Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Die deutschsprachige Orthodoxie stellt sich vor
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Germanus
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Germanus »

Lieber Marian,
Deine Zeilen gestern Abend haben sehr gut in Worte gefasst, was Deine Beschreibung der neuen Gemeinde in Regensburg im Blick hatte: eine gute Gemeinschaft von orthodoxen Christen vorzustellen und auch "Werbung" für sie zu machen. Die Reizthemen sind für den "diabolos" ein gefundenes Fressen und es wird dann natürlich in der Folge der Fokus auf all das gelegt, was nicht wirklich wesentlich im Glauben der Kirche ist. Ob Ost- oder Westrom: beide sind hervorgegangen aus der Kirche Jerusalems; Ostrom als Sitz sogar vielleicht viel später als Westrom. All die Fragen nach Kalendern, Ölsorten an Fasttagen, der besseren oder schlechteren Kirchenmusik, Schnitt und Schmuck von liturgischer Kleidung sind doch im Grunde von sehr geringer Bedeutung, wenn man die Evangelien aufschlägt und Jesu Worte liest, nicht nur die eingängigen, sondern auch die harten, und zwar an sehr vielen Stellen. Die hl. Mutter Maria von Paris hat das sehr schön in Worte gefasst (frei zitiert): "Seine Seele hassen [vgl. die Forderung im Evangelium], das heißt allen geistlichen Komfort bzgl. Regelwerk und Religionskultur hintanstellen, um sich ganz und gar Christus zu übergeben." Sie fordert überhaupt nicht, das alles über Bord zu werfen, sondern das Wichtige zu sehen (Christus in meinen Mitmenschen z.B.). Wenn das auf dem Athos so gemacht wird, dann ist das nicht schlecht...
Herzl. Gruß
g
Lazzaro
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Lazzaro »

Lieber Marian!

Es freut mich sehr, daß Du nicht herungeeiert bist, sondern der Gemeinde meines Bistums in Regensburg klar und deutlich die Rechtgläubigkeit bestätigt hast.

Wo fange ich an?
Nach etwa 30 Jahren mit und in der russischen Kirche kenne ich inzwischen die vielen Sticheleien von ethnischen Russen gegen Deutsche (auch gegen andere) und auch die nett klingenden aber genauso boshaft gemeinten Umschreibungen dieser Sticheleien. Auch von Mitgliedern der Auslandskirche gegen deutsche Priester.
In diesem Kontext lernt man, daß das, was gramatikalisch eine Beschreibung, inhaltlich ein Vorwurf ist. Das heißt konkret: Wenn man unrussisches* Verhalten in der Kirche nur beschreibt, ist das inhaltlich ein theologischer Vorwurf. Da hat sich seit Avvakum nichts geändert, lediglich das, was als russisch empfunden wird.
Die Phrase: "Die russische Tradition ist hier allerdings in abgeschwächter ... Form, " paßt exakt in dieses Schema hinein, wie die Faust aufs Auge. Da hift auch nicht mehr die rhethorische -entschuldige den Ausdruck- Abschwächung: "... oder vielleicht auch zukünftiger Form."

( Exkurs: Der Satz: "Das ist nicht sehr kirchlich," klingt ganz harmlos, ist aber ein völliger Verriss. )

Was ist passiert?
Bei dem Versuch theologisch korrekt zu beschreiben warst Du, höflich ausgedrückt, kulturell sehr unsensibel. Ich glaube Dir jetzt, daß das keine Absicht war! Aber das hättest Du eigentlich wissen müssen. Zumindest habe ich das Wissen vorausgesetzt und bin dem entsprechend explodiert, weil das wie ein Frontalangriff auf die neugeweihten Priester meiner Diözese ankam. Nehmen wir das Positive mit. Betrachten wir diese Diskussion als eine Form des praktischen interkulturellen Lernens. Ich hatte in Italien auch einige dieser Erfahrungen.

