H. Bauer schrieb: "Ich sehe große Ähnlichkeit zwischen Wenden-Land heute bekannt als DDR und Böhmen heute Tschechien. Es war nur eine kurze Zeit wo die Kommunisten einige Wahrheiten gesagt haben. Und diese beide Brüder-Völkern habe die Religion (die gezwungen wurde) verlassen und wollen nicht mehr dort zurück. In Tschechien waren es 100% Katholiken, jetzt sind es nur noch 10% katholisch, Max 13% überhaupt religiös. In DDR waren es 100% evangelikaler sicher wenige Katholiken, jetzt sind es nur 13% religiös."
Das, was die römisch-katholische Kirche zum Zwecke ihres Machtzuwachses und ihres Machterhaltes als Geschichte dargestellt hat und nach wie vor darstellt, ist in weiten Teilen ein Blendwerk - und wird dennoch als Herrschende Meinung von der westlichen Geschichtswissenschaft an den westlichen Universitäten aufrecht erhalten. Dies wird auch so von weiten Teilen des ostdeutschen Volkes wie auch des tschechischen Volkes empfunden, aber wer hat schon ein Interesse daran, AUF DAUER belogen und betrogen zu werden? Doch sicher doch nur eine Minderheit, wie die Statistik beweist. Selbst von römisch-katholischer Seite aus wird dieses Problem zT nun schon anerkannt und eingestanden - aber mit der Tendenz, diese gegenteiligen Meinungen einzuverleiben und damit zu neutralisieren (wie dies Taktik in der langen Missionsgeschichte der römischen Obödienz war und ist und sicher auch bleiben wird). In Deutschland hatten wir vor nicht allzu langer Zeit sogar den Versuch, die verbreitete sprachbildende Lutherbibel durch eine "ökumenische Fassung" zu verdrängen - heraus kam die sog. "Einheitsübersetzung" unter katholischer Federführung. Und man kann nur hoffen, daß auch der Versuch scheitern wird, die Kritiker der römisch-katholischen Kirchengeschichtsschreibung zu vereinnahmen.
Ich zitiere hier aus: Prälat Dieter Grande, Dresden (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Grande): ''Kirche, Staat und die katholischen Sorben in der DDR.'' In: Prof. Hans-Jürgen Karp, Prof. Joachim Köhler (Hrsg.) (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-J%C3%BCrgen_Karp und
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_K%C3%B6hler):
''Katholische Kirche unter nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur. Deutschland und Polen 1939-1989.'' Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2001, ISBN 3-412-11800-1, S. 265-268:
"1. Vorbemerkung: Es gibt bisher keinen Versuch einer gemeinsamen deutsch-sorbischen Geschichtsschreibung für die Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts. Dasselbe Ereignis, dieselbe Begebenheit stellt sich fast immer anders in der sorbischen als in der deutschen Geschichtsschreibung dar... Es fehlt an einer gemeinsamen sorbisch-deutschen Geschichtsschreibung, die sich um eine möglichst objektive Darstellung der Geschehnisse bemüht." (wobei der Prälat natürlich unter "objektiv" die Dominanz der römisch-katholischen Sicht versteht)
Das, was für das 20. Jahrhundert gilt, gilt im gleichen Maße für die Jahrhunderte des dramatischen Machtkampfes um die Religion der Westslawen. Auch hier stellt sich dasselbe Ereignis in der orthodoxen Überlieferung fast immer anders dar als in der römisch-katholischen Kirchengeschichtsschreibung.
Dies gilt insbesondere für die Katastrophe der Elbsorben (zB Nisaner, Daleminzer...), deren orthodoxe Kultur unterging und welche als Volk vollständig assimiliert wurden. Hier gibt es keine Nationale Stimme mehr, welche sich gegen die Behauptungen der westlichen, lateinisch geprägten Geschichtsschreibung zur Wehr zu setzen vermag. Nur zwei Beispiele hier und heute:
Erstens: Die Eroberung der Burg Gana 929 (nach anderen Darstellungen noch 928) wurde westlicherseits als ein "Feldzug gegen die Heiden" verbucht. Nach orthodoxer Tradition befand sich aber zu Zeiten Heinrich des Ersten (919-936) in Gana bereits Jahrzehnte eine orthodoxe Kirche. Widukind von Corvey schrieb: "Alle Erwachsenen wurden niedergemacht, die Knaben und Mädchen behielten ihr Leben für die Gefangenschaft." (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gana) In der altsorbischen Hagiographie sind es rechtgläubige Märtyrer, in der lateinischen Sicht sind es Heiden, wobei selbst ein Friedrich Bernhard Störzner feststellen mußte: "Die Wenden mußten empfinden, daß ein christlicher Kaiser auch heidnische Barbarei üben könne." (vgl.
https://de.wikisource.org/wiki/Der_Wale ... i_Pulsnitz ) Er drückt hier klar aus, wer mehr Barbar und mehr Heide war. Und dies waren nicht die rechtgläubigen sorbischen Daleminzier.
Zweitens: Die Zerstörung der westslawischen Akademie Nisan 1040 (diese war von den ab 968 lateinisierten Polanen [Feldbewohner] 990 von Krakau [in Wislanien, heute Kleinpolen] dorthin vertrieben worden): Nach der westlichen (lateinisch dominierten) Herrschenden Meinung war die Großmährische Akademie nach Bulgarien zu den Südslawen vertrieben worden. Nach der orthodoxen Überlieferung hingegen betraf dies nur einen kleineren Teil, das Gros blieb im westslawischen Bereich. Von der Peripherie und siedlungshistorischen Insellage Nisan aus versorgte die westslawische Akademie nicht nur Böhmen und Mähren, sondern in der Zeit der Schwäche der Polanen auch Schlesien und Kleinpolen mit slawischen Priestern (als Hauptverbindungsweg diente die Elbe). 1040 wurde die Akademie zerstört, die Lehrer und Schüler flüchteten nach Bosnien-Herzegowina. Wer aufgegriffen wurde, wurde niedergemacht, wer slawische Schriftstücke besaß, wurde niedergemacht. Rechtgläubige Kirchen wurden sonntags mit Mann und Maus vernichtet, jeder Besucher wurde niedergemacht. All dies lief nach dem 900 Jahre später bekanntgewordenen Schema ab: "Diese Bevölkerung wird als führerloses Arbeitsvolk zur Verfügung stehen". Aber rechtgläubige slawische Liturgie und Seelsorge bestanden im Untergrund weiter, solange es noch ein elbslawisches Volk gab. In der lateinisch dominierten westlichen Schriftlichkeit finden sich diese "Heldentaten" allerdings nicht.
LG Christian