M - wie Mission

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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songul
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M - wie Mission

Beitrag von songul »

Hallo Leute,

ich habe einen interessanten Artikel über die schwierige, aber doch wohl recht erfolgreiche Mission der gr. orth. Kirche in Kenya - Afrika gefunden.

http://www.catholica-unio.de/mag-articl ... cleID=3341

Mit welchen Aufgaben dort die Kirche konfrontiert ist, ist schon beeindruckend.

Was meint Ihr dazu?

LG Songul
Anastasis+
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Beitrag von Anastasis+ »

Christos ist auferstanden!

Liebe Songul,

ich verfolge schon seit einiger Zeit über www.romfea.gr die schwierige aber doch sehr erfreuliche Missionsarbeit des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Alexandria in Afrika. Es ist wirklich bewundernswert, was dort geleistet wird (Bau von Schulen, Kirchen etc.).

Hier ein Foto von Seiner Heiligkeit dem Papst und Patriarchen von Alexandria und ganz Afrika:

Bild
Quelle: www.romfea.gr

Vielleicht können wir die Missionsarbeit auf irgendeine Art und Weise unterstützen?

Was denkt ihr?

En Christo
Meine Hoffnung ist der Vater,
meine Zuflucht der Sohn,
mein Schutz der Heilige Geist.
Heilige Dreiheit, Ehre sei dir.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Eine Frage an all die Experten hier:

Wie sieht denn "orthodoxe Mission" in Mittel und Westeuropa aus? Missioniert die Kirche auch im Westen, oder ist dies eine Sache über die man nicht sprechen darf ?
Loukia
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Beitrag von Loukia »

Ich habe mal etwas gelesen von Mission in Äthiopien, wo die meisten ja Monophysiten sind... ging auch von der griechischen Orthodoxen aus.

Was das hier betrifft, in den Leben und Umfeldern eines jeden von uns selbst, da denke ich, ist es gut, mit einem guten Beispiel voran zu gehen und offen zu seinem Glauben zu stehen und ihn zu bekennen.
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
Nassos
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Beitrag von Nassos »

Hallo Sebastian,

wieso sollte man darüber nicht sprechen dürfen? Soweit ich weiß, wird in Osteuropa von anderen Konfessionen auch aggresiv missioniert.

Die Wachttürmler machen das doch hier auch ganz öffentlich.
Als ich anno damals in der Fachhochschule anfing, wollte man mir ein Neues Testament in die Hand drücken und ich sollte dann unterschreiben, dass ich Jesus als meinen Retter anerkenne (ich weiß nicht von welchem Verein die Typen kamen, es waren aber keine Leute der FH).
Eines Tages ging ich aus dem Haus raus, und da waren zwei junge Leute, perfekt frisiert und mit Krawatte und wollten mit mir über Jesus sprechen - sie hatten übrigens eine sehr starke angelsächsische Aussprache.

Kurze Zeit, nachdem ich mich im alten Forum (R.I.P.) angemeldet hatte, wollten zwei jungen Leute mit mir über Jesus sprechen (ich weiß nicht mehr, welchem Verein die angehörten).

Die orthodoxe Kirche ist hier eine anerkannte religiöse Gemeinschaft. Sie wird von den Katholiken als Schwesterkirche angesehen, und vielen Katholiken ist sie auch sympathisch, bzw. sie finden sie interessant.

Wieso also nicht darüber sprechen? Es handelt sich um nichts Illegales.

Aber so viel ich weiß, wird hier nicht missioniert, vielleicht liege ich aber falsch.

Nassos
holzi
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Beitrag von holzi »

