Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Nassos
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von Nassos »

Ja, die Ausdrucksweise ist gewöhnungsbedüftig.

Was aber damit stets gemeint ist, sind die Fürbitten der Allheiligen. So wie wenn Heilige heilen, geschieht das nicht durch eigene Kraft, sondern durch Gott, der durch sie wirkt. Und Maria ist die "höchste unter den Heiligen". Daher vertraut man sich Ihrer Fürbitte besonders an. Aber in der Orthodoxie ist Maria mitnichten Miterlöserin.

Allheilige Gottesgebärerin, errette uns: duch Deine Fürbitten als Mutter Gottes, denn Du bist eine von uns, aber eine ganz besondere: durch Deine Demut wurde uns die Tür zum Paradies wieder geöffnet. ich finde der Akathist ist eine wunderbare Beschreibung dessen, was Maria alles ist und sollte im orthodoxen Gebetsbuch enthalten sein.
holzi
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von holzi »

Nassos hat geschrieben:[...] Aber in der Orthodoxie ist Maria mitnichten Miterlöserin.[...]
Hier bei den Römern auch nicht. Zumindest offiziell noch nicht. Auch wenn es von bestimmten Gruppierungen her Bestrebungen gibt, das zu dogmatisieren. :panik5:
Wenn das durchgeht, bin ich bei Euch! Versprochen. Das wär der Tropfen, der mich endgültig zur Orthodoxie rüberspülen würde.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
Nassos
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von Nassos »

Lieber Holzi,

keine Panik. Meine Aussage implizierte nichts über andere Denominationen. Und das Thema Miterlöserin im Katholizismus kenne ich ja aus dem "Kreuzgang".

Grüßle,
Nassos
holzi
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von holzi »

Nassos hat geschrieben:Lieber Holzi,

keine Panik. Meine Aussage implizierte nichts über andere Denominationen. Und das Thema Miterlöserin im Katholizismus kenne ich ja aus dem "Kreuzgang".

Grüßle,
Nassos
War mir klar, aber ich musste das los werden. Das mit dem "Miterlöserin dogmatisieren" stört mich "hier drüben" gewaltig.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
Elena001
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von Elena001 »

Nassos hat geschrieben:Hallo Djamila,

was meinst Du mit "sie vermittelt Gnaden"?

Gruß,
Nassos

Sie ist unsere Fürbitterin vor Gott, Ihrem Sohn, unserem Herrn!
Marian
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Re: Die Gottesmutter als Fürsprecherin

Beitrag von Marian »

Grüß Gott,

schon lange hatte ich nach den frühesten Väterzitaten aus apostolischer Zeit zur Verehrung der Heiligen Jungfrau Maria der Gottesgebärerin Ausschau gehalten. Doch bislang ist mir darüber nicht viel aus dem frühesten Christentum offenbart worden. Wenn ich mich recht erinnere äußert sich der hl. Justin der Märtyrer so oder so ähnlich: Sie wird hochverehrt, dem Wunder der Geburt des Messias wegen, was an ihr geschehen ist. Das genaue Zitat finde ich nun nicht ohne besonderen Aufwand.

Doch nun habe ich aus ganz anderer Richtung unerwartet und ohne danach zu suchen, was ganz Erstaunliches zum Thema gefunden. Zuvor möchte ich den Beitrag vom Nassos aus 2010 (der inzwischen bestimmt, wie ich, einen weißen Bart bekommen hat) stellen:
1. Was bedeutet "Gottesgebärerin"?
Was bemerken die Heiligen der Orthodoxen Kirche, insbesondere der Hl. Ioannis von Damaskus. Er schreibt...

