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Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 27.02.2022, 20:18
von Thuja
Erklärung der europäischen Bischöfe der Russischen Auslandskirche angesichts der Situation im Osten der Ukraine

Wir, die Bischöfe der Russischen Auslandskirche in Europa verfolgen mit Trauer und größter Sorge die Ereignisse im Osten der Ukraine. Bewaffnete Konflikte führen stets zu schwerem Leid für unschuldige Menschen – vor allem Kinder und ältere Menschen – und dem geht Spaltung, Einseitigkeit und Feindseligkeit voraus. Unsere Kirche vereint in ihrem Gebet und Dienst von jeher Russen, Ukrainer, Weißrussen und Vertreter vieler anderer Völker, in deren Mitte sie dient in der ganzen Welt, unabhängig von Staatsgrenzen und politischen Systemen.
Wir sehen und wertschätzen den großen geistlichen Beitrag, den die Kiewer Rus‘, und dann auch die Ukraine, für die Orthodoxe Kirche Christi auf der ganzen Welt dargebracht hat. Das ist ein Weg, der von Heiligen gebahnt ist, und er führt vom heiligen apostelgleichen Vladimir, der die Rus‘ mit Wasser taufte, zum heiligen Vladimir (Bogoyavlensky1), der sein Blut neben der Entschlafens-Kathedrale in Kiew vergoss. Zum Beginn der gottfeindlichen Periode auf dem Gebiet der Rus‘ taufte dieser Hieromärtyrer durch sein Blut die Rus‘ erneut. In seinem Herzen vereinte er die Rus‘– war er doch nacheinander erst Metropolit von Moskau, dann von St. Petersburg und zuletzt auch von Kiew. Dieser erste ermordete Bischof in der Schar der heiligen Neumärtyrer offenbart uns durch sein Schicksal ein wunderbares göttliches Band. Und in derselben Periode, als die Gläubigen der Russischen Kirche sich über die ganze Welt zerstreuten, trug der in Novgorod geborene Metropolit Antonij von Kiew und Galič, nach seiner Wahl zum Bischof in Charkow und später Kiew, im Gehorsam den Dienst als Oberhaupt der Russischen Auslandskirche. Es ist unmöglich, der äußerst einseitigen Darstellung der Ereignisse zuzustimmen, wie sie die westlichen Informationsquellen zeichnen. Das Geschehen ist wesentlich komplexer. Wir werfen uns nicht zu Richtern auf, vielmehr wollen wir unsere Berufung als Diener der Kirche erfüllen und inständig um die Versöhnung der Menschenseelen „im ukrainischen Lande“ – „um die Besänftigung der Herzen“ beten, und zugleich, dass Weisheit geschenkt werde denen, die unmittelbare Verantwortung tragen für das Schicksal der Menschen in Europa, welches sowohl die Ukraine umfasst, als auch Russland mit Weißrussland. Dieses Zeichen haben wir durch ein besonderes Gebet für die Ukraine in der Liturgie2 gesetzt, an der Stelle des Gottesdienstes, wo einst jahrzehntelang das Gebet um die Befreiung von der gottfeindlichen Macht erklang.
Wir rufen alle auf – die mit Macht betrauten, ebenso wie die einfachen Bürger – sich zu besinnen auf die anstehende Große Fastenzeit. Mit den Worten des Evangeliums rufen wir auf: Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe! (Mt 4:17) Kehrt um, denn die Zeit ist nahe! (Apok 22:10) Enthaltsamkeit ist geboten nicht nur im Essen und Trinken, sondern, vor allem, was sündige Gedanken und Leidenschaften angeht. Eine aufrichtige Hinwendung zu Gott wird die Welt vom Brudermord retten, wird Wege öffnen für friedliche Lösungen aller entstehenden Fragen.
Im Gedenken an die Worte des Großfürsten, des heiligen Alexander von der Newa – „Gott ist nicht in der Gewalt, sondern in der Wahrhaftigkeit!“ – rufen wir alle Gläubigen auf, die Gebete „um den Frieden der ganzen Welt“, für die Leidenden, für die Umkehr und Rettung der menschlichen Seelen zu verstärken.
Der Herr möge uns allen Weisheit und Erbarmen schenken!

