Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

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jankiel
Beiträge: 4
Registriert: 23.10.2022, 22:15
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Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von jankiel »

Hallo,

ich habe mich vor etwa 25 Jahren entschieden, Baptist zu werden und unter der Annahme des reformatorischen sola scriptura hielt ich das auch für eine folgerichtige Wahl.
Nun hat es sich aber ergeben, dass ich mir meiner Grundannahmen nicht mehr sicher bin und die Überlieferungen wenigstens der frühen Kirche (bis ca. 3. Jhd.) uns auch etwas zu sagen haben sollten.

Die Orthodoxie befindet sich ja diesbezüglich sozusagen auf der gegensätzlichen Seite des theologischen Spektrums. Und natürlich ist mir vieles sehr fremd. Ich würde jedoch sehr gerne mehr darüber lernen und bin auf der Suche nach einem guten Buch, welches sozusagen die Orthodoxie anhand der Überlieferungen der apostolischen und Kirchenväter (auch zusätzlich gerne anhand der Bibel) erklärt.

Ich habe mir das Buch "Alte Kirche" von Susanne Hausammann bestellt. Das war interessant, jedoch diesbezüglich nicht besonders ergiebig. Ich hätte gerne etwas, das die Dinge systematisch durchgeht. Zum Beispiel die Eucharistie, die Buße, die Leidenschaften usw... Aber bitte nicht mit kurzen Lehrsätzen wie bei einem Katechismus.

Ich hoffe, dass ich einigermaßen rüberbringen konnte, was mir vorschwebt und freue mich über gute Antworten. Vielen Dank schon mal im Voraus.

Liebe Grüße
Jan
Marian
Beiträge: 272
Registriert: 11.05.2016, 11:28
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von Marian »

Ein herzliches Grüß Gott,

da ist ja mal einer auf meiner Wellenlänge, wenn auch von der anderen Partei.
Wenn es dir gefällt, liest du unter
https://bkv.unifr.ch/de/works/cpg-3495
folgendes und wirst deinen Blickwinkel erweitern.

Zitat:>>>>>Eusebius von Caesarea (260-339)

Einleitung: Kirchengeschichte des Eusebius

(Historia Ecclesiastica)

1. Aufbau und Zweck der KG des Eusebius1

Die wertvollste Quelle für die älteste Geschichte des Christentums ist die KG des Eusebius; ohne sie wüßten wir von der alten Kirche herzlich wenig. So wie diese KG uns aber heute vorliegt, war sie von ihrem Verfasser anfänglich nicht geplant. Jetzt umfaßt dieselbe zehn Bücher. Die letzten Bücher jedoch wurden von ihm erst später beigefügt. Wie Eusebius selbst als Kirchenhistoriker, so hatte auch sein bedeutendstes Werk eine geschichtliche Entwicklung durchzumachen.
...
Von den Studien des um die Eusebiusforschung verdienten Schwartz ausgehend, untersuchte R. Laqueur in seinem Buche „Eusebius als Historiker seiner Zeit“ von neuem in gründlichster Arbeit den Aufbau der KG des Eusebius. Durch diese äußerst mühsame und schwierige philologische Forschung hat Laqueur sich unbestreitbar größtes Verdienst um das richtige Verständnis des Eusebius und seiner KG erworben. Nach Laqueur hatte Eusebius schon vor 303 dem gelehrten Publikum eine KG in sieben Büchern vorgelegt, die sich im wesentlichen mit den ersten sieben Büchern des uns überlieferten Werkes deckt. Diese erste Ausgabe erfolgte ziemlich gleichzeitig mit der ersten Niederschrift der Chronik Eusebs. Von neuem zwang das große Erlebnis der 303 einsetzenden Christenverfolgung Eusebius die Feder in die Hand; es führte zum ersten Umbruch im Aufbau des Ganzen. 311 entschloß er sich, in dem nun seinem Werke beigefügten achten Buche eine Geschichte dieser Verfolgung zu geben. Die Schilderung dieses Buches, die keine Kenntnis der wirklichen Zusammenhänge zeigt, ist dürftig und beruht nur auf einigen persönlichen Erlebnissen und auf Erkundungen, welche sich angesichts der schweren Krisen nur auf einen kleinen Umkreis beschränkten. Der dem achten Buche beigefügte „Anhang“ gibt eine kurze Erzählung der Ereignisse von 311-313. Als im Jahre 313 Friede eintrat und Eusebius nun Gelegenheit hatte, sich eingehender über die Ereignisse der vergangenen Jahre zu unterrichten, gestaltete er die Verfolgungsgeschichte des achten Buches von Grund aus um. Die Darstellung der selbstgeschauten Martyrien, die er 311 hier geboten hatte, entfernte er aus der KG und rundete sie allmählich in einer selbständigen Schrift zu dem Thema der Märtyrer von Palästina um. An Stelle dieser früheren Darstellung trat nun im achten Buche ein Bericht von Martyrien aus verschiedenen Gegenden, der nicht mehr wie zuerst chronologisch, sondern lokal geordnet wurde. Nachdem Eusebius weiteres Material über die Geschichte seiner Zeit zugeflossen war, verteilte er nach 317 den bisher im achten Buche zusammengefaßten Stoff auf das achte und neunte Buch, während für die Tyrische Festpredigt das zehnte Buch bereitstehen sollte. Die letzten Ergänzungen machte Eusebius nach 323, nach dem siegreichen Kampfe Konstantins gegen Licinius.<<<<

