Depression und Glaube

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Teo
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Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Hallo an alle,

ich bin neu hier im Forum und mich beschäftigt eine Frage auf die ich bis jetzt noch keine richtige Antwort gefunden habe.

Wie geht man als Gläubiger Mensch mit Depressionen um?
Ich denke, dass Depressionen oft die Folge von Sünden sind, von sündhaftem Handeln oder Gedanken.

Sollte ein Christ sich damit an einen Arzt oder Psychologen wenden oder kann man als Christ nur Heilung durch Bereuen der Sünden vor Gott erlangen? Orthodoxe Christen können dies durch die Beichte tun. Was aber tun Katechumenen oder andere Christen wie Protestanten?

Was sollen gläubige Orthodoxe oder auch Christen anderer Konfessionen tun, wenn sie durch Beichte und Gebet keine Linderung verspüren.Keine Heilung erlangen?
Sollten sie weltliche, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen?

Kann ein Arzt oder Psychologe denn überhaupt etwas heilen wofür die Ursache Sünde ist? Steht die Weltauffassung eines oftmals atheistischen Psychologen/Arztes nicht in Konflikt mit dem Glauben?

Wie ist eure Auffassung dazu?
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RömerDesNordens
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von RömerDesNordens »

Teo hat geschrieben: 05.07.2022, 19:47 Hallo an alle,

ich bin neu hier im Forum und mich beschäftigt eine Frage auf die ich bis jetzt noch keine richtige Antwort gefunden habe.

Wie geht man als Gläubiger Mensch mit Depressionen um?
Ich denke, dass Depressionen oft die Folge von Sünden sind, von sündhaftem Handeln oder Gedanken.

Sollte ein Christ sich damit an einen Arzt oder Psychologen wenden oder kann man als Christ nur Heilung durch Bereuen der Sünden vor Gott erlangen? Orthodoxe Christen können dies durch die Beichte tun. Was aber tun Katechumenen oder andere Christen wie Protestanten?

Was sollen gläubige Orthodoxe oder auch Christen anderer Konfessionen tun, wenn sie durch Beichte und Gebet keine Linderung verspüren.Keine Heilung erlangen?
Sollten sie weltliche, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen?

Kann ein Arzt oder Psychologe denn überhaupt etwas heilen wofür die Ursache Sünde ist? Steht die Weltauffassung eines oftmals atheistischen Psychologen/Arztes nicht in Konflikt mit dem Glauben?

Wie ist eure Auffassung dazu?
Da sollte man nicht alle Arten von DePressionen bei jedem BeTroffenen über 1 einzigen Kamm scheren. Die eindimensionalen "Experten" (Comtes "positivistische Priester"...) gehen z.B. als doktrinäre DemoKraten selbstredend von dem VorUrteil aus, daß alle Menschen gleich sind - aber das ist freilich eine närrische Lüge.
Vielmehr "Der Teufel behält die Versuchungen des Fleisches den Naivsten vor; und er bringt den am wenigsten Einfältigen am liebsten dadurch zur Verzweiflung, daß er die Dinge ihres Sinns beraubt." (GOMEZ DAVILA)
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Igor
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von Igor »

Grüße Gott!
Teo hat geschrieben: Hallo an alle,

ich bin neu hier im Forum und mich beschäftigt eine Frage auf die ich bis jetzt noch keine richtige Antwort gefunden habe.
Lieber Teo, herzlich willkommen im Forum!
Wie geht man als Gläubiger Mensch mit Depressionen um?
Ich denke, dass Depressionen oft die Folge von Sünden sind, von sündhaftem Handeln oder Gedanken.

Sollte ein Christ sich damit an einen Arzt oder Psychologen wenden oder kann man als Christ nur Heilung durch Bereuen der Sünden vor Gott erlangen?
Tatsächlich ist es ratsam, sich mit einem erfahrenen Priester zu dem Thema auszutauschen.

Beides hat seine Berechtigung, einige Hinweise und Links zum Thema „Orthodoxie und Psychologie“ findest Du in :arrow: dieser Diskussion.
Orthodoxe Christen können dies durch die Beichte tun. Was aber tun Katechumenen oder andere Christen wie Protestanten?

