Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

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Nemanja
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Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Nemanja »

Die Beiträge wurde aus "Kurze Fragen - kurze Antworten!" abgespaltet.
Der Strang wurde nicht von Nemanja eröffnet.
Nassos - Mod [8.11.2010]


Eine Frage : Im Buch "Christus in Euch : Hoffnung auf Herrlichkeit " wird folgendes über Christus Leiden gesagt : Man muss sich klar machen, was das bedeutet: Als Gott hätte Christus dem Kreuz entgehen können; als Sündloser war Er dem Tod nicht unterworfen. Das unvorstellbare Paradox, dass Gott, der Leidlose,litt, dass der Unsterbliche starb, dass der Sündlose alle Sünden der Welt auf Sich nahm,wird in den gottesdienstlichen Texten der Heiligen und Hohen Wochen immer neu durch Gegensatzpaare hervorgehoben, ...


Also wie ist diese Stelle hier zu verstehen, ich habe sie so verstanden, dass Gott der Unsterbliche für uns starb. Habe ich das irgendwie falsch verstanden ? Denn im nächsten Buch - nämlich "Der Glaube der Orthodoxen Christen" ( Nikolaj Velimirovic)- steht ganz deutlich :

F: Wie konnte Er als unsterblicher Gott sterben ?

A: Er starb nicht als Gott, sondern als Mensch. Weder Seine Gottheit noch seine Seele kosteten jemals den Tod.



Das mit der Seele war mir noch klar. Aber wie ist das jetzt richtig zu verstehen ? Oben habe ich das so verstanden, dass Gott der Unsterbliche starb, aber hier wird ganz klar gesagt, dass er nur als Mensch, den Tod kostetete.


Bin dankbar für Eure Antworten !
ElvisVrinic
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von ElvisVrinic »

Nemanja hat geschrieben:Eine Frage : Im Buch "Christus in Euch : Hoffnung auf Herrlichkeit " wird folgendes über Christus Leiden gesagt : Man muss sich klar machen, was das bedeutet: Als Gott hätte Christus dem Kreuz entgehen können; als Sündloser war Er dem Tod nicht unterworfen. Das unvorstellbare Paradox, dass Gott, der Leidlose,litt, dass der Unsterbliche starb, dass der Sündlose alle Sünden der Welt auf Sich nahm,wird in den gottesdienstlichen Texten der Heiligen und Hohen Wochen immer neu durch Gegensatzpaare hervorgehoben, ...


Also wie ist diese Stelle hier zu verstehen, ich habe sie so verstanden, dass Gott der Unsterbliche für uns starb. Habe ich das irgendwie falsch verstanden ? Denn im nächsten Buch - nämlich "Der Glaube der Orthodoxen Christen" ( Nikolaj Velimirovic)- steht ganz deutlich :

F: Wie konnte Er als unsterblicher Gott sterben ?

A: Er starb nicht als Gott, sondern als Mensch. Weder Seine Gottheit noch seine Seele kosteten jemals den Tod.



Das mit der Seele war mir noch klar. Aber wie ist das jetzt richtig zu verstehen ? Oben habe ich das so verstanden, dass Gott der Unsterbliche starb, aber hier wird ganz klar gesagt, dass er nur als Mensch, den Tod kostetete.


Bin dankbar für Eure Antworten !
lass mich da versuchen zu helfen.

GOTT ist hal durch die unscheidbaren naturen useres HERRN mit in den hades gefahren sage ich jetzt mal ganz blöd. Dadurch konnter er den Tod auch entmachten und die seelen in den himmel führen. Das LOGOS ist fleisch geworden und ist in die hölle hinabgestiegen um uns zu retten - daher konnter auch unser HERR JESUS keine sünden begehen wie den auch wenn die DREIEHEIT selbst in ihm ist.

Ich hoffe ich habe jetzt keine verwirrung gezettel - zumal ich auch am wanken bin. Daher auch ohne gewähr - leider.

gruss

Elvis
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

IC XC
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Nassos
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von Nassos »

Das ist mit Sicherheit keine kurze Frage, sondern hier geht es tief in die Theologie hinein. Wir treffen hier die zwei Naturen des Herrn (das, was beim Kreuzzeichen der Ringfinger und der kleine Finger bedeuten).

