Aus der Homilie des Hl. Johannes von Damskus über die Entschlafung der Gottesgebärerin:
Begräbnis und Hinaufnahme nach drei Tagen
14. Hierauf wird der Leib hinabgeführt zur heiligsten Stätte Gethsemane. Nochmals folgen
Abschiedskuß und Umarmungen, nochmals Lobgesänge, heilige Hymnen, Anrufungen und
Tränen, aus Schmerz und Liebe vergossen in Strömen, zusammen mit dem Schweiß, sodass sie
mit den Bächen Wettstreit halten. Dann wird der Allheilige Leib in das allgepriesene und
unvergleichliche Grab gelegt, und am dritten Tag wird er von hier in die himmlischen
Wohnstätten erhoben.
Denn es ziemte sich für jene Gottes würdige Wohnstatt, für die nicht von Menschenhand
gegrabene Quelle des Wassers der Vergebung, den ungepflügten Acker des himmlischen Brotes,
den unbegossenen Weinstock, dem die Traube der Unsterblichkeit entsproß, für diesen
immerblühenden und schöne Frucht tragenden Ölbaum des Erbarmens des Vaters - es ziemte
sich für sie, dass sie nicht eingeschlossen blieb im Inneren der Erde. Sondern so, wie der heilige
und makellose Leib, den der göttliche Logos in ihr annahm, am dritten Tag aus dem Grab
auferstand, so auch ziemte sich für sie, dem Grab entrissen und als Mutter wiederum mit dem
Sohn vereint zu werden, und so wie Er herabkam in sie, nun auch sie, die von Ihm geliebte,
hinaufgenommen werde zu Ihm, in das höhere und vollkommenere Zelt, in den Himmel selbst
(Hebr 9,11 / 9,24).
Es ziemte sich, dass diejenige, die in ihrem Schoß den Logos Gottes beherbergte, nun
ihrerseits Aufnahme fand in den Zelten ihres Sohnes. Und wie der Herr sagte, es zieme sich, dass
Er im Hause Seines Vaters sei (s. Lk 2,49), so auch ziemt es sich für seine Mutter, im
Königspalast ihres Sohnes zu sein, im Hause des Herrn, in den Höfen des Hauses unseres Gottes
(Ps 133,1). Denn wenn dieses die Wohnstatt all derer ist, die sich freuen (Ps 86,7), wie sollte
nicht auch die Ursache ihrer Freude dort wohnen?
Es ziemte sich, dass diejenige, die in ihrem Gebären die Jungfräulichkeit unversehrt bewahrte,
ihren Leib auch nach dem Tod unversehrt bewahrte.
Es ziemte sich, dass jene, die den Schöpfer einst als Kind in ihren Armen trug, nun in den
göttlichen Wohnstätten lebt.
Es ziemte sich, dass die Braut, die der Vater Sich auserwählt hatte, in die himmlischen
Gemächer aufgenommen wurde.
Es ziemte sich, dass diejenige, die ihren Sohn am Kreuze hangen sah und den Dolch des
Schmerzes, der ihr in ihrem Gebären erspart geblieben war, in ihrem Herzen empfing, Ihn nun an
der Seite des Vaters thronen sieht.
Es ziemte sich, dass auch die Mutter Gottes das ihrem Sohn Gehörende erlangte und, als Gottes
Mutter und Magd, verehrt wird von aller Schöpfung. Zwar geht das Erbe stets von den Eltern auf
die Kinder über, doch hier, wie ein Weiser gesagt hat, fließen die Wasser der heiligen Ströme
aufwärts. Denn der Sohn hat der Mutter die ganze Schöpfung unterstellt.
Prozession der Entschlafung der Allheiligen Gottesmutter:
Ikone der Aufnahme der Gottesgebärerin - sie übergibt dem Hl. Apostel Thomas ihren Gürtel als Beweis ihrer Aufnahme.