Offene Fragen an die OK...

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Offene Fragen an die OK...

Beitrag von Milo »

Liebe Mitglieder,

Christus ist auferstanden!

Ich wollte Folgendes anregen:

Wie wäre es wenn wir gemeinsam eine Liste erarbeiten/erstellen, in der wir die offenen Fragen an die Orthodoxie zusammenstellen!? Themen, Punkte, Fragen die für uns persönlich oder für die Allgemeinheit nicht, oder nicht genügend beantwortet wurden.

Zum Beispiel:

1. Wie lehrt die OK über Abtreibung?
2. Was für eine Stellung hat die OK gegenüber der Organspende?
3. Wie versteht die OK das Vorgehen bei Missionierung?
4. Wo sieht sie die Grenze ihrer politischen Ambitionen?
5. Gibt es für sie Gottesoffenbarung ausserhalb der Orthodoxen Kirche?
6. Was ist für sie "Unfehlbarkeit"?
7. usw...


Was haltet Ihr davon?
Wenn die Liste so entstehen würde, dann könnten wir Punkt für Punkt angehen und ausführlich beleuchten.

Falls Ihr also Interesse habt, dann führt diese Fragen/Themen einfach weiter in diesem Strang hier auf. Kann auch komentarlos sein.

Ich freue mich über jede Rückmeldung.

Herzlich,

euer br. milo
1389.

Beitrag von 1389. »

^^

"das hätte ich gerne gewußt.... 100 Fragen an einen orthodoxen Theologen"-Anastasios Kallis
Walter
Beiträge: 443
Registriert: 01.06.2006, 18:53

Beitrag von Walter »

Bild

Grüß Gott, zusammen!

Danke, Milo, für den spannenden Themenvorschlag. Ich weiß noch nicht recht, ob du die "noch offenen Fragen" auf die noch nicht stattgefundene Diskussion hier im Forum beziehst oder darauf, dass die Fragen teilweise noch gar nicht dogmatisch beantwortet sind. Ich denke beides trifft zu.
1. Wie lehrt die OK über Abtreibung?
2. Was für eine Stellung hat die OK gegenüber der Organspende?
4. Wo sieht sie die Grenze ihrer politischen Ambitionen?
Mit diesen drei Fragen und ähnlichen hat sich der bischöfliche Synod der russisch-orthodoxen Kirche in den Jahren 1996 bis 2000 sehr ausführlich befasst und zum Juiläumssynod im Jahre 2000 dazu die

Die Grundlagen der Sozialdoktrin der Russisch-Orthodoxen Kirche

herausgegeben.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat auf ihrer Moskauer Bischofssynode im August 2000 erstmals in der Geschichte der Orthodoxie eine Sozialdoktrin vorgelegt. Wohl hat sich das Moskauer Patriarchat in der Vergangenheit mehrfach zu gesellschaftlichen und politischen Fragen geäußert, so etwa während der kommunistischen Herrschaft zu Friedens- und Abrüstungsfragen, doch waren kirchliche Veröffentlichungen seinerzeit von politischen Rücksichtnahmen und Einflüssen seitens des Kreml geprägt. Die Sozialdoktrin 2000 stellt demgegenüber eine in völliger kirchlicher Souveränität erlassene Lehrmeinung dar.

Behandelt werden die historisch-theologischen Grundlagen orthodoxer Sozialethik, grundsätzliche und aktuelle Fragen der gesellschaftlichen Moral, das Verhältnis der Kirche zu Staat, Nation und Politik, ferner die Gebiete Arbeit, Eigentum, weltliches Recht, Familie und Gesellschaft, Bioethik, Ökologie, Wissenschaft, Kultur und Bildung sowie Internationale Beziehungen einschließlich Fragen der Globalisierung und des Säkularismus. Mit der Sozialdoktrin will die Russisch-Orthodoxe Kirche als größte Teilkirche des Ostchristentums Leitlinien bieten für den Transformationsprozeß in Rußland und in den GUS-Staaten.
Diese Sozialdoktrin (die englische Übersetzung "Social Concept" des Wortes "Концепции" ist m.E. besser gelungen) ist jedoch nicht nur für die Gläubigen in Russland und den GUS-Staaten konzipiert, sondern gleichsam für alle Diözesen des Patriarchats weltweit. Da es nur eine orthodoxe Lehre geben kann, betreffen die Antworten somit auch alle Orthodoxen in den anderen orthodoxen Kirchen, auch wenn es keinen ökumenischen Beschluss dazu gibt.