Ich für meinen Teil habe nun den Text von
>>>>>Irenäus von Lyon 130-202

Demonstratio apostolicae praedicationis

Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV)

Bibliographische Angabe

Erweis der apostolischen Verkündigung (Demonstratio apostolicae praedicationis) In: Des heiligen Irenäus fünf Bücher gegen die Häresien. Aus dem Griechischen übersetzt von E. Klebba. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 4) München 1912. (Translation, Deutsch)<<<<<<
https://bkv.unifr.ch/de/works/cpg-1307/ ... digung-bkv

ins Auge gefasst.
Überaus ergreifend diese Texte aus einer Zeit zu lesen, in der die ganze Bevölkerung die Gottesfurcht kannte (wenn auch zum Großteil heidnisch). Wie automatisch schätzt man sie höher. Sie sollten dem Glauben dienen und nicht dem Autor. Moderne Autoren, damit meine ich nach Thomas von Aquin, kommen ja doch immer gewollt oder ungewollt in die Strömung - ICH bin, ICH denke, ICH tue.
jankiel
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von jankiel »

Hallo,

herzlichsten Dank für deine Antwort auf meine Frage! Diese Webseite kenne ich bereits und finde es toll, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, diese ganzen Quellen zusammenzutragen und verfügbar zu machen.

Dennoch: Gestern schon, als ich den Post abschickte, hatte ich mich gefragt, ob es nicht klüger gewesen wäre, wenn ich darauf hinweisen würde, dass ich BKV bereits kenne und mir das Material zu umfangreich ist, um es selber zu sichten. Das würde mich bestimmt über Jahre beschäftigen und ich hatte gehofft, dass irgendeiner vor mir schon auf eine ähnliche Idee gekommen wäre, möglicherweise jemand, der mit solchen Dingen beruf(ung)smäßig befasst ist.

Also ich warte noch ein wenig ab, bevor ich mich daran mache, selber die ganze BKV durchzulesen und zu systematisieren. ;-)

Liebe Grüße und Gottes Segen
Jan
holzi
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von holzi »

Hallo Jan,

ich hatte erst gestern eine Unterhaltung mit einem ehemals lutherischen Pfarrer, der jetzt katholischer Priester ist. Es wurde auch das Thema "sola scriptura" angeschnitten. Ich sage immer, Sola Scriptura sei unbiblisch und da stimmte er mir herzlich lachend zu. Diese Prämisse, dass nur und einzig die Schrift als Autorität gelten solle, lässt sich nämlich tatsächlich nicht aus der Hl. Schrift ableiten und ist daher ein Paradoxon, da es ein Postulat Luthers (und etlicher seiner Zeitgenossen) ist.

Katholiken und Orthodoxe haben viele differierende theologische Ansichten, aber zum Thema Tradition und Schrift dürfte weitgehende Einigkeit herrschen.

Grüße,
Konrad
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
Marian
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von Marian »

