hallo Sebastian,

hoffe auf dein Verständniss das ich den Beitrag teile. Denn dieses Thema geht in eine andere Richtung als das Urthema.

Nun...

Irgendwann wird es sicher einen gewisse Eigenständigkeit geben. Aber nur dann wenn die Zeit auch wirklich reif ist. Das wiederrum bestimmt mehr Hl. Geist als wir...
Oder besser gesagt, wir können nur soviel dazu beitragen als das wir (als Deutsche, Österreicher..) mehr und mehr den Hl. Geist in uns hausen lassen.

Würde die Eigenständigkeit zu früh gegeben, dann passiert höchstwahrscheinlich das, was br. René anmerkte.

Also alles in allem: mehr Qualität als Quantität ist hier entscheidend.

Vielleicht schreibt noch jemand was dazu...

Dein unwissender br. milo
Legion

Beitrag von Legion »

Es scheint hier die Meinung vorzuherrschen, als gebe es derzeit keine eigens für's "Abendland" zuständige Kirche. Und bis es die mal irgendwann gibt, muss man scheinbar mit der einen oder anderen ethnisch fremden Kirche auskommen.

Frage: warum machte vor kurzem (2002) die Russische Kirche einen so grossen Lärm darum, als die röm.-kath. Kirche in Russland Kirchenprovinzen einrichtete? Man sollte doch meinen, die können tun und lassen, was sie wollen. Es beschwert sich ja auch keiner, dass die Munis irgendwo ein neues Gemeindehaus bauen. Allerdings war da allenthalben von so genanntem "kanonischen Territorium" zu hören. Auch innerhalb der russischen Geistlichkeit war dieses Konzept umstritten. Allerdings wäre es nur fair, es auch einmal für Westeuropa zu erwägen. In diesem Hinblick wäre das Gerede von einer autokephalen Orthodoxen Kirche im "Abendland" doch erstmal hinfällig.
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Legion hat geschrieben:Es scheint hier die Meinung vorzuherrschen, als gebe es derzeit keine eigens für's "Abendland" zuständige Kirche. Und bis es die mal irgendwann gibt, muss man scheinbar mit der einen oder anderen ethnisch fremden Kirche auskommen.

Frage: warum machte vor kurzem (2002) die Russische Kirche einen so grossen Lärm darum, als die röm.-kath. Kirche in Russland Kirchenprovinzen einrichtete? Man sollte doch meinen, die können tun und lassen, was sie wollen. Es beschwert sich ja auch keiner, dass die Munis irgendwo ein neues Gemeindehaus bauen. Allerdings war da allenthalben von so genanntem "kanonischen Territorium" zu hören. Auch innerhalb der russischen Geistlichkeit war dieses Konzept umstritten. Allerdings wäre es nur fair, es auch einmal für Westeuropa zu erwägen. In diesem Hinblick wäre das Gerede von einer autokephalen Orthodoxen Kirche im "Abendland" doch erstmal hinfällig.
Hallo zusammen!

Es gibt nichts schlimeres, als desinformative Halbwahrheiten.

Unser provokativer Mitschreiber Legion, der mit seinem Avatar wiedermal mehr zeigt was christlich ist und was nicht, hat es nicht nötig die hier aufgeführten Fälle zu differenzieren.

Vorab sei gesagt es gibt und gab r-k Kirchen (sowie auch anderen Denominatinen) in traditionell orthodoxen Ländern wie Serbien, Rumänien, Griechenland etc. Aber als "Gast" muss man sich auch entsprechend verhalten. Und hier fängt alles an...
Proselytismus!

Im Fall 2002 in Rusland wurde Vatikan vorgeworfen er betreibe nachwie vor die proselyte Politik. Vatikan hat administrative Abkommen zu kanonischem Teritorium eigenhändig geändert und es als autonome Verwaltung unter einem rk Erzbischof gestellt. Dabei hat er weder die ROK noch die Regierung Russlands konsultiert. Das gehört sich aber als Gast.

