Ikone aus Russland

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Andromachi
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Ikone aus Russland

Beitrag von Andromachi »

Zweite Hälfte des 19. Jhd.
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Lazzaro
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Lazzaro »

:?:
132 mal die Gottesmutter. Reicht nicht eine?

Oder sind das die russischen Provinzen als Gottesmuter personifiziert? Es gibt ja die Von Vladimir, Kursk , Kasan...?
Auch wenn die Frage ziemlich frech scheint, ist sie ernst gemeint. Ich habe länger schon den Verdacht daß sich da einiges vermischt: die Gottesmutter, die svataja Matuschka Roissija, und eventuell ein heidnischer Kult des Mutterbodens.
Russland wurde von jeher Haus der Muttergottes genannt. Die Weiten russischer Landschaft und die Verbundenheit des russ. Volkes mit der fruchtbringenden Mutter Erde haben in Russland immer schon eine eigene enge Beziehung zur Gottesmutter wachesen lassen. Im Bild der Muttergottes fließt alles zusammen, was die schützende, bergende, fruchtbringende Mutter Erde seit Urzeiten in diesem Land bedeutet.
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=ygVxtqUW ... r_embedded ab 4:30 *
Quot erat demonstrandum.

Ich persönlich finde das nicht schlimm, aber die Betroffenen sollten es ruhig zugeben.
Eine teilweise Verschmelzung einer Hochreligion mit der vorhehrigen Naturreligion ist ein weit verbreitetes Phänomen. Gewisse Dinge überstehen auch kollektive Glaubenswechsel:
Das berühmteste Bespiel befindet sich in Luxor: Das altägypt. Opetfest ( http://de.wikipedia.org/wiki/Opet-Fest ) mutierte zum fest zu Ehren eines muslimischen Heiligen:
Berühmt ist der Tempel von Luxor, ein Tempel zu Ehren des Gottes Amun, der größtenteils von Amenophis III. errichtet wurde.
Einer der granitenen Obelisken, die vor dem Tempel errichtet worden waren, steht heute auf der Place de la Concorde in Paris (siehe Obelisk von Luxor). Neben den Kolossalstatuen von Ramses II. findet sich auch eine kleine weiße Moschee, die die Gebeine des Ortsheiligen Abū l-Haggāg beherbergt. Sie werden an seinem Jahrestag ebenso in einer Barke mit einer großen Prozession durch die Stadt geführt, wie es die alten Ägypter mit der Barke des Amun taten. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Luxor#Sehe ... rdigkeiten
Also vermischt sich die Verehrung der Gottesmutter mit der verehrung der heiligen Mutter Erde? Wer ist dann der Gottessohn der Matuschka Roissija?

Zu guter letzt: Mir brennt das Thema schon seit Längerem unter den Nägeln und ich bitte um eine sachgemäße und ernste religionswissenschaftliche Diskussion.

Lazarus

*Ich möchte höflich daran erinnern daß diese Video an anderer Stelle bereits vorgestellt wurde, ohne daß es wegen dieses Satzes zu einem Aufschrei kam.
christodoulos
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von christodoulos »

132 mal die Gottesmutter. Reicht nicht eine? Oder sind das die russischen Provinzen als Gottesmuter personifiziert? Es gibt ja die Von Vladimir, Kursk , Kasan...?
Das ist so üblich - in allen orthodoxen Ländern! Wenn die Gottesmutter erscheint gibt sie sich auch zu erkennen als:

ICH BIN DIE PANHAGIA VON TINOS oder ICH BIN DIE PANHAGIA VON KLISSOURA usw. Ich bin die Gottesmutter von Kazan...
( Sie erscheint dann auch meist genauso wie auf der Ikone dargestellt)

Das heißt aber nicht, dass es verschiedene "Panhagia's" gibt sondern dass das Wunder speziell dieser Ikone zugerechnet werden kann. Somit setzt die Gottesmutter das Wunder in Bezug zu einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Ikone. Gott wirkt eben manchmal durch bestimmte Ikonen bzw. an bestimmten Orten Wunder - die er anderswo nicht wirkt. Manchmal sind ja auch Ikonen für bestimmte Heilungen bekannt - und nicht für alle - obwohl doch Gott allle Krankheiten heilen kann? Das ist aber die Vorsehung Gottes. Die Panhagia von Tsambika hat die Gnade von Gott, Frauen zu helfen die kinderlos sind, während die Panhagia "Pantanassa" speziell den Krebsleidenden hilft.