In der Osterpredigt sagte der Priester: Als der perfekte Mensch starb, war der Köder für Satan ausgelegt. Er vermochte die Göttlichkeit Christi nicht zu erkennen (sonst hätte er alles daran gelegt, die Hinrichtung zu verhindern). Nun sah er sich am Ziel und wollte die Seele schlucken, so wie er jede Seele bisher kassiert hatte. Doch wie kann er Gott schlucken?
Eben.
Gar nicht.
Zu gewaltig auch für ihn (nämlich unendlich gewaltig), brach seine Gewalt. Der Kopf der Schlange wurde zertreten von dem Fuß, dessen Ferse sie noch gebissen hatte.

Das Göttliche selber starb nicht, doch das Mysterium der Fleischwerdung erlaubte den Tod. Sowie die Auferstehung des Leibes.

Wenn das Göttliche sich dem Tode hingab, dann meint man damit stets die menschliche Natur. Es herrscht hier also kein Widerspruch, sondern es ist eben nicht wortwörtlich wiedergegeben.
Zumindest verstehe ich das so.
Nemanja
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von Nemanja »

Hehe die Ausführung der Frage ist zwar (im Bezug zur Länge des Textes) länger ausgefallen, doch dachte ich mir, dass diese Frage sich vielleicht schnell beantworten lässt.( hätte ich vielleicht doch einen eigenen Thread lieber dafür nehmen sollen).

Danke für eure Antworten, ich werde sie mir morgen nochmal genauer ansehen, bin nun müde.

Liebe Grüße
Nemanja
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von Nemanja »

Danke für Eure Erklärungen.

Aber vielleicht nochmal:

"Das unvorstellbare Paradox, dass Gott, der Leidlose,litt, dass der Unsterbliche starb, dass der Sündlose alle Sünden der Welt auf Sich nahm,wird in den gottesdienstlichen Texten der Heiligen und Hohen Wochen immer neu durch Gegensatzpaare hervorgehoben, ..."


Er redet hier von einem Paradox also scheinabr etwas Widerprüchliches. Gott der Leidlose litt und der Unsterbliche starb. Hmh.

Also meint ihr, dass wenn er auch hier sagt, dass Gott starb ( ich glaube das meint er doch auch , wenn er sagt der Unsterbliche starb ? ) , dass er nur meint, dass der Körper dahinscheidet ? Auch litt die göttliche Natur nicht ? - ist eben das hier das Mysterium von der Fleischwerdung?

Wie beim Menschen wenn man sagt, er starb, jedoch schied nur sein Körper dahin, die Seele bliebt am Leben ? Kann man da so seinen Vergleich ziehen ? Denn wenn er Gott sagt, redet er hier noch immer von den 2 ungetrennten Naturen Christi, oder doch nur von der göttlichen Natur, wohl eher das Erste ?

Im zweiten Buch ist es ganz klar gesagt, nur versuche ich das Obere auch zu verstehen, denn als ich es das Erste Mal las, verstand ich es so , dass Gott der Unsterbliche auch starb.


Aber wenn vielleicht der Vergleich mit dem Menschen zieht (Körper und Seele ), dann würde ich es vielleicht verstehen.


Nasso vielleicht doch in ein eigenes Thema verschieben ? :D

Ach könnte es mir wer erklären :)
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Schorse
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von Schorse »

Nemanja hat geschrieben: Aber wenn vielleicht der Vergleich mit dem Menschen zieht (Körper und Seele ), dann würde ich es vielleicht verstehen.

Guten Morgen an Alle,

Bei diesem Vergleich zum Menschen, müsste man wohl erst explizit feststellen wie das denn bei dem Menschen aussieht. Das Christentum kennt hier nämlich "mehrere Traditionen", damit meine Ich, dass die Orthodoxe Kirche sowohl den platonischen Dualismus (oder auch dreigliedrigkeit von Nous/Geist, Seele und Leib, wie in der Philokalie) als auch die jüdische oder anders gesagt die alttestamentliche Theologie/Anthropologie des Menschen als Synthese von Seele und Leib. Hier wird natürlich auch im NT oder in der Tradition keine unüberwindbare Spannung aufgebaut, so ist es Paulus ja auch möglich von dem geistlichen Menschen (pneumatikos) und dem leiblichen Menschen (sarkikos) zu sprechen, ohne den Menschen als Geschöpf (Seele und Leib) auseinander zu dividieren. Ich war seither fasziniert von einem Troparion des Gottesdienstes für Verstorbene wo es sinngemäß heißt: Wahrlich ist es am furchteinlößensten, das Mysterium des Todes, die Trennung von Seele und Körper...
Auch die Bioethischen Stellungnahmen der griechisch-orthodoxen Kirche Griechenlands (Vorsitzender der Kommission ist Metr. Nikolaos von Mesogaia) stellt den Tod so, als Trennung von Körper und Seele (vor allem bei dem Artikel über Euthanasie) dar.