München – London
22. Februar 2022

+ Mark, Metropolit von Berlin und Deutschland
+ Irenei, Bischof von London und Westeuropa
+ Alexandre, Bischof von Vevey, Vikarbischof der Diözese von Westeuropa
+ Hiob, Bischof von Stuttgart

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1. Der Name verweist auf die Taufe Christi – Theophanie – d. Übers.
2. Das Gebet um den Frieden in der Ukraine wurde 2014 eingeführt und ist seitdem ständige liturgische Praxis – d. Übers.
Quelle: www.sobor.de

Liebe Grüße
Thuja

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 10.03.2022, 20:06
von Westiwan
Danke, liebe Thuja.

Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich. 🙏

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 10.03.2022, 20:44
von Florianklaus
Ich finde nicht, dass die Situation besonders kompliziert ist.

Die russische Armee hat ein Nachbarland überfallen und bringt großes Elend über eine unschuldige Zivilbevölkerung. Dies alles ohne dass eine konkrete Bedrohung für die Sicherheit Russlands seitens der Ukraine vorgelegen hätte.

Einen Kommentar zu den unsäglichen Einlassungen des Moskauer Patriarchen erspare ich mir, würde wahrscheinlich zu meiner sofortigen Sperrung führen…..

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 11.03.2022, 06:22
von Marian
Die Sperrung fürchtest du? Weit mehr als die Sperrung hält uns davor zurück zu verurteilen.

Obwohl es etliche Gründe gäbe es zu tun, wenn wir beim Nachrichten schauen weinen müssen oder angesichts Videos von Kriegstreiber-Predigten in Kirchen rot anlaufen.

DOCH! Der Herr hat nichts gesagt! Sein Todesurteil hat er stumm hingenommen und Pilatus hat sich gewundert!

Das ist der Weg, den die Bischöfe so historisch verschnörkelt in ihrer Erklärung andeuten. Und das ist unsere Übung bis zum Ostersonntag.
Denn eins ist klar. Krieg ist nicht verursacht von gläubigen Christen, sondern von denen die nicht in die Kirche gehen.
Und sollte es welche in der Kirche geben, die Feindseligkeit fühlen, denken oder gar predigen, sie schließen sich selbst aus und machen sich zum Staub, den der Herr von seinen Füßen abschüttelt. ( ... und leider ihre Anhänger auch)

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 11.03.2022, 09:55
von Lazzaro
Florianklaus hat geschrieben: 10.03.2022, 20:44 Ich finde nicht, dass die Situation besonders kompliziert ist.

Die russische Armee hat ein Nachbarland überfallen und bringt großes Elend über eine unschuldige Zivilbevölkerung. Dies alles ohne dass eine konkrete Bedrohung für die Sicherheit Russlands seitens der Ukraine vorgelegen hätte.

Einen Kommentar zu den unsäglichen Einlassungen des Moskauer Patriarchen erspare ich mir, würde wahrscheinlich zu meiner sofortigen Sperrung führen…..
Lieber Bruder Florianklaus,
Da meine Eparchie und mein Bischof direkt und gegen unseren Willen in das GAME OF orthodox THRONES hineingezogen wurden, habe ich mich schon seit Jahren mit dem sich anbahnenden Disaster beschäftigen müssen:
Ja, im Falle des direkten Überfalls auf die Ukraine ist die Situation in der Tat "nicht ... besonders kompliziert."
Ja, die Vorgeschichte dieses Verbrechen "ist wesentlich komplexer."

( Dazu gehöhrt es leider auch festzustellen, daß die deutsch-katholische Berichterstattung über die ukrainischen und russischen kirchlichen Zustände (ich meine hier definitiv nur kirchl. Themen) einseitig & parteiisch ist. )

Ich wiederhole hiermit, was ich im Strang über den Patriidiotismus gesagt habe, daß alle Formen von Nationalismus mit dem Christentum unvereinbar sind. Ich muß aber auch feststellen das Teile des mosk. Patriarchates in dieser Hinsicht dazugelernt haben.