Auch wenn die Frage ziemlich frech scheint, ist sie ernst gemeint. Ich habe länger schon den Verdacht daß sich da einiges vermischt: die Gottesmutter, die svataja Matuschka Roissija, und eventuell ein heidnischer Kult des Mutterbodens.

Russland wurde von jeher Haus der Muttergottes genannt. Die Weiten russischer Landschaft und die Verbundenheit des russ. Volkes mit der fruchtbringenden Mutter Erde haben in Russland immer schon eine eigene enge Beziehung zur Gottesmutter wachesen lassen. Im Bild der Muttergottes fließt alles zusammen, was die schützende, bergende, fruchtbringende Mutter Erde seit Urzeiten in diesem Land bedeutet.

Ich persönlich finde das nicht schlimm, aber die Betroffenen sollten es ruhig zugeben.
Eine teilweise Verschmelzung einer Hochreligion mit der vorhehrigen Naturreligion ist ein weit verbreitetes Phänomen. Gewisse Dinge überstehen auch kollektive Glaubenswechsel:

Also vermischt sich die Verehrung der Gottesmutter mit der verehrung der heiligen Mutter Erde? Wer ist dann der Gottessohn der Matuschka Roissija?

*Ich möchte höflich daran erinnern daß diese Video an anderer Stelle bereits vorgestellt wurde, ohne daß es wegen dieses Satzes zu einem Aufschrei kam.
Ich finde das überhaupt nicht furchtbar - im Gegenteil. Die Natur wurde von GOTT erschaffen - dem christlichen Gott - der der einzig wahre Gott ist. So müsste uns eigentlich automatisch die Natur zu Gott bringen - ihrem Schöpfer. Alles in der Natur ist ein Symbol für Gott. Die Sonne ist Symbol für Christus, der Mond (die Mondin) also Selene ist ein Symbol für die Gottesmutter und die Kirche (das war schon immer so - darum der Halbmond unterm Kreuz), die Sterne die Heiligen usw...Bäume, Blätter .....die Tiere - jedes Tier ist ein christliches Symbol. Der Physiologus beschäftigte sich schon im 2. Jd mit der christlichen Symbolik der Tiere. Warum gibt es auch im Deutschen soviele christliche Bezeichnungen von Blumen, Kräutern, ...

Marienkäfer, Christrose, Petrusschlüssel,

Das ist nicht heidnisch oder gar eine Naturreligion sondern christlicher Glaube. Man hatte einmal den Hl. Antonios gefragt ob er nicht Bücher vermisse in der Einsamkeit - darauf hin hat er geantwortet; Ich brauche keine Büche - ich lese in der Natur (oder so ähnlich).

So wie die Kirche die Mutter aller Menschen ist (derer die gerettet werden) - so ist die Erde unser aller Mutter. Die Kirche "gebiert" alle ihre Kinde im Wasser der Taufe - das ist fast wörtlich aus den Schriften der Kirchenväter bzw. der Hymnologie der orthodoxen Kirche.

Heidnisch wird es nur dann, wenn man den Bezug zu Christus verliert bzw. zum christlichen Inhalt. Der Christbaum ist nicht heidnisch - wie sein Name schon sagt - nur dann wenn man nicht mehr weiß was er symbolisieren soll bzw. nicht mehr auf Christus weist.
Denn dann wird er (und alles andere) zu etwas "Heidnischem" - was von Gott ablenkt bzw an die Stelle Gottes rückt.
rafaella
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von rafaella »

Lieber Lazarus, die Wortwahl ist tatsächlich nicht so gut, weil sie missverstanden werden kann, obwohl ich nicht denke, dass es so gemeint ist, wie Du es interpretierst. Es ist aber wohl eher etwas.. sentimentales, dasss man nur als Russe verstehen kann.