Guten Morgen JanKiel und vielen Dank Holzi,

Jankiel du möchtest es einfach haben, zusammengefasst. Lies mal den Holzi seine Nachricht 2x und du erkennst, das wollte Prof.Dr. M. Luther und Koll. auch und ist fehlgegangen, OBWOHL er das richtige getan hat, nämlich u. a. die sehr sehr gute Übersetzung der Bibel.
Vielleicht hat er auch vor der Sichtung und Übersetzung der Apostolischen Väter und Kirchenväter zurückgeschreckt. Er war vielleicht Perfektionist und wollte die allumfassende Wahrheit benennen und dabei grenzte er und andere wohl den Blickwinkel übermäßig ein. Er wusste ja, dass in der Antike Männer vollen Glaubens die ganz unterschiedlichen Texte des Neuen Testaments zusammengetragen haben mussten, um sie als Ganzes zu überliefern. Warum hat er angesichts dessen was dann in den Glaubenskämpfen aus seinem Protest entstand, nicht z.B. "Gegen die Häresien" übersetzt? Es gab eine Rechtsordnung. Jeder hätte mit den hl. Kirchenvätern ein Gericht anrufen und gegen den Ablasshandel klagen können. Er hat es nicht getan. Er hat sich Frau und Kinder zugelegt und sich in Seinem persönlichen Erfolg gesonnt, wie so mancher Prof.

Die Gotteserkenntnis ist nicht leicht, sie ist aber auch nicht schwer, denn die Gotteserkenntnis wird durch Seine Gnade geschenkt und wird aus der Liebe zu Gott geboren. Niemals aber kommt sie aus der Erkenntnis, was, denke ich, schon der hl. Evangelist Johannes und der hl. Ap. Paulus schreiben.

Du hast allerdings das Internet. Das BKV hat eine Suchfunktion. Nach der Schlagwortsuche bekommst du eine Liste mit den Angaben Autor und Zeit. Und da bleibt nicht viel übrig aus dem 1.-3. Jhd. Denn es gibt aus dieser Zeit gar nicht viele überlieferte Texte und noch dazu kommt, die Alten haben sich meist kurz gefasst.

Nur Mut. Ran, an den Schinken.

m
jankiel
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von jankiel »

Hallo Marian,

ich würde es etwas milder formulieren: Ich hätte es gerne einfacher im Sinne von noch zu bewältigen. Ich fürchte nämlich, dass ich, obwohl ich die Werke nicht erst noch übersetzen muss, trotzdem weniger Zeit habe als seinerzeit Martin Luther hatte.

Ich möchte an dieser Stelle auch widersprechen, dass es sich dabei um eine Kleinigkeit handelt. Ich habe mir einiges vom Material der ersten drei Jahrhunderte heruntergeladen und zusammengenommen ergibt das schon einige tausend Seiten.

Wenn es kein Buch dazu gibt, dann ist das eben so. Fand den Gedanken jetzt nicht so abwegig, dass dazu jemand mal etwas geschrieben haben könnte. Ansonsten muss ich halt mein eigenes Buch darüber schreiben. :|

Liebe Grüße
Marian
Beiträge: 272
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Re: Suche Buch über Theologie und frühe Kirche

Beitrag von Marian »

Moin, moin,

da hast du schon recht. Da sind auch gestern die Pferde gescheit mit mir durchgegangen.
Vielleicht ist es dein Vorsehung alles zusammen zu tragen und das Buch zu schreiben. Doch nach dem wenigen was mir bekannt ist, stand eben Eusebius vor ca.1740 Jahren genau an dem Punkt wie du und hat im folgenden seine Kirchengeschichte geschrieben. Sie war wohl nicht allumfassend aber vom Glauben inspieriert.
Weniger durch den rechten Glauben an den Herrn Jesus Christus als durch akademische Motivation gehen da Historiker heran, obwohl sie es mit nahezu ausschließlich im Heiligen Geist formulierten Texten zu tun bekommen. Wie zum Beispiel der Offenbarung des Johannes.
Dazu kann ich dir in der Arte Mediathek die Doku-Reihe "Die Apokalypse" empfehlen. Dort geben Historiker einen Umriss aller wichtigen und unwichtigen Erkenntnisse und Forschungen bzgl. der frühen Kirche. Es werden aber auch Quellen und Zitate genannt und Details und Hypothesen erörtert.
Prophetisch: Du wirst zwei Dinge erkennen.
1. Dein Buch wird sich machen wie der Gang eines Schwerstbehinderten, wenn du es im Unglauben oder aus dem unorthodoxen Blickwinkel der Häretiker schreibst.
2. Du wirst zumindest eine Auswahl der Apostolischen Väter und Kirchenväter lesen müssen. (z.T. lesen sie sich wie ein Gebet, was dir beim Erfolg des Buches hilft ;-) )
Dir als Freikirchler kann ich noch empfehlen, fang mit dem hl. Clemens von Rom an. Der liest sich fast wie die Apostelbriefe, das bist du gewohnt und gibt dir notwendiges Anfangsvertrauen in die heiligen Gott tragenden Väter.
Aus dem Glauben kommt das Vertrauen und von da ist es nicht weit zur Liebe! :)
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