Was wären bessere Formulierungen gewesen?
- Die Gemeinde gehöhrt zum Erbistum ... russischer Tradition in Westeuropa und dient nach dem neuen Kalender.
- Die Gemeinde folgt den russische Gebräuchen, integriert sie aber in einen westeuropäischen Kontext und feiert daher nach neuem Kalender.
- Die Gemeinde folgt den russische Gebräuchen, adaptiert sie aber so, daß sie offen für alle anderen Nationen sein kann und feiert deshalb die Festtage nach dem neuen Kalender.

Lazarus



*ich weiß nicht genau, wie ich das richtig bezeichnen soll.
Lazzaro
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Lazzaro »

Zusammenfassung:
Im russischen orthodoxen kirchlichen Kontext bedeutet die Phrase: "Das ist nicht russisch," übersetzt : "Das ist nicht orthodox." Das gilt auch, obwohl diese Übersetzung theologisch falsch und häretisch ist.
Für alle vergleichbaren Formulierungen gilt Entsprechendes. Diese Übersetzung und ihre Anwendungen muß man lernen.
L.
Marian
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Marian »

Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.

Es gibt die Bibel Exegese, aber eine Marian Exegese ...? Nonsens.

Ob man orthodox schreibt, betet, isst, lebt und letztendlich ist, entscheidet sich bekanntlich durch Liebe. Diese endet nicht an der Diözesengrenze.

Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.

Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Ist also Ausschlusskriterium. Im allgemeinen wird empfohlen da sehr behutsam zu sein.
Könnte noch viel über deine Texte schreiben bzw. zitieren ... Bin behutsam und mach es besser nicht. Aber lies sie selbst noch mal bei einem Entspannungstee durch. Sicher wird einem Mann von deinem Intellekt selbst einiges klar.

In diesem Sinne wünsche besinnliche Vorweihnachts- und Fastezeit.
Gott ergeben.
M
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Igor
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!
Lazzaro hat geschrieben: 01.12.2023, 00:32 Im russischen orthodoxen kirchlichen Kontext bedeutet die Phrase: "Das ist nicht russisch," übersetzt : "Das ist nicht orthodox."
Lieber Lazzaro, ich schätze Dein Wissen und Deine Beiträge.

Hier trittst du eine induktive Beweisführung* an, die fehl am Platze ist:

Wie ich Deinen Beiträgen entnehme, bist Du in russischen orthodoxen Gemeinden anscheinend in der Vergangenheit auf Auffassungen und Verhaltensweisen getroffen, die nicht Deiner Erwartung entsprochen haben. Davon aber sofort auf alle und alles zu schließen, ist – vorsichtig formuliert – nicht adäquat. Es gibt genügend Gegenbeispiele, über die wir hier im Forum auch schon geschrieben und gelesen haben und die ich auch aus eigener Erfahrung beisteuern könnte – schließlich bin ich ja ehrenamtlich in einer derartigen Gemeinde tätig. Also bitte nicht gleich alle und alles „über einen Kamm scheren“.

In Christo
Diakon Igor

*Bei einem induktiven Beweis wird aus einem Teil einer Gesamtheit auf die Gesamtheit geschlossen: Waren alle bisher beobachteten Raben schwarz, wird geschlossen, dass alle Raben schwarz sind." (https://de.wikipedia.org/wiki/Beweis_(Logik))
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Jeremias
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Jeremias »

Ich möchte anmerken, das ich auch schon "Du bist kein Grieche, du kannst nicht richtig orthodox sein" gehört habe. Nationalismus ist nicht auf Menschen aus einem Land beschränkt.

(Der Mensch wurde von den umstehenden Griechen ziemlich ausgelacht. War trotzdem verletzend.)
Lazzaro
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Lazzaro »

Liebe Forenmitglieder,
liebe Leser!