Hallo Nasos,
Nassos hat geschrieben:Als ich anno damals in der Fachhochschule anfing, wollte man mir ein Neues Testament in die Hand drücken und ich sollte dann unterschreiben, dass ich Jesus als meinen Retter anerkenne (ich weiß nicht von welchem Verein die Typen kamen, es waren aber keine Leute der FH).
Das mit Jesus als Retter annehmen ist eine Spezialität der Evangelikalen Protestanten. Du hätest ruhig unterschreiben können, im Grunde bestätigst du ja nur, was unsere Kirchen eh lehren. So ganz abwegig ist das eh nicht, weil es ja wohl genügend Leute gibt, die meinen, regelmäßig in die Kirche zu laufen und dann und wann eine Kerze anzünden reicht für die Erlösung. Es schadet also nichts, wenn diese Evangelikalen uns noch mal daran erinnern wollen, dass Jesus jedem von uns die Chance der Rettung eröffnet hat - wir müssen sie nur nutzen.
Nassos hat geschrieben:Eines Tages ging ich aus dem Haus raus, und da waren zwei junge Leute, perfekt frisiert und mit Krawatte und wollten mit mir über Jesus sprechen - sie hatten übrigens eine sehr starke angelsächsische Aussprache.
Das waren dann vermutlich Mormonen.
Nassos hat geschrieben:Kurze Zeit, nachdem ich mich im alten Forum (R.I.P.) angemeldet hatte, wollten zwei jungen Leute mit mir über Jesus sprechen (ich weiß nicht mehr, welchem Verein die angehörten).
Können von den Zeugen Jehovas gewesen sein. Die laufen auch immer zu zweit rum.
Nassos hat geschrieben:Die orthodoxe Kirche ist hier eine anerkannte religiöse Gemeinschaft. Sie wird von den Katholiken als Schwesterkirche angesehen, und vielen Katholiken ist sie auch sympathisch, bzw. sie finden sie interessant.
Stimmt, deshalb bn ich ja noch immer hier im Forum ;)

Gesegneten Sonntag
Konrad
Nassos
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Beitrag von Nassos »

Guten Abend Konrad,

ich verstehe was Du meinst, und wahrscheinlich wäre es auch egal gewesen, ich hätte es aber schon damals als kleinen Verrat empfunden, auch ohne zu wissen wo die Leute dazugehörten.

Ich fragte mich, was Jesus eigentlich mit einer Unterschrift zu tun hat. Es hatte etwas Falsches in meinen Augen, es war unpassend. Waren diese Leute Vertreter (im Sinne von Versicherungsvertreter) Jesu?

Ist solch eine Unterschrift wirklich der richtige Weg? Eine Unterschrift?
In meinen Augen ist dann das "unherzige" Anzünden einer Kerze und ein "unherziger" Besuch in der Kirche allemal besser als eine ebenso "unherzige" Unterschrift.

Nicht falsch verstehen: und selbst wenn es Orthodoxe gewesen wären, hätte das an meinem Mißmut nichts geändert.

Ich habe mir damals überlegt, ob ich noch ne dumme Bemerkung machen sollte, aber wahrscheinlich sind die Jungs auf so was gedrillt und bestimmt dankbar.

Nee, Mission sieht in meinen Augen anders aus. Ich für meinen Teil kann hierzu zumindest innerhalb meines begrenzten Wissens einfache Diskussionen führen.

Aber viel wichtiger als die Unterschriftensammler ist mir eigentlich, dass wir Dich hier haben! Das macht für mich die katholische Kirche durchaus auch sympathischer ;-) Da ist Hopf und Malz noch nicht verloren. ;-) ;-)

Liebe Grüße nach Reginae Castra,
Nassos
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Ieseanul
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Beitrag von Ieseanul »

Lieber Nassos, lieber Konrad,

vielleicht gelingt es mir, ein wenig zur Aufklärung bezüglich dieser "Unterschriftensammler" beizutragen.

Vorweg gesagt, so wie Du die Situation beschrieben hast, Nassos, finde ich das, was da stattfand, nicht wirklich gelungen. Ich weiß auch nicht, wielange das schon her ist, eigentlich bewegt man sich von diesem "Frontalstil" immer mehr weg, zumal es auch nicht wirklich was bringt. Was Leute für das Evangelium von Jesus Christus öffnet ist in den allermeisten Fällen die Liebe, die die Leute in uns sehen und -ganz unabhängig von konfessionellen und theologischen Fragen - sollten wir uns zuerst für unser Gegenüber interessieren und nicht "bekehren" wollen. Das Prinzip findet sich auch im Neuen Testament, "der HERR tat hinzu" heißt es, als die Menschen die Liebe und die Einheit der Gläubigen untereinander sahen.