Zu der Ökumenizität der Großen und Heiligen Panorthodoxen Synode ist erstens Nassos zuzustimmen, denn offiziell ist es keine ök. Synode, heißt ja auch nicht so, und die Frage ob es denn eine sein könnte, d.h. man diese als solche bezeichnet, kommt soweit ich verstanden habe in einem anderen Thema, weil ich schon wieder schreibe und schreibe und eigentlich nichts gesagt habe.

P.S. Zu deiner Frage über die Naturen Christi, und wer da gestorben ist noch eine Anmerkung, und zwar mal verkehrt: Wenn am Kreuz "nur" der Mensch Jesus gestorben wäre und nicht auch die göttliche Natur (auf für uns noch zu klärende Weise) daran Teil hätte (was übrigens auch Lehre einiger Häresien der ersten Jhd. so meinten, dass dort nur der Mensch Jesus starb.), was hätte das für Auswirkungen auf unsere Erlösung? Gäbe es dann überhaupt eine?

Ich hoffe ich konnte zumindest Diskussion anregen,

Schorse
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Nassos
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten!

Beitrag von Nassos »

Hallo Schorse,

vielen Dank für den Beitrag. Das sind alles sehr schwierige Fragen. In dem von mir noch fertig zu lesenden Artikel von Metallinos über Palamas wird gesagt, dass die Christologie mehrere Ökumenische Konzilien beschäftigt hat.
Es scheint nicht einfach zu sein. Man müsste sich daher näher mit den Konzilien beschäftigen.

Ich habe mir demletzt die Dogmatik des Romanides heruntergeladen und hoffe, dort entsprechendes finden zu können.

Lieben Gruß,
Nassos
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Schorse
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Schorse »

Servus,

Ich will jetzt da wir hier ja etwas näher darauf eingehen können, nochmal versuchen mich ein bisschen klarer auszudrücken.
Ich hatte etwas polemisch nachgefragt und gemeint wenn wir nur den Menschen am Kreuze haben, was ist dann mit unserer Erlösung, und hatte auch auf die gnostische Sekte hingewiesen, die eine ähnliche Meinung vertraten. Gleichsam ist aber auch zu sagen, dass zu behaupten Gott hätte gelitten oder wäre gestorben (der hymnologische Text tut dies oder deutet dies manchmal an, aber hier auch schon wieder ein Thema für ein Forum inwieweit sind die liturgischen Texte der Kirche dogmatisch, lex orandi - lex credendi?) schafft dies neue Probleme für die Systematiker unter uns.

Vielleicht sollten wir also zuerst ein Paar christologische Horoi der ökumenischen Synoden festhalten.

1. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, dem Vater wesensgleich (homoousios).