Aber kurz zur Namensgebung (Kazan etc): in der ganzen orthodoxen Welt gibt es Ikonen der Gottesmutter, die alle einen bestimmten Namen tragen. der hängt zusammen mit a) der Form der Ikone - zB wie die Gottesmutter Jesus Christus hält oder die Körperhaltung der Gottesmutter oder Jesu Christi b) die Region, wo die Ikone aufgefunden oder "gemalt" oder beherbergt wird.
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Lazzaro
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Lazzaro »

Carissimi!
Meine Wortwahl ist einerseits in der Tat etwas provozierend, anderseits ist es auch etwas provozierend, was von meinen russ. (Stief?-)Geschwistern im Glauben bei mir ankommt.
Ich gebe offen zu, daß ich es nicht verstehe. Deshalb nutze ich ja auch die Gelegenheit nachzufragen. Wenn eine Gemeinde ihre Kirche speziell der Gottesmutter von * widmet und es dort sowieso 200% russisch zugeht, da frage ich mich schon, wem die Kirche wirklich gewidmet ist. Der Gottesmutter, dem russ. Mutterboden oder der russ. Sentimentalität oder irgend einer verschachtelten Kombinationen aus mehreren Aspekten.
Es ist aber wohl eher etwas.. sentimentales, daß man nur als Russe verstehen kann.

Könnte es dennoch ein Russe / eine Russin erklären. Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn ich diese Phänomene der Volksfrömmigkeit besser Einordnen kann.
Oder darf ich sie als "stummer Barbare" getrost ignorieren?

Und eine andere Frage:
Wenn die Gottesmutter irgendwo in Zentralrussland oder auf einer kleinen gr. Insel erscheint, was hat denn daß mit mir hier in Zentraleuropa zu tun?
Und außerdem tut sie das in Kevelar, Altötting oder Tirano doch auch?

:?: :?: :?:
Lazzaro
PS: Und was ist eigentlich mit der Gottesmutter von Nazareth (Lk 1,26 ff) ?
christodoulos
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von christodoulos »

Und eine andere Frage:
Wenn die Gottesmutter irgendwo in Zentralrussland oder auf einer kleinen gr. Insel erscheint, was hat denn daß mit mir hier in Zentraleuropa zu tun?
Und außerdem tut sie das in Kevelar, Altötting oder Tirano doch auch?

:?: :?: :?:
Lazzaro
PS: Und was ist eigentlich mit der Gottesmutter von Nazareth (Lk 1,26 ff) ?
Hallo,

deine 1. Frage ist schon beantwortet.

Die Wunder der Gottesmutter bzw. ihre Erscheinung ist ein Segen für alle orthodoxen Christen. Sie beschränkt sich ja nicht nur für die Leute der Umgebung. Es pilgern ja auch Russen nach Tinos und umgekehrt. Die Gottesmutter von Kazan hilft ja nicht nur den Leuten von Kazan sondern allen die sich demütig an Sie wenden.

Die anderen Erscheinung die du erwähnt hast sind AUSSERHALB DER KIRCHE und gehen uns ORTHODOXE NICHTS AN. Es wird immer ungewiss bleiben ob diese echt sind oder nicht. Obwohl ich nicht bezweifle, dass die Gottesmutter auch Nicht-Orthodoxen hilft wenn sie sich in Demut und Liebe an Sie wenden. Selbst Muslimen erweist Sie ihre Hilfe.

Die Gottesmutter ist nicht mehr die einfache Jungfrau aus Nazareth sondern die Himmlische Kaiserin und Gebieterin des Kosmos.
Lazzaro
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Lazzaro »

Ich bitte um eine sachgemäße und ernste religionswissenschaftliche Diskussion.
deine 1. Frage ist schon beantwortet.
Nunja so einfach finde ich das nicht; dazu muß ich erstmal die Orte kennen - und ich kenne sie nicht - und dann noch wissen, daß dort eine Wallfahrt sein soll.

