Hallo Freunde!
nachdem ich nun etwas Zeit gefunden habe, möchte ich euch gerne etwas über meine Eindrücke eines orthodoxen Gottesdienstes in Rumänien berichten.
Wie ihr vielleicht wisst, bin ich mit meiner gesamten Familie nach Rumänien Urlaub machen verreist. Ausser mir hatte nur meine Tante reges Interesse an einem Gottesdienst der orthodoxen Kirche teilzunehmen
![Rolling Eyes :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
(den anderen nahm ich es aber auch nicht übel). Morgens um 6 als der Wecker klingelte war ich wie aus dem Koma geholt aufgestanden. Die Nacht über fand direkt vor unserem Hotel eine Open-Air-Techno-Party statt. Auch wenn ich moderne Musik gerne höre, kann man mich für Techno nicht wirklich begeistern. Die "Musik" war so laut, dass das ganze Hotel vibrierte und so kam es, dass wir kaum geschlafen hatten. In der Früh machten wir uns auf zur größten Kirche Mangalias (Grenzstadt zu Bulgarien). Es ist eine sehr alte Kirche mit einer wunderschönen Ikonostase. Zu unserem Erstaunen war die Kirche fast leer. Kurz vor Beginn der Liturgie kam der Erzpriester und begrüsste uns sehr freundlich, was uns ein Gefühl des "Willkommenseins" gab. Um Punkt acht setzten dann die von mir so geliebten liturgischen Gesänge ein und ganz langsam kamen mehr und mehr Gottesdienstbesucher. Dies hatte aber auch einen Nachteil. Viele kamen und liessen sich nur segnen und verschwanden wieder. Dadurch entstand oft ein ungewolltes Gedrängel hinten, so dass man oft gestört wurde. Dies hörte auf, als der Priester zum segnen mit dem Weihrauch durch die Kirche schritt. Kurz danach setzte es aber wieder ein: Rein-Raus-Rein-Raus
![Rolling Eyes :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
. Es war nicht einfach zur Ruhe zu finden. Erschreckender war allerdings die Tatsache, dass mit der Heiligkeit eines Gotteshauses nicht konform umgegangen wurde. Viele Männer kamen in Shorts oder Badehosen mit entsprechenden Badelatschen, Frauen im Minirock und tiefen Ausschnitten, während ich im Hemd und langer Hose schwitze.
Dreimal hat uns der Priester beweihraüchert. Meiner Tante gefiel dies, obwohl sie den Geruch von Weihrauch eigentlich nicht so gut verträgt. Wir fanden endlich die Ruhe, die wir gesucht hatten und in einem kleinen Nebenraum, wo wir zusammen mit anderen Gläubigen Kerzen anzündeten sprachen wir Gebete. Schön war, wie viel Zeit die Priester sich den Kindern widmenten auch während des Gottesdienstes. Die Kinder an sich waren sehr ruhig. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen, die draussen vor der Kirche klönten oder telefonierten, benahmen sie sich vorbildlich. Für die ganz kleinen gab es draussen die Möglichkeit auf dem Rasen, der zum Kirchengarten gehörte, zu krabbeln. Ich fand dies sehr schön und kleinkindgerecht. Auch bei der Eucharistie wurden die Kinder sehr sorgsam und liebevoll behandelt.
Nach über 3 Stunden verliessen wir die Kirche. Beim rausgehen bemerkten wir, dass einige orth. Urlauber meinten ihre Luftmatratzen und sonstigen Badeutensilien vor der Kirche aufzustellen.
![Rolling Eyes :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
Es ergab wirklich ein abstraktes Bild: Quitscheenten, Sandschaufeln, Eimer, Handtücher etc. wurden an der Kirchenwand (Eingang!), am Fasadenmosaik des Apostels Paulus abgestellt. Ich wünschte mir machmal etwas mehr Disziplin, so wie ich es aus Griechenland kenne.
Gibt es sowas bei euch auch? Ich meine wo bleibt der Respekt?
Alles in Allem war es ein sehr schöner, bewegender Gottesdienst in einer sehr offenen, toleranten (manchmal zu tolerant
![Neutral :|](./images/smilies/icon_neutral.gif)
) und kinderfreundlichen Gemeinde. Die Dinge, die vielleicht störend waren überwiegten bei Weitem nicht die Seligkeit mit der man wieder ging.
Gruß
Sebastian