Homilie zum Sonntag des Gelähmten

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Milo
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Homilie zum Sonntag des Gelähmten

Beitrag von Milo »

Predigt Hl. Justin der Neue von Celije

Christus ist auferstanden! Wahrhaftig auferstanden!

In diesen Worten ist das ganze Mysterium dieser und der anderen Welt ausgesprochen, das Mysterium eines jeden Menschen und das Mysterium meines Wesens, und das Mysterium eures Wesens. Wenn es nicht den Auferstandenen Herrn gäbe, wenn nicht Seine Auferstehung wäre, wenn es nicht den Auferstehenden Herrn gäbe, gäbe es uns nicht. Es gäbe keine Christen auf der Welt.
Doch wodurch besiegte Christus diese Welt, wodurch besiegte das Christentum diese Welt? Ihr wisst, dass im Anfang des Christentums 313 Jahre lang das mächtige Römische Imperium die Christen überall und an jedem Ort verfolgte. Sie verteidigten sich nicht mit Kanonen, nicht mit Flugzeugen, nein! Sie verteidigten sich durch das Gebet und die Hilfe Gottes. Und in 313 Jahren verwandelten sie Wölfe in Schafe. Erinnert euch an die Worte des Heilands zu Seinen Jüngern: Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe (Mt 10, 16). Und es geschah ein überaus großes Wunder, Brüder: Schafe verwandelten Wölfe in Schafe, nicht aber fraßen Wölfe die Schafe, oder zerstreuten sie und vernichteten sie. Was ist das? Welche Kraft ist dies? Dies ist jene Kraft, von der wir heute in den Worten des Apostels Petrus hörten, als er zu Äneas sagte: stehe auf, und er steht sofort auf (Apg. 9, 34), und wenn er zu Tabita spricht: stehe auf von den Toten, stand sie von den Toten auf, wie vom Schlaf (Apg. 9, 40). Was ist dies, was ist mit dieser Welt geschehen? Erklärt wird ein großes Mysterium, das Mysterium dieser Welt und das Mysterium des Menschen. Was zeigt die Auferstehung des Herrn Christus? Sie zeigt, dass der Mensch ein ewiges Geschöpf ist. Der Tod ist besiegt ? dies bedeutet die Auferstehung des Herrn Christus. Und das ewige Leben ist jedem menschlichen Wesen gewährleistet. Um dessen Willen ist der Herr in diese Welt gekommen. Diese Welt war ständig unter der Macht des schrecklichen Todes. Was ist fürchterlicher als der Tod? Nichts. Doch dieser ganze Planet, diese heilige Erde Gottes, war ein Friedhof und eine Gruft, eine riesige Gruft, die Menschen aber stürzten einer nach dem anderen in diese Gruft. Also zeigte der Herr uns allen durch Seine Auferstehung, dass wir Menschen, ewige Wesen sind, dass wir für das ewige Leben geschaffen sind. Ja, für das ewige Leben, nicht weniger als das. Ist Christus aber nicht auferstanden, sagt der Apostel Paulus, so ist euer Glaube nichtig (1 Kor 15, 17). Was ist Christus für uns, wenn Er den Tod nicht besiegt hat? Was sind wir Christen dann anderes, als die anderen Menschen? So schaut doch: heute und gestern und immer erscheinen ununterbrochen Recken, Helden ? aber wer sind sie, was sind sie? Mücken, Tod, ein Rudel Sterblicher.
Nur der Herr Christus steht da als Sieger über den Tod und als Spender des Lebens. Darin besteht Seine außerordentliche Größe. Unser Glauben ist der Glauben an die Auferstehung des Herrn Christus und an unsere eigene Auferstehung. Christus ist auferstanden, dies bedeutet, dass wir alle auferstehen werden! Dafür ist Er auferstanden, um uns Ewiges Leben zu schenken, um uns den Sieg über den Tod zu gewährleisten, den einzigen wahren Sieg in dieser Welt. Alle anderen Siege ? lächerlich. Millionen von Menschen kommen um ? um wessen willen? Um welcher Dinge willen kommen Menschen heute um? Nicht um dessen willen, wofür sie geschaffen sind, nicht um des ewigen Lebens willen, sondern um irdischer, verweslicher, grober, nichtiger Dinge willen.