Ich empfehle deshalb jedem hier, diese 100 Seiten einmal ganz zu lesen. Eine Zusammenfassung (daneben weitere Informationen, z.B. dessen Bedeutung im interkulturellen Dialog) ist hier auf den Seiten 14 bis 41 zu lesen.

LG
Walter
γενηθήτω το θέλημά σου·
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Alitos anesti!

Lieber Walter, ja ich meine sowohl als auch. Es war mir klar das Du und br. Gavrilo zB. schon Hinweise/Lösungen auf die Beispiele habt...jedoch sollten diese wirklich nur Besipiele der Fragen sein.

Es geht mir wirklich darum, das jemand unter uns einfach eine Frage noch nicht (für sich) erörtert sieht, und sie dann eben zu Debatte stellt.

Deshalb will ich garnicht "loslegen" und die Fragen in diesem Strang hier beantwortet sehen, sondern nur Diskussionswürdige Fragen sammmeln!

Später, wenn sich die Punkte zusammentragen, können wir dann aussortieren was schon wo anders disskutiert wurde (nachzulesen ist), und die Fragen die wir hier angehen sollten.

Aber erst muss der Mensch als "Jäger und Sammler" zusammentragen was zusammen zu tragen gilt! :D

Wenn alles klar ist, dann ist ja prima! Aber vielleicht gibt es dennoch eine Frage/Unklarheit bezüglich unserem Galuben, unserer Kirche.

Ich hoffe das mein Anliegen deutlicher wurde...

Herzlich...

Milo
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Liebe orthodoxe Brüder, Christus ist auferstanden !

Vorbehaltlose Zustimmung zu diesem Vorhaben - vor allem, wenn es gelingen kann, zur Beantwortung noch nicht ausführlich genug erörterter Fragen, aus der Fülle der Tradition unserer Kirche, wie sie sich im Laufe der Zeiten manifestierte, zu schöpfen.
"das hätte ich gerne gewußt.... 100 Fragen an einen orthodoxen Theologen"-Anastasios Kallis


Gemessen an manchen Aspekten dieses Buches erscheint es mir nicht unbedingt als ein absolut dienliches Vorbild für die Ausarbeitung der hier zu findenden Antworten; es möge uns aber als Anreiz dienen, in rechtgläubiger Weise tätig zu werden.

Herzliche Segensgrüße sendet
Erzpr. Peter
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

Hallo Milo!

Klasse Sache ... Das bringt vielleicht auch etwas Ordnung/Struktur in unser Unterforum "Allgemeine Fragen".

@ Vater Peter:
In der Tat denke ich ist es durchaus hilfreich sich orthodoxer Literatur zu bedienen, ich stimme allerdings mit dir über das von Gavrilo vorgeschlagene Buch überein. Was hälst du von: "Christus in Euch, Hoffnung auf Herrlichkeit" (S.H.) (?). Dieses Buch bietet schon viel, was man Neudeutsch als Basics bezeichnet, auch wenn ich ein wenig die ständigen, in Bezug auf den römischen Katholizismus, Vergleichsveranschaulichungen bemängele.

Liebe Grüße an alle!
1389.

Beitrag von 1389. »

das buch ist auch gut,.. ich hab es auch,.. leider hab ich es noch nicht ganz gelesen,..

und jetzt eine frage die mich sehr interessiert,...

darf man eigentlich blutspenden?
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Lieber Gavrilo, liebe Interessierte !

Vom orthodox-ethischen Standpunkt gibt es keinerlei prinzipielle Vorbehalte gegen Blutspenden, da es sich hier um eine Tat im Geiste christlicher Nächstenliebe handelt.

