Panorthodoxes Konzil

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Luka Filipp Kiriak
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Ehrlich gesagt, komme ich auch immer mehr zu der Überzeugung, dass es womöglich besser wäre, dieses Konzil zu verschieben, jedoch die Chance eines vorkonziliaren Treffens auf Kreta zu nutzen. Es gibt einfach zu viele "Ungereimtheiten". Ich habe mich ja ein wenig mit der Kalenderfrage befasst und wenn das Konzil verschoben werden würde, bestünde wieder die Chance, dieses Problem beim nächsten gesamtorthodoxen Konzil (wann immer es dann sein mag) auch anzugehen, so wie es eigentlich auf der Orthodoxen Konferenz in Moskau 1948 angedacht war und vereinbart wurde. Konzile sollten doch vorrangig dazu da sein, reale Probleme zu lösen. Und ich empfinde die Kalenderfrage als ein reales orthodoxes Problem, gerade in Bezug auf Einheit. Die mir bis jetzt bekannten Textvorlagen lassen für mich jedoch keine Notwendigkeit zur Eile und Überstürzung erkennen, zumal ein überhastetes Vorgehen große Gefahren birgt.
Lazzaro
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Lazzaro »

Maria fragte:
Und noch eine "blöde" Frage - warum heisst es auf Griechisch " Αγία και Μεγάλη Σύνοδο της Ορθόδοξης Εκκλησίας" (Heiliger und Grosser Synod der Orthodoxen Kirche), aber auf Deutsch sagt man "Konzil" dazu? Und was ist dann ein "Synod"???¨
Concilium bedeutet Versammlung und ist also einfach die lat. Übersetzung des gr. Wortes Synode. In der dt. Sprache bezeichnet man in der Regel eine allgemeine / ökumenische Synode als KONZIL und eine Lokalsynode als SYNODE. Aber man darf auch beide Ausdrücke Synonym verwenden, sie bedeuten ja in verschiedenen Sprache das Gleiche.

So langsam steigt bei mir die Zornesröte ins Gesicht!
Wenn die Herren Bischöfe schmollend zu Hause sitzen, lösen sich die Probleme auch nicht!

Vor allem den Antiochenern und Jerusalemern muß ich sagen, daß es keinen theologischen (!) Grund zur Verweigerung der Gemeinschaft gibt. Die Gebietsstreitigkeiten sind nicht schön (und auch nicht "christlich"), aber das Konzil ist schon der richtige Ort, um sie unter Vermittlung der anderen Ortskirchen zu lösen. Die orthodoxe Diaspora steht ja eh auf der Tagesordnung. Wenn beide Kirchen gewillt sind, sich dem Konzil zu unterwerfen, was sie ja sowieso sein sollten, können die Patriarchen auch Pfingsten gemeinsam zelebrieren und in aller Brüderlichkeit und in Ruhe eine Lösung erarbeiten.

Daß man im byzantinischen geprägten Kulturkreis erst unterschreibt und sich dann später doch anders darüber denkt, ist ja nun wirklich nichts neues. Wenn das "Ökumenedekret" vom christlichen Volk so nicht rezeptiert wird, ist das schon ein wichtiges Singnal. Auch wenn es internationalen Kirchenpolitikern nicht gefallen wird. Es ist auch gut daß das vorzeitig so mitgeteilt wird. Auch dafür ist das physische Konzil ein richtiger Ort die problematischen Stellen ehrlich zu benennen und zu diskutieren. Ich bin sicher, daß es auch einfacher als beim langwierigen verschriftlichten vorkonziliaren Prozess geht.

Niemand hat jemals behauptet, daß das Konzil nur eine Sitzungsperiode haben muß.
Liebe Bischöfe, fangt doch einfach mal an! :flieger03: :flieger03: :flieger03: :flieger03:
Es gibt ja immernoch den Heiligen Geist!