"Wir verkündigen gar, dass die Heilige Jungfrau wortwörtlich und tatsächlich Gottesgebärerin ist. So wie jener, der von ihr geboren wurde, wahrer Gott ist, ist jene, die den wahren Gott im Fleisch geboren hat, wahre Gottesgebärerin. Denn wir behaupten, sie habe Gott geboren, nicht in dem Sinne, dass die Göttlichkeit des Logos durch sie anfängt, sondern dass Gott Logos selber, der vom Vater vor und außerhalb der Zeit gezeugt, und der mit Gott existiert und mit dem Geist zeitlos und ewig, dass dieser selbe in den letzten Tagen für unsere Errettung in ihrem Schoß wohnte und (ohne ???) Fleisch wurde und von ihr geboren wurde... Denn der Logos selbst wurde Mensch, weil ihn die Jungfrau trug. Und es kam Gott hervor nach der Empfängnis, da das Fleisch vergöttlicht wurde sobald dieses empfangen und geschaffen wurde, so dass zeitgleich alles drei geschah, die Empfängnis, die Existenz und die Vergöttlichung des Fleisches durch den Logos. In diesem Sinne wird die Heilige Jungfrau Gottesgebärerin genannt. Nicht nur aufgrund der Natur des Logos, sondern wegen der Theosis der menschlichen Natur, deren Empfang und Existenz auf wunderliche Weise zeitgleich geschah (Kap. 55, Genaue Ekthesis des Orthodoxen Glaubens des Hl. Ioannis von Damaskus)."

Sie wird Theotokos genannt, da sie den Logos Gottes in sich trug. Sie gebar selbstverständlich nicht den Logos, als ob es ihn zuvor nicht gegeben hätte, sondern in dem Sinne, dass der Logos in ihr Mensch wurde. Ioannis beschreibt dies Mysterium der Frömmigkeit, in dem er anführt... "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort ... und das Wort wurde Fleisch" (Joh. 1, 1.14)

Wenn wir sie als Gottesgebärerin anerkennen, anerkennen wir damit nicht auch die Göttlichkeit des Herrn Jesus Christus an?
500 Jahre vor!!! dem Ioannis von Damaskus schreibt der hl. Irenäus von Lyon (130-202) eine "...Darstellung als eine Erinnerung über die Grundlehren. Mögest Du an ihrer Hand aus einigen wenigen Stücken vieles erreichen und an dem wenigen alle Glieder am Leibe der Wahrheit erkennen. In Kürze sollst Du den Beweis der Göttlichkeit dieser Dinge erhalten. Das wird Dir selbst zum Heil dienen, und Du wirst alle falschen Lehrer beschämen..."
Irenäus war ein Schüler des hl. Polykarp von Smyrna. Dieser war noch von den Aposteln persönlich im Glauben unterwiesen und als Bischof eingesetzt worden. Ohne an dieser Stelle dessen Namen zu nennen bezeugt Irenäus das so: "Da der Glaube die Bürgschaft für unser Heil ist, so ist es unsere ehrenvolle Pflicht, auf dieses Heilmittel viele Sorgfalt zu verwenden, um die wahre Einsicht in die Dinge zu erlangen. Der Glaube bewirkt dies in uns, wie uns die Alten, die Schüler der Apostel, überliefert haben."