Wenn Menschen in ihrem Wahnsinn Gott vergessen, wenn Menschen in ihrem Wahnsinn den Herrn Christus verfolgen, was geschieht dann mit diesen Menschen, zu was wird diese Erde? Diese Erde ist dann ein Irrenhaus! Den Herrn Christus zu verfolgen, das erhabenste Wesen in dieser Welt, diesen größten Menschenliebenden, was ist dies? Es ist Irrsinn, Wahnsinn! Wir Menschen, wir verwandeln diese Welt, diesen kleinen Stern Gottes, der Erde heißt, in ein Irrenhaus. Deshalb kommt ein jegliches Gericht überdie Menschheit und jeden Menschen. Alle wir Menschen sind in dieser Welt verantwortlich für den Tod in dieser Welt, für die Sünden in dieser Welt, für den Teufel in dieser Welt. Was bleibt uns, wenn wir den Krieg mit Gott beginnen? Wir sind immer schwächer als Er, wir werden immer leiden.
Schau nur, wie viele tote Seelen, wie viele Leichen es allein im Serbischen Volk gibt. Menschen verstoßen Gott, verstoßen das Ewige Leben ? wofür? Was bietet ihnen diese Welt? Wir aber stehen zusammen mit Paulus für die Ewige Wahrheit: Christus ist auferstanden, damit auch wir auferstehen (1 Kor 15, 20-23). Dies ist die grundlegende Wahrheit für uns, uns Christen. Und die Orthodoxe Kirche preist die Auferstehung des Herrn Christus, Sein Fest, nicht einen, oder zwei Tage lang, sondern vierzig Tage, bis zur Himmelfahrt preist sie ununterbrochen die Auferstehung des Herrn Christus. Nicht nur dies, preist sie doch die Auferstehung des Herrn Christus jeden Sonntag ? jeden Sonntag, Brüder, gedenken wir der Auferstehung des Herrn Christus. Auferstehung? Sie hört in unserer Seele nicht auf. Die Kraft des Herrn Christus wird auf uns ausgegossen, durch Seine Heilige Auferstehung, durch diese unendliche Freude.
Ihr hörtet im Sendschreiben des heiligen Johannes des Theologen, dass er von dem Herrn Christus sagt: was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir betrachtet haben und was unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens, das verkündigen wir auch euch, Brüder (1 Joh 1, 1.2). Dies verkündigen wir euch, nämlich den Herrn Christus, der das Ewige Leben gibt. Wir aber haben Ihn mit unseren Händen, als Seine Jünger, betastet. Das Christentum, das fast seit zweitausend Jahren verfolgt wird, ist von der Stärksten aller irdischen Kräfte geschaffen. Es werden viele Meere und Stürme vergehen, doch die Kirche Christi wird Bestand haben und nicht vernichtet werden. Die Menschen werden vernichtet werden ? die Kirche nicht! Der heilige Johannes der Theologe, ein Mensch, der mit seinem ganzen Wesen und seiner ganzen Überzeugungskraft davon zeugte und zeugt, dass Christus der Gottmensch ist, dieser heilige Johannes sagt: "Wenn ihr das Ewige Leben haben wollt, glaubt an den Herrn Christus, an Seine Auferstehung, glaubt Seinen Werken." (vgl. 1 Joh 5, 5 und 12-13)
Seht auf den Apostel Petrus, wie er Menschen auferweckt, Wunder wirkt. Schafe verwandeln Wölfe in Schafe und Lämmer. Der heilige Vasilij von Ostrog wirkt auch heute Wunder, der hl. Prochor v. Pčin und alle unzähligen serbischen Heiligen. Wovon kommt dies? Von der Auferstehung des Herrn Christus, vom Fest, das vierzig Tage lang gefeiert wird und an allen Sonntagen im Laufe des Jahres. Wir lachen über unsere Verfolger, wir fürchten den Tod nicht, wir sind Kinder des Auferstandenen Herrn, denn Er gibt uns Kraft und Stärke, um alles zu besiegen, was uns von Gott trennt, was uns von Seiner Gerechtigkeit trennt, von Seiner Wahrheit, von Seiner Güte.
Möge uns der Gute Auferstandene Herr festigen, durch Seine Jünger, durch den heiligen Johannes, durch die Überaus Heilige Gottesgebärerin und alle Heiligen in diesem Glauben an die Auferstehung des Herrn Christus, an unsere Auferstehung, daran, dass wir ewige Wesen sind und unsere Aufgabe es ist, in dieser Welt die Auferstehung der Toten und den Sieg über den Tod zu erweisen. Diesen Sieg über den Tod erlebt jeder von uns, wenn er dem Evangelium gemäß lebt, wenn er sich bemüht durch den Glauben an den Herrn Christus sein Leben mit Liebe und Gebet zu erfüllen. All dies aber, tief unserer Seele aufgeprägt, führt uns in das Ewige Leben.

Christus ist auferstanden! Wahrhaftig auferstanden!

1978 ? Kloster Celije


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