H - wie Hypostasen

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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Rene

Beitrag von Rene »

holzi hat geschrieben: Aber leider wird von vielen Orthodoxen der Hl. Kirchenvater Augustinus alleine deswegen schon von vorneherein abgelehnt und verurteilt, weil er Lateiner war. :?
Hallo,
das ist totaler Unsinn. Mir wurden schon einige (wenige) Werke empfohlen zu lesen, von orthodoxen Priestern!
Ablehnung erfuhr ich im Gegenteil von Christen der RKK, als ich den Namen Augustinus nannte. Allerdings ohne Begründung :(
wünsche noch einen schönen Abend
Rene
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Sebastian
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Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Hallo Konrad!
Rene hat geschrieben:
holzi hat geschrieben: Aber leider wird von vielen Orthodoxen der Hl. Kirchenvater Augustinus alleine deswegen schon von vorneherein abgelehnt und verurteilt, weil er Lateiner war. :?
das ist totaler Unsinn.
Da hat René recht :? Woher hast du diese seltsame Info?
protopeter
Priester
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Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !

Leider hat Konrad in gewisser Weise recht: In einigen Kreisen unserer Kirche wurde und wird der Hl. Augustinus als der "Urvater" sämtlicher abendländischer Häresien aufgefaßt - in der Bandbreite vom filioque bis zum Calvinismus ! Man muß bedauerlicherweise sagen, daß sich (allerdings erst im 20. Jahrhundert) einige orthodoxe Theologen - darunter beispielsweise der in den USA lebende Erzpriester Michael Azkoul (ein an sich profunder Kenner der Kirchenvätertheologie) - dazu verstiegen, den afrikanischen Kirchenvater als "Universalhäretiker" zu brandmarken; bei dieser Polemik spielt der "lateinische" Hintergrund des Hierarchen durchaus eine Rolle !

Augustinus wich in keiner Weise von der rechtgläubigen Lehre ab; er selbst nahm seine Deutungen als Versuch wahr, dem Erlösungsmysterium auf menschlich-begrenzte Weise nahezukommen und besaß sogar die Größe, seinen Schülern den Rat zu geben, sie sollten nach seinem Tod jene Werke, die für mögliche Mißinterpretationen sorgen könnten, vernichten. Im Übrigen wurde der Heilige in späterer Zeit - vor allem durch die Scholastiker - in verschiedentlicher Weise fehlinterpretiert; dies jedoch dem Kirchenvater selbst anzulasten, scheint mehr als absurd !

An dieser Stelle eine Literaturempfehlung zum Thema:

Fr. Seraphim Rose, The Place of Blessed Augustine in the Orthodox Church, Platina CA 1996

gibt eine sehr ausgewogene Darstellung der Bedeutung des Heiligen für die Orthodoxe Kirche in allen Epochen und setzt sich vor allem auch mit einigen kritischen Aspekten der posthumen Bewertung seiner Lehren auseinander.

Brüderlich grüßt Dich
Erzpr. Peter
Nassos
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Beitrag von Nassos »

Gott zum Gruß,

das ist ein sehr interessantes und sehr schönes Thema. Die Erklärung von Peter (zweiter Beitrag in diesem Thread) ist zwar vor Gott schwach, aber für mich eine der besten und schönsten Erklärungen. Dafür herzlichen Dank.
Ich werde mir diesen Beitrag kopieren und ablegen, weil ich ihn jederzeit auch offline durchlesen will.

Was "starke" Niederschriften angeht, so ist meiner Meinung nach folgende die Stärkste, die ich je gelesen habe, sie wurde von Bruder Milo in diesem Thread zitiert:
Joh1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Im Original noch viel schöner.
Ohne blasphemisch werden zu wollen: da bleiben doch einem die Worte weg. So viel Macht in so wenig Worten!

Ein weiterer Punkt, den ich hier als Frage aufstellen möchte, ist das, was taliatNeu (Gruß nach Reutlingen) geschrieben hat:
"Jesus sagte, nur wer den Heiligen Geist beleidigt, dem wird nicht verziehen."

Warum gilt dies bei dieser Person der Dreieinigkeit, aber nicht bei den anderen?

Ich danke Euch und wünsche allen ein gesegnetes Wochenende.
Nassos
rafailia_3
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Beitrag von rafailia_3 »

Lieber Nassos(Athanasios?)

ich habe dazu gelesen, dass nach den Altvaetern an dieser Stelle nicht der Heilige Geist als "Person" der Dreifaltigkeit gemeint ist, sondern die Wahrheit und das Empfinden Gottes und des Glaubens, die natuerlich auch "Heiliger Geist" genannt werden. Der heilige Seraphim hat zB gesagt das Ziel eines jeden Menschens ist das Erlangen des Heiligen Geistes. was bedeutet das? Denn Gott kann man ja im eigentlichen Sinne des Wortes nicht "erlangen", sondern nur empfinden..
Das Erlangen des Heiligen Geistes und das Ziel eines jeden Christen ist die wahre "Empfindung" Gottes und des Glaubens. Nicht einfach nur gelesenes Wissen.
Demnach soll auch diese Bibelstelle gemeint sein. Wer also blasphemisch wird gegen den wahren Glaubenund das "Empfinden Gottes", dem wird nicht verziehen.

