Dauer der Ehe?

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Antworten
Benutzeravatar
Mirjanin
Beiträge: 309
Registriert: 04.07.2009, 11:38

Dauer der Ehe?

Beitrag von Mirjanin »

Grüß Gott,

ich habe eine Frage bezüglich der Länge der Ehe. In katholischen Kreisen heißt es ja bekanntlich immer "...bis das der Tod euch scheidet". Nun hatte ich kürzlich das Vergnügen auf einer armenischen Hochzeit (Armenisch-Apostolisch / Alt-Orientalisch) und auch dort sprach der Priester diesen Satz.

Ich meine mich erinnern zu können, dass in einem Forum (hier?) schon mal über das Thema diskutiert wurde und es da hieß, dass im Gegensatz dazu in der Orthodoxie die Ehe sogar über den Tod hinaus bestünde. Allerdings bin ich mir auch nicht mehr ganz sicher und setze es daher mal in den Konjunktiv ;)

Dennoch würde ich mich über eine informative Antwort auf die Frage sehr freuen.

Wer weiß näheres?
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
Ali111
Beiträge: 62
Registriert: 15.08.2010, 10:55
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Ali111 »

Der Apostel Paulus vergleicht die Vereinigung des Mannes und der Frau mit der Vereinigung Christi mit seiner Kirche. So wie Christus und die Kirche nicht voneinander zu trennen sind, so sind Mann und Frau nicht zwei, sondern Eins und bilden bis zum Tod einen unzertrennlichen Leib. Diese Einheit des Lei-bes, die die Einheit Christi mit der Kirche versinnbildlicht beschreibt Paulus wie folgt: “Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (Epheser 5, 32).
http://www.agbw.org/cms/?page_id=746
in der Orthodoxie die Ehe sogar über den Tod hinaus bestünde
Jap.
Benutzeravatar
Mirjanin
Beiträge: 309
Registriert: 04.07.2009, 11:38

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Mirjanin »

Vielen Dank für die Antwort. Ich war etwas verwirrt, weil ich u.a. auf diesen Abschnitt in der Heiligen Schrift gestoßen war, der mein Interesse für das Thema weckte:

Markus 12:18: Then come unto him the Sadducees, which say there is no resurrection; and they asked him, saying,
Markus 12:19: Master, Moses wrote unto us, If a man's brother die, and leave his wife behind him, and leave no children, that his brother should take his wife, and raise up seed unto his brother.
Markus 12:20: Now there were seven brethren: and the first took a wife, and dying left no seed.
Markus 12:21: And the second took her, and died, neither left he any seed: and the third likewise.
Markus 12:22: And the seven had her, and left no seed: last of all the woman died also.
Markus 12:23: In the resurrection therefore, when they shall rise, whose wife shall she be of them? for the seven had her to wife.
Markus 12:24: And Jesus answering said unto them, Do ye not therefore err, because ye know not the scriptures, neither the power of God?
Markus 12:25: For when they shall rise from the dead, they neither marry, nor are given in marriage; but are as the angels which are in heaven.
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
prorokini
Beiträge: 84
Registriert: 27.05.2007, 19:30

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von prorokini »

Meine Interpretation ist: Jesus hat das gesagt, um zu zeigen, daß die Leute sich nicht so viel Gedanken zu dem Thema machen sollen, insbesondere nicht anhand eines an den Haaren herbeigezogenen Beispiels. Im Himmel sind solche Sachen nicht mehr wichtig, da wir "wie die Engel" sein werden. Die Ehe ist für die Zeit der irdischen Pilgerschaft eingesetzt, im Himmel gibt es keinen Grund mehr für sie. (Hat auch Vorteile, kein Ehekrach mehr…)
In wie weit eine Ehe nach dem Tod eines Partners noch weiterexistiert (jedoch in anderer Form) hängt wohl vom Einzelfall ab. Manche Menschen sind noch so sehr in Liebe mit dem verstorbenen Partner verbunden, daß sie nie jemand anderes heiraten könnten. Wieder andere haben ihren Ehepartner schon zu Lebzeiten gehaßt und sind froh, daß sie ihn "los sind".
Der Apostel Paulus lehrt, z.B. im 1. Korintherbrief:
39 Solange ein Mann lebt, ist seine Frau an ihn gebunden. Wenn er aber stirbt, darf sie wieder heiraten, wen sie will. Nur sollte sie darauf achten, dass sie dabei im Einklang mit Gottes Willen handelt. 40 Allerdings bliebe sie besser allein und würde nicht noch einmal heiraten. Dies ist kein Befehl, sondern ein Rat, doch ich habe schließlich auch Gottes Geist empfangen.
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Nassos »