Zu ethischen Fragen in orthodoxer Perspektive sei es mir darüberhinaus gestattet, auf zwei Bücher in englischer Sprache zu verweisen:

J. Breck, The Sacred Gift of Life. Orthodox Christianity and Bioethics, Crestwood 1998

J. u. L. Breck, Stages on Life´s Way. Orthodox Thinking on Bioethics, Crestwood 2005

Österliche Segensgrüße sendet
Erzpr. Peter
1389.

Beitrag von 1389. »

danke vater, für die information!


=)
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Liebe Brüder und Schwestern, Christus ist auferstanden!

Ich wollt nur sagen das ich immer noch warte auf Eure Vorschläge/Fragen.

Was ich schon immer wissen wollte ist...

1. warum wird nicht ein panorthodoxes Konzil einberufen? Meiner Meinung ist es längst überfällig.

2. warum ist die Zusammenarbeit der orthodoxen Kirchen (zumindest hier lokal) untereinander so rar? Man merkt mehr Ambitionon zu den heterodoxen Projekten. Was sind die Gründe dafür?

3. reich es aus in der Kirche eine Kerze nur anzuzünden (zu widmen), oder ist der Sinn eigentlich darin erst ein inniges Gebet zu sprechen, bevor man sie anzündet?



Das von mir...und nun Ihr :)


Schönen Tag wünscht,

Br. Milo
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Antwortversuche...

Beitrag von protopeter »

Lieber Br. Milo, Er ist wahrhaft auferstanden !

Vielleicht ist es aus diversen Gründen nicht so sehr angebracht, daß sofort eine unmittelbare Antwort zu dem von Ihnen erörterten Fragenkomplex von meiner Seite kommt, doch sei es mir gestattet, einen diesbezüglichen Versuch zu wagen:

ad 1. Das panorthodoxe Konzil ist in seinen Anfängen nunmehr schon über vier Jahrzehnte in Planung und Vorbereitung. In der Anfangsphase ergaben sich vor allem aus der Tatsache gewisse Probleme, daß ein großer Teil der Orthodoxen Kirche unter gesellschaftlichen Bedingungen leben mußte, die eine vollkommen freie und unabhängige Meinungsäußerung nahezu unmöglich erscheinen ließen - entsprechende Folgen wären dann für das Konzil zu erwarten gewesen. Nach den vor etwa eineinhalb Jahrzehnten erfolgten politischen Umwälzungen in den ehemals "sozialistischen" Ländern wurde das Augenmerk vor allem auf die Reorganisierung und Neuorientierung des ortskirchlichen Lebens gerichtet. Dieser Aspekt scheint in gewisser Weise auch verständlich - ein gesamtorthodoxes Zeugnis sollte nur erfolgen, wenn die jeweilige kircheninterne Situation entsprechend geregelt ist.

ad 2. Der dafür hauptsächlich ausschlaggebende Grund scheint meiner Erfahrung nach darin zu liegen, daß sich die Orthodoxe Kirche (beziehungsweise ein Gutteil ihrer Vertreter) in den Ländern Mittelwesteuropas nach wie vor in einer gewissen "Gastrolle" (gegenüber den "traditionellen" Strukturen protestantischer oder römisch-katholischer Prägung) sieht. Im Sinne einer "gutnachbarschaftlichen Beziehung" knüpft man dann mit den heterodoxen Bekenntnissen entsprechende Kontakte, die sich aber durchaus kontraproduktiv auf die interorthodoxe Gemeinschaft auswirken können - vor allem, wenn dadurch der Eindruck einer "inneren" Trennung der Orthodoxie entsteht. Eine solche Wahrnehmung wird zudem noch verstärkt, wenn das "Nationalitätsprinzip" massiv zur Anwendung kommt und möglicherweise auch gewisse innerorthodoxe "Differenzen" (wie z.B. die leidige Kalenderfrage) potenziert werden.

ad 3. Hier ist eindeutig zu sagen, daß eine "Kombination" aus beiden Elementen zur Anwendung kommen sollte: Das Anzünden der Kerze symbolisiert zwar die an Gott gerichtete Fürbitte für Lebende und Entschlafene; tatsächlich umfassenden Sinn erlangt das Tun allerdings erst, wenn bei dieser Gelegenheit ein Gebet (das durchaus frei formuliert werden kann !) gesprochen wird.