Was sollen gläubige Orthodoxe oder auch Christen anderer Konfessionen tun, wenn sie durch Beichte und Gebet keine Linderung verspüren.Keine Heilung erlangen?
Sollten sie weltliche, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen?
Die Anspruchnahme „weltlicher, medizinischer Hilfe“ ist schon in Ordnung. Doch für eine „vollständige Heilung“ ist letztendlich die Hinwendung zu Gott als dem Arzt unserer Seelen notwendig.
Kann ein Arzt oder Psychologe denn überhaupt etwas heilen wofür die Ursache Sünde ist? Steht die Weltauffassung eines oftmals atheistischen Psychologen/Arztes nicht in Konflikt mit dem Glauben?

Wie ist eure Auffassung dazu?
Ich würde da die Analogie zu Unkraut im Garten sehen. Oberflächlich kann das Ausreißen der Unkrautpflanze erst einmal alles in Ordnung erscheinen lassen und die Nutzpflanzen gedeihen. Wenn aber noch ein Stückchen Wurzel im Erdreich (analog zur Leidenschaft und der darauf resultierenden Sünde) verbleibt, wird das Unkraut wieder kommen.

Wie oben geschrieben, schau mal in den verlinkten Strang, dort gibt es auch viele weitergehende Links zu Vorträgen und Artikeln zum Thema.

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
Teo
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Gruß Gott,

Vielen Dank für eure Antworten.

Vielen Dank auch Igor für den Link zu dem anderen Forumsbeitrag. Den Vergleich mit dem Unkraut finde ich sehr passend.
Austausch mit einem erfahrenen Priester über dieses Thema ist für mich schwierig da ich (noch) nicht orthodox bin.

Es gibt sicherlich auch Depressionen, die durch physiologische Ursachen ausgelöst werden (Ungleichgewicht, Mangel bestimmter Hormone, etc)hier hilft wohl tatsächlich eher ein Arzt.

Bei Traumen und seelischen Ursachen ist denke ich auf jeden Fall der kirchliche Weg sehr wichtig. Denn die Ursache ist seelischer Natur. Vielleicht ist es ratsam sich einen christlichen Arzt/Therapeuten zusätzlich als Unterstützung zu Rate zu ziehen. In Deutschland gibt es sicher nicht sehr viele orthodoxe Therapeuten/Ärzte....vielleicht kann man zumindest einen christlichen Arzt finden....
Lisa
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von Lisa »

Lieber Teo,
Depression ist eine Krankheit! Infolgedessen sollten man unbedingt einen Arzt / Psychologen aufsuchen.
Mit Gebet kann man um Stärke beten, einsichtig sich Hilfe zu holen und die eventuelle Therapie durch zu halten. Bitte die heilige Jungfrau um Hilfe und Unterstützung. Aber suche Dir unbedingt auch einen Arzt.
Lisa
Teo
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Wie kann ich denn einen orthodoxen oder zumindest christlichen Arzt/Psychotherapeuten finden? Ich habe gegoogelt aber nichts gefunden.
Ich habe Angst, dass ein normaler Psychotherapeut meine Ansichten und Weltanschauung nicht versteht ( bzw habe ich diese Erfahrung schon einmal gemacht), und ich mich am Ende noch schlechter/falsch fühle. Und mein Geist verwirrt wird.

Ich habe leider keinen geistlichen Vater (ich bin noch auf dem Weg zur Orthodoxie/Konvertieren).Ich traue mich auch nicht einen Priester anzusprechen, da ich noch nicht orthodox bin.

Ich bete viel, Zuhause und gehe auch in die Kirche es hilft mir, aber ich habe dennoch Depressionen und leide sehr lange schon.
Ich weiss dass ich zum Arzt/Psychotherapeuten gehen sollte, aber es ist unglaublich schwer diesen Schritt zu machen, ich schäme mich und es ist schwer vor allem jemanden zu finden der ähnliche Werte und Sichtweisen zum Leben hat.
Denn mit jemanden der Scheidung als normal und völlig in Ordnung ansieht, oder Kinder als Dinge die halt ungeplant passieren, die Genderpolitik begrüßt usw . fällt es mir schwer zu reden und am Ende bleibt das Gefühl das ich irgendwie falsch bin.....denn die Gesellschaft ist so....