Im Fall OK-en im Westen, zB. in Deutschland, so sind diese nur so hierzulande gekommen, als das sie durch Flüchtlingsströme, oder Gastarbeiterschaft ihre pastorale Tätigkeit aufgenommen haben. Mit der Zeit hat sich die Geimende wohl etabliert und auch teilweise expandiert, aber niemals als proselytes Unterfangen. Das die andersgläubigen Mitmenschen irgendwann Sympatien für die Orthodoxie entwickln, liegt in ihrer Natur des Seiens.
Allein die staatliche Blockade gegenüber dem orthodoxen Religionsunterricht, zeigt wie man diese christliche Urkonfession erniedrigt, da man auf der anderen seite sogar den islamischen Religionsunterricht fördert!

Das eine ist in liebe zu Missionieren, das andere ist aggresiv zu Kovertieren. Die Geschichte hat uns sehr deutlich gezeigt wo und wer vorallem das eigentliche Problem ist.

Nur aus einer gesunden und vor allem durch Hl. Geist durchdrungenen Haltung, wird einem Bereich sukzesiv die Eigenständigkeit in der Kirchenverwaltung gestattet. Alles andere ist der Hl. Überlieferung fremd.


Zum Schluss nochmals sei betont, das ich es als unpersönlich und beleidigend empfinde wenn jemand Texte technich "produziert" ohne einen Mindestteil von Anstand zu zeigen jemanden zu begrüßen mit "Hallo" oder "Guten Tag".
Wo sind wir hier denn? Ist das aufrichtige Liebe zu seinem Nächsten(Mitschreiber)?
Bitte den Punkt 5 der Forumsregeln zu beachten. Danke.

Milo
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Mahlzeit in die Runde! :) oder wie man in Hamburg sagt: Moin.

nachdem ich mir hier einige Beiträge durchlas möchte ich nun Stellung zu dem Thema beziehen.

Ich möchte zunächst auf den Beitrag von unserem Mitschreiber und Br. Legion eingehen, da meiner Meinung nach eine Ansicht geäußert wurde, die man so nicht stehen lassen kann.
1. Proselytismus
Was das römisch katholische Engagement in Russland angeht, so habe ich damit weniger Probleme. Wenn jedoch aus einem christlich lobenswerten Vorhaben, nämlich Menschen für den christlichen Glauben zu begeristern, ein aggressives Abwerbertum mutiert, mit dem Vorhaben rechtgläubige Christen aus der Gemeinschaft des Leibes Christi zu reissen, ihnen zu suggerieren, dass die Kirche die sie bisher angehörten eben nicht die rechte war und sie erst in vollen Genuss der Gemeinschaft mit unserem Heiland kommen, wenn sie sich zum Bischof von Rom bekennen, dann hat die RKK sehr wohl einen Gegner mit mir. Und 2. lieber Legion: Es wird von römisch Katholischer Seite immer betont, dass Unitarismus ein Relikt der Vergangenheit sei. Seltsam, dass alle orthodoxen Geistlichen die Unierten immer noch als eine Gefahr sehen und ich gebe ihnen recht! Ist es nicht eine gewisse Feigheit der römisch katholischen Kirche, dass sie sich nach Aussen immer noch im Gewand einer orthodox - byzantinisch Kirche gibt und so unwissende Menschen zu Rom bekehrt? Mein Vorschlag wäre, dass sich solche Unierten, wenn sie sich schon zum Papst bekennen wollen, dies dann auch offensichtlich tun. Die orthodoxe Kirche im Westen jedenfalls nimmt keine latainischen Gottesdinstformen an, sondern ist für jeden Menschen als orthodox erkennbar (mit Ausnahme der unierten hier).