Die Orthodoxe Gruppe aus Rumänien (Oastea Domnului), der ich (sozusagen) nahestehe (ich bin ja nicht orthodox), hat untereinander den Brauch, dass sie sich häufig gegenseitig auf Hochzeiten, Geburtstagen und Taufen besuchen und dafür manchmal durchs ganze Land reisen. Wer mal durch Rumänien gereist ist, weiß, wie anstrengend manchmal nur 100 km sind.
Mich hat das unglaublich fasziniert. Ich halte mich für eher pragmatisch, aber das hat mich echt umgehauen. Zu dem Geburtstag eines älteren Bruders, der wurde wohl 93, kamen wohl spontan über 100 Leute - aus dem ganzen Land. Bei der Feier wäre ich gerne dabei gewesen. Ich habe den Mann im Februar kurz kennengelernt, der strahlte auch selbst soviel echte Herzlichkeit aus.
Soetwas zieht Leute an und bringt sie dem Evangelium näher.

Ich hatte vor kurzem mal etwas über die Heilige Elisabeth (aus der Großherzoglichen Familie von Hessen-Darmstadt) gelesen. Fasziniert hat mich an der Heiligen ihre Hingabe zu Lebzeiten - sie soll ja im Angesicht des eigenen Todes, selbst schwer verletzt, noch einen Verwundeten versorgt haben.

- Natürlich gibt es immer wieder auch eher misslungene Missionsaktivitäten. Mit "misslungen" meine ich jetzt weniger den theologischen Aspekt sondern den Stil. Ich wohne am Stadtrand von Frankfurt und habe auch jahrelang direkt in der Stadt gewohnt. Es gibt da in den Fußgängerzonen hin und wieder auch Leute, die es vielleicht gut meinen, es aber vom Stil her total versemmeln. Leider fallen gerade die negativ auf. Vor allem dann, wenn der "erhobene Zeigefinger" Gegenstand der Predigt ist.
Es gibt es z.B. in Fußgängerzonen immer wieder (meistens evangelikale, protestantische) Gruppen, die die Leute, die vorübergehen, ansprechen und ihnen irgendeine Schrift in die Hand drücken. Mein Ding ist das nicht, ich halte es zwar nicht für grundfalsch, aber wir leben doch heute in einer Zeit, wo wir gerade an solchen Orten von Werbung und Reizen überflutet werden und es meist auch sehr eilig haben. Die meisten Schriften werden dann doch weggeworfen.

Ich will das "Unterschriftensammeln" nicht verteidigen, aber es gibt aber ein paar Erklärungen dafür, dass man Leute ein Kärtchen ausfüllen lässt. Was ihr darüber denkt, überlasse ich Euch.

1. An den Unis z.B. ist "Campus für Christus" aktiv. Sie sind keine Gemeinde, keine Kirche sondern ein Werk, dass Studenten anspricht. Ziel ist, sie in Kontakt mit lokalen Gemeinden zu bringen, die dazu bereit sind. Deswegen gibt es häufig Kontaktkärtchen auf denen die Leute sich für eine Kontaktaufnahme aussprechen können.

2. Die "evangelikalen Protestanten" sind in den letzten 20 Jahren vermehrt in die Schusslinie von "Sektenbeauftragten" der Landeskirchen, aber auch ins Kreuzfeuer der Medien (Sat1) und sogar der Politik (z.B. bestimmte linksorientierte Gruppen) geraten. Das betrifft ganz bestimmte gesellschaftspolitische Themen, um die es da geht. Ich will das nicht näher vertiefen, aber auch daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich z.B. die Bereitschaft zu weiterer Kontaktaufnahme durch eine Unterschrift bestätigen zu lassen. Immerhin gibt es auch Datenschutzgesetze und keiner darf einfach Adressen und Kontaktdaten sammeln ohne das Einverständnis dessen, der kontaktiert wurde.

Ich persönlich würde niemanden auf der Straße unterschreiben lassen, dass er Jesus angenommen hat. Woher soll ich wissen, dass jemand diesen Schritt wirklich gemacht hat ? Wenn das für mich persönlich wichtig ist, wann ich welchen Schritt im Leben getan habe, dann kann ich das für mich selbst aufschreiben und diesen Zettel in meine Bibel legen.

Was den Punkt "Mission" durch die Orthodoxen Kirche angeht, ich würde es nachwievor begrüßen, ich hatte ja schon mal was zu dem Thema gepostet, wenn die Orthodoxie in unserem Land sichtbarer und transparenter auf sich aufmerksam machen würde.
Von meinem Verständnis her sollte eine Kirche, gerade in unserem Land, das nicht orthodox geprägt ist, ihren "Schatz" auch Nichtorthodoxen zeigen und verständlich machen. Als ich mich noch nicht für die Orthodoxie interessierte, war mein Bild von der Orthodoxen Kirche vor allem durch Vorurteile geprägt.
Andere Leute haben keine Vorurteile, sie kennen die Kirche einfach gar nicht.
Das finde ich immer wieder schade - und verstehen kann ich es nicht wirklich.