Ich weiss nicht ob ihr meine Bedenken versteht.

Wenn jemand einen Rat für einen Arzt/Therapeuten in und um Hamburg hat dann schreibt mir gerne.
Lisa
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von Lisa »

Hallo Teo,

wer hat denn die Diagnose "Depression" gestellt? Bei einer echten Diagnose, eventuell auch wegen eines Traumas benötigt man einen Arzt!

Nicht eine Sünde verursacht eine Depression. Wir sind alle Menschen und als solche sind wir sündig. Das kann einem das Leben schwer machen, aber eine Depression ist viel, viel mehr.

Was hilft Dir ein Arzt, der z.B. eine Scheidung verteufelt? Das findest Du selbst in der Orthodoxie in solcher Schärfe nicht. Auch ungeplante Kinder können mit Liebe und Freude entgegengenommen werden. Die sog. Genderpolitik ist eine persönliche Einstellung, die nichts mit einem Patientenumgang zu tun hat. Hier hörst Du Dich sehr streng an. Bist Du auch so streng Dir selbst gegenüber?

Für Deinen Weg in die Orthodoxie benötigst Du unbedingt eine Gemeinde und einen Priester mit dem Du reden kannst. In welche Gemeinde gehst Du denn? Vielleicht kannst Du in diesem Rahmen lernen, Dich selbst zu lieben. Damit wäre schon der erste Schritt gegangen.

Sei Dir gegenüber gelassener und bitte den Herrn um Stärke
Lisa
Lisa
LukasH
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Re: Depression und Glaube

Beitrag von LukasH »

Hallo Teo,
wenn du einen hast, geh zum Hausarzt. Da musst du sowieso hin, also kann man den Schritt auch vorziehen. Vielleicht hat er Empfehlungen für dich. Dann gehst du zu einem Psychotherapeuten. Versuche es am besten mit einem Verhaltenstherapeuten. Viele werden übervolle Wartelisten haben, aber manche werden dir einen Termin für approbatorische Sitzungen geben. Das ist ein gegenseitiges Kennenlernen mit paralleler Diagnostik. Nach drei Sitzungen müssen sich dann beide Seiten entscheiden, ob die Behandlung zusammen erfolgreich sein kann. Wenn nicht, geht die Suche von vorne los.
Bis zu diesem Punkt kann ein 3/4-Jahr vergehen, da ist unser Gesundheitssystem leider noch stark verbesserungsfähig.
Wenn du dann bei einem Therapeuten bist, zu dem du Vertrauen hast, wirst du das Thema Glauben schon angesprochen haben. Psychotherapie ist zwar im Grunde atheistisch, aber zum Glück nicht missionarisch: Dein Glaube wird dir nicht genommen. Im günstigen Fall wird der Therapeut deinen Glauben (vielleicht nennt er es Religiosität, sehen wir es ihm nach...) als positive Ressource einordnen, so wie z.B. auch ein stabiles Lebensumfeld, positiven Kontakt zu den Eltern, Hobbies, gesunde Lebensweise , etc. auf die du im Heilungsprozess zurückgreifen kannst.
Dieser (der Heilungsprozess) sollte dann - und da stimme ich Lisa voll zu - mit einem Priester besprochen werden. Hier kenne ich in Hamburg nur Vr. Joachim (www.deutsch-orthodox.de), aber das ist nicht einschränkend gemeint: Meine Kontakte zu ihm waren immer hilfsbereit und freundlich.
Weiterhin empfehle ich dir das Studium der alten Kirchenväter zum Thema Depression - dort hieß diese Mittagsdämon, Acedia, Überdruss. Hier besonders: Gabriel Bunge, Akedia, Beuroner Kunstverlag. Evagrios Ponticus, Über die Acht Gedanken, Vier-Türme-Verlag. ders. Die große Widerrede, ebd.
Und: Starte jetzt. Schreibe jetzt eine Mail mit Terminbitte an deinen Hausarzt. Und schreibe jetzt die ersten drei Therapeuten an. Mach langsam, aber Schritt für Schritt.
Alles Gute!
Stefani
Beiträge: 12
Registriert: 28.09.2022, 16:40

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Stefani »

Lieber Teo,

Ich traue mich hier kurz zu schreiben, auch wenn ich selber recht neu hier bin. Ich bin selbst Psychologin und gläubig.