Hallo Mirjanin,

die Ehe ist ein Mysterium und als solches unterliegt es nicht dem Tod. Ich werde hierzu etwas Theologisches heraussuchen und es mal wiedergeben. Kann sein, dass das etwas viel Text ist.

In der Zwischenzeit sei zum Beispiel hierauf verwiesen.

Gruß und bis bald,
Nassos
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Nassos »

So, hier habe ich mal was zusammengestellt. Ich hole hier ein bißchen aus, um etwas mehr Verständnis zur Sicht der Kirche zur Ehe zu ermöglichen, ehe wir dann bei der Stelle ankommen "über den Tod hinaus".

...[Die] Ehe, die in der Kirche einen besonderen Stellenwert erhält, indem sie auf den göttlichen Schöpfungsakt zurückgeführt wird und die Vereinigung von Mann und Frau als ein mystischer Akt der Vollendung betrachtet wird. Sie ist nach der Terminologie der Kirchenväter eine "kleine Kirche", nicht so sehr, weil sie die Keimzelle der menschlichen Gesellschaft darstellt, sondern eine Verbindung, die im Keim das mystische Werk der Kirche, die Heiligung des Menschen und der menschlichen Gesellschaft, in sich trägt.
Daher wird sie als Ort der Vervollkommnung des Menschen und der Verwirklichung der Liebe als Grundlage einer neuen Welt in Analogie zu der himmlischen "großes Mysterium" genannt (Eph 5,32).

Diese mystische Sicht der Vereinigung ... bedeutet..., diese werden aus dem rein biologischen Bereich zu eiem mystischen Akt erhoben. Die Ehe ist weder ein Zugeständnis an menschliche Schwäche noch ausdruck moralischen Makels oder sogar Fluches, sondern ein Verwirklichungsprozess des ursprünglichen Zustandes der Menschen, als sie nackt waren und sich voreinander nicht schämten (Gen 2,24).

...Diese paradiesische Gemeinschaft, zu der sich Gott dialogisch gesellt, wird in der Neuschöpfung des Menshen durch die Gnade reaktiviert und erfüllt ihr ursrpüngliche, vergöttlichte Funktion. Die eheliche Gemeinschaft hat ihren Ursrpung in der Schöpfung und nicht im Sündenfall, der die Zerstörung der vollkommenen Gemeinschaft bedeutet.
Die Heiligkeit und soteriologische Bedeutung der Ehe unterstreicht Paulus mit mystischen Kategorien, indem er in der Vereinigung von Mann und Frau eine Wiederspiegelung der heilsökonomischen Beziehung Christi zum menschlichen Geschlecht erblickt, des göttlichen Bräutigams zu seiner Kirche (Eph 5,32).

...ein mystisches Geschehen, das ... in die Welt der Gnade und gnadenhaften Liebe hineinragt. Als Mysterium bleibt die Ehe nicht ein symbolhafter Hinweis auf die göttliche Heilsökonomie, sondern sie ist Bestandteil ihrer Realität, indem sie mit em eschatologischen Mysterium des Reiches Gottes eng verknüpft wird.