Lazarus
Lazzaro
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Lazzaro »

Nachtrag:
Wenn die Grenzen der Kirche nicht genau klar sind, warum wird das im Konzilstext nicht so beschrieben. Dann ist doch allen geholfen.
Ich weiß nicht, wer es sagte: "Wir wissen, wo die Kirche ist, wir wissen nicht, wo sie nicht ist ..."
L.
SebastianS
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von SebastianS »

Lazzaro hat geschrieben:Nachtrag:
Wenn die Grenzen der Kirche nicht genau klar sind, warum wird das im Konzilstext nicht so beschrieben. Dann ist doch allen geholfen.
Ich weiß nicht, wer es sagte: "Wir wissen, wo die Kirche ist, wir wissen nicht, wo sie nicht ist ..."
L.
Weil diesem Satz nicht jeder zustimmt :wink:
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MariaM
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von MariaM »

Hm, da habt ihr wohl recht... In dem ersten Artikel/Interview (Vater Chrisavgis) klingt das schon sehr nach "Ökumumenismus"... :-/

Den Text vom Athos muss ich noch fertiglesen, vielleicht suche ich ihn auch nochmal auf GR ...

Klar wäre es wohl eigentlich keine grosse TRagödie, das Konzil zu verschieben - nach 1000 (!) Jahren machen ein paar Monate auch nichts mehr aus... ;-)

Mich irritiert aber ein bisschen das, was auch Lazzaro anführt - warum kann man nicht einfach kommen und die Dinge vor Ort zu lösen versuchen? Oder zumindest damit anfangen, und dann in ein paar Wochen oder Monaten weitermachen? Was wird gelöst, wenn man zu Hause bleibt und sich hinter irgendwelchen Vorbehalten und Papieren verschanzt? Das soll jetzt keine Verturteilung sein, ich verstehe es nur einfach irgendwie nicht...

Natürlich wäre es absolut schlecht, wenn irgendwas "durchgedrückt" würde, was nicht alle (oder fast alle, bei Mehrheitsprinzip, das wohl auch angewanft werden kann) mittragen. Aber wer sagt denn, dass es so sein wird/würde? Es wird doch so sein, wie man es macht - oder?! Also so, wie es die die kommen, gestalten und was sie erarbeiten und erbeten quasi. Oder nicht?

Das mit den geheimen Texten, die vorher niemand sehen sollte, verstehe ich nicht. Stimmt das so wirklich? Ich meine, was soll das bringen, so eine Geheimniskrämerei??? Entweder will man zusammen kommen und wichtige Dinge klären, aber dann muss Offenheit herrschen. Oder man will es nicht und sucht Ausreden, aber dann kann man es doch auch bleiben lassen - oder? Warum sollte das Ökum.Patraiarchat so einen Aufwand betreiben, mit der ganzen Vorbereitung des Konzils usw., und zugleich nicht wollen, dass die Teilnehmer die Texte kennen und somit wissen und mitgestalten können, worum es gehen wird??? Verstehe ich nicht, wozu das gut sein sollte. Irgendwie scheint mir was zu entgehen, ich weiss nicht...

Zu dem "Zelotismus", Eiferertum oder wie auch immer. Hm, ich hätte jetzt eigentlich diese Laieintheologen, von denen Sebastian spricht, spontan in diese Kategorie gereiht (wobei ich selbst niemanden solchen kenne). Auch im Zusammenhang mit der scholastischen Herangehensweise, was ja laut dem Interview, aus dem ich zitiert hatte, in Zusammenhang gebracht wird. Darauf passt doch die Beschreibung - dass man mit der eigenen selbsternannten Logik, "nur mit dem Hirn, ohne Herz, und ohne den Geist der Väter" und ohne Demut, Auslegungen vornimmt, Forderungen stellt, sich selbst dabei in den Vordergrund spielt. Ist es nicht genau das? Man sagt - quasi "logisch" - in diesen und diesen Punkten sind wir doch (angeblich) gar nicht so weit von den RK entfernt, also lasst uns zusammenkommen, fertig. Keine theologische Tiefe und Verständnis, worum es eigentlich in der Orthodoxie geht und worin sich die RK von ihr meilenweit in Laufe der Geschichte entfernt hat. Man sieht nur, was man sehen will, und hat auch noch ein Feindbild, indem man auf sogenannte "rückständige" OK zeigt, die dem angeblich im Wege stehen. Also m.E. erfüllt dies zienlich genau den "Tatbestand" des Zelotismus und der scholatischen, von individueller Geltungssucht geprägten Herangehensweise - wenn ich es recht verstanden habe. Oder?