2. Zwei Naturen in einer Person (mit dem wichtigen Zusatz) unverädert, unvermischt, ungeteilt, untrennbar.

Jesus Christus, der Herr, muss als solcher und mit den vorher genannten Horoi auch am Kreuze gesehen werden.
Jedoch um missverständnissen zuvor zu kommen, geht es nicht, dass Gott leidet oder Gott stirbt. Wie ist dies also mit den Leiden und dem Tod, der ja der Auferstehung voraus geht, zu erklären, und wieso heißt es das Jesus Christus im Hades war, wenn er doch nicht stirbt, nicht sterben kann.
Gott kann in seinem Wesen kein Leid zugefügt werden und kennt auch keine Veränderung, Gott ist ametabletos, womit auch der Tod nicht möglich ist. Anders ausgedrückt, wie soll das Leben selbst, sterben.
All dies hat zur Folge, dass die menschliche Natur, der vollkommene Mensch Jesus, der war, der leiden und sterben musste, aber am Kreuz war auch die göttliche Natur Christi (siehe nochmals Nr. 2). Um etwas aufzugreifen, was ich anderswo geschrieben hatte, können wir Jesus Christus nicht auseinander dividieren, was bedeutet dass auch die göttliche Natur mit der sterbenden menschlichen Natur im Hades war, gleichzeitig als 2. Person der Hl. Dreieinheit aber auch immer bei Ihr, also der Hl. Dreieinheit (entschuldigt den anthropomorphismus), mit Ihr war und ist.
Ein schönes Beispiel für eine solche "Akzentverschiebung" kann man sehen, wenn man die röm. kath. Bilder der Kreuzigung mit den Ikonen der Orthodoxie vergleicht.
Wenn man sich die Bilder anschaut, sieht man einen leidenden, sich vor Schmerzen krümenden Menschen, jedoch auf den Eikonen sieht man den Leidenslosen Menschensohn.

Soviel erst mal dazu, ich freu mich schon auf Kommentare,

Schorse
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Andromachi
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Andromachi »

Schorse hat geschrieben:können wir Jesus Christus nicht auseinander dividieren, was bedeutet dass auch die göttliche Natur mit der sterbenden menschlichen Natur im Hades war

Deshalb bezeichnen wir Jesus als θεάνθρωπος - Gott und Menschen zugleich und deswegen ist das auch für uns eine Chance, denn wenn EIN Mensch (κατά φύσιν =von Natur aus) Gott sein konnte, dann können ALLE Menschen (κατά χάριν = aus Gnade) Gott werden, die sogenannte Theosis.
Aber sind wir gewillt, unser Tun auf das Opfer zu stützen, mit Christus zu sterben um mit ihm auferstehen zu können? Ich habe zig Mal bemerkt, dass man immer etwas aufopfern muss, um Gott zu gefallen. Leider aber bin ich nicht immer Sieger bei diesen Gefechten mit mir selbst.

PS1. Sehr schön beschreibt ein Tropar von Christi Himmelfahrt diese doppelte Natur unseres Herrn. Als die Engel sahen, dass ein Mensch zu ihnen in den Himmel emporstieg, wunderten sie sich, dass ein Sterblicher so etwas wagte. Als sie aber in diesem Menschen ihren Herrn erkannten, schrieen sie vor Freude "Άρατε πύλας, άρατε!" "Öffnet die Tore, öffnet sie!" Der Klang des Wortes im Griechischen mit seinen offenen Vokalen "a" und "e" zeigt auch klanglich dieses weite Öffnen der Türen. Ich warte jedes Jahr darauf, um diesen Tropar in der Vesper des Festes zu hören.

PS2 Die Tropare in der Vesper des Samstags der Lazarus-Auferstehung wiederum zeigen sehr schön die Sorge des Hades. Nachdem Christus Lazarus gerufen hat, bittet der Hades Lazarus: "Du, Lazarus, dein Freund ist draußen und ruft dich. Geh doch!". und innerlich denkt er: " Es ist besser wenn einer verlorengeht, als dass ich alle verliere". Und dann sagt er zu sich: "Aber warum mache ich mir Sorgen? Ich habe nichts zu befürchten. Denn Gott ist unsterblich, er hat im Hades nichts zu suchen. Also droht niemand, mir meiner Herrschaft hier zu berauben". Das ist aber gerade das Großartige bei der Anwesenheit Christi in einem Ort, wo Gott eigentlich keinen Platz hat. Christus ist ALS MENSCH in den Hades hinuntergestiegen und hat alle, die an Ihn geglaut haben, mitgerissen in das ewige Leben.
Unser Retter, wir leben noch, aber nimm uns mit Dir, wenn es soweit ist!
Nemanja
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Nemanja »

Schorse hat geschrieben:Servus, ...[]


Hallo Schorse,

vielen vielen Dank für deine superverständliche Ausführung.


Andromachi hat es gerade gesagt, wir bezeichnen Christus genau gesagt, als Gottmenschen. Wenn es dir nichts ausmacht dann würde ich bei der, wie du beschrieben hast, bei der alttestamentlichen Traditon bleiben, nämlich den Menschen als Körper und Seele zu betrachten, trotzdem bin ich mir nicht mehr sicher ob dieses Beispiel wircklich analog dazu geeignet ist.