Nun gestattet mir noch etwas auf den Beitrag von Br. René einzugehen. Ich habe lange überlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll oder nicht. Ich schreibe nun doch. Es hat mich schon etwas traurig gestimmt, dass man den westlichen Orthodoxen nahelegt sie könnten die Lehre Jesu nicht kanonisch bewahren und könnten aus ihrer Vergangenheit herraus unorthodoxe Bestandteile übernehmen. Ich meine hier geht es doch um Vertrauen und Verantwortung. Ich für meinen Teil kann nicht glauben, dass sich orthodox Gläubige hier im Westen nicht der Verantwortung bewusst wären, die sie inne hätten. In diesem Zusammenhang fiel auch der Begriff Liberalismus. Es macht auf mich den anschein, als wäre hier teilweise die Meinung vorherrschend, Liberalität sei etwas Gottloses. Die OK tut mE gut dran, liberal und tolerant zu sein. Dort und nur dort, wo die eigene Liberalität anfängt an den heiligen Geboten, der Lehre Jesu und seiner Apostel und unserer Altväter zu kratzen, dort sehe ich den einzigen Punkt erreicht, wo aus Liberalität gottloser Liberalismus entsteht. Genau dafür bräuchten wir hier im Abendland eigene Bewahrer der reinen Lehre => sprich Bischöfe, die den Gläubigen hier unmittelbar vor Ort immer wieder erneut im Glauben vorrangehen. Dass Schwestern und Brüder hierzulande latent anfällig seien, sog. Mitbringsel aus ihrer evangelischer oder katholischer Vergangenheit in eine autokephale Kirche einfliessen zu lassen ist von meinem Standpunkt aus nicht nachvollziehbar. Warum haben denn gerade diese den orthodoxen Weg gewählt? Um nun das, was sie ablegten anderswo wieder einzuführen?

etwas enttäuscht
Sebastian

p.s. Milo ich habe lange überlegt, ob ich hieraus nicht selber ein eigenes Thema machen soll. Ich dachte es wäre vielleicht nicht schlecht es als eine Fortsetzung des von V. Peter eröffneten Thema (gerade in Hinsicht auf meine letzte Frage) laufen zu lassen. Ich denke nun aber, dass du sehr gut entschieden hast, denn es treten doch neue Aspekte auf. :)

p.p.s Legion - deinen Avatar finde ich ganz lustig. Musste ziemlich lachen. Weiss aber momentan nicht, was er aussagen soll (evtl. nichts?). Wo hast du den denn her? Macht auf mich den Eindruck, als diene er dazu kleine Kinder zu erschrecken :wink: Nun ja, so passend finde ich ihn hier auch nicht, aber wenn du dich mit diesem Bildchen zeigen willst... Habe damit keine Probleme
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Sebastian hat geschrieben:Mahlzeit in die Runde! :)
Nun gestattet mir noch etwas auf den Beitrag von Br. René einzugehen. Ich habe lange überlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll oder nicht. Ich schreibe nun doch. Es hat mich schon etwas traurig gestimmt, dass man den westlichen Orthodoxen nahelegt sie könnten die Lehre Jesu nicht kanonisch bewahren und könnten aus ihrer Vergangenheit herraus unorthodoxe Bestandteile übernehmen. Ich meine hier geht es doch um Vertrauen und Verantwortung. Ich für meinen Teil kann nicht glauben, dass sich orthodox Gläubige hier im Westen nicht der Verantwortung bewusst wären, die sie inne hätten. In diesem Zusammenhang fiel auch der Begriff Liberalismus. Es macht auf mich den anschein, als wäre hier teilweise die Meinung vorherrschend, Liberalität sei etwas Gottloses. Die OK tut mE gut dran, liberal und tolerant zu sein. Dort und nur dort, wo die eigene Liberalität anfängt an den heiligen Geboten, der Lehre Jesu und seiner Apostel und unserer Altväter zu kratzen, dort sehe ich den einzigen Punkt erreicht, wo aus Liberalität gottloser Liberalismus entsteht. Genau dafür bräuchten wir hier im Abendland eigene Bewahrer der reinen Lehre => sprich Bischöfe, die den Gläubigen hier unmittelbar vor Ort immer wieder erneut im Glauben vorrangehen. Dass Schwestern und Brüder hierzulande latent anfällig seien, sog. Mitbringsel aus ihrer evangelischer oder katholischer Vergangenheit in eine autokephale Kirche einfliessen zu lassen ist von meinem Standpunkt aus nicht nachvollziehbar. Warum haben denn gerade diese den orthodoxen Weg gewählt? Um nun das, was sie ablegten anderswo wieder einzuführen?