Mathias
"Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft."
(Hl. Johannes Chrysostomus)
"Cartea Cărţilor se aseamănă cu un izvor care curge in continuu şi care cu atât mai bogat va curge, cu cât cineva va lua din el ."
(Sf. Ioan Gură de Aur)
Nassos
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Beitrag von Nassos »

Hallo Matthias,

ich habe Deinen Beitrag aufmerksam durchgelesen.

Also, ich denke, wir haben alle mitbekommen, dass Du nicht orthodox bist und der Oastea Domnului nahestehst ;-)
Ich sage das, um anzuzeigen, dass ich Deine "Randbedingungen" kenne, unter denen Du Deine Beiträge schreibst.
Ist also soweit gecheckt.

An dieser Stelle auch vielen Dank für Deine Mühe, ich weiß das zu schätzen. Dass Du soviel schreibst, ist für mich nicht ermüdend, sondern zeigt mir, wir sehr es Dir auf echten Austausch ankommt. Das kommt bei mir an. Nochmals danke.

Du hast es auf den Punkt gebracht, es war der Stil. Der kam mir nun mal suspekt vor. Vielleicht hatten diese Leute nur das Allerbeste im Sinn und meinten es gut.
Aber das spielt dann in diesem Moment keine Rolle mehr. Ob da jetzt ein Hintergrundprozess angestoßen werden sollte, weiß ich nicht. Die Tür war eh zu.

Ich bin froh, dass ich keine Bemerkung gemacht hatte, ich hätte es bestimmt heute bereut (und ich habe mich sehr oft im Zorn oder in Ironie zu Äußerungen hinreisen lassen, die ich heute zutiefst bedaure).

Ich könnte mir denken, dass solche Leute wahrscheinlich auch einem unheimlichen Druck ausgesetzt werden. "Wenn Du Dich für Jesus schämst, dann wird Er sich Deiner auch schämen vor dem Vater."
Das sind keine guten Sachen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Jesus nimmt man nicht durch eine Unterschrift an - meine Meinung. Man könnte höchstens unterschreiben, dass man Jesus mal bewußt wahrgenommen hat ("ja, ich habe Seinen Namen soeben vernommen; von Ihnen!). Aber ist das wirklich eine Unterschrift wert???

Hier fällt mir auch der Beitrag von Vater Martinos ein, der auch auf der Straße angequatscht wurde - im Priestergewand! Leider weiß ich nicht mehr, in welchem Thread das war, könnte bei der Toleranzgeschichte gewesen sein.

Nun, wie dem auch sei, das ist subjektiv, es ist nur meine Erfahrung, es ist nur meine Meinung.

Es ist schwer, die Orthodoxie in das Allgemeinwissen hineinzubeziehen. Im Geschichtsunterricht zerfällt das Römische Reich irgendwann mal in drei Teile. Dem westlichen Teil unter Karl, dem Großen, in den von Arabern eroberten Teil und in Byzanz.
Die letzten beiden Teile verschwinden an dieser Stelle aus dem Geschichtsunterricht.
Somit geht auch die Missionierung der Slawen unter. Nur das Verhältnis Kaiser <=> Papst wird weiterbehandelt. Irgenwann kommt der Protestantismus ans Licht, die konfessionelle Teilung in Deutschland bis man dann schon exzessiver das Dritte Reich bespricht. Der Unterricht wird dann auch immer politischer geprägt.

Kein Wunder, dass hier viele nichts von Orthodoxie wissen (vielleicht noch aus dem Judentum).
Für die Medien auch uninteressant (wobei ich sagen muss, dass wenn man genau hinschaut, man durchaus was finden kann - es wird halt einem nicht in einem Teller serviert).

Und andererseits denke ich mir auch, dass eventuell mehr Leute davon wissen / daran interessiert sind, als ich selber glaube.

Uff, genug.

Jetzt sind meine Assoziationen mit mir durchgegangen, aber ich lasse es mal so stehen.

