Empfang der Heiligen Gaben für Konvertierte in orthodoxen Gemeinden im Ausland

[jekaterina]

Darf ein Katholik (getauft+gefirmt und Kraft Beichte in die orthodoxe Kirche) aufgenommen, in jeder orthodoxen Kirche (z.B. in Russland, Greichenland, etc.) die heiligen Gaben empfangen oder muss er vorher immer den Priester fragen?

Ich habe irgendwo gelesen, dass nicht-orthodox getaufte konvertierte Christen ev. nicht überall als orthodox anerkannt werden...

[Igor]

Grüß Gott!

Es läuft auf die Rücksprache mit dem Priester hinaus, da die Praxis in unterschiedlichen autokephalen Kirchen auch unterschiedlich gehandhabt wird.

Eine ausführliche Diskussion dazu in diesem Strang.

In Christo
Diakon Igor

[jekaterina]

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe den Link aufgesucht und einige der Beiträge gelesen. Irgendwie ist bei mit der Eindruck entstanden, dass getaufte und gefirmte Katholiken, die Kraft Beichte in die orthodoxe Kirche aufgenommen wurden, nur bis zu Ihrer Gemeindegrenze als orthodox gelten. Und offensichtlich können sich nicht einmal orthodox Getaufte sicher sein, dass sie in anderen Kirchen anerkannt werden, wenn nicht 100% sicher ist, dass die Taufe dem kanonischen Ritus entspricht. Das ist sehr verunsichernd..? Sollte sich jeder katholische Konvertit sicherheitshalber noch einmal taufen lassen? Und wenn er es tut, muss er dann trotzdem bei jedem Priester vorsprechen? Wie kann er aber nachweisen, dass der Ritus entsprechend dem Kanon ist? Und wenn das Untertauchen u.a ein zentraler Faktor ist, wie macht das eine Kirche bei Erwachsenen? Oder gibt es in jeder Gemeinde ein Taufbecken, das groß genug dafür ist?

[Igor]

Grüß Gott!

Irgendwie ist bei mit der Eindruck entstanden, dass getaufte und gefirmte Katholiken, die Kraft Beichte in die orthodoxe Kirche aufgenommen wurden, nur bis zu Ihrer Gemeindegrenze als orthodox gelten. Und offensichtlich können sich nicht einmal orthodox Getaufte sicher sein, dass sie in anderen Kirchen anerkannt werden, wenn nicht 100% sicher ist, dass die Taufe dem kanonischen Ritus entspricht. Das ist sehr verunsichernd..?

Nun, der Eindruck ist vielleicht etwas zu heftig. Trotzdem ist es leider so, dass es da Unterschiede in den verschiedenen autokephalen Kirchen gibt. Innerhalb derer wird das aber i.d.R. einheitlich gehandhabt.

Sollte sich jeder katholische Konvertit sicherheitshalber noch einmal taufen lassen? Und wenn er es tut, muss er dann trotzdem bei jedem Priester vorsprechen?

Ich denke, die Reihenfolge sollte wie folgt sein: man wählt sich die Gemeinde, in der man künftig sein geistliches Zuhause haben wird und dann tritt man in die orthodoxe Kirche gemäß der in der jeweiligen Diözese geltenden Ordnung ein. Z.B. in der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche wäre das für römisch-katholische Konvertiten durch das Sakrament der Beichte.

Wie kann er aber nachweisen, dass der Ritus entsprechend dem Kanon ist? Und wenn das Untertauchen u.a ein zentraler Faktor ist, wie macht das eine Kirche bei Erwachsenen? Oder gibt es in jeder Gemeinde ein Taufbecken, das groß genug dafür ist?

Auch das wird unterschiedlich gehandhabt. Wo ein großes Taufbecken vorhanden ist (wir haben eines), dann können auch Erwachsene untertauchen, ansonsten ist die Taufe auch durch Übergießen möglich. Untertauchen ist zwar gut, aber trotz alledem nicht zwingend für eine kanonische Taufe.