Aber darum geht es gar nicht, sondern um für mich sehr unverständliche Phänome der russ. Volksfrömmigkeit.
Wer kennt westeuropäische und russische Metalität gleichermaßen, daß er da bitte Aufklärungsarbeit leisten kann? Mir persönlich geht es gar nicht darum sie zu bewerten, ich habe nur das Bedürfnis, meine Erfahrungen irgendwie einordnen zu können.

Lazarus
Ich bitte um eine sachgemäße und ernste religionswissenschaftliche Diskussion.
rafaella
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von rafaella »

Lieber Lazarus,
Ich meinte, das die wortwahl "Mutter Erde" nicht so gut ist.
Du bittest um eine objektive ernsthafte Diskussion, aber um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht ganz, was dich stört.

Man bennent eine Ikone nach einem gewissen Ort, um sie von anderen unterschieden zu können. Die Gottesmutter von Jerusalem ist zB wundertätig, ist sogar ungemalt. Es gibt auch einen Bittkanon und von vielen anderen Ikonen auch, die wundertätig sind. Es gibt unzählige solche Ikonen.
Das ist in allen orthodoxen Ländern so.

Was stört dich genau? Die Namensgebung der Ikonen, die Verehrung der Ikonen oder die Unterscheidung zwischen den Ikonen? Ich verstehe nicht ganz deine Fragestellung.
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christodoulos
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von christodoulos »

Nunja so einfach finde ich das nicht; dazu muß ich erstmal die Orte kennen - und ich kenne sie nicht - und dann noch wissen, daß dort eine Wallfahrt sein soll.

Aber darum geht es gar nicht, sondern um für mich sehr unverständliche Phänome der russ. Volksfrömmigkeit.
Wer kennt westeuropäische und russische Metalität gleichermaßen, daß er da bitte Aufklärungsarbeit leisten kann? Mir persönlich geht es gar nicht darum sie zu bewerten, ich habe nur das Bedürfnis, meine Erfahrungen irgendwie einordnen zu können.
Hallo,

ich wollte dir auch aufzeigen, dass dies nicht speziell russisch ist. Die Ikonen werden in der ganzen Orthodoxie so benannt. Eben wie Rafaella schreibt: die Gottesmutter von Jerusalem, die Gottesmutter von Bethlehem, die Gottesmutter von Hilandar, die von Iveron, die von Pec, die von Lepavina, die Gottesmutter von Sokolica, die Gottesmutter von Blacherne....usw

Die Gottesmutter von Sokolica:

Bild

Manchmal kürzt man einfach den "offiziellen" Titel ab - wer sagt schon:

Die wundertätige Ikone der Allheiligen Gottesmutter von Jerusalem - da sagt man halt einfach: die Gottesmutter von Jerusalem oder Jersalemskaja.

Man sollte auch die "Volksfrömmigkeit" nicht so verstehen, dass hier heidnische Elemente eingeflossen sind bzw. sich vermischen, sondern dass diese Menschen einfach sehr empfänglich sind für das "mütterliche Element".

Russland hat diese Art und Weise direkt aus Byzanz übernommen. Darum ja auch eine "Sophienkathedrale", darum auch die wundertätigen Ikonen usw...auch Belgrad nennt sich insgeheim: die Stadt der Gottesmutter (das tun sie alle)

Ich kann mich noch erinnern, dass Vater Theodor damals nicht einverstanden war mit der Bezeichnung: Die Allheilige Gottesmutter - die Königin von Deutschland". Denn so sagte er; die Gottesmutter sei nicht die Königin eines bestimmten Landes.