Ich verstehe Deine Verunsicherung gut. Doch auch ich möchte Dich ermutigen, ärztlichen Rat einzuholen, eventuell auch Medikamente.
UND parallel kannst du dir auch seelsorgerlichen Rat holen.
Das kann als wichtige Anlaufstelle ein Pfarrer/Priester sein. Ich weiß nicht, worum du dir genau Gedanken machst, aber es ist nicht auszuschließen, dass du dich - gerade wegen der Depression - vielleicht viel mehr verurteilst als du solltest. Da hilft dir ein Beichtvater als Begleiter sicherlich am allerbesten weiter.
Ich bin allerdings leider im Süden und weiß niemanden in Hamburg…

Wenn du in weiteren Schritten einen gläubigen Therapeuten finden könntest, wäre das natürlich nicht schlecht. Grundsätzlich ist es aber so, dass jeder Therapeut deinen Glauben erst einmal als Ressource ansehen sollte. Wenn du hier parallel kirchlich „angebunden“ bist, gehst du damit bestimmt nicht in die falsche Richtung.

Ich hoffe, das ermutigt dich, dir Hilfe zu suchen. Dein Post hier war ein erster, ganz wichtiger und mutiger Schritt!

Alles Liebe Dir!
Stefani
Teo
Beiträge: 26
Registriert: 04.07.2022, 10:44

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Erst einmal danke an alle für eure Antworten!
Ich versuche euch einzeln zu antworten....
Lisa hat geschrieben: 07.10.2022, 12:52 Hallo Teo,

wer hat denn die Diagnose "Depression" gestellt? Bei einer echten Diagnose, eventuell auch wegen eines Traumas benötigt man einen Arzt!

Nicht eine Sünde verursacht eine Depression. Wir sind alle Menschen und als solche sind wir sündig. Das kann einem das Leben schwer machen, aber eine Depression ist viel, viel mehr.

Was hilft Dir ein Arzt, der z.B. eine Scheidung verteufelt? Das findest Du selbst in der Orthodoxie in solcher Schärfe nicht. Auch ungeplante Kinder können mit Liebe und Freude entgegengenommen werden. Die sog. Genderpolitik ist eine persönliche Einstellung, die nichts mit einem Patientenumgang zu tun hat. Hier hörst Du Dich sehr streng an. Bist Du auch so streng Dir selbst gegenüber?

Für Deinen Weg in die Orthodoxie benötigst Du unbedingt eine Gemeinde und einen Priester mit dem Du reden kannst. In welche Gemeinde gehst Du denn? Vielleicht kannst Du in diesem Rahmen lernen, Dich selbst zu lieben. Damit wäre schon der erste Schritt gegangen.

Sei Dir gegenüber gelassener und bitte den Herrn um Stärke
Lisa
Hallo Lisa,

Die Diagnose Depression hat keiner offiziell gestellt, da ich nicht bei Arzt war, aber die Symptome sprechen für sich.
Ich habe auch online Selbsttests von Kliniken gemacht und auch diese bestätigen es. Es ist viel mehr als nur Mal traurig zu sein oder einsam, aber dies möchte ich hier ungerne ausführen.
Ich glaube, dass ich wahrscheinlich das eine Mal einfach an keinen guten oder mir nicht passenden Heilpraktiker für Psychotherapie geraten bin. Ich habe mich schlechter gefühlt als davor. Mehr oder weniger gab er mir das Gefühl, dass wenn man an christliche/orthodoxe Werte glaubt, das nicht normal ist weil die moderne Welt eine andere ist.....nur ein Beispiel ...er meinte die Ehe ist keine Verpflichtung, Menschen scheiden sich und heiraten neu, mehrmals, warum auch nicht, das ist völlig normal....Kinder sind meist ungewollt, die wenigstens planen Kinder oder wünschen sich welche.sie passieren halt und sind eigentlich nicht gewollt aber dann da.
Familien sind eben einfach nur Zweck WGs von Individuen...und wenn einer dann seine eigenen Wege gehen möchte ist es ok.