Alles Gute nach Frankfurt,
Nassos

P.S.: "Unterschriftensammler" war nicht abwertend gemeint. Immerhin waren es ja tatsächlich Unterschriftensammler.
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Ieseanul
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Beitrag von Ieseanul »

Lieber Nassos,
erstmal vielen Dank für Deine Zeilen.

ob Du es glaubst oder nicht, ich habe im Januar (wenn Du Dich auf diese Situation beziehst) aus nächster Nähe mitbekommen, dass jemand vor dem Römer in Frankfurt Vater Martinos und uns (ich kam gerade mit zwei Brüdern von der Griechischen Gemeinde von der Großen Wasserweihe am Mainufer) ein Traktat in die Hand drückte.
Ich wäre am liebsten in den Boden versunken und mir war das auch sehr unangenehm, so etwas geht natürlich absolut gar nicht.

Ich habe mir natürlich so meine Gedanken darüber gemacht, als wir (ohne Vater Martinos) anschließend in einem Café saßen, hatten wir uns auch ausführlich darüber unterhalten. Trotzdem glaube ich, dass der Mann nicht wusste, wen er da vor sich hatte.
Der Mann stammte vermutlich aus Indonesien oder von den Phillipinen (aus Südostasien auf jeden Fall) und hatte vermutlich in seinem Leben noch nie einen orthodoxen Priester gesehen. Das macht den Vorfall nicht richtiger und besser, aber es gibt viele internationale Gruppen in dieser Stadt, es gibt internationale Gemeinden und manchmal kommen sogar Leute aus anderen Ländern nur zu Missionszwecken nach Frankfurt. Vater Martinos wies ihn natürlich zurecht, aber wie gesagt, der Typ hatte höchstwahrscheinlich gar keine Ahnung. Das war zumindest meine Wahrnehmung.

Das macht die Sache wie gesagt aber nicht besser, dann müssen die Leute halt aufpassen und sich vorher halt ein wenig informieren, wir sind eine internationale Stadt und auch stolz darauf, das heißt aber auch, dass man mit offenen Augen durch die Stadt gehen sollte vor allem dann, wenn man den Menschen das Evangelium bringen möchte. Ein solches (falsches) Verhalten bringt wieder andere in Misskredit, die damit gar nichts zu tun haben und denen im Gegenteil der Dialog wichtig ist.

Du schriebst, dass manche Leute wohl sehr unter Druck gesetzt werden, zu missionieren. Ich glaube vor allem, dass sich einige Leute, nicht alle, vor allem selbst sehr stark unter Druck setzen, aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. Es gibt halt auch Hardliner unter den Protestanten, leider, aber in der Regel machen sich die Leute selbst irgendeinen Druck.
Ich will das nicht zu stark vertiefen, sicherlich könnte ich vieles hierzu erklären, aber wir sind hier ein Orthodoxes Forum und deswegen würde ich auch gerne wieder zum Thema zurückkehren.

Zum Beispiel habe ich Eure angeregte Diskussion über den Fernsehgottesdienst in der Orthodoxen Gemeinde in Hamburg vor einigen Wochen interessiert verfolgt. Ich konnte auch die meisten der diskutierten Argumente, insbesondere auch die Bedenken, hinter der Ikonostase zu filmen, verstehen.
Ihr habt eine ganz andere, sagen wir mal Sensibilität für Heilige Orte , insbesondere für die Kirche als Heiligtum, als Nichtorthodoxe. Katholiken tun sich da auch leichter, manchen Protestanten scheint leider gar nichts mehr heilig zu sein.

Ich war am letzten Samstag in Frankfurt in der Göttlichen Liturgie, die von Vater Martinos auf deutsch zelibriert wurde. Da ich mich ja mit der Orthodoxie beschäftige, habe ich mich natürlich so gut es geht darauf vorbereitet, aber vieles, gerade das Äußere, war für mich doch noch recht fremd. Es war auch das erste Mal für mich.

Das ich als Nichtorthodoxer auffalle, war mir vorher bewusst, das geht gar nicht anders, aber trotzdem hast Du den Wunsch, Dich nicht nur angemessen zu verhalten, sondern Dich so gut es geht in das Gottesdienstliche Geschehen zu integrieren. Das ich wie alle anderen Gottesdienstbesucher während der Lithurgie gestanden habe, war selbstverständlich. Es gab ein paar Momente während der Liturgie, die mich sehr berührt haben, z.B. der Moment, als der Priester die Heilige Schrift durch die Kirche trug. Solche Momente, für Euch selbstverständlich, bleiben aber hängen.