UNd das mit dem Nationalismus (definiert als Hervorheben nationaler (Teil)Interessen gegenüber denen der Kirche) habe ich eher so verstanden, dass es z.B. so etwas ist, wie eben "Wir fahren da nicht hin, weil irgendeines unserer spezifisch nationalen Probleme nicht ausreichend berücksichtigt wird oder geklärt wurde". Und dieses nationale Interesse ist dann sooo wichtig (was weiss ich, diese Katar-FRage oder so, ich kenn die Probleme ja nun nicht so genau), dass man deshalb lieber das Konzil (Zusammenkubft der gesamten Kirche) boykottiert. Wenn das nicht praktizierter Nationalismus (nationale Interessen sind wichtiger als die gesamteOK) ist, dann weiss ich auch nicht. Oder versteh ich das jetzt wirklich komplett falsch????

So ich lese jetzt den Athostext fertig, vielleicht hilft mir das weiter.... :idea: :D :-) Bis später, Gruss, M.
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MariaM
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von MariaM »

P.S. Mir hat Lazzaros Abschlusssatz aus dem Herzen gesprochen:
Niemand hat jemals behauptet, daß das Konzil nur eine Sitzungsperiode haben muß.

Liebe Bischöfe, fangt doch einfach mal an! :flieger03: :flieger03: :flieger03: :flieger03:
Es gibt ja immernoch den Heiligen Geist!

Lazarus
:v:
SebastianS
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von SebastianS »

Ein sehr guter und tiefgründiger Beitrag von Metropolit Hierotheos Vlachos:

http://www.pravoslavie.ru/english/94182.htm
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MariaM
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von MariaM »

Hallo, danke, ich lese den Text jetzt und er ist wirklich interessant.

Aber jetzt mal ab von alle den Vorbehalten und der Kritik gegenüber Texten usw., sehe ich trotzdem nicht, was dagegen sprechen soll, sich einfach zu treffen und versuchen, alles zu klären oder wenigstens mal damit anzufangen. Es sagt niemand, dass das einafch ist oder dass man gleich irgendwelche super Ergebnisse erzielt. Vielleicht streitet man sich erstmal, versucht sich dann doch irgendwie zu verstehen, zu Lösungen zu kommen. Diese ganze Brief- und Textgeplänkel ist doch auch ziemlicn aufwändig, würde ich sagen. In der Zeit und mit der Energie, die darauf verwandt wurde, könnte man - lapidar gesagt - schon zusammen sitzen und alles direkt persönlich besprechen - oder???

Bischof Anastasios von Albanien sagt dazu u.a., dass es schon zu einer Art Witz geworden ist, dass die Orthodoexn seit mehr als 50 Jahren vorhan, ein Panorthodoxes Konzil zu veranstalten, aber es immer wieder aufschieben... ;-)

https://www.youtube.com/watch?v=gpXhgiNk2vs

Klar ist es eigentlich egal, was irgendwer dazu denkt - aber trotzdem denke ich mir auch so - welche idealen Bedingungen müssen eigentlich erfüllt sein, damit man endlich zusammenkommt?!? Man findet doch immer etwas, was irgendwie nicht so ganz stimmt oder einem zusagt, und dann gibt es wieder einen Vorwand, warum es "nicht geht". Und so geht das dann immer weiter???

Irgendwie frage ich mich auch, ob das allen so auf den letzten Drücker eingefallen ist, dass sie nicht kommen wollen? Ich meine, wenn man so schwere Vorbehalte hat, weiss man das dann nicht etwas eher als eine Woche vorher oder noch weniger??? Ich meine, die meisten haben ja erst in diesen Tagen abgesagt, also knapp eine Woche davor. Hätte man sich das nicht früher überlegen können und nicht erst, wenn alle Vorbereitungen im Grunde fertig sind???