Ich habe die Tage über meine letzten Beiträge nachgedacht und möchte hiermit allen, denen ich zu Nahe getreten bin oder die ich beleidigt habe aufrichtig um Entschuldigung bitten.
Mir sind die alten Streitigkeiten mit der Auslandskirche aus den 90ger Jahren wieder in Erinnerung gekommen sind und ich habe feststellen müsse, daß ich in 25 Jahren nichts gelernt habe. Dafür aber in den letzten vier Wochen um so mehr.

Wir haben uns im Hintergrund überlegt, ob wir diese Beiträge stehen lassen oder löschen sollen. Wie man lesen kann, haben wir uns für das Stehlassen entschieden. Das hat Folgende Gründe:

Auch wenn diese Auseinadersetzung einen Tiefpunkt in Forum darstellt, weißt sie doch auf reele Konflikte in der Kirche hin. Sie zeigt ein ungeschminktes Bild, wie die Kirche manchmal wirklich ist, auch wenn sie nie so sein soll. Auch bei uns gibt es eine Kluft zwischen Wirklichkeit und Anspruch. Wir hoffen, daß diese Beitäge irgendwie für andere, die die orthodoxe Kirche suchen, lehrreich sein werden. Zu letzt wünschen wir, uns daß die regensburger Gemeinde mehr Aufmerksamkeit (und auch Mitglieder) bekommt.

Das Ganze erinnert mich an die Osterverse, martialisch beginnend mit: "Aufstehe Gott, und Seine Feinde sollen zustieben," aber endend mit: "...Ob der Auferstehung lasset uns einander alles verzeihen..."

Lazarus
LukasH
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von LukasH »

Lieber Lazarus,
gerne lese ich deine Beiträge in diesem Forum, weil ich daraus viel lernen kann, oft über die Orthodoxie und alles darum herum und manchmal ein bisschen über Dich. Dein letzter Beitrag jedoch ist eine Sternstunde in diesem Forum und ich würde meinen Hut vor Dir ziehen, wenn ich den entsprechenden Smiley gerade parat hätte.
Dank Dir für diese Worte und euch im Hintergrund für diese Entscheidung.
Euch allen eine gesegnete Vorweihnachtszeit!
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Igor
Diakon
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Igor »

Lieber Lazzaro,

ich stimme Kai voll zu - Respekt! Wir alle - ohne Ausnahme - machen mal Fehler, also Kopf hoch und weiter geht's...

Viele Deiner mittlerweile über 1000 Beiträge waren und sind sehr wertvoll für das Forum und ich freue mich schon darauf, dass Du hier weiter mit Deinem umfangreichen Wissen und Erfahrungen beiträgst.

In Christo
Diakon Igor
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Marian
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Marian »

Velekii Poklon,

mein Lieber Lazzaro
Marian
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Re: Neues aus der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Beitrag von Marian »

Grüß Gott und einen schönen Sonntag allen,
ganz toll zu erleben war bei uns in Regensburg die Zusammenarbeit einiger Schutzengel mit dem Ergebnis: Einheit von Kirche und Einheit der Christen dominierte über aller Verschiedenheit im Heiligen Geist.

Ja, bisschen Werbung für die Verklärungskapelle in der Wollwirkergasse 25 hab ich nicht nur hier im Forum gemacht. Und da hat es sich ergeben, dass der eine mit dem anderen... und der andere mit dem dritten...
Jedenfalls waren zum altkalendarischen Fest zur Theophanie am 6.1. Vater Gregory und Vater Samuel bei uns in der Kirche Pokrova (ROKA) und haben mit Vater Viktor zusammen und noch zwei ukrainischen Priestern die göttliche Liturgie zelebriert. "Interdiöziös", "interkalendarisch", "intersprachlich", mit dem Segen von Metropolit Mark und einfach Priestermassen im Altarraum wie im Großkloster!
Freue mich echt. Und da erleben wir noch mehr, wenn ich mich nicht irre.
Gott sei Dank für alles
M
Tipp für Nachahmer: Einer muss hin und her rennen und so viel Segen holen wie es geht und Fürbitte-Zettel für den jeweils anderen Bischof schreiben und keine Engel verscheuchen oder Tauben schießen!
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