Natürlich kann man ungewollte Kinder lieben oder eine Scheidung kann vorkommen. Aber es als völlig normal zu betrachten und als abnormal dass man z.b für die Ewigkeit heiratet oder dass man Kinder plant und sich wünscht.Dass man Werte wie Familie hat ...das finde ich fraglich.

Ich bekomme das alles gar nicht mehr zusammen aber es hat mich damals echt mehr runtergezogen als geholfen.ziemlich verletzt innerlich. Ich kam mir mit meiner Lebensvorstellung und meinen Gefühlen als unnormal vor bzw. Fühlte ich als hätte man mir den Stempel verpasst.
Und ich dachte auch wie soll denn so ein Mensch mir helfen können mit so einer Weltanschauung?

Ich bete viel, was mir auch hilft, und besuche Gottesdienste. Aber ich traue mich nicht mich einem Priester anzuvertrauen oder jemanden aus der Gemeinde anzusprechen, da ich mir nicht ganz sicher bin mit dem konvertieren. Und generell mein Zustand eben nicht der stabilste ist ...es fällt mir generell nicht leicht Fremde anzusprechen und noch dazu bin ich eben die Ausländerin dort...
Es war schon ein Schritt für mich, dass ich mich dort in die Kirche überhaupt alleine hintraue
Teo
Beiträge: 26
Registriert: 04.07.2022, 10:44

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Kai hat geschrieben: 07.10.2022, 16:30 Hallo Teo,
wenn du einen hast, geh zum Hausarzt. Da musst du sowieso hin, also kann man den Schritt auch vorziehen. Vielleicht hat er Empfehlungen für dich. Dann gehst du zu einem Psychotherapeuten. Versuche es am besten mit einem Verhaltenstherapeuten. Viele werden übervolle Wartelisten haben, aber manche werden dir einen Termin für approbatorische Sitzungen geben. Das ist ein gegenseitiges Kennenlernen mit paralleler Diagnostik. Nach drei Sitzungen müssen sich dann beide Seiten entscheiden, ob die Behandlung zusammen erfolgreich sein kann. Wenn nicht, geht die Suche von vorne los.
Bis zu diesem Punkt kann ein 3/4-Jahr vergehen, da ist unser Gesundheitssystem leider noch stark verbesserungsfähig.
Wenn du dann bei einem Therapeuten bist, zu dem du Vertrauen hast, wirst du das Thema Glauben schon angesprochen haben. Psychotherapie ist zwar im Grunde atheistisch, aber zum Glück nicht missionarisch: Dein Glaube wird dir nicht genommen. Im günstigen Fall wird der Therapeut deinen Glauben (vielleicht nennt er es Religiosität, sehen wir es ihm nach...) als positive Ressource einordnen, so wie z.B. auch ein stabiles Lebensumfeld, positiven Kontakt zu den Eltern, Hobbies, gesunde Lebensweise , etc. auf die du im Heilungsprozess zurückgreifen kannst.
Dieser (der Heilungsprozess) sollte dann - und da stimme ich Lisa voll zu - mit einem Priester besprochen werden. Hier kenne ich in Hamburg nur Vr. Joachim (www.deutsch-orthodox.de), aber das ist nicht einschränkend gemeint: Meine Kontakte zu ihm waren immer hilfsbereit und freundlich.
Weiterhin empfehle ich dir das Studium der alten Kirchenväter zum Thema Depression - dort hieß diese Mittagsdämon, Acedia, Überdruss. Hier besonders: Gabriel Bunge, Akedia, Beuroner Kunstverlag. Evagrios Ponticus, Über die Acht Gedanken, Vier-Türme-Verlag. ders. Die große Widerrede, ebd.
Und: Starte jetzt. Schreibe jetzt eine Mail mit Terminbitte an deinen Hausarzt. Und schreibe jetzt die ersten drei Therapeuten an. Mach langsam, aber Schritt für Schritt.
Alles Gute!
Lieber Kai,

Danke für die Beschreibung für den Ablauf der Organisation der Therapie, vielleicht sollte ich mich überwinden und tatsächlich eine Überweisung holen. Einen festen Hausarzt, habe ich leider auch nicht. Ich weiss nicht ob ihr das verstehen könnt aber es fällt mir unglaublich schwer damit zum Arzt zu gehen. Es fühlt sich an verrückt geworden zu sein und ich schäme mich dafür.