etwas enttäuscht
Sebastian
Nun, lieber Sebastian, ich sehe das eben etwas anders.
Ein Beispiel ist doch der Kalender, wenn ich mir das für und wieder ansehe, fällt mir auf, dass bei den Befürwortern des NK zumeist die astrologische Korrektur und so genannte pastorale Gesichtspunkte angeführt werden. Sprich um Ruhe in die Gemeinde zu bringen.
Ich sage doch deshalb nicht, dass Gemeinden des NK nicht richtig glauben oder was weiß ich noch, wer bin ich denn? Das stünde mir nicht zu!
Tatsache ist auch, dass man nunmal Gefahr läuft, alte Gewohnheiten zu übernehmen. Beispiele wie das Bekreuzigen (oder auch nicht mehr Bekreuzigen) oder das Vorhandensein der Sitzreihen waren auch nicht immer da. Das heißt auch nicht, dass ich die Menschen deswegen verurteile, das darf ich garnicht! Aber dieses sind eben Beispiele, verstehst Du was ich meine? Deswegen sind diese Menschen genauso gute Christen, aber es sind Neuerungen... und da besteht die Gefahr, dass einer Neuerung die nächste folgt und man irgendwann ev. ev. Tendenzen hat und es z.B. auch kein oder kaum Fastenzeiten gibt usw...

herzlichst René
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Liebe Forumsmitglieder und Diskussionsteilnehmer !

Als ich den Thread "Orthodoxe Kirche = Ostkirche ?" eröffnete, hatte ich unter anderem auch die Frage nach einer selbständigen Orthodoxen Kirche abendländischer Prägung im Auge; es sei mir gestattet, im Folgenden einige Überlegungen dazu zu äußern:

1. Es steht außer Frage, daß eine wesentliche Grundlage dafür in der lokalkirchlichen Strukturierung des ersten orthodoxen christlichen Jahrtausends zu suchen sein wird: In den ersten Jahrhunderten kirchlichen Lebens waren die einzelnen Ortskirchen - im vollen Bewußtsein ihrer unterschiedlichen kulturellen Identität - fest durch das Band des gemeinsamen Bekenntnisses einander verbunden, sodaß es durchaus zu Verflechtungen und Durchdringungen besonderer Art kommen konnte. Besonders einprägsam scheinen hierfür die Tatsachen, daß im 7. Jahrhundert keltisch-irische Mönche in kappadokischen und ägypischen Klöstern lebten und zur selben Zeit der Kleinasiate Theodoros von Tarsos Ersthierarch der angelsächsischen Kirche war.

2. Im Laufe der Jahrhunderte kam es allerdings - hier wie dort - unter anderem auch bei den gottesdienstlichen Gebräuchen zu "Zentralisierungsbestrebungen": So setzte sich nicht nur im Westen die ursprünglich stadtrömische Tradition allmählich als verbindlich (unter Verdrängung und Unterdrückung der gallikanischen, mozarabischen oder keltischen rechtgläubigen Überlieferungen) durch; auch im Osten wurden die zunächst nur in Konstantinopel praktizierten Riten mit der Zeit allgemeine Norm - wobei dann die Traditionen Kleinasiens, Jerusalems oder Alexandrias deutlich in den Hintergrund traten. Auch in der Administration wurden solche Tendenzen bemerkbar: Gleichwohl die Orthodoxe Kirche niemals das Prinzip päpstlicher Monarchie für sich erkannte, zeigte sich doch auch in den einzelnen Teilkirchen eine gewisse Umstrukturierung und teilweise "Klerikalisierung", die den ursprünglichen Verhältnissen nicht entsprachen.

3. Was nun die konkrete Umsetzung einer Verselbständigung der lokalen Orthodoxie Mittelwesteuropas (und eben nicht nur der deutschsprachigen Länder) anbelangt, so scheint es wohl geraten, sich in verschiedener Hinsicht der frühkirchlichen Praxis, die das Prinzip der "Einheit in der Vielfalt" besonders verwirklichte, bewußt zu werden. Dies nimmt eben nicht nur auf die (im Übrigen längst notwendige) Einfügung abendländischer orthodoxer Heiliger in das Synaxarion Bezug, sondern berührt auch kirchenrechtlich-strukturelle Fragen und sollte darüberhinaus auch die Möglichkeit einer Wiederbelebung gottesdienstlicher Überlieferungen des orthodoxen Abendlandes zur Diskussion stellen. Gleichwohl hier seit etwa 130 Jahren diverse Vorstöße unternommen werden, ist dieser Fragenkomplex doch auch sehr delikat und so sollte mit entsprechender Umsicht zu Werke gegangen werden - es darf unter keinen Umständen Eindruck und Absicht eines "umgekehrten Uniatismus" damit verbunden sein !