...betet schließlich die Kirche für das Brautpaar: Herr, "segne diese Ehe und gib deinen Knechten ... ein friedliches und langes Leben, Besonnenheit, die Liebe zueinander ..., den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit" (1 Petr 5,4). In der Ehegemeinschaft herrscht eine zeitlose Dynamik, selbst derTod kann diese Gemeinschaft, solange sie ihr Fundament, die Liebe, nicht verliert, nicht zerstören, denn "die Liebe hört niemals auf" (1 Kor 13,8).
Die Liebe und die Vereinigung der Brautleute, die Zusammenfügung des Auseinandergefallenen, d.h. die Wiederherstellung der ersten Einheit, ist ein zentraler Gedanke der ganzen Traufeier, die auf das Reich Gottes hinweist, das in der Liebesgemeinschaft der Geschlechter nicht nur symbolhaft, sondern als eine empirische Wirklichkeit seinen Anfang nimmt. Wegen dieser soteriologischen Sinnbestimmung der Ehe nennen sie die Kirchenväter "kleine Kirche". Genauso wie die Kirche dasMysterium der Welterlösung darstellt und eine neue Gemeinschaft der Menschen und Völker zueinander in Liebe und Freiheit anstrebt, erfahren im Mysterium der Liebe Mann und Frau diese Gemeinschaft, die ihre Vollendung in der kommenden Zeit erreichen wird..


Ich verstehe das ganze so, dass es mitnichten so ist, dass im nächsten Leben die Ehe keine Rolle mehr spielt, sondern dass sie dort sehr wohl weiterbesteht und ihre Vollendung findet (aber nicht beendet ist). Sicherlich geht es hierbei nicht um eine Betrachtung der Ehe als soziologischer Aspekt sondern um den Erhalt und Weiterwirken des Mysteriums selber, was immer das auch heißen mag.

Als nächstes werde ich was zur Ekklesiologie des orthodoxen Eheritus befassen und danach mit der Scheidung udn Wiederheirat in der orthodoxen Kirche...

Ich kann nur hoffe, dass die Antwort einigermaßen zufriedenstellend ist.

Gruß,
Nassos
Benutzeravatar
Mirjanin
Beiträge: 309
Registriert: 04.07.2009, 11:38

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Mirjanin »

Grandios - herzlichen Dank Nassos für diesen umfangreichen und informativen Beitrag zum Thema. :)
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
Loukia
Beiträge: 982
Registriert: 17.12.2008, 01:34
Skype: moonbeam-icecream

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Loukia »

Vielen Dank, Nassos!
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Nassos »

Ich vergaß anzugeben von wo ich das habe: Anastasios Kallis, Brennender, nicht verbrennender Dornbusch.
Bakin_Koljac
Beiträge: 30
Registriert: 04.05.2010, 15:32
Religionszugehörigkeit: Orthodox

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Bakin_Koljac »

habt ihr vor, euch scheiden zu lassen?
Andromachi
Beiträge: 452
Registriert: 05.02.2010, 10:50
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox
Skype: Andromachi

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Andromachi »

Umgekehrt, wir wollen unseren lieben Partner auch nach unserem Tod sicherstellen.
Bakin_Koljac
Beiträge: 30
Registriert: 04.05.2010, 15:32
Religionszugehörigkeit: Orthodox

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Bakin_Koljac »

wenn das so ist, denke ich, dass gott euch nichts wegnehmen wird, was euch lieb ist :)

was ist schon ewige liebe und freude, wenn man sie nicht teilen kann? :)
das paradies wär keins.
ElvisVrinic
Beiträge: 707
Registriert: 29.12.2009, 22:16
Religionszugehörigkeit: Serbisch-Orthodox
Wohnort: Lindau (Bodensee)

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von ElvisVrinic »

Bakin_Koljac hat geschrieben:wenn das so ist, denke ich, dass gott euch nichts wegnehmen wird, was euch lieb ist :)

was ist schon ewige liebe und freude, wenn man sie nicht teilen kann? :)
das paradies wär keins.
tja jetzt kommts es darauf an was einen lieb ist. Ist´s die zigarre und der whisky oder die liturgie und bibel ??? Verstehste :wink:

Gruß

Elvis
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

IC XC
NI KA
Bakin_Koljac
Beiträge: 30
Registriert: 04.05.2010, 15:32
Religionszugehörigkeit: Orthodox

Re: Dauer der Ehe?

Beitrag von Bakin_Koljac »

verstehe....aber ich meine jetzt die liebe zwischen mann und frau :)
Antworten