Mit herzlichen österlichen Segensgrüßen,
Erzpr. Peter
Milo
Beiträge: 966
Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Lieber hochwürdiger V.Peter,

Ihre "Versuche" sind geglückt und dafür einen herzlichen Dank meinerseits. :)

Jedoch erhoffte ich mir das wir ( immerhin offiziel ca. 90-100 Mitglieder) hier im Forum erst elementare Fragen zusammentragen und dann "loslegen". Aber entweder ich bin ungeduldig oder wir sind auch hier etwas träge...wobei ich auf das erstere tendiere :roll:

Herzlich Ihr,

br. milo
Benutzeravatar
Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Beitrag von Sebastian »

administrator hat geschrieben:
Jedoch erhoffte ich mir das wir ( immerhin offiziel ca. 90-100 Mitglieder) hier im Forum erst elementare Fragen zusammentragen und dann "loslegen". Aber entweder ich bin ungeduldig oder wir sind auch hier etwas träge...wobei ich auf das erstere tendiere :roll:
Also, hier meine Frage zu der Fragensammlung (wie gesagt erstmal zur Sammlung, nichts dringendes) ;-):

Ungetaufte Heilige

In der OK gibt es einige Märtyrer, die als Heilige verehrt werden, jedoch nicht getauft worden sind. So gab es Menschen, die Bekehrt durch das Vorbild anderer Heiliger sich offen zu Christus bekannten und an Ort und Stelle getötet wurden.

Wenn wir davon ausgehen, dass ein Heiliger jemand ist, der in der Kirche lebt, mit der Kirche glaubt und durch die Kirche verherrlicht wird stellt sich mir, bei der Betrachtung des ersten Teils, die Frage nach der theologischen Herangehensweise. Ein Mensch erlangt die Mit-Gliedschaft im Hl. Leib Christi (die Fülle des Lebens in der Kirche) durch die vollständig vollzogene Taufe und die damit verbundene Gotteskindschaft.

Findet auch durch das das Bekenntnis zu Christus und seiner Kirche und dem Leiden des Menschens für Christus (oftmals wird hier auch von einer Krönung, der Erlangung der Krone des Martyriums) die "Einpflanzung" in den Hl. Leib der Kirche statt ?
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !
Findet auch durch das das Bekenntnis zu Christus und seiner Kirche und dem Leiden des Menschens für Christus (oftmals wird hier auch von einer Krönung, der Erlangung der Krone des Martyriums) die "Einpflanzung" in den Hl. Leib der Kirche statt ?
Die Orthodoxe Kirche kennt das Mysterium der sogenannten Bluttaufe - also das Bekenntnis zu Christus und Seinem Erlösungswerk, infolgedessen der betreffende (noch ungetaufte) Märtyrer den Tod zu erleiden hatte. In seinem Martyrium um Christi willen nimmt der Heilige eben auch die Wahrheiten der gottmenschlichen Erlösungsgemeinschaft - der Kirche - an. Somit erkennt ihn die orthodox-kirchliche Überlieferung als im umfassenden Sinne in ihren Organismus integriert und zeigt, daß der Berufung zur Gotteskindschaft umfassend Folge geleistet wurde.

Herzliche Grüße und Segenswünsche sendet Dir
Erzpr. Peter
Marypoppins
Beiträge: 151
Registriert: 04.06.2007, 15:00

Beitrag von Marypoppins »

Guten Morgen!

Könnte da der Schächer am Kreuz " Noch Heute wirst Du mit mir im Paradies
sein " als Beispiel dienen?

Getauft war er nicht, aber bekannt hat er sich doch eigentlich schon.

Betrachtet Ihr den Schächer als Heiligen oder/ und Martyrer oder nicht?

Gibt es irgendwo im Net eine Liste der orthodoxen Martyrer und Heiligen?


Beste Grüße
Mary
Antworten