4. Im Grunde teile ich die pessimistischen Erwartungen einer "Verwässerung" oder "Liberalisierung" einer Orthodoxie abendländischer Prägung nicht - besonders nicht im Blick auf den rechtgläubigen Grundsatz des "was immer, überall und von allen geglaubt wurde"; orientiert man sich nach diesem Prinzip, ist eine Abweichung in der Lehre nahezu ausgeschlossen. Fraglos ist allerdings die wesentliche Grundlage der kirchlichen Existenz - das Wirken des Heiligen Geistes - alleine auf dieser "Basis" ist ein solches Unterfangen wie die Errichtung einer Ortskirche, die ein lebendiges, allumfassendes Zeugnis der Orthodoxie ablegt, zu beginnen und durchzuführen;.wenngleich der Weg auch schwierig sein mag, unmöglich ist er nicht - und notwendig ist er allemal !

In der Liebe Christi grüßt
Erzpr. Peter
Zuletzt geändert von Anonymous am 16.10.2006, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Liebe Brüder in Christus !

Wenngleich es mir auch etwas seltsam erscheint, nach einem Beitrag von mir gleich wieder Stellung zu nehmen, so halte ich es doch für nötig, hier eine kleine Anfügung zu setzen:

Die Vorbehalte, die von Br. René ins Treffen geführt werden, sind meines Erachtens nach zu einem Gutteil Dinge bloßer Äußerlichkeit - ich würde eine "liberale" Haltung nicht daran festmachen, ob eine Kirche mit Bestuhlung ausgestattet ist oder nicht. Im Übrigen könnten dann auch viele griechische Kleriker und Laien ohne Weiters des "Liberalismus" geziehen werden - in Griechenland ist die Bestuhlung der Kirchen nämlich durchaus verbreitet ! Auch der Spruch "Wehret den Anfängen !" scheint mir in dieser Hinsicht mehr als deplaziert - dafür mag es andere, wirklich tiefgründig-bedeutsame Anlässe geben !

Ich würde der Ansicht von Br. Sebastian mit einer kleinen Akzentuierung zustimmen - indem man den Begriff des "Liberalismus" durch den Wert der "Freiheit" ersetzt: Das orthodoxe Weltbild, das eben in der Spannung zwischen Freiheit und Verantwortung verankert ist, sollte auch in der Frage nach der abendländischen Orthodoxie seine entsprechende Ausprägung erfahren. Es versteht sich doch von selbst, daß diese Frage nicht dazu angetan ist, ungewissen Experimenten das Wort zu reden; wie er richtig sagt, steht die Verpflichtung zur Traditionstreue an erster Stelle - davon ausgehend besitzt allerdings die Orthodoxie eine innere Weite !

Mit besten Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Lieber v. Peter,

ich kann es sehr gut nachvollziehen welche Haltung Sie haben in Bezug auf die orthodoxe Glaubensverbreitung. Auch das von Ihnen angesprochene Vorhandensein der im Westen geprägten orthodoxen Tradition des ersten Jahrtausend ist mir bewusst.

Dazu wollte ich Sie fragen ob Sie uns mehr Details über die frühe westliche Orthodoxie berichten können? Vielleich haben Sie manche Internetverweise wo wir uns selbst "schlau" machen können.
Für mich persönlich ist das ein sehr interesantes Thema, gerade weil ich im Bewustsein lebe das die Orthodoxie an sich eine unermessliche Freiheit bietet, welche aber auch nicht mißbraucht werden darf. Schon sehr früh stimmte ich Ihrem Mitbruder v. Johannes zu, das es irgend wann eine "schwäbische orthodoxe KIrche" geben wird :)

Nun es muß nicht gleich schwäbisch sein, aber Deutsche wäre aus meiner Sicht sehr realistisch.