Er beschreibt in diesen "Grundlehren" um die Zeit 150-170 über das Wunder der Geburt Christus' und die Verehrung der Gottesgebärerin. Es ist unumstritten, das er nichts schreibt, um auf seine Person aufmerksam zu machen. Im Gegenteil Irenäus verwendet sein Leben, um den Glauben der Apostel unverändert zu lehren und zu dokumentieren, eben als Bollwerk gegen Irrgläubige, die auf sich aufmerksam machen wollen.
Nun der Auszug aus: --->>>Irenäus von Lyon "Erweis der apostolischen Verkündigung" I.3. Die geistige Harmonie der christlichen Glaubenslehre. Die Erfüllung der Erlösung durch Christus als Gottestat. Idee und geschichtliche Tatsache.
32.
Woher nun ist des Ersterschaffenen Natur? Sie entstammt Gottes Willen und Weisheit und der jungfräulichen Erde. „Denn“, sagt die Schrift, „Gott hatte nicht regnen lassen, bevor der Mensch erschaffen war, und es war der Mensch nicht da, das Land zu bebauen“(1). Von dieser Erde nun hat Gott, als sie noch jungfräulich war, Staub genommen und einen Menschen gebildet als Anfang des Menschengeschlechtes. Bei der Wiederherstellung dieses Menschen wollte Gott dasselbe Verfahren der Leibesbildung einhalten, indem er geboren wurde aus der Jungfrau durch den Willen und die Weisheit Gottes; so sollte sich in seiner eigenen Leibesbildung die Ähnlichkeit mit der bei Adam zeigen und zur Erfüllung kommen, was geschrieben steht: „Im Anfang war der Mensch nach Gottes Gleichnis und Ebenbild“(2).
33.
Und wie durch den Ungehorsam einer Jungfrau der Mensch zu Fall gebracht wurde, stürzte und starb, so empfing der Mensch durch eine Jungfrau, welche auf Gottes Worte hörte, wieder mit Leben beseelt, das Leben. Denn der Herr ist gekommen, das verlorene Schaf wieder zu suchen(3), und verloren war der Mensch. So wurde er auch nicht ein neues Geschöpf, sondern bewahrte die geschöpfliche Zusammengehörigkeit mit eben jener, welche von Adams Geschlecht war. Denn es war notwendig und billig, dass bei der Wiederherstellung Adams in Christus, das Sterbliche vom Unsterblichen verschlungen werde(4) und in ihm aufgenommen werde, und die Eva von Maria, auf dass die Jungfrau die Fürsprecherin der Jungfrau werde und den jungfräulichen Ungehorsam entkräfte und aufhebe durch den jungfräulichen Gehorsam."
(1) Gen. 2,5
(2) Gen. 1,26
(3) S. Matth. 18,12
(4) Vgl. 1 Kor. 15,33<<<---

Irgendwas Neues gegenüber dem, was unsere Bischöfe, Priester und chr. Autoren aussagen, ist da natürlich nicht zu finden. Entscheidend und für mich euphorisierend im Glauben ist die Tatsache, dass dieses "Glaubensbekenntnis" im Jahr 120 nach der Auferstehung des ca. 30-jährigen Herrn, d.h. ungefähr 50 Jahre nach dem Entschlafen der letzten Apostel/Jünger des Herrn aufgeschrieben wurde. Die überlieferte Wahrheit der 'Alten', die im Glauben von den Apostel persönlich Erzogen waren, musste dokumentiert und "Gegen die Häresien" verteidigt werden. Gemeinsam mit anderen erhaltenen Schriften von z.B. Justin dem Märtyrer und Clemens von Rom ist hier die Abgrenzung der, ich nenne es mal, >Wahrheit der Apostolischen Orthodoxie< gegen hundertfach diversen Irr- und Aberglauben zu lesen.

Um so erstaunlicher ist in diesem Zusammenhang die früheste Beschreibung der Verehrung der Gottesmutter, der Jungfrau Maria.
Den Satz "auf dass die Jungfrau die Fürsprecherin der Jungfrau werde" kann sich der Irenäus unter keinen Umständen ausgedacht haben, beruft er sich doch einerseits auf die Apostel selbst, deren Lehrmeinung er niemals verdreht haben würde, denn andererseits schenkt er ja sein halbes Leben hin für die aller genaueste Untersuchung und Bekämpfung lügnerischer und irriger Häresien der aller-aller-verschiedensten Art.
Und nochmals "auf dass die Jungfrau die Fürsprecherin der Jungfrau werde" heißt unbestreitbar, dass ein verstorbener Mensch, in diesem besonderen Fall die Jungfrau Maria, für einen anderen Menschen Fürsprecher bei Gott ist und wir verstehen den Glauben daran mittels des Heiligen Irenäus als bewiesene Apostolische Tatsache.
Die Fürsprecherfunktion der Heiligen bei Gott ist eben nicht etwas Erfundenes und Hinzugetanes der "Staatskirche in einer Zeit Jahrhunderte nach der Niederschrift der Evangelien", wie es die Protestanten erklären wollen.

Die Eigenschaft der Heiligen, Fürsprecher bei Gott zu sein, und die Verehrung der Allerheiligsten Gottesmutter Maria ist aus der Zeit der Apostolischen Väter überliefert.

M
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