Germanus hat geschrieben:Zum einen geht es bei dem dokument der gegenseitigen Taufanerkennung um das große theologische Problem der Zugehörigkeit zu Christus. Kann man dem Getauften hier oder dort diese Zugehörigkeit aberkennen? - Diese Frage versucht das Dokument zu lösen, und das leider auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner der überhaupt möglich ist, nämlich der Intention der Taufspendung mit der überlieferten Formel.
Leider, und das ist auch das schlimme, ist dieser kleinste gemeinsame Nenner auch nur auf dem Papier vorhanden, denn ich wage zu bezweifeln, dass bei den Taufen mancher "Gemeinschaften" (die sich teilweise zwar Kirche nennen, aber selbst ganz bewusst nicht das sein wollen, was wir unter Kirche verstehen) allein schon die Intension stimmt (ich will damit gar nicht so "spitzfindig" fragen, ob das, was bei den Katholiken auch vom Sohn ausgeht, überhaupt der Heilige Geist sein kann, sondern viel grundsätzlicher wird ja schon die Gottessohnschaft und Auferstehung Christi bei vielen Protestanten nur noch symbolisch angesehen, so wie alle "Kinder" Gottes sind und Christus eben (nur) im Zeugnis der von ihm gegründeten Sekte "weiterlebt", als großer Philosoph, der die Lehren des Judentums mit fernöstlichen vereinigt und so aus einem jähzornigen und blutrünstigen ein barmherziges und friedliches Gottesbild geschaffen hat).
Was bleibt ist also eine gemeinsame (quasi "Zauber"-) Formel (die von manchen nur noch aus historischen, nicht theologischen Gründen weiterhin benutzt wird, aber auch nicht immer) und die ca. 3 ml Wasser, die zusätzlich für diese Magie notwendig sind.
Das protestantische (dass auch zunehmend von Katholiken vertreten wird) Argument für die Anerkennung jeglicher taufähnlichen Rituale ist, dass die Taufe ja gerade nicht von der Intension des Täuflings abhängt (dafür gibt es ja extra die Konfirmation oder Firmung, die aus diesem Grund auch oft für wichtiger angesehen wird) und schon gar nicht von der des Täufers (der nur Werkzeug des heiligen Geistes ist), sondern allein der liebe Gott dabei handelt. Führt man den Gedanken weiter, braucht man gar nicht mehr zu taufen, denn der heilige Geist "weht, wo er will" und Christus hat ja sowieso schon alle gerettet, der Mensch muss das nur glauben (und wenn nicht, ist auch nicht schlimm).
Germanus hat geschrieben:Dass die Zugehörigkeit zu Christus notwendigerweise die Zugehörigkeit zu seiner Kirche nach sich zieht, geht da irgendwie unter - ich muss leider auch vage formulieren! Die logische Folge dieser Vereinbarung wäre aber: Die Aufspaltung der Christen in nicht in communio stehenden Kirchen ist schon überholt, hinfällig. Das mag stimmen, da diese Spaltung der Christen explizit dem Willen Christi widerspricht und folglich Menschenwerk ist.
Auch hier leugnet die protestantische Theologie, dass es überhaupt eine Kirche außer der "unsichtbaren" gibt. Mit der Taufe (aber anscheinend auch ohne) ist man unmittelbar mit Christus vereint, so wie es im Islam reicht, "Gott ist groß und M. sein Prophet" zu rufen, um dazu zu gehören.
Wenn alle Taufen gleich sind, kann es in der Tat nicht sein, dass man dadurch einer bestimmten Kirche angehört. Man spricht daher auch lieber von "Konfession", die man sich dann mit dem Erreichen der "Religionsmündigkeit" (wie es offiziell heißt) dann nach persönlichen Interessen und Abwägungen aussuchen kann (Konfirmation oder Firmung), die letztendlich vor Gott aber alle gleich, austauschbar, beliebig sind.
Die hier betriebene Ökumene ist nichts weiter als Uniatentum mit dem "aufgeklärten" Protestantismus. Zumindest in Deutschland ist die katholische Kirche (zwar nur in einzelne Gemeinden, aber deren Zahl wächst eher noch an) dem schon total erlegen.
Man schaue sich z.B. dieses Video an:
http://video.google.de/videoplay?docid= ... 4620968142
(Wem es zu lang ist: ab Minute 13:08 kommt die Begründung für den hier getriebenen Ökumenismus, sogar über Orthodoxe wird kurz was gesagt.)
Ich war leider
genau dort vor kurzem zu einer "ökumenischen" Tauffeier eingeladen, wo ganz bewusst ein katholisches und ein evangelisches Kind zusammen, in einem Gottesdienst, einem gemeinsamen (eher unsakramentalen) Ritual, dass weder der katholischen noch der landeskirchlich evangelischen Taufliturgie entspricht, in die untrennbar eine Kirche aufgenommen wurde. Dabei wurde kein kleiner Exorzismus durchgeführt und auch kein gültiges Glaubensbekenntnis gesprochen (weder das apostolische noch das Nicäno-Konstantinopolitanum, sondern nur ein selbstgemachter Wischiwaschitext) die Taufformel wurde zwar gesprochen (gemeinsam von einem kath. und einem ev. Pfarrer), anschließend hat der kath. Kollege zusammen mit dem ev. Konfirmaden als Predigt eine Multimediavorführung veranstaltet, dessen Aussage war, dass alle Religionen (nicht nur Konfessionen!) gleich wären, wenn der Mensch sich nur an gewisse ethische Regeln halten würde. Das war dann wohl die wahre "Taufintension". Eine gemeinsame Art "Abendmahl" gab es dann auch noch, ich bin dann aber rausgegangen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte.
Soweit zu den Taufen der Katholischen Kirche. Der Taufschein, der ausgestellt wurde, war dagegen ganz korrekt und wieder konfessionsverschieden, sonst weiß das Finanzamt wohl nicht, wohin die Kirchensteuer abgeführt werden soll. Sogar intern in der katholischen Kirche selbst (ganz unökumenisch also) mehren sich übrigens die Stimmen dafür, dass in solchen Fällen, wenn der Täufling z.B. nachträglich selbst Zweifel an einem wie dem oben beschriebenen "Taufritual" hat, noch einmal bei der Firmung "sub conditione" nachgetauft werden sollte.
LG
Walter