Wichtig in dem Ganzen ist doch, das man es sich mit der, von Christus gegebenen inneren Ruhe und Frieden, anschaut. Hat man Ihn immer bei sich, dann riskiert man nichts überstürzt zu entscheiden, bzw. zu beurteilen.


Segnen Sie.

Ihr unwürdiger milo
Legion

Beitrag von Legion »

Der Administrator alias Milo zeiht mich, unter anderem, der Verbreitung schlimmer desinformativer Halbwahrheiten. Ich kann nicht erkennen, wie er darauf kommt.

Möglicherweise ist die Sache ja immer noch ein Reizthema. Ob die Katholiken in Russland Proselytismus machen oder nicht, habe ich gar nicht betrachtet, das ist eine andere Frage; es ist hier in diesem Kontext auch egal, warum sie letzten Endes anno 2002 ihre Kirchenprovinzen einrichteten. Die Uniaten (Unitarier sind was anderes, Sebastian) sind auch nicht das Thema.

Ich lenkte die Aufmerksamkeit der werten Leserschaft lediglich auf den Fakt, dass sich die Russische Kirche seinerzeit unter Hinweis auf ein Konzept des "kanonischen Territoriums" darüber beschwert hat. Dieser Fakt allein sagt vieles aus, was dem Administrator möglicherweise entgangen ist: in erster Linie sagt dieser Fakt nämlich aus, dass die Russische Kirche in der Römisch-Katholischen Kirche eine fremde Lokalkirche sieht, deren "kanonisches Territorium" Russland nun eben einmal nicht ist. Es steht aber ausser Frage, und das impliziert die damals geäusserte Kritik, dass diese Römische Kirche ebenso ein solches "kanonisches Territorium" besitzt. Man möge sich fragen, wo das liegt. Es steht auch ausser Frage, dass die Römische Kirche offensichtlich von der Kirchgemeinschaft getrennt ist, das schien aber das offizielle Moskauer Patriarchat nicht zu stören, sich so zu beschweren, als sei die Römische Kirche trotzdem eine "vollwertige" christliche Lokalkirche. Im Gegensatz zum Beispiel zu den Baptisten und anderen Sekten: deren Strukturierung ihrer russischen Mission kümmert niemanden, denn sie sind gewissermassen von einem anderen Planeten, und was die machen, interessiert in diesem Sinne nicht.

Nebenbei kann man betrachten, auf welche Weise heute existente Lokalkirchen ihre Selbständigkeit bekommen haben. Die Russische Kirche war bis 1448 eine Metropolie des Patriarchats von Konstantinopel, als erstmals ein Metropolit von den Russen selbst eingesetzt wurde und die Kirche daraufhin autokephal wurde. Im Verlaufe der Jahre wurde diese Autokephalie von den anderen Lokalkirchen anerkannt. Ein weiteres Beispiel; die Amerikanische Orthodoxe Kirche war bis 1970 eine Metropolie der Russischen Orthodoxen Kirche. Inzwischen ist sie autokephal und von den anderen Lokalkirchen anerkannt. Betrachtet man nun Mittel- und Westeuropa, so kann man hier bisher nichts weiter als eine Tendenz erkennen. Es gibt ja hier keine einheitliche Orthodoxe Metropolie, allerdings ist eine solche geplant, und wiederum eine der Russischen Kirche. Es gab schon vor einigen Jahren eine solche Initiative des Patriarchen Alexij II; es ist klar, dass das eine mittel- bis langfristige Sache ist, allerdings nimmt das nun durch die sicher bald bevorstehende eucharistische Gemeinschaft mit der Russischen Auslandskirche konkrete Formen an. Eine Metropolie zumindest der Gemeinden russischer Tradition in Mittel- und Westeuropa scheint mittelfristig realisierbar zu sein.

Wäre diese Metropolie hierzulande aber nicht das gleiche, was man der Römisch-Katholischen Kirche mit ihren Kirchenprovinzen in Russland vorwirft? Oder würde man den Vatikan vorher "fragen"?

