Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Antworten
Searafim
Beiträge: 3
Registriert: 19.11.2011, 22:04
Religionszugehörigkeit: katholisch

Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Searafim »

Liebe Nutzer hier im Forum, ich bin erst seit heute hier und habe eigentlich Bedenken, mein Anliegen öffentlich, virtuell "auszubreiten" Ich möchte es aber bis zu einem gewissen Grad tun, alles andere soll zu gegebener Zeit unter vier Augen mit geeigneten Gesprächspartnern, sicher in letzter Konsequenz mit Priestern erfolgen. Nun, ich freue mich für Euch und besonders für die Orthodoxen Kirchen, dass es dieses Forum gibt und dass Ihr Euch diesen Raum für Eure Anliegen erschlossen habt. Ich wünsche Euch Allen von Herzen Gottes Schutz und Segen!

Nun ganz kurz zu meinem Anliegen. Mit 31 Jahren bin ich von der Römisch-Katholischen Kirche in die Orthodoxie (ROK im Ausland) konvertiert. Ich muss ganz selbstkritisch sagen, dass ich nach einigen Jahren und sehr guten und tiefen Erfahrungen die Geduld mit mir und meiner neuen geistlichen Heimat verloren habe. Sicher war auch eine gewisse Unreife dafür ausschlaggebend. So kehrte ich im Jahr 1998 wieder in die Römisch-Katholische Kirche zurück. In all den Jahren seit 1998 habe ich mein orthodoxes Taufkreuz nie abgelegt, die Ikonen in Ehren gehalten und auch die Kontakte zum ehemaligen orthodoxen Seelsorger und zu den Paten immer weitergepflegt, ohne aber dabei tiefgehend geistliche Themen zu berühren oder noch einmal meine Reversion in r.k. Kirche zu diskutieren und aufzuarbeiten.
Was mich, nebenbei gesagt, tief berührt und besonders beeindruckt hat: niemand der genannten Personen hat sich enttäuscht oder böse über meinen "Abfall" von mir abgewandt.

In den letzten Monaten ist mir wiederholt die Frage in den Sinn gekommen, ob es nicht besser gewesen wäre, als Neuling in der Orthodoxie "auszuharren", denn der Glaube ist ja ein geistlicher kampf. Ich habe diese Fragen aber als Spinnereien, Unzufriedenheiten, Launen, kurz: als "Luxusprobleme" abgetan. Nun stellen sie sich immer öfter und drängender...

Es mag für Euch sehr widersprüchlich klingen, aber ich empfinde meine Rückkehr in die r.k. Kirche 1998 inzwischen als Abfall von der Orthodoxie und deshalb
als Schuld vor Gott .Darüberhinaus beschäftige ich mich mich manchmal mehr mit den Mißständen in der heutigen, modernistischen katholischen Kirche und deren Folgen, als mit meinem geistlichen Leben. Jeder Gottesdienstbesuch, etwa in fremden Städten oder Ländern, während eines Urlaubs, wird zum Lotteriespiel. Hier an meinem Wohnort ist nur wenige Gehminuten entfernt eine katholische Kirche, aber ich kann dort nicht mehr hingehen, weil ich deprimiert und traurig wieder hinauskomme nach dem Gottesdienst. Es gibt einige sehr gute katholische Priester, die meinen, man soll trotzdem in diese Gottesdienste gehen und dann alles in Demut ertragen und aufopfern. Aber ich kann das nicht mehr.Es macht mich einfach krank!