Was du über die Ressourcen schreibst....das ist mir in Prinzip klar, aber ich habe außer Gott/Beten keine/kaum positive Ressourcen. Und arbeiten wobei ob das positiv oder Ablenkung ist weiss ich nicht. ...
Meine familiäre Situation ist problematisch, Freunde habe ich kaum (ich versuche zwar neue Menschen kennenzulernen aber es ist schwierig), Hobbies(seitdem ich in dieser Depression tiefer stecke fällt es mir schwer etwas sinnvolles mit meiner Freizeit zu machen...)
Ich hab keine/weniger Freunde an früheren Hobbies kann mich oft auch gar nicht dazu aufraffen.

Mit einem Priester zu sprechen ist sicher sinnvoll mir fehlt nur der Mut.

Ich danke dir für die Literaturtipps!
Teo
Beiträge: 26
Registriert: 04.07.2022, 10:44

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Stefani hat geschrieben: 07.10.2022, 19:16 Lieber Teo,

Ich traue mich hier kurz zu schreiben, auch wenn ich selber recht neu hier bin. Ich bin selbst Psychologin und gläubig.

Ich verstehe Deine Verunsicherung gut. Doch auch ich möchte Dich ermutigen, ärztlichen Rat einzuholen, eventuell auch Medikamente.
UND parallel kannst du dir auch seelsorgerlichen Rat holen.
Das kann als wichtige Anlaufstelle ein Pfarrer/Priester sein. Ich weiß nicht, worum du dir genau Gedanken machst, aber es ist nicht auszuschließen, dass du dich - gerade wegen der Depression - vielleicht viel mehr verurteilst als du solltest. Da hilft dir ein Beichtvater als Begleiter sicherlich am allerbesten weiter.
Ich bin allerdings leider im Süden und weiß niemanden in Hamburg…

Wenn du in weiteren Schritten einen gläubigen Therapeuten finden könntest, wäre das natürlich nicht schlecht. Grundsätzlich ist es aber so, dass jeder Therapeut deinen Glauben erst einmal als Ressource ansehen sollte. Wenn du hier parallel kirchlich „angebunden“ bist, gehst du damit bestimmt nicht in die falsche Richtung.

Ich hoffe, das ermutigt dich, dir Hilfe zu suchen. Dein Post hier war ein erster, ganz wichtiger und mutiger Schritt!

Alles Liebe Dir!
Stefani
Liebe Stefani,

Ich danke dir für deine Nachricht. Und es stimmt was du schreibst. Ich sollte wohl zum Arzt und auch mit einem Priester sprechen.
Der Gang zum Arzt ist so wahnsinnig schwer. Immer wenn es mir ganz schlimm geht sag ich mir morgen gehst du zum Arzt.Und dann mache ich es doch nicht.Dann geht es einigermaßen ein paar Tage....und wieder von vorn.
Hinzu kommt dass ich nicht wirklich gute Erfahrungen mit Ärzten gemacht habe und die Verpflichtungen ja hinbekomme....ich gehe arbeiten, die Wohnung ist geputzt und ich zahle die Rechnungen.
Nur mehr tue ich nicht.Ich " lebe" nicht mehr😐

Ich bin (noch) nicht orthodox, und auf der einen Seite möchte ich gerne konvertieren, auf der anderen Seite habe ich Angst und bin unsicher. Angst dass ich nicht genug weiss, Angst von meiner Familie verurteilt zu werden (sie würden es nicht verstehen), Angst aus meinem labilen Zustand heraus zu handeln um einen Halt zu haben und nicht aus wahren Glauben, Angst immer fremd dort zu sein, Angst den strengen Auflagen (kein Yoga, fasten, ...) nicht gerecht werden zu können, usw.
Ich glaube und bete, ich lese orthodoxe Literatur. Schaue mir Videos von Predigten oder Vorträgen von Priestern auf YouTube an.