Zu nichts anderem als zu solchen Gedanken habe ich angeregt. Es müssen deswegen niemandem die Emotionen durchgehen. Zum Schluss sei nochmals betont, dass ich nicht die Absicht hatte, dem Administrator irgendwie zu zeigen, was christlich ist und was nicht, oder ihn zu einer solchen Äusserung zu verleiten. Meine Texte sind nicht "produziert". Wir sind hier in einem Forum. Man könnte sich befleissigen, den Sinn dieses Wortes einmal zu ergründen. Nehmt das klassischste Beispiel - das Forum Romanum. Dort traten Redner auf und wenden sich an ein Publikum. Das ist ein öffentlicher Platz. Permanentes Anreden und Verabschieden kann dabei sicher nicht zur Regel gemacht werden. Wenn doch, dann ist man eine verschworene Gemeinschaft und sozusagen unter sich. Wenn euch daran etwas liegt, müsst ihr Neuzugänge sperren, oder zumindest vorher eine Art Examen veranstalten, damit niemand unwürdiges diesem Forum beitritt.

Den Avatar habe ich erst einmal geändert, um niemandes Kleinglauben überzustrapazieren. Ich kenne ja auch die Sache mit "diesen Kleinen" und dem Mühlstein. Ich hoffe, der aktuelle ist nicht ganz so provokant. Aber ich werde ihn natürlich ab und an wieder ändern, um wenigstens ein bisschen Spass mit euch zu haben :)
talitaNeu
Beiträge: 220
Registriert: 12.09.2006, 12:19
Wohnort: Hamburg / Reutlingen

Avatar, Frundlichkeit

Beitrag von talitaNeu »

Hallo Lego,

es ist klar, dass man sich an den Avataren die etwas anderes verherrlichen als Christentum, oder sich lächerlich machen über die anderen oder einfach daneben sind stört. Ich wüßte auch nicht, dass ein Hallo Ausgrenzung oder Gruppenzugehörigkeit signalisiert. Ich würde das als Freundlichkeit und Berücksichtigung und Respekt gegenüber den anderen eher deuten.
Ich habve Respekt für deine Kenntnisse und Diskussionsansätze, fühle mich aber als ob wir dir nur zur Belustigung dienen und nicht um inhaltlich etwas zu bereden.
"Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse weiß und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze aber keine Liebe habe, so bin ich nichts." Ich weiß nicht wo, wann und warum du Respekt und Freundlichkeit gegenüber anderen verloren hast, Lego aber das hast du leider meiner MEinung nach :-( Das macht mich traurig.

Bis dann, Gottes Segen Aleksandra
Mein Zuhause

Herr Gott mein Vater, (Psalm 61. V.5)
ich m?chte weilen in deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Fl?gel.
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Legion hat geschrieben: Den Avatar habe ich erst einmal geändert, um niemandes Kleinglauben überzustrapazieren. Ich kenne ja auch die Sache mit "diesen Kleinen" und dem Mühlstein. Ich hoffe, der aktuelle ist nicht ganz so provokant. Aber ich werde ihn natürlich ab und an wieder ändern, um wenigstens ein bisschen Spass mit euch zu haben :)
Werter Legion,

zwar arbeite ich nicht in diesem Unterforum, aber mal zu deiner Info:
Aleksandra hat es schon ziemlich gut ausgedrückt, gestatte mir aber einen deutlichen, für dich unmissverständlichen Hinweis:

Beleidigungen (egal ob gegen Mitglieder, Moderatoren oder Admin) werden hier nicht geduldet! Es steht dir in keinster Weise zu anderen (und dies war an Milo gerichtet), Kleinglauben nachzusagen. Sollte soetwas nochmal geschehen, werden wir dein Beitrag dementsprechend editieren und dich verwarnen. Hoffe dies kam an.

Zu deinem Beitrag werde ich zu einem anderen Zeitpunkt Stellung nehmen.

Freundliche Grüsse von Sebastian
Legion

Re: Avatar, Frundlichkeit

Beitrag von Legion »

talitaNeu hat geschrieben:Ich ... fühle mich aber als ob wir dir nur zur Belustigung dienen und nicht um inhaltlich etwas zu bereden.
Das sagst Du, Aleksandra, nachdem ich zum wiederholten Male absätzeweise INHALT bringe? Ich mache mich hier nicht zum Thema! Ihr selbst tut dies, und das ist streckenweise tatsächlich lustig.
Antworten