Gewiß gibt es katholische Inseln mit der überlieferten lateinischen Liturgie, die ich auch besuche, wenn möglich. Aber ich denke oft: wie wird der nächste Papst die Kirche führen, wie werden künftig die Priester ausgebildet? Wir e eine Wende zum Besseren geben? Ich kenne einige sehr gute und heiligmäßige Priester, aber die Personenbezogenheit der geistlichen Situation vor Ort (also, wie der Priester geprägt ist) wird in der r.k. Kirche immer schlimmer
, wie ich finde. Und die guten Ansätze des jetzigen Papstes in Fragen der Liturgie dringen einfach nicht bis ins letzte Nest, z.B. in Norddeutschland , durch, weil es einfach von den deutschen Bischöfen nicht gewollt ist oder diese ihr Hirtenamt nicht mehr wahrnehmen können innerhalb diverser Rätesysteme der Laien.
Ich wollte Euch nun hier nicht mit den innerkirchlichen Problemen der r.k. Kirche belästigen. Aber es würde mich interessieren, ob dieser geistliche Notstand heute und sicher auch morgen nicht auch ein Aspekt für mich sein könnte, mich ernsthaft und seriös mit einem Wiedereintritt in die Orth. Kirche zu bechäftigen.Wobei alles in Ruhe und im Gebet abgewogen sein will. Auch erwarte ich eine Art von Buße oder Kirchenstrafe, sollte Gott wirklich meine Wege wieder in die Ortodoxie lenken wollen. Ich danke Euch für die Lektüre meines "Romanes" hier und vor allem für Euer Interesse.

Herzliche Grüße Serafim
ElvisVrinic
Beiträge: 707
Registriert: 29.12.2009, 22:16
Religionszugehörigkeit: Serbisch-Orthodox
Wohnort: Lindau (Bodensee)

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von ElvisVrinic »

Gott segne dich Serafim,

also es ist schon mal gut wieder zur mutterkirche zurückzufinden. Wenn du wieder eintreten magst, dann stehen dir natürlich auch die Türen weeeeeeeeeit offen. :D

Gruss

Elvis
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

IC XC
NI KA
Searafim
Beiträge: 3
Registriert: 19.11.2011, 22:04
Religionszugehörigkeit: katholisch

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Searafim »

Gott segne Dich auch, lieber Elvis,

vielen Dank Für Deine Antwort. Ich bitte Dich auch um Deine Gebete und danke Dir herzlich dafür.

Es grüßt Dich Serafim
Benutzeravatar
Igor
Diakon
Beiträge: 2307
Registriert: 15.01.2010, 21:02
Religionszugehörigkeit: (russisch-)orthodox
Wohnort: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Igor »

Hallo Serafim,

danke für deinen offenen Beitrag. Du hast sehr viel Richtiges und Wichtiges geschrieben. Wir stolpern manchmal und rappeln uns wieder auf - wichtig ist, dass wir zu Gott streben, dann streckt er uns seine Hand entgegen (s.a. Psalm 50 bzw. 51).

Alles Gute auf deinem Weg - der erste Schritt ist getan (die Erkenntnis, der erste Schritt zur Buße), der zweite Schritt führt dich mit Sicherheit zu einem orthodoxen Priester, der dir weiter hilft, diesen Weg weiter zu gehen.

In Christo
Igor
Bild
Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
Searafim
Beiträge: 3
Registriert: 19.11.2011, 22:04
Religionszugehörigkeit: katholisch

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Searafim »

Lieber Igor,

auch Dir danke ich herzlich für Deine Antwort, die ich gut erwägen werde. Im nachhinein war mir aufgefallen, also nach Absendung meines Erstbeitrages, dass ich allzusehr die Probleme und Missstände in Teilen der r.k. Kirche in den Vordergrund meiner Überlegungen gestellt hatte. ich bin dankbar, dass mich bereits ein Nutzer hier heute abend, den ich zunächst nicht als Priester erkannt hatte (er möge mir bitte verzeihen) darauf hingewiesen hatte. Vielmehr sollte ich doch nach dem suchen, was die Rechtgläubigkeit ausmacht! Für all Eure Hinweise und ermutigenden Worte in der Kürze der Zeit bin ich wirklich sehr dankbar.

Übrigens stieß ich über einen Link hier auf ein sehr interessantes Video von Dir, lieber Igor, das die Grundzüge der Orthodoxie erklärt.