Also nach orthodoxer Theologie , oder nach deiner schönen Beschreibung , ist Christus als Mensch am Kreuz gestorben, durch seine unteilbaren und untrennbaren göttlichen Natur mit der menschlichen, ist er auch als Gott mit in den Hades gefahren, hoffentlich sehe ich das nicht falsch.


Gut ich versuche jetzt aber noch mal den obigen gestellten Text von mir aus dem Buch zu verstehen.Er sagt, Gott der Unsterbliche starb. Die Frage ist jetzt, wenn ich Christus nur als Gott bezeichne, dann entfällt aber nicht mit dieser Bezeichnung die menschliche Natur - also wenn er hier Gott sagt, dann redet er noch immer eigentlich von dem Gottmenschen, und spezialisiert sich hier nicht nur auf die göttliche Natur von Christus , die ja von der menschlichen untrennbar ist. Ist das denn so gemeint ?

Also wenn er hier schreibt Gott stirbt, dann meint er trotzdem , dass Christus in seinen 2 untrennbaren Nauturen, nur als Mensch gestorben ist ? Ich glaube ich muss nochmal darüber nachdenken :)


Edit: Ich versuche jetzt nicht unbedingt in das tiefe Mysterium des Gottmenschen einzudringen, sondern verusche oben die Bezeichnung zu verstehen. Gott der Unsterbliche starb, denn bisher hatte ich es wircklich so verstanden, dass nur seine Seele in den Hades fuhr. Darum die Aufklärung. Klingt vielleicht apsurd, aber so habe ich es aus dem Text verstanden, oder entnommen.Aber wahrscheinlich habe ich nicht bedacht, dass wen er Gott sagt, noch immer von Christus die Rede ist in seiner untrennbaren göttlichen und menschlichen Natur- darum ist es ein Mysterium.
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Schorse
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Schorse »

Nemanja hat geschrieben:


Hallo Schorse,

vielen vielen Dank für deine superverständliche Ausführung.


Andromachi hat es gerade gesagt, wir bezeichnen Christus genau gesagt, als Gottmenschen. Wenn es dir nichts ausmacht dann würde ich bei der, wie du beschrieben hast, bei der alttestamentlichen Traditon bleiben, nämlich den Menschen als Körper und Seele zu betrachten, trotzdem bin ich mir nicht mehr sicher ob dieses Beispiel wircklich analog dazu geeignet ist.


Also nach orthodoxer Theologie , oder nach deiner schönen Beschreibung , ist Christus als Mensch am Kreuz gestorben, durch seine unteilbaren und untrennbaren göttlichen Natur mit der menschlichen, ist er auch als Gott mit in den Hades gefahren, hoffentlich sehe ich das nicht falsch.


Gut ich versuche jetzt aber noch mal den obigen gestellten Text von mir aus dem Buch zu verstehen.Er sagt, Gott der Unsterbliche starb. Die Frage ist jetzt, wenn ich Christus nur als Gott bezeichne, dann entfällt aber nicht mit dieser Bezeichnung die menschliche Natur - also wenn er hier Gott sagt, dann redet er noch immer eigentlich von dem Gottmenschen, und spezialisiert sich hier nicht nur auf die göttliche Natur von Christus , die ja von der menschlichen untrennbar ist. Ist das denn so gemeint ?

Also wenn er hier schreibt Gott stirbt, dann meint er trotzdem , dass Christus in seinen 2 untrennbaren Nauturen, nur als Mensch gestorben ist ? Ich glaube ich muss nochmal darüber nachdenken :)


Edit: Ich versuche jetzt nicht unbedingt in das tiefe Mysterium des Gottmenschen einzudringen, sondern verusche oben die Bezeichnung zu verstehen. Gott der Unsterbliche starb, denn bisher hatte ich es wircklich so verstanden, dass nur seine Seele in den Hades fuhr. Darum die Aufklärung. Klingt vielleicht apsurd, aber so habe ich es aus dem Text verstanden, oder entnommen.Aber wahrscheinlich habe ich nicht bedacht, dass wen er Gott sagt, noch immer von Christus die Rede ist in seiner untrennbaren göttlichen und menschlichen Natur- darum ist es ein Mysterium.
Servus und vielen Dank für deine netten Worte.