Irgendwie fühle ich mich an ein Erlebnis aus meinem Arbeitsleben erinnert. Ich arbeite ja momentan als Sprachlehrerin und da war es schon cca. ein halbers Jahr oder länger geplant, dass wir mit einer der Klassen einen Tagesausflug in eine deutsche Stadt unternehmen - mit STadtbesichtigung, Stadtspiel (eine Art "Schatzsuche") usw. Als das bekannt gegeben wurde, sagte niemand der Jugendlichen etwas dagegen - also dass er/sie nicht mit kann oder will. Ein Gegenvorschlag, z.B. woanders hin zu fahren oder zu einem anderen Termin, kam auch nicht. OK, meine Kollegin und ich planten also alles, bestellten den Bus, die Stadtbesichtigung mit Führung, dachten uns eine Stadtrallye aus usw. Und dann, eine Woche vorher, als die Schüler/innen die Anmeldungen abgeben und das Geld zahlen sollten, zeigte sich auf einmal, dass cca. die Hälfte nicht mitfähr! :-( Wir waren echt perplex, was es da für "Gründe" gab - von Arzttermimen (die man ja auh verschieben könnte) über Musikstunden bis hin zu "Da war ich schon mal" (ja klar, dann hat man es auch ein für allemal abgehakt, nicht wahr? ;-)). Nun war klar, dass wir es absagen müsen, weil es sonst für die fahren, zu teuer wird und auch evtl manche Gruppentarife etc, nicht gelten.
Das war schon eine ziemliche Enttäuschung, wir mussten alles absagen, stornieren usw. Und der Teil der Klasse, der fahren wollte, ist nun sauer und denkt sich seinen Teil über "die anderen". Dabei hätte man vielleicht eine Lösung finden können, wenn bei der ersten Ankundigung schon schon Vorschläge gekommen wären wie z.B. "Könnten wir dort nicht lieber dies und das unternehmen?" Oder "Es wäre schön, wenn wir auch erwas Zeit zum Einkaufen hätten"... oder so. Nein, nix kam, aber dann auf einmal Desinteresse und Absage unter verschiedensten Vorwänden oder "Gründen".
Warum kann man nicht rechtzeitig kommunizieren, was man will oder nicht, und dann die Aktion machen und halt ggf. vor Ort noch variieren?

Klar ist das Beispiel aus einem ganz anderen Bereich und man kann es natürlich nicht so wirklich vergleichen. Aber es fiel mir halt spontan ein, denn ein paar ähnliche Elemente sehe ich schon. Hmmmm...
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Hermann
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Hermann »

Der heilige Synod der russischen orthodoxen Kirche drängt auf eine Verschiebung des Konzils. Sollte das Konzil dennoch einberufen werden, würde die russische Kirche nicht daran teilnehmen.

Quelle (russisch)

LG, Hermann
Zuletzt geändert von Hermann am 13.06.2016, 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugeschenkt.
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Igor
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Damit kann man sagen, dass der Termin Pfingsten 2016 für den Beginn des Konzils erstmal Geschichte ist.

Hier der :arrow: Text der Entscheidung des Moskauer Patriarchats auf englisch:
In connection with the above, the Holy Synod, in keeping with the decision made by the Russian Orthodox Church Bishops’ Council on February 2-3, 2016, (Resolutions, Par. 6), resolves:

1. that support be given to the proposals of the Orthodox Churches of Antioch, Georgia, Serbia and Bulgaria to postpone the convocation of the Pan-Orthodox Council for a time which will need to be established as a result of a pan-Orthodox discussion and under the indispensable condition that the Primates of all the generally recognized Local autocephalous Orthodox Church agree to it;

2. that an appropriate proposal be immediately sent to His Holiness Patriarch Bartholomew of Constantinople and all the Primates of Local Orthodox Churches;

3. that in case of this proposal is not accepted by the Most Holy Church of Constantinople while the Council on Crete is still convened despite the absence of the consent of several Local Orthodox Churches, the participation of the delegation of the Russian Orthodox Church in it, with profound regret, be considered impossible;

4. that effort to consolidate pan-Orthodox cooperation in preparing the future Holy and Great Council be continued by all possible means, as it is called to become a true witness to the unity of the Holy Universal and Apostolic Church;