Aber ich möchte eben nicht die Zeit eines Priesters stehlen wo ich noch nicht Mal zu 100% sagen kann ob ich orthodox werden möchte. Und als Fremde, noch nicht einmal orthodoxe Person gleich den schweren seelischen Zustand auf den Priester abzuladen, zu dessen Kirche man nicht gehört fühlt sich nicht richtig an.
Stefani
Beiträge: 12
Registriert: 28.09.2022, 16:40

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Stefani »

Liebe Teo,

Danke für Deine Antwort!

Ich kann das gut nachvollziehen. Vielleicht machst du als nächstes einfach den Termin beim Hausarzt aus - ein erster kleiner Schritt. Dann gehst du als nächsten Schritt hin und schilderst wie es dir geht. Und schaust was er sagt und vorschlägt.
Einen kleinen Schritt nach dem anderen, ohne immer wieder abzuwägen und zu überlegen.
Du musst dem Arzt auch nicht deine tiefsten Gedanken erzählen! Nur dass es dir wirklich schlecht geht und du aus dem Tief irgendwie nicht rausfindest, dass du viel grübelst, so in der Art.

Wegen des seelischen Beistandes verstehe ich deine Situation auch gut, mir würde es wahrscheinlich ähnlich gehen, ich bin auch (noch?) nicht orthodox und hätte vielleicht irgendwie Hemmungen.
Bist du denn an eine andere christliche Stelle angebunden? (Das wäre zb bei mir der Fall) dann würde ich dort um ein Seelsorgegespräch bitten - einfach um eine erste Unterstützung zu haben, und wo du deinen Glauben nicht rechtfertigen musst.

Man rät übrigens dazu, in einer depressiven Episode keinerlei Grundsatzentscheidungen zu treffen. Das Thema Konversion schätzt du in dieser Hinsicht also realistisch ein - gerade weil es dir ja ein so wichtiges Thema ist, möchtest du es nicht überstürzt, aus einer geistlichen Notlage heraus angehen.

Hier könntest du dir selbst einfach Zeit “verordnen“, zb „im nächsten Viertel / halben Jahr denke ich nicht über das orthodox-werden nach, alles bleibt erstmal, wie es ist. Dann schaue ich rückblickend, ob 1. es mir besser geht und 2. sich hinsichtlich Konversion etwas von selbst entwickelt hat.“
Und dann kannst du dir wieder Zeit geben, oder aber nächste Schritte gehen, je nachdem.

Du darfst Dir Zeit geben. Gott ist mit dir in allem.

Einen lieben Gruß!

Stefani
Teo
Beiträge: 26
Registriert: 04.07.2022, 10:44

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Liebe Stefani,

danke für deine Nachricht.

An eine andere Gemeinde bin ich leider nicht angebunden, ich identifiziere mich schon am meisten mit der orthodoxen Kirche. Zur evangelischen habe ich keinen Bezug mehr.
Aber wie du schreibst sollte man in so einem Zustand keine Grundsatzentscheidungen treffen.

Ich trage schon sehr lange den Gedanken orthodox zu werden in mir, war zwischendurch auch Mal deutlicher von Gott entfernt....und hab mich generell nie getraut orthodox zu werden....

Ich denke aber auch, dass ich die Depression versteckt schon sehr lange in mir trage (mit anderen versteckten Symptomen und in einer deutlich milderen Form).
Sie ist jetzt durch traurige, lebensverändernde Ereignisse seit einem Jahr an die Oberfläche gekommen und stärker ausgebrochen.Mehr oder weniger habe ich jetzt erst verstanden, dass es eine Depression ist.



Gottes Segen dir!
Teo
Beiträge: 26
Registriert: 04.07.2022, 10:44

Re: Depression und Glaube

Beitrag von Teo »

Ich möchte euch bitten für mich zu beten, dass ich mich überwinden kann zum Arzt oder Psychotherapeuten für ein Erstgespräch zu gehen. Es ist so schwer für mich, eher würde ich einen Marathon laufen oder Berge besteigen....
Gott vergelts!
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