Soweit ich das überblicken kann ist die Problematik die du aufzeigst ja vollkommen nachvollziehbar, soweit ich das aber den Texten entnehmen kann sind sie nicht unbedingt gegesätzlich.
Das was bei dem Hl. Vater Nikolaj steht gilt ja aus dogmatischer Sicht, das was aber im oberen Zitat steht ist ja aus liturgischen Texten entnommen und auch nicht aus irgendwelchen sondern der Karwoche. (Ich weiß gar nicht mehr ob ich das geschrieben habe oder nicht also nochmal die Frage nach der Entsprechung von hymnologischen Texten und der Dogmen, lex orandi - lex credendi? vielleicht ein eigenes Thema wert?) Die hymnologischen Texte (und besonders der Karwoche) sind mit viel Teologie aber auch Pathos/ Gefühl angefüllt. In einem anderen Troparion des Karfreitags (und da stehn mir jedes mal die Haare zu Berge) heißt es sinngemäß:
Wie soll ich dich beweinen, mein Gott? Wie soll ich dich zu Grabe tragen, mein Gott?...

Jetzt beim schreiben fällt mir auf, dass dieser Beitrag dir wahrscheinlich nicht viel weiterhilft, was ich aber betonen wollte ist, dass bei den Hymnen
trotz der großen dogmatischen Fülle und der hohen Theologie die darin ausgedrückt wird, es aber auch etwas ist was wir hier und jetzt leben, und wir nicht nur ratio sind sondern auch unseren Schmerz/ Freude ausdrücken.

naja,

Schorse
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Nassos »

Hallo Schorse,

bitte hilf mir, dass ich Dich richtig verstehe:
Ich bin mir nicht sicher, wie Du "die Haare zu Berge stehen" meinst.
Eigentlich bedeutet das "entsetzt über etwas sein", aber im Griechischen kann es auch "Gänsehaut pur" bedeuten (mou sikonetai i tricha).

:?:

Gruß,
Nassos
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Schorse
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Schorse »

Guten Morgen an Alle,

und Servus Nassos, da bin ich wohl auf einen graecizismus reingefallen!
Ich meinte die 2. Version! Ich finde dieses Troparion ist eines der schönsten, das die Orthodoxie kennt.
Ich hoffe ich konnte dich beruhigen :indian: ,

Schorse
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Bakin_Koljac
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Bakin_Koljac »

1. gott existiert.
2. gott ist ewig.
3. gott ist heilig.
4. gott ist gerecht.
5. also: gott ist ewig, heilig, gerecht

6. gott legte das gesetz fest.
7. "guter baum = gute frucht", Matthäus 12:33
8. das gesetz ist also ebenfalls ewig, heilig, gerecht. die spiegelung der persönlichkeit gottes.
9. also: das gesetz missachten = gott missachten.
10. die resultierende sünde (das missachten des gesetzes) "beleidigt" gott. und da gott ewig ist, ist auch die "beleidigung" ewig.

11. da gott aber auch heilig und gerecht ist, bestraft er den sünder. würde er es nicht tun, würde er die sünde gut heißen.
12. der resultat der sünde ist der tod.
13. ein sünder kann eine ewige sünde nicht wieder gut machen und kann gott nicht mehr "unter die augen treten". er kann nur gottes gesetz befolgen, welches ein spiegelbild der perönlichkeit gottes ist.
14. ein sünder kann gottes gesetz nicht vollständig befolgen, weil er sündig ist. (der geist ist willig, das fleisch ist schwach - Matthäus 26:41)
15. nur jemand, der ohne sünde ist kann das gesetz vollständig befolgen. also gott.

16. Jesus ist gott.
17. aber auch mensch, der unter dem gesetz steht.
18. er nahm unsere sünden auf sich und starb, um das gesetz zu "besänftigen".
19. unsere werke, seien sie noch so gut, waren nicht genug. wir konnten dem gesetz nicht gerecht werden, sondern nur jesus, gott der an unserer stelle starb.

20. was uns also nur noch bleibt ist glaube.
Nassos
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Re: Der Kreuzestod und die zwei Naturen Christi

Beitrag von Nassos »

Das klingst aber sehr nach Satisfaktion. Oder habe ich was missverstanden?
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