Was ich mit dem ganzen sagen will ist, dass es Nichtorthodoxen, ob gläubig oder auch ungläubig, vermutlich nicht ohne weiteres gelingen wird, das, was Euch heilig und wichtig ist, so zu würdigen, wie es richtig ist und wie es sich gehört, wenn kein Dialog vorhanden ist.
Der westlich geprägte Umgang mit Kirche, mit dem Heiligtum, der Heiligkeit Gottes und mit heiligen Dingen hat leider seine Spuren hinterlassen.

Wie wir ja festgestellt haben, wissen ja einige Nichtorthodoxe nicht einmal, wie ein orthodoxer Priester aussieht, gut, der Mann, der uns in Frankfurt begegnete, war kein Deutscher, aber auch viele Deutsche dürften das nicht wissen.

Ratschläge möchte ich Euch keine erteilen, aber ich freue mich, wenn ich Orthodoxen Christen begegne, die mir selbstbewusst, aber nicht überheblich, erklären, was sie glauben und was ihnen wichtig ist.
Die beiden Brüder, einer der beiden lud mich zur Wasserweihe ein, deswegen der Kontakt, waren übrigens aktiv an der Liturgie beteiligt, einer der beiden diente (mit sichtbarer Freude und Hingabe) als Ministrant, der andere diente im Chor.

- Wegen Oastea Domnului - ich muss das nicht jedes Mal erwähnen, dass ich ihnen nahestehe oder gar "Reklame" für sie machen (was ich manchmal gerne tun würde, denn leider gibt es noch nichts auf Deutsch über OD), aber die Threads im Forum kleben ja nicht aneinander und manche Informationen, die mal gegeben wurden, liegen dann auch schon länger zurück. Aber ich denke, ihr kennt mich jetzt und ich muss nicht wieder jedes Mal neu irgendwelche einleitenden Worte verlieren.

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Mathias
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Elias
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Beitrag von Elias »

Hallo Mathias,
waren das die Brodehl Brüder,Thomas und ...??? :D Die beiden können schön Singen und das auf Deutsch :)
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Ieseanul
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Beitrag von Ieseanul »

Hallo Ilija,

nein, die beiden Brüder (in Christo) heißen Lukas und Jannis und sind Konvertiten, die vor nicht so langer Zeit zur Orthodoxen Kirche übergetreten sind. Sehr nette Leute mit denen ich mich sehr gut austauschen konnte.
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Ehemaliger

Beitrag von Ehemaliger »

Sebastian hat geschrieben:Eine Frage an all die Experten hier:

Wie sieht denn "orthodoxe Mission" in Mittel und Westeuropa aus? Missioniert die Kirche auch im Westen, oder ist dies eine Sache über die man nicht sprechen darf ?
Hallo Sebastian,

es ist die Pflicht der Christen/der Kirche zu missionieren: GEHET HIN usw.
Wehe sie vergisst es.

Du setzt die "orthodoxe Mission" in Gänsefüsschen. Ja, leider ist da was dran. So lange der Sack Heimaterde so wichtig ist, dass eine orthodoxe Gemeinde sich eher als religiöser Heimatverein versteht als als Kirche Gottes .... so lange bleibt Otrhodoxie ein wohl gehütetes Geheimnis im Westen

Und wie gut es dann den Heimatvereinlern geht ;)
findet
Benedikt
Mops
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Religionszugehörigkeit: christlich orthodox
Kontaktdaten:

Beitrag von Mops »

naja, man kann als Laie zumindest versuchen die Orthodoxie bekannt zu machen.
Z.B. durch Homepages mit entsprechenden Informationen oder durch Verlinkungen auf Profilen in irgendwelchen Kommunikationsplattformen wie Jappy o.ä.... kann zumindest ein klitze kleiner Anfang sein. Ein Link zum Orth. Forum z.B. kann einige Leute interessieren...
L.G. Rene
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Filip
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Religionszugehörigkeit: orthodox
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Beitrag von Filip »

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Eine Frage an all die Experten hier:

Wie sieht denn "orthodoxe Mission" in Mittel und Westeuropa aus? Missioniert die Kirche auch im Westen, oder ist dies eine Sache über die man nicht sprechen darf ?

das forum hat nen missionarischen zweck.... =)
Krst na vrhu Srbije
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