Herzlich grüßt Serafim
Christ7777777
Beiträge: 230
Registriert: 02.11.2011, 19:47
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Christ7777777 »

Das wird schon Searafim, Kopf hoch. Es kann nur besser werden, davon bin ich überzeugt... :wink:
Die Liebe macht dich närrisch. Im Guten Sinne jetzt. ;)
Dum Didl dei Dum dum dum.
Benutzeravatar
Mary
Beiträge: 449
Registriert: 27.01.2009, 13:28
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Mary »

Hallo Serafim,

auch von mir ein herzliches Willkommen!

Ich glaube, das Wichtigste wurde ja schon geschrieben.

Von mir nur ein kleiner Gedanke: Ich finde es wichtig, dass eine Konversion nicht "weg von" sondern "hin zu" erfolgt. Aufgrund von Missständen weggehen zu wollen, ist verständlich, aber.... man wird auch im neuen Ort "Haare in der Suppe" finden. Deshalb glaube ich auch, dass die Frage sein muss, ob Du die Orthodoxie als DIE Kirche erkennst und ob Du die orthodoxe Lehre als wahr erkennst und bekennen kannst. Dann steht Dir der Weg der Reue offen...

Lg Maria
(vor einiger Zeit konvertiert aus der röm. Kirche, durchaus auch Kämpfe kämpfend)
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
holzi
Beiträge: 1351
Registriert: 17.12.2008, 08:29
Religionszugehörigkeit: röm. katholisch
Wohnort: Regensburg

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von holzi »

Mary hat geschrieben:[...]
Lg Maria
(vor einiger Zeit konvertiert aus der röm. Kirche, durchaus auch Kämpfe kämpfend)
Immer noch?
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
Benutzeravatar
Mary
Beiträge: 449
Registriert: 27.01.2009, 13:28
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Mary »

holzi hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:[...]
Lg Maria
(vor einiger Zeit konvertiert aus der röm. Kirche, durchaus auch Kämpfe kämpfend)
Immer noch?
Oh, bitte nicht falsch verstehen... meine Konversion habe ich keine Minute bereut oder in Frage gestellt :loveit:

Aber: Jesus Christus hat uns nie versprochen, dass Leben in der Nachfolge ein reines Zuckerschlecken sei... der geistliche Kampf ist jeden Tag neu nötig.

Lg Mary
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
holzi
Beiträge: 1351
Registriert: 17.12.2008, 08:29
Religionszugehörigkeit: röm. katholisch
Wohnort: Regensburg

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von holzi »

Mary hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:[...]
Lg Maria
(vor einiger Zeit konvertiert aus der röm. Kirche, durchaus auch Kämpfe kämpfend)
Immer noch?
Oh, bitte nicht falsch verstehen... meine Konversion habe ich keine Minute bereut oder in Frage gestellt :loveit:

Aber: Jesus Christus hat uns nie versprochen, dass Leben in der Nachfolge ein reines Zuckerschlecken sei... der geistliche Kampf ist jeden Tag neu nötig.

Lg Mary
OK! Alles klar. So weit wie du bin ich noch lange nicht. Die akute Konvertitis, die immer in Schüben kommt, ist wieder abgeklungen. Und - wie du selbst schon geschrieben hast - das Konvertieren, weil man sich über Sachen in seiner Kirche ärgert, bringt nicht besonders viel. Deshalb steht sowas derzeit auch nicht oben auf meiner Tagesordnung.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Kann man in die Orthodoxie zurückkehren

Beitrag von Nassos »

Mary hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:[...]
Lg Maria
(vor einiger Zeit konvertiert aus der röm. Kirche, durchaus auch Kämpfe kämpfend)
Immer noch?
Oh, bitte nicht falsch verstehen... meine Konversion habe ich keine Minute bereut oder in Frage gestellt :loveit:

Aber: Jesus Christus hat uns nie versprochen, dass Leben in der Nachfolge ein reines Zuckerschlecken sei... der geistliche Kampf ist jeden Tag neu nötig.

Lg Mary
So ist es, liebe Mary.

Zähne zsmmnbßn. Allen alles Gute für den Kampf, das Ziel nie aus den Augen verlieren:

:basketball:
Antworten