Besser aknn ich es auf Deutsch leider nicht ausdruecken..
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Avner
Beiträge: 127
Registriert: 29.04.2007, 17:34

Beitrag von Avner »

Hallo!

Letztends habe ich mit einem Katholiken über die Orthodoxie geredet. Er meinte, dass Orthodoxe die Dreieinigkeit anders verstehen wie Katholiken.
Orthodoxe würden glauben, dass es 3 Thröne im Himmel gibt und auf diesen 3 Thrönen würde dann jeweils Vater, Sohn, und Heiliger Geist sitzen. Es wäre eben nicht 1 Gott sondern 3. So wie Ich, Sebastian, Milo...eben verschieden. Stimmt das? Ich konnte das nicht glauben.

LG
prorokini
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Beitrag von prorokini »

Kann ich mir nicht vorstellen. Drei Götter, das wäre eine Ketzerei.
rafailia_3
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Beitrag von rafailia_3 »

Falsch!

Gleichsam Drei und eins .
Es gibt Vater, Sohn und Heiligen Geist, aber zusammen bilden sie den einen Gott. Also die Dreieinigkeit. Das ist etwas, dass die Logik des Menschen nicht fassen kann.


In Christus.
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Avner
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Beitrag von Avner »

Also ein koptischer Priester hat es mir folgendermaßen erklärt:

Jesus ist das Wort und Geist Gottes, der Logos. Und der Heilige Geist ist eben der Geist Gottes. Und es ist eben nur EIN Gott.
prorokini
Beiträge: 84
Registriert: 27.05.2007, 19:30

Beitrag von prorokini »

Ich stimme zu, daß die Dreieinigkeit das menschliche Begreifen übersteigt. Gerade deshalb finde ich die Vorstellung von drei Thronen mit je einem Gott drauf ziemlich abwegig.
Eure Prorokini.
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Avner
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Beitrag von Avner »

Jesus war das Wort Gottes, Das Intelekt Gottes, keine 2. Person im Himmel, sondern eben Wort Gottes, Gott. Warum können es Altorientale leichter erklären als Chalcedonische Orthodoxe?
rafailia_3
Beiträge: 141
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Wohnort: Griechenland

Beitrag von rafailia_3 »

Lieber Avner,
so einfach ist das leider nicht, weil auch diese Erklaerung mangelhaft ist. Denn Jesus Christus ist ja nicht nur das Wort Gottes, und der Hielige Geist das Intellekt Gottes, sondern, alle drei gibt es getrennt und zusammen. Dieses Mysterium ist nicht zu erklaeren, grosse Altvaeter und Theologen sind an Erklaerungen gescheitert. Es ist besser, einfach zu akzeptieren, dass Gott fuer uns unfassbar ist!

Man sagt, dass Vater und Sohn auf Thronen sitzen, was natuerlich metaphorisch gemeint ist fuer einen Zustand, den wir als Menschen nicht fassen koennen. Ueber den Heiligen Geist sagt man dies nicht.
Der Unterschied zu den Katholiken liegt in der unterschiedlichen Auffassung ueber den Heiligen Geist, Orthodoxe sagen, das der Heil Geist vom Vater ausgeht, Katholiken sagen, von Vater und Sohn.

In Christus
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Avner
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Beitrag von Avner »

Also der koptische Priester sagt es so:

Thus the Word, the Word of God and the Father are a single existence. The same as my Word or my Intelect is the same as my existence.

Also es gibt nur 1 Thron und nicht 2 Thröne!
Zuletzt geändert von Nutch [Bot] am 30.11.2007, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
holzi
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Beitrag von holzi »

Avner hat geschrieben:Hallo!

Letztends habe ich mit einem Katholiken über die Orthodoxie geredet. Er meinte, dass Orthodoxe die Dreieinigkeit anders verstehen wie Katholiken.
Orthodoxe würden glauben, dass es 3 Thröne im Himmel gibt und auf diesen 3 Thrönen würde dann jeweils Vater, Sohn, und Heiliger Geist sitzen. Es wäre eben nicht 1 Gott sondern 3. So wie Ich, Sebastian, Milo...eben verschieden. Stimmt das? Ich konnte das nicht glauben.

LG
Lieber Halil,

ich fürchte, dass dein Kollege wohl in Unkenntnis der wahren Zusammenhänge über die orthodoxe Auffassung Unsinn erzählt hat. Leider Gottes kommen solche irrsinnigen Aussagen aus Unkenntnis aber auf allen Seiten vor.

Grüße
Konrad
rafailia_3
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Beitrag von rafailia_3 »

Lieber Avner,
Jesus Christus selbst hat gesagt, das er sich auf die rechte Seite der Vaters setzten wuerde.
Also Gottes Wort. Daher zwei Throne.
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