5. that the opinion be expressed once again that a successful accomplishment of the Council’s preparation could be promoted by the more intensive work of the Pan-Orthodox Secretariat as a body which makes it possible to examine proposals for the resolution of problematic issues, to settle the existing differences, to finalize the necessary documents and to remove all the obstacles for the convocation and God-pleasing completion of the Holy and Great Council of the Orthodox Church;

6. to consider it desirable that, taking into account the proposals expressed in many Local Orthodox Churches, the future Council could be attended by all the hierarchs of the Holy Churches of God without restrictions, since it will certainly enhance the authority of the decisions made by the Council.
... und eine :arrow: Pressemeldung dazu auf deutsch:
Wie andere orthodoxe Kirchen hat auch die russische Kirche die Teilnahme an dem geplanten Konzil auf der griechischen Insel Kreta abgesagt. Das Treffen sollte am Sonntag (19.6.) beginnen, es wäre die erste Versammlung der orthodoxen Kirchen seit mehr als 1.200 Jahren.
"An dem pan-orthodoxen Konzil sollten alle Kirchen teilnehmen, nur dann sind die Entscheidungen des Konzils legitim", sagte der russische Metropolit (Erzbischof) Ilarion am Montag in Moskau.

Eine Verschiebung sei aber keine Katastrophe, sondern völlig normal, erklärte der Geistliche, der für die Außenbeziehungen des russischen Patriarchats zuständig ist. "Wir sollten daraus die Lehre ziehen, dass die Stimme der einzelnen Kirchen gehört werden müssen", sagte Ilarion der Agentur Interfax zufolge.

Vor Russland, der zahlenmäßig größten orthodoxen Kirche, hatten schon die Orthodoxen aus Bulgarien, Georgien, Serbien und Antiochien in Syrien abgesagt. Das Patriarchat von Konstantinopel, Organisator des Konzils, hatte die Forderung der Russen abgelehnt, strittige Fragen bei einem Vortreffen zu klären.

(APA/dpa)
... bzw. auch :arrow: diese ausführliche Meldung.

In der derzeitigen Situation eine weise Entscheidung, wenn auch bedauerlich, dass es so kam. Wenn noch etwas Zeit für die Vorbereitung gebraucht wird, dann sollte man die sich nehmen.

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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MariaM
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von MariaM »

Hallo,
ich verfolge das Ganze auch weiter mit... und sehe ein, dass ich wohl etwas naiv war mit meinem "Warum fahren sie nicht einfach hin und versuchen alles vor Ort zu klären (oder wenigstens damit anzufangen)?"

Nachdem ich den o.g. Text (den Link stellte, glaube ich, Sebastian ein - ich hab ihn dann, ausser auf Englisch auch noch auf orig. Griechisch gefunden) gelesen und auch noch weitere Meinungen dazu gehört habe, gab mir das doch zu denken. Die Kritikpunkte, was einen möglichen "Verrat" an der Orthodoxie in Form von schleichend fortschreitendem Ökumenismus betrifft, sind offenbar doch ernst zu nehmen und anscheinend gibt es begründete Befürchtung, dass man das vor Ort nicht mehr ändern könnte. Was oder wer genau dahinter stecken soll, verstehe ich allerdings nicht so recht. Und v.a. warum? Mir wurde es mit dem Wirken des Antichrist erklärt, der quasi den wahren orthodoxen Glauben von innen zerlegen wolle. Bzw. erst wird alles relativiert, so als sei Orthodoxie, RK und anderes praktisch "das Gleiche" und wenn niemand mehr richtige Kriterien hat, was nun was ist, verkündet man eine Art "allumfassenden Glauben" (Πανθρησκία), der sogar auch nichtchristliche Relgionen umfassen kann/wird, und so ist das Werk der Zerstörung vollbracht... :-( Ich finde schon, dass da etwas dran sein könnte, wenn man manche Entwicklungen so sieht - aber andererseits klingt es doch sehr nach Verschwörungstheorie. Was ist denn, wann im Gegenteil der Satan will, dass wir Verschwörungstheorien anhängen, Angst haben und deshalb nicht auf unere orthodoxen Brüder und Schwestern in Christus offen zugehen, sondern jede OK ihren nationalen "Kram" macht? Damit hätte doch auch der Widersacher gewonnen, oder?
Wie kann man sicher sein, wo die Wahrheit liegt?? Sehr schwierig finde ich das...