Da es guter & altkirchlicher Brauch ist, sich als Außenstehender nicht in die inneren kirchlichen Angelegenheiten anderer Ortskirchen einzumischen, will ich Dir gerne beistehen und verlinke hiermit den offenen Brief meines Bischofes an Patriarch Kyrill.
https://www.erzbistum.net/aus-dem-erzbi ... triarchen/

Слава в вышних Богу, и на земли мир! Lk.2:14
Lazaus

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 12.03.2022, 06:25
von Marian
Beifall!
Schön, dass das von einem Bischof so klar und deutlich und mit aller Ehrerweisung und Liebe zu Gottes Kirche gesagt wird.
Vielleicht besinnt sich auch noch einer der unsrigen und schaltet RossiaToday ab, erkennt die Wirklichkeit und das rumeiern hört mal auf. Von wegen man habe doch am Dnepr schon vor 1000 Jahren Blut vergossen und getauft und auch den Glauben nicht an die Kommunisten verkauft.
Fehlt ja irgendwie schon zumindest die Andeutung, dass man folgerichtig der Geschichte, die Kirche und den Glauben nicht den zwei Dutzend EX-KGB Multimilliardären als Werkzeug für deren Interessen überlassen darf und auch wird.
Aber das wird zumindest der Metropolit Onufri schon deutlich machen, dessen Gläubige nun ständig sonst was für einen Horror zu beichten haben. Gegebenenfalls wird die heilige Synode seiner ukr. orth. Kirche nach diesen Vorkommnissen sogar entscheiden, dass....

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 14.03.2022, 14:44
von Synergist
ich habe seine Heiligkeit lange auch gegen pauschale Kritik aus West und Ost verteidigt, aber nun ist es so, dass jeden Tag zu den politischen Schreckensmeldungen kirchliche hinzukommen... Man traut sich gar nicht mehr hinzuschauen, wen er alles segnet, beschenkt und absurd ideologisch unterfüttert. Die Grenze des Erträglichen ist eigentlich schon überschritten - das hat auch nichts mit einem persönlichen Richten zu tun, wenn man sagt, dass das Evangelium offensichtlich auf den Kopf gestellt wird - und für meinen Teil muss ich schon überlegen, ob wir Konsequenzen ziehen, auch wenn das persönlich sehr wehtäte.

Das mit der nationalistischen Kirche hat schon in Deutschland vor 80 Jahren sehr schlecht funktioniert und in Russland ist es nicht besser.

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 14.03.2022, 18:55
von Stephanie
Geht mir genauso.

Es ist eine Sache, dass er an die Gläubigen Russlands denkt, für die er Verantwortung trägt und die er nicht wieder der Situation aussetzen will, wie sie im 20. Jahrhundert gewesen ist (ich lese gerade "Archipel Gulag", daher ist meine Fremd-Erinnerung an die Schrecken recht frisch). Ich kann also durchaus verstehen, wenn er sich nicht weit aus dem Fenster lehnen kann, wie das andere gerade ganz bequem in sicherer Ferne von ihrem Sofa aus tun, eingedenk der Tatsache, dass es für sie und ihre Leute keine Folgen hat.
ABER: Es ist dann schon eine ganz andere Sache das Mörderspiel zu segnen, gut zu heißen und mitzuspielen.

Hier endet definitiv mein Verständnis.

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 29.05.2022, 14:14
von Stephanie

Re: Aktuelles aus der ROKA

Verfasst: 02.06.2022, 14:06
von Igor
Grüß Gott und allen einen schönen Feiertag Christi Himmelfahrt!

Kürzlich gab Metropolit Mark der deutschen Diözese der ROKA ein Interview dem RedaktionsNetzwerk Deutschland zu aktuellen Fragen und Problemen.

Es kann hier nachgelesen werden:

https://www.rnd.de/politik/russisch-ort ... HHCY4.html

In Christo
D. Igor