Das sollte man aber nicht so verstehen als sei die Gottesmutter eine Königin eines bestimmten Landes - sondern die Leute (ein Volk) ernennen Sie zur ihrer Königin bzw. wollen sie mit so einem Titel ehren. In Wahrheit ist sie ja die Königin der ganzen Welt und nicht einer Nation. Das ist aber ein Ausdruck der Verehrung.
Lazzaro
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Lazzaro »

Lieber Christodulos!
Es ist mir nicht wichtig wie andere Völker darüber denken, mich interessiert, was die Russen dabei empfinden, weil ich einfach dei ihnen mit diesem Phänomen konfrontiert werde. Bist Du Russe? Oder kennst Du das russ. Gefühlswesen so gut, daß Du darüber berichten kannst?

Amici mei !
Ich gehe noch mal vom Ausgangsmotiv aus:
Ganz praktisch verstehe ich nicht die Aussage einer Sammelikone mit allen verschiedenen Gottesmutterdarstellungen. Natürlich kann man sich über 100 Marienikonen nebeneinander aufhängen, aber es macht für mich keinen Sinn, weil es immer die selbe Person ist.

Zum anderen weiß ich, daß dies ein typisches russisches Phänomen ist und ziehe meine Schlüsse daraus. Und damit sind wir bei dem was mich stört: Daß in der Volksfrömmigkeit durch die Ikone der Gottesmutter nicht das Urbild der Gottesmutter sondern das Urbild der Mutter Erde verehrt wird. Und vor allem, daß von mir stillschweigend erwartet wird, daß ich dabei mitmache. Aber erstens ist Rußland nicht meine Heimat und zweitens hat mein Volk seine eigenen christianisierten, aber eigentlich vorchristlich-naturreligiösen Gebräuche, die zu praktizieren man mir abspricht.

Zum dritten interessiert mich dringend die Innenansicht dieses, wie soll ich sagen, "russischen Mutterkultes".
Zum vierten frage ich mich, ob man nicht, wenn schon, dann seinen eigenen Mutterboden, zu Beispiel in Gestalt der Goldenen Gottesmutter von Essen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Madonna ) verehren sollte.
Und zum letzten frage ich mich, warum mir das als moderner Westeuropäer so wichtig sein soll. (Ich rede nicht von der Fürbitten der Gottesmutter für uns Sünder, sondern von Ihrer Aufspaltung in so viele Typen).
Christodulos sagte: Man sollte auch die "Volksfrömmigkeit" nicht so verstehen, dass hier heidnische Elemente eingeflossen sind bzw. sich vermischen
Ich bin da komplett der gegnteiligen Meinung: Volksfrömmigkeit ist exakt die Einbettung heidnischer Traditionen in die monoteistische Hochreligion. Stichwörter deutsches Weihnachten, Abu Hagagg, gallisches Allerseelen zusammen mit fränkischem St.Martin u. v. m.
Lazarus
rafaella
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von rafaella »

Lazarus,
Es ist nicht vorgesehen, als Orthodoxe Christen Statuen zu verehren. Obwohl es einige seltene Ausnahmen gibt, denen ich jedoch nicht folgen kann.

Du scheinst schlechte Erfahrungen mit Russen gehabt zu haben, außerdem sehe ich , dass du zwar orthodox bist, aber mit einigen Dingen der Paradosis Schwierigkeiten hast. Das habe ich beim Musikthema gesehen, und jetzt auch bei diesem. Ein Orthodoxer stellt sich in der Regel eigentlich nicht solche Fragen. Wie schön- verschiedene Darstellungen der Gottesmutter!- denkt er sich. Vielelicht liegt daran, das du sehr an deiner Kultur festhälst.
Sonst könnte man ja alle Ikonen kritisieren, und sich fragen, warum es verschiedene Darstellungen gibt. Nun, wenn man die Ikonen studiert, sieht man, dass alles einen Sinn macht. Es gibt zB die Gottesmutter des Haros, da sind zwei Engel dargestellt, der eine trägt ein Kreuz. Jesus Christus schaut zum Kreuz hin- was damit angedeutet wird ist offensichtlich. jede Ikone ist ein Stück Theologie.
Es ist sicher kein russisches Phänomen. Es ist überall gleich.

Das einige heidnische Feste früher von christlichen Festen abgelöst wurden, ist nur richtig und konsequent und sinnvoll gewesen, daran ist nichts auszusetzen. Du solltest dich davor hüten, diese menschen heimliche Heiden zu nennen, weil sie verschiedene Ausführungen ihrer Gottesmutter lieben. Diese Großmütterchen schweben vielleicht vor Heiligkeit, mehr als die Gebildesten. Die Theologie kennen sie ohne Bücher, durch die Heilige Gabe.
"Liebet ihr Mich, so werdet ihr Meine Gebote halten", Jo 14,15
Nassos
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Nassos »

ES gibt noch andere Gottesmuttern, die nicht geographisch betitelt sind. Wie würden die in die Mutter-Erde-Volksfrömmigkeit reinpassen?
Wenn die Russen tatsächlich die Gottesmutter in ihr Mütterchen Russland reinprojizieren, dann hamse n Rad ab. Da gibt es nicht mehr viel zu erklären.

Mir kommt gerade die Frage, wie das mit der Allheiligen und dem Athos ist...

Die goldene Madonna von Essen macht die Frage dreidimensional.
Lazzaro
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von Lazzaro »

Liebe Raffaela!
Ich habe keine Schwierigkeiten mit "einigen Dingen der Paradosis"! Mein Versuch Russe zu werden ist allerdigs so gründlich gescheitert, daß ich inzwischen meine eigene Kultur bevorzuge. Und Grieche zu werden probiere ich gar nicht erst.
Lieber Nassos!
Wenn die Russen tatsächlich die Gottesmutter in ihr Mütterchen Russland reinprojizieren...
Genau deshalb habe ich ja das Thema angefangen: Tun sie es nun? oder tun sie es nicht? Was tun sie denn wirklich? Könnten bitte auch mal Russen etwas sinnvolles dazu sagen!
Das mit Essen war nur ein Beispiel zu Illustration des Phänomenes, völlig unabhängig ob es sich um eine Malerei oder eine Statue handelt.
Lazzaro
christodoulos
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Re: Ikone aus Russland

Beitrag von christodoulos »

Lieber Christodulos!
Es ist mir nicht wichtig wie andere Völker darüber denken, mich interessiert, was die Russen dabei empfinden, weil ich einfach dei ihnen mit diesem Phänomen konfrontiert werde. Bist Du Russe? Oder kennst Du das russ. Gefühlswesen so gut, daß Du darüber berichten kannst?
Lieber Lazzarus,

ich habe ganz ehrlich gleich auf dein Post geantwortet, weil ich mich irgendwie angesprochen gefühlt habe - da du Fragen zu den VON MIR EINGESTELLTEN VIDEOS - geäussert hast. Darum habe ich mich verantwortlich gefühlt.

Aber bitte soll dir doch ein Russe antworten. Wenn ich auch glaube, dass dies nicht ein "russisches" Ding ist.
Christodulos sagte: Man sollte auch die "Volksfrömmigkeit" nicht so verstehen, dass hier heidnische Elemente eingeflossen sind bzw. sich vermischen
Ich bin da komplett der gegnteiligen Meinung: Volksfrömmigkeit ist exakt die Einbettung heidnischer Traditionen in die monoteistische Hochreligion. Stichwörter deutsches Weihnachten, Abu Hagagg, gallisches Allerseelen zusammen mit fränkischem St.Martin u. v. m.
Lazarus
Nein - das ist falsch verstandene "Volksfrömmigkeit". Ich mein die Christen haben NIE das GUTE der anderen Religionen abgelehnt - auch der Heiden nicht. Alles prüfet - doch das Gute behaltet - mahnt uns Paulus.

Das heißt, die Heiden haben sicher viele weise Dinge gesagt, getan usw...große Kulturen hervorgebracht. Philosophie etz.... aber nicht, dass Christen einfach hergegangen sind und dies mit neuem Inhalt gefüllt haben.

Wäre das so - dann WÄRE ALLES HEIDNISCH; das Gebet - denn auch Heiden haben gebetet, das Opfern eines Gottes - denn das haben sie auch getan, Räucherwerk darbringen, Hymnen singen, fasten, Feiertage, Umzüge,Prozessionen, Priester, Taufen, Götterspeisen (Nektar und Ambrosia) Tempel, usw. Dann ist ALLES heidnischen Ursprungs. Das sehen die "Weisen" dieser WElt so. So als wäre das Christentum eine Religion neben anderen und so als würde das Christentum aus verschiedenen Einflüssen zusammengebastelt worden sein.

Die Väter haben das ganz gut erkannt - Gott hat dem Menschen bestimmte Eigenschaften "eingepflanzt" - zB. die Hingabe an Gott. Alle Völker spüren diese Sehnsucht nach Gott und so gibt es verschiedene Religionen, das Bedürfnis Gott zu danken und zu opfern (siehe Kain und Abel) - darum tun das fast alle Völker, alle opfern irgendeinem Gott oder Göttern oder was sie für Gott halten.

Dies kannst du mit allen anderen Dingen so anwenden; Mönchtum - auch in anderen Religion gibt es Menschen die sich ganz dem jeweiligen Gott weihen usw... man sieht man hat hier ein kollektives Phänomen. Das Christentum ist die Erfüllung aller Religionen und Philosophien - die reinste Offenbarung Gottes. Die Wahrheit selbst - Christus sagt ja von sich; ICH BIN DIE WAHRHEIT.

Somit ist der CHRISTbaum nicht heidnischen Ursprungs oder gar heidnisch - NEIN. Er ist reinster christlicher Brauch. Ein Ausdruck der christlichen Seele. Was heute aus "Weihnachten" gemacht wird - ist nicht mehr Ausdruck der christlichen Seele sondern materialistischer gottloser Einflüsse - wenn du so willst auch heidnischer. Aber ursprünglich war es das nicht.

Man sagt ja auch Weihnachtsbaum statt Christbaum, man sagt Santa Claus statt Hl. Nikolaus (die beiden sind sehr verschieden). Man sagt Weihnachtsabend statt Christnacht - dies alles drückt die Ent-christlichung aus. Glaskugeln und Lametta statt Äpfel und Strohsterne. Eine Glasspitze statt einem Stern...Elfen, Zwerge, Rentiere usw - das ist aber nur der Ausdruck des Abfalls vom Christentum - und es war ursprünglich anders.

Der orthodoxe Brauch ROT gefärbte Eier zu verschenken - GEHT AUCH NICHT AUF EINEN HEIDNISCHEN FRUCHTBARKEITSBRAUCH ZURÜCK. Das wirst du aber überall lesen. Sondern auf die Hl. Maria Magdalena und das Wunder der Auferstehung Christi.

Heute spricht man halt lieber vom Osterhasen, von Hennen und Kücken als von der Kreuzigung und Auferstehung des Herrn - das ist aber wieder nur ein Ausdruck des Abfalls vom Christentum. Frohe Ostern anstatt - Christus ist Auferstanden. Frohe Weihnacht - anstatt; Christus ist geboren usw...DAS IST ABER BEWUSST SO GEMACHT!
rafaella
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Registriert: 23.07.2010, 13:38
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Ikone aus Russland

Beitrag von rafaella »

Lieber lazarus!
Natürlich sollst du kein Russe oder Grieche werden, und das kannst Du auch nicht! Genauso wenig wie ich Deutsche!
Wir müssen alle orthodox sein, unabhängig von unserer Herkunft!
Ich denke, dass die Ikonen ein wichtiger Teil davon sind.
Das andere Thema mit der Projizierung der Gottesmutter sollte wirklich ein Russe beantworten.
"Liebet ihr Mich, so werdet ihr Meine Gebote halten", Jo 14,15
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