Da kann man wohl "nur" um Gottes Erleuchtung und Führunb beten,

Neulich diskutierte ich mit meinem Mann über das Thema. Er als relativ Unbeteilgter meinte erst, es sei doch schade, wenn jetzt so viele auf den letzten Drücker absagen, das hätten sie wenn, dann früher tun sollen. Aber andererseits hätte man seiner Meinung nach alle Themen im vorhinein in allen OK viel gründlicher diskutieren sollen (auch in den Gemeinden, eine Art breiter demokratischer Diskurs); dann könnten die Repräsentanten der jeweiligen OK dies weitertragen in das Vorbereitungskommittee (oder wie es heisst) und man könnte ruhig auch online (Skype etc., was ja in früheren Zeiten niht möglich war) soviel wie möglich vorab klären und abstimmen - um dann auf dem letztendlichen "Treffen" (ob man es nun Konzil oder Synod nennt, und ob dieses nun "gross und heilig" oder "ökumenisch" im Sinne von weltweit ist) das Vorbereitete einstimmig zu verabschieden und dem Ganzen auch einen feierlichen und repräsentativen Rahmen zu geben. Ich finde das hat er einiges Wahre gesagt, und so ähnlich war es womöglich auch eigentlich gemeint, oder?

Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht... Gruss, M.
PascalBlaise
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von PascalBlaise »

Wie es aussieht, wird möglichwerweise nicht wirklich viel draus und vielleicht seid ihr noch einmal sehr froh darüber! Wie wir wissen, kann man Konzile mit den besten Absichten einberufen und (unbeabsichtigt) einen teilweise gegenteiligen Effekt erzielen. Grundsätzlich sind meiner Meinung nach Konzile etwas potentiell ziemlich riskantes und heute (zumindest im Moment – anders als in der frühen Kirchengeschichte) vielleicht gar nicht so notwendig. Natürlich habe ich mir auch eine vage Hoffnung gemacht, dass irgend etwas konkretes beschlossen wird hinsichtlich der Ehe. Aber im Prinzip finde ich es in Ordnung, wie die betreffenden Kirchen mit klarer Begründung absagen. Es ist immerhin nachvollziehbar. Besser, man beschließt gar nichts, als irgend etwas unausgegorenes, worin man nicht einmal übereinstimmt, nur um „Einheit“ zu demonstriereren.
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Dschorik
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Dschorik »

soetwas gehört vernünftig vorbereitet. Dann kann jeder seine Einwände und das was ihm wichtig ist unterbreiten und dann wird das alles abgearbeitet nach und nach. Wenn es große Meinungsverschiedenheiten egal welchen Themas gibt, kann man doch trotzdem drüber reden.
Ich kann doch sachlich anderer Meinung sein und trotzdem mit Respekt und Liebe mit dem anderen reden oder nicht?
Dafür sind die Bischöfe doch Bischöfe....
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Priester Alexej »

Auf dem Konzil sollten Dokumente beschlossen werden, die vorher schon ausgearbeitet wurden. Diese Dokumente müssen a) theologisch absolut richtig sein, weil sie die Lehre der Kirche ausdrücken würden b) von allen unterzeichnet werden, damit Konsens besteht und die Dokumente in der gesamten Orthodoxie (so nennen wir das) auch in der Praxis angenommen und umgesetzt werden würden.

Der Grund für alle Kirche, die abgesagt haben ist: Die Dokumente wurden längere Zeit vorbereitet, richtig. Der Termin wurde abgesprochen und gesetzt. Doch - mit dem näherkommen des Konzils wurden die Dokumente immer breiter Disskutiert, gewannen große Aufmerksamkeit und es wurden Stellen und Formulierungen gefunden, mit denen nicht alle einverstanden waren. Leider hat man die Änderungen nicht schnell genug einarbeiten und abstimmen können. Aus diesem Grund haben auch einige Kirche abgesagt - um nicht etwas zu unterschreiben, womit sie nicht einverstanden sind. Dies setzt auch Konstantinopel unter Druck, wirklich an der Verbesserung der Dokumente zu arbeiten, und nicht die Unterschreibung "durchzudrücken".

Der zweite wichtige Grund ist, dass es zwischen dem Patriarchat von Antiochia und Jerusalem zur Zeit keine Kommunionsgemeinschaft gibt. Es geht hierbei nicht um eine Spaltung, sondern um eine kanonische Auseinandersetzung. Dies ist nichts Schönes, aber auch nichts Gravierendes, wenn man die orthodoxe Lebensweise versteht. Jedoch könnte bei dem Konzil keine Liturgie von allen gemeinsam zelebriert werden, was bei einem Konzil undenkbar ist. Daher hatte Antiochien als erstes Abgesagt, bis diese Streitfrage geklärt ist und alle Bischöfe gemeinsam vor dem Altare stehen können. http://rum-orthodox.de/2016/06/antioche ... nzil-teil/

Moskau hat nicht endgültig abgesagt. (Endgültig abgesagt hat keine Kirche, es wurde immer gesagt, dass wenn die entsprechenden Probleme rechtzeitig gelöst werden würden, dass auch die Teilnahme gewährleistet wäre.) Es heißt in dem Beschluss der Synode, dass das Konzil nach allen bisherigen Vereinbarungen nur stattfinden kann, wenn alle da sind. Es haben aber bereits 4 Kirchen ihre teilnahme in Frage gestellt. Daher, so die Russische Kirche, würde auch sie nur in dem Fall teilnehmen, wenn ALLE da sind. Nimmt aber zumindest eine der Kirche nicht teil, macht es auch für die anderen keinen Sinn anzureisen.

Ich sehen in dem ganzen nur eine Terminfrage. Die Dokumente werden geschliffen, Antiochien und Jerusalem veröhnen sich - und es wird das Konzil geben. Dass es bei einem solchen Ereigniss, welches es seit fast 1300 Jahre nicht gab, und noch nie in solchem Ausmaß, zu Versuchungen des Täufels kommt, ist zu erwarten. Aber auch diese Schwierigkeiten tragen dazu bei, dasss die Kirchen, an der Lösung arbeitend, sich nähre kommen, einander besser verstehen, und dass auch die Beschlüsse des Konzils letztlich nicht bloß zum Schein sind, sonder heilige Dokumente, welche man in den kanonischen Korpus der orthodoxen Kirche aufnehmen wird.
Apostolischer Kanon 39 (32): Priester und Diakonen sollen ohne Wissen und Willen des Bischofs Nichts thun: denn dieser ist's, welchem das Volk des Herrn anvertraut worden, und von welchem Rechenschaft über ihre Seelen gefordert werden wird.
Luka Filipp Kiriak
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Re: Panorthodoxes Konzil

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Ehrlich gesagt fühle ich mich hin- und hergerissen und ich könnte mir vorstellen, dass es vielen so geht. Wir sollten zuallererst froh sein, dass durch die Absage einzelner Kirchen nun einiges an Sprengstoff entschärft wurde und somit kein langfristiger und bleibender Schaden für die Orthodoxie entstehen kann. Dennoch hinterlässt das ganze Prozedere rund um dieses Konzil einen sehr fahlen Beigeschmack. Ich betrachte es ähnlich wie Hilarion als keine Katastrophe, aber es ist für mich alles auch sehr enttäuschend und bedauerlich. Ich hätte mir wirklich sehr gewünscht, dass es trotzdem ein Treffen (ohne Beschlüsse, ohne Verabschiedung von Textdokumenten) gegeben hätte, um wenigstens miteinander ins Gespräch zu kommen und auch allein um der gemeinsamen Göttlichen Liturgien (mal abgesehen von der Problematik Antiochia/Jeruslaem) und des gemeinsamen Pfingstfestes wegen und um trotz aller Schwierigkeiten Außenstehenden, aber auch allen orthodoxen Christen, historisch wahrnehmbar zu demonstrieren, dass wir Eins sind und zusammen gehören.
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