In Christo
Diakon Igor

PS Mehr Details in diesem Buch https://www.edition-hagia-sophia.de/p/p ... orthodoxie

[Lazzaro]

Ich habe Dir eine PN geschrieben.
L.

[Lazzaro]

Eine kleine Anekdote:
Ich zu mir selbst in der griechischen Kirche beim Anstellen vor der Komunion: "Denke daran, die griechische Fassung Deines Namens zu benutzen, mit -os als Endung."
Am Kelch: "Lazarus"
"Bist Du orthodox", entspringt es dem Priester auf deutsch!
"Ja, natürlich!"

[Jeremias]

Anekdotisch:
Ich war sowohl in Larnaka, in Helsinki, im Phanar/Konstantinopel/Istanbul als auch in Buffalo in der Kirche, jeweils auf Tagungsreisen. (Ja, davon waren alle bis auf Helsinki Gemeinden der griechischsprachigen Tradition)
Nach Eintritt in das jeweilige Kirchengebäude habe ich mich durch Ikonenverehrung und Kerzenkauf stets als Orthodoxer identifiziert. Sofern ich angesprochen wurde, habe ich wahrheitsgemäß mitgeteilt, dass ich Wissenschaftler auf Tagung bin und hier die Gemeinde als Gast besuche. Mehr wurde ich nie gefragt, oft genug freute man sich sogar, dass hier ein Naturwissenschaftler lieber 2-3 Stunden in die Liturgie geht, anstatt seine Zeit völlig mit Tagungsbesuch oder Feiern zu verbringen.

[jekaterina]

Hallo zusammen,
ich danke Euch allen von ganzem Herzen für Eure Rückmeldungen.

Ich habe noch eine Frage zum Taufnamen: Erhalten per Beichte Konvertierte überhaupt einen solchen Namen?

[Igor]

Grüß Gott!

Weder Taufe, noch Myronsalbung oder gar Beichte haben direkt etwas mit der Namensgebung zu tun. Diese erfolgt i.d.R. am achten Tag nach der Geburt, hier der Link auf die Gebetsabfolge im russischen Rituale (Требник).

In der Praxis dürfte jmd. katholischen Glaubens zumeist auch einen christlichen Namen tragen. Wenn nicht, dann kann man ja mit dem Priester, der die Aufnahme vollzieht, darüber sprechen und einen entsprechenden Heiligen, dessen Namen man tragen möchte, wählen.

In Christo
Diakon Igor

[Jeremias]

Anekdotisch: Ich kenne eine ehemalige Katholikin, deren Namenspatronin eine postschismatike, daher rein westliche Heilige war. Diese hat sich für den an sich akzeptablen Namen eine neue Patronin gesucht.

[holzi]

Wie ist es denn mit Namenspatronen, die zwar vorschismatisch gelebt haben, aber erst danach kanonisiert wurden?

[Lazzaro]

Hallo Holzi!
Ich würde sagen, jeder der vor dem 16. Juli 1054 gestorben ist, hat -salopp gesagt- Glück gehabt.
Aber man darf da auch anderer Meinung sein.
Lazzaro

[Igor]

Grüß Gott!

Das große Schisma ist sicherlich ein erster Orientierungspunkt.

Trotzdem hat es ja Heilige gegeben, die auch danach den rechten Glauben vertraten oder sicherlich auch Fälle, in denen schon vorher das nicht mehr der Fall war. Bis zum Schisma war es ja auch ein längerer Prozess, der schon in der Zeit mit dem Wirken von Karl dem Großen begann, der zwar als Einiger Europas geschätzt wird, aber leider doch einen nicht unerheblichen Anteil an der großen Kirchenspaltung hat.

Es läuft also doch dann eher auf eine Einzelfallbetrachtung hinaus